Yoko Ogawa - Das Museum der Stille

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 3.051 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Juva.

  • Ein junger Mann kommt in ein abgelegenes Dorf in der Provinz. Unter Anleitung einer alten Dame soll er dort ein Museum einrichten, das eine Sammlung von Alltagsgegenständen beherbergt. Alle Gegenstände wurden einst von der alten Dame gestohlen, um die Erinnerung an verstorbene Dorfbewohner zu bewahren. Aufgabe des jungen Mannes ist es zunächst, alle Exponate zu erfassen, zu ordnen und zu katalogisieren. Doch bald schon wird er von der alten Dame gedrängt, selbst den Erinnerungsstücken der Dorfbewohner nachzujagen.



    Ein wirklich eigenartiges Buch. Als ich damit fertig war konnte ich nicht sagen ob es mir gefiel oder nicht, obwohl es mich bis zum Schluß gefesselt hat. Aber da es mir nach drei Tagen noch immer nicht so richtig aus dem Kopf geht, hat es mich anscheinend doch auf seine besondere Art und Weise fasziniert.
    Man ist versucht dieses Buch mit einem Murakami zu vergleichen, aber es doch etwas anderes, denn es spielt nur in der Realität. Es ist wunderbar zu beobachten wie die Hauptperson von ihrer anfänglichen Verstörtheit, über seine Aufgabe, in eine für ihn fesselnde Faszination übergeht. Trotz der sehr sachlich gehaltenen Sprache, vermittelt die Autorin eine verzaubernde und verwirrende Geschichte, der es nicht an Gefühl fehlt. Genau diese Sprache ist es, die ich an der japanischen Literatur so hoch schätze.



    4ratten


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    Inhalt:
    Das ist schon ein seltsames Hobby, das die exzentrische alte Dame da pflegt. Und da sie auf die Hundert zugeht, engagiert sie einen jungen Mann für den Museumsaufbau und die Verwaltung. „Ich habe mir vorgenommen, mir jedes Mal, wenn im Dorf jemand stirbt, einen persönlichen Gegenstand ...anzueignen.“ Da wäre ein Diaphragma einer Prostituierten, das Glasauge eines alten Mannes oder das Spezialskalpell eines Arztes zur Verkleinerung der Ohren. Bald schon muss der junge Mann bei der Beschaffung der Exponate mithelfen. Im Ort geschehen derweil mysteriöse Morde an Frauen, die auch ihn plötzlich in anderes Licht stellen : „...für das Museum würde ich alles tun.“ Alles?


    Ich habe heute mit diesem Buch begonnen und wollt eigentlich nur mal kurz hineinlesen, da ich noch einige Dinge zu erledigen habe und ehe ich mich versah, hatte ich schon 45 Seiten gelesen.
    Ich kann gar nicht sagen, was den Reiz dieses Buches ausmacht. Es ist bisher noch gar nichts besondere geschehen, der junge Mann ist in dem Ort angekommen, hat dieses wirklich sehr exzentrische alte Frau kennengelernt und schaut sich nun erst einmal in der Umgebung um, denn mit dem eigentlichen Projekt darf er erst mit dem zunehmenden Mond beginnen.
    Was ganz besonders merkwürdig an diesem Buch erscheint ist, dass es hier keinerlei Namen gibt. Weder für den jungen Mann, noch die alte Frau oder ihre Adoptivtochter. Auch der Ort hat keinen Namen und ich bin mir noch nicht einmal sicher, in welchem Land dieses Geschichte spielt, denn von der Beschreibung her, könnte es einerseits England, dann wieder der Norden Amerikas - aber auch Japan sein. Ich habe keinen blassen Schimmer und auch die anderen Rezensionen konnte mir hierbei nicht wirklich helfen und Aufschluss geben.
    Trotzdem fesselt mich dieses Buch und ich freue mich schon darauf, wenn ich heute nachmittag weiterlesen kann.


  • Was ganz besonders merkwürdig an diesem Buch erscheint ist, dass es hier keinerlei Namen gibt. Weder für den jungen Mann, noch die alte Frau oder ihre Adoptivtochter.


    Was du hier schreibst, erinnert mich stark an ein anderes Buch von ihr: Das Geheimnis der Eulerschen Formel
    Auch dort waren alle fast alle Personen namenlos und doch hat es mich, wie dich hier, sehr stark gefesselt. Ich werde aufmerksam verfolgen, was du noch zu berichten hast.

  • Es ist wirklich verrückt, wie einen dieses Geschichte in den Bann zieht, obwohl sie schon ziemlich bizarr ist. Eigentlich wollte ich heute Abend mein anderes Buch zu Ende lesen und muss nun feststellen, dass ich schon fast die Hälfte dieses Buches gelesen habe. Immer wieder sagte ich mir: "Nur noch dieses Kapitel" und schwupps, war ich schon wieder beim nächsten.


    Es ist schon fast makaber, welche Erinnerungsstücke den Toten entwendet werden um das Museum damit auszustatten, aber ich habe mich doch tatsächlich eben dabei ertappt zu überlegen, was ich wohl mitnehmen würde.
    Letztendlich ist ja fast schon eine Ehrung der Toten, denn die alte Frau nahm niemals Dinge die wertvoll waren, sondern vielmehr repräsentativ für den Verstorbenen und ganz bewusst an seine Lebzeiten erinnern.
    Da die alte Frau nicht mehr auf Raubzug gehen kann, muss dies nun der Kurator machen und obwohl er gar nicht will, merkt er, dass er schon angesteckt ist und ohne zu überlegen handelt.
    Dieses Buch gefällt mir wirklich ausgesprochen gut.

  • Das klingt ja interessant, aber auch irgendwie merkwürdig.
    Mysteriöse alte Dame. Ich frage mich im Moment nur wohin die Geschichte dann gehen wird?
    Ich behalte den Thread hier mal im Auge und hoffe du berichtest weiter

  • Ich bin auch gespannt, was du noch berichten wirst! :winken:
    Das Buch habe ich schon auf meiner Bibliotheks-Merkliste, weil die Kurzbeschreibung mich schon ansprach und weil ich Das Geheimnis der Eulerschen Formal auch toll fand.
    Ich glaube, ich muss mir das bald ausleihen.

  • Yoko Ogawa - Das Museum der Stille

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    OA: 2000
    OT: Chinmoku Hakubutsukan
    352 Seiten
    ISBN: 978-3746630069


    Inhalt:
    Das ist schon ein seltsames Hobby, das die exzentrische alte Dame da pflegt. Und da sie auf die Hundert zugeht, engagiert sie einen jungen Mann für den Museumsaufbau und die Verwaltung. „Ich habe mir vorgenommen, mir jedes Mal, wenn im Dorf jemand stirbt, einen persönlichen Gegenstand ...anzueignen.“ Da wäre ein Diaphragma einer Prostituierten, das Glasauge eines alten Mannes oder das Spezialskalpell eines Arztes zur Verkleinerung der Ohren. Bald schon muss der junge Mann bei der Beschaffung der Exponate mithelfen. Im Ort geschehen derweil mysteriöse Morde an Frauen, die auch ihn plötzlich in anderes Licht stellen : „...für das Museum würde ich alles tun.“ Alles?


    Eigene Meinung:
    Geschrieben aus der Sicht des Museumskurators, nimmt das Buch einen eigenartigen Verlauf. Zum einen ist es anfänglich sehr verwirrend, dass weder Namen, noch Orte erwähnt werden - ich bin mir noch nicht einmal sicher in welchem Land dieses Buch spielt. Recht schnell jedoch bemerkte ich, dass dies auch gar nicht von elementarer Bedeutung ist.


    Liest man den Klappentext, könnte man davon ausgehen, dass es sich hier um eine Art Krimi handelt, aber dem ist nicht so.
    Das Thema Stille hat in diesem Buch Vorrang und es koppelt sich sehr gut mit dem ruhigen und fast sachlichen Schreibstil, der diese Stille auch in diesem Buch erzeugt.
    Hauptthema ist der Tod, das Leben und was von einem Leben zurückbleibt, ist
    es beendet. Oftmals ist das gar nicht viel, so dass meist ein einziger Gegenstand der betreffenden Person gesammelt wird. So wie jedes Exponat einzigartige ist, so ist auch jedes Leben einzigartig.
    Dieses aussergewöhnlich Buch appelliert daran, sich zu erinnern, kein Leben zu vergessen und die Erinnerungen daran weiterzugeben.


    4ratten

  • Wobei wunderschön nicht das Adjektiv ist, dass ich verwenden würde. Eher eindrucksvoll oder ungewöhnlich. Ein Wohlfühlbuch ist es nicht.

  • Ich brauch auch keine Wohlfühlbücher :zwinker: 'Eindruckvoll' ist stark und ich hab das Gefühl, dass mir das Buch gefallen wird. Mein Buch-Gefühl täuscht mich selten :smile:

    //Grösser ist doof//

  • Ich hatte das Buch auch schon ein paar Mal in der Hand und überlege immer noch ob ich es kaufen soll.
    Deine Beschreibung hört sich aber ganz gut an vielleich finde ich es ja in der Bücherei.

    Nigends findest du Frieden als in dir selbst.

  • Ich bin nicht ganz so begeistert wie meine Vorrednerrinnen, aber ganz schlecht fand ich Das Museum der Stille auch nicht.


    Die Geschichte reduziert sich aufs Wesentliche. Die Protagonisten haben keine Namen, sondern tragen nur Bezeichnungen. Auf dem ersten Spaziergang, den das Mädchen und der junge Mann durchs Dorf gemacht haben, wurden nur der Platz in der Mitte und das Geschäft mit den Eiern wirklich beschrieben. Der Rest des Dorfs bleibt blass. Dafür beschreibt die Autorin sehr intensiv die Gefühle und Beobachtungen des namenlosen jungen Manns, gerade in Bezug auf das Mädchen und seine Mutter. Von den Beiden hatte ich wieder ein gutes Bild vor Augen, wie auch vom jungen Verkünder der Stille. Dagegen blieben der Gärtner und auch die Haushälterin im Hintergrund.


    Die Idee mit dem Museum selbst fand ich skurril. Eigentlich habe ich nicht erwartet, dass sich der junge Mann auf die Beschaffung der Erinnerungsstücke einlässt. Dass er es letztendlich getan hat, kann ich mir nur damit erklären, dass er sich dem Sog des Ganzen nicht entziehen konnte, aber auch dem Mädchen gefallen wollte.


    Die Autorin deutet vieles an, ohne Dinge wirklich auszusprechen. Vieles konnte ich mir zusammenreimen, bevor es der junge Mann konnte.


    Das Museum der Stille hat vieles, was mir gefallen hat. Aber Geschichte insgesamt konnte mich nicht erreichen, ohne dass ich den Finger auf den Grund legen konnte.

    3ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Alleine der Titel des Buches nimmt mich immer wieder gefangen.


    Ich bin hin und her gerissen, da ich durchaus eine Schwäche für "etwas seltsame" japanische Romane habe, deine Kritikpunkte Kirsten jedoch auch gut nachvollziehen kann.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Yoko Ogawas Roman "Das Museum der Stille" lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits hat mir die sprachliche Gestaltung sehr gut gefallen, besonders die Naturbeschreibungen sind poetisch und schaffen einen harmonischen Rahmen, in dem sich die Handlung abspielt. Diese sorgt andererseits für ein wachsendes Unbehagen: schon die Grundidee der alten Dame, ein Museum für Gegenstände anzulegen, die Toten entwendet wurden, ist sehr eigenartig. Und dann sind da diese Dame selbst und ihre Tochter, deren teilweise undurchsichtiges Handeln es für den namenlosen Ich-Erzähler nicht leichter machen, seinen Auftrag zu erfüllen und seinen Lebensmittelpunkt in das kleine Dorf zu verlegen.

    Doch genau das muss er unbedingt tun, weil die Welt außerhalb verschwunden zu sein scheint - auf die Briefe an seinen Bruder erhält er keine Antwort, und als er versucht, den Ort zu verlassen, fährt am Bahnhof kein einziger Zug ab. Hier wird mit den Grenzen der Realität gespielt, die zu verschwimmen scheinen, was in Zusammenhang mit einigen schrecklichen Frauenmorden, bei denen der Ich-Erzähler schließlich als Verdächtiger betrachtet wird, die Atmosphäre verändert, hier scheint etwas Bedrohliches am Werk zu sein.

    Dass sich am Ende einige Handlungsstränge doch klären, sodass beispielsweise klar wird, ob hier wirklich übernatürliche Kräfte am Werk waren, ist nicht wirklich tröstlich, ebensowenig dass sich der Ich-Erzähler grundsätzlich mit seinem Schicksal arrangiert.


    Yoko Ogawa hat einen ungewöhnlichen, spannenden und sprachlich sehr ansprechenden Roman geschrieben, bei dem mir die Handlung gegen Ende aber überhaupt nicht gefallen hat, sodass ich hier einfach Punkte abziehen muss.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: