Jane Austen - Persuasion (Überredung)

Es gibt 77 Antworten in diesem Thema, welches 26.761 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Juva.

  • Ich habe bisher drei von Jane Austens Romanen gelesen, und Persuasion war mein liebster. Er hebt sich insofern von den anderen ab, als die Protagonistin hier schon etwas älter ist, nämlich 27. Vielleicht hat mitgespielt, dass ich beim Lesen auch 27 war und mich auch davon abgesehen in Vieles sehr gut hineinversetzen konnte (was bei einem 200 Jahre alten Werk schon was heißen will) - jedenfalls war ich hin und weg und finde es eigentlich schön langsam an der Zeit für einen Re-Read. :breitgrins:

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b


  • Vielleicht hat mitgespielt, dass ich beim Lesen auch 27 war und mich auch davon abgesehen in Vieles sehr gut hineinversetzen konnte (was bei einem 200 Jahre alten Werk schon was heißen will)


    Same here. :err:


    Ich fand es auch besonders toll, dass die Liebe zwischen Captain Wentworth und Anne so stark ist, dass sie Jahre überdauert, auch wenn sie sich eine große Zeitspanne lang nicht sehen. Und der Brief ist soo schön, das kann man gar nicht oft genug erwähnen. Allein die Worte "You pierce my soul". :herz:

  • Auf jeden Fall. In meinen Nachwort - das war ganz interessant - wurde auch geschrieben (also Nachwort vom Übersetzer ;) ), dass manche in dem Buch gerne autobiographische Züge lesen, da Jane Austen auch jemanden lange geliebt hat, allerdings ohne Happy End. Doch meinte der Übersetzer dann noch, dass das nie bewiesen werden konnte und er eher nicht davon ausgehe. Eigentlich finde ich den Gedanken aber sehr schön. Eine kleine Hommage an die Liebe! :herz:

  • Nein, ich glaubs an sich auch nicht. Aber vielleicht ist das ein oder andere darin eingeflossen. Gefühlsbeschreibungen und so. Die klangen nämlich wirklich sehr authentisch bei Anne. :)

  • Da muss ich doch glatt an den Film "Geliebte Jane" denken. :)


    Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass Jane Austen beim Schreiben ihre eigenen Gefühle, wenn vielleicht auch in verschlüsselter Form, mit eingebracht haben könnte. Nur weil es darüber keine Aufzeichnungen gibt, heißt das ja nicht, dass es nicht so gewesen sein könnte.

  • Huhu, ihr Austenites!


    Da ich kürzlich erst die neuere (von 2007) Verfilmung gesehen habe, wollte ich euch einen Filmtipp ans Herz legen.


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    Durch die alte Version mit Ciaran Hinds habe ich es bis heute nicht geschafft (viel zu langweilig), aber diese Verfilmung hat mich total gepackt. Anne Elliot wurde für mich viel lebendiger als im Buch - ich habe mit ihr mitgefiebert und war emotional geschüttelt als sie das erste Mal wieder auf Captain Wentworth trifft.
    Außerdem wurde hier richtig Spannung aufgebaut - ich muss das Buch wirklich nochmal lesen, ich erinnere mich nur ganz vage daran und es ist bis heute mein am wenigsten liebster Austen-Roman.


    Für alle, die wie ich nicht genug von Jane Austen kriegen können und immer wieder neue Verfilmungen gucken könnten, ist das hier jedenfalls meine Empfehlung.
    Das Wetter hier ist heute ohnehin grausig, vielleicht gucke ich mir Persuasion gleich nochmal an. :elch:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Ich muss sagen ich finde beide Verfilmungen haben ihre Berechtigung und ich liebe sie beide! Ich finde bloß das in der älteren Annes Schüchternheit und ihre Unfähigkeit (zunächst) sich durch zu setzen besser rüberkommen und auch das Alter der Figuren etwas besser zum Tragen kommt. Die neue Verfilmung schau ich aber trotzdem genauso gern. Sie ist halt neuer und frischer^^


  • Ich muss sagen ich finde beide Verfilmungen haben ihre Berechtigung und ich liebe sie beide!


    Oh, das möchte ich gar nicht bestreiten. Ich bin ein großer Fan von Ciaran Hinds und die ältere Anne Elliot hat auch gepasst - hübsch soll sie ja eh nicht sein. Mir hat einfach die Art des älteren Filmes nicht gefallen. Da fand ich es sehr schwer, im Blick zu behalten, wer wie warum mit wem verwandt ist. Im Buch ist das oft schon kompliziert, aber da hat man mehr Zeit, die Charaktere kennen zu lernen. In einer Verfilmung muss man da schon gut aufpassen, dass die Zuschauer nocht mitkommen. Und ich hatte - obwohl ich das Buch gelesen hatte - bei der alten Verfilmung eben grobe Probleme damit.


    Wie bei Jane Eyre und Wuthering Heights finde ich es aber toll, dass diese Bücher immer wieder verfilmt werden. Jede Verfilmung bringt doch einen eigenen Charme mit sich und spiegelt die Zeit, in der sie gedreht wird ebenso wieder wie die Handlung des Buches. :zwinker:

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  • Ich habe mir den Thread durchgelesen, nachdem ich meine Rezi geschrieben hatte. Der oft erwähnte Brief war auch für mich die beste Passage des Buches, da kamen bei mir beim Lesen doch ein paar Emotionen hoch. Den Rest fand ich keineswegs interessant (siehe unten), entsprechend fällt mein Urteil recht hart aus.
    Allerdings möchte ich dazu sagen, dass ich dieses Buch nie gelesen hätte, wenn ich nicht einen Liebesroman für den SLW gebraucht hätte. Ich mag dieses Genre nicht und meide es unter normalen Umständen. Drum hier meine Meinung zu dem Buch und dann halte ich mich auch schon wieder von Jane Austen fern. (Vor sechs Jahren hatte ich Stolz und Vorurteil gelesen und damit konnte ich ein bisschen mehr anfangen als mit Persuasion...)


    Inhalt:
    Anne Elliot ist die mittlere von drei Töchtern des verwittweten Adligen Sir Walter Elliot. Die 27-Jährige hatte sich acht Jahre zuvor in Frederick Wentworth verliebt (und er sich in sie), ihn aber nicht geheiratet, weil ihr davon abgeraten wurde. Zu unsicher schienen die Zukunftsaussichten des jungen Seemannes. Ob er eine glänzende Karriere hinlegen oder mit dem nächsten Kahn untergehen würde, war Annes Umfeld zu viel der Unsicherheit, weshalb sie ihm blutenden Herzens einen Korb gab.

    Mittlerweile stellt sich die Lage etwas anders dar. Ihr Vater hat über seine Verhältnisse gelebt und muss sein Anwesen vermieten. Als Mieter findet sich ausgerechnet Wentworths' Schwager, was früher oder später dazu führen muss, dass Anne Wentworth wieder begegnet. Dieser hat inzwischen Karriere gemacht und ein anständiges Vermögen zusammengetragen. Er wäre inzwischen also eine gute Partie und Anne hat ihn nie vergessen. Die grosse Frage ist nun, wie Wentworth zu Anne steht. Konnte er ihr die Absage verzeihen? Liebt er sie immer noch?

    Meine Meinung:
    Eines hat mich dieses Buch gelehrt: Froh darüber zu sein, dass ich keine bessere Tochter im England des frühen 19. Jahrhunderts bin. Deren Leben war derart von (aus heutiger Sicht kaum mehr zu begreifenden) Konventionen und Anstandsregeln bestimmt, dass sie so gut wie keine Freiheiten hatten. Dass die Damen auf der anderen Seite auch nichts anderes tun mussten, als soziale Kontakte pflegen und möglichst hübsch und anständig zu sein, scheint mir kein guter Deal zu sein. Jedenfalls darf so ein Leben getrost als sterbenslangweilig bezeichnet werden und entsprechend fand ich auch Jane Austens Roman.

    Es wird nichts anderes gemacht, als geklatscht und getratscht, auf Statussymbole geachtet und über Liebesdinge gewerweisst. Das mag zwar die damalige Lebensrealität abbilden und im vorliegenden Fall auch schön geschrieben sein, aber unterhaltsam finde ich das beim besten Willen nicht. Ich kann gut nachvollziehen, dass für Frauen wie Anne Elliot die Frage nach dem Mann fürs Leben tatsächlich die einzig wichtige, da alles entscheidende war. Insofern taugt der Roman als Anschauungsmaterial dafür, weshalb man froh sein sollte, im Hier und Heute zu leben.
    So ist zum Beispiel auch über das Leben der Dienstboten nichts zu erfahren, es wird da und dort bloss erwähnt, dass sie existieren. Ansonsten werden sie sowohl von der Autorin wie auch von den Charakteren ignoriert. Nicht nett, zumal die guten Geister ziemlich sicher sehr viel Arbeit für wenig Geld verrichten mussten. Wahrscheinlich gehörte es sich einfach nicht, über Angestellte zu reden – auch wenn sie der einzige Grund dafür waren, wieso die Oberschichtler nur bis zur eigenen Nasenspitze oder keinesfalls weiter als bis zur nächsten Einladung überlegen mussten. In der Zeit scheinen alle die Arschkarte gezogen zu haben. Entweder war man unten und arbeitete sich krumm, ohne dafür wie ein Mensch behandelt zu werden, oder man war oben und musste um der guten Umgangsformen willen aus jedem Mückenfurz ein Drama machen.

    Es ist also ein Roman über Frauen, die keinen Job haben und nicht mal einen Haushalt führen oder selber Kinder erziehen müssen. Wenn man das alles aus dem Leben eines Menschen streicht und keine extravaganten Hobbys hinzufügt, bleibt nur noch gähnende Langeweile. Da nützt auch der schöne Stil nichts mehr.

    Fazit:
    Ein verklemmtes Buch aus einer verklemmten Zeit. Zu weit weg von der heutigen Lebensrealität, um noch interessant zu sein. Ausser man möchte unbedingt erfahren, was die englische Oberschicht vor zweihundert Jahren den ganzen Tag so getrieben hat.


    3 von 10 Punkten

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Alfa, rühr am besten niiiemals "Emma" an - damit ging es mir nämlich sehr ähnlich wie dir mit "Persuasion", und das mochte ich sogar! :breitgrins:
    Von den drei Austens, die ich bisher gelesen habe, gefiel mir dieses am besten, dicht gefolgt von "Pride and Prejudice", während mich "Emma" über weite Teile auf eine gewaltige Geduldsprobe gestellt hat. Für mich war das Mädchen Emma die Manifestation dieses unglaublich hohlen Lebensstils. Bei "Persuasion" habe ich hingegen schon wieder Re-Read-Ambitionen.


    Was mir aber tatsächlich auch bei allen Austens sauer aufstößt, ist die von dir angesprochene totale Ignoranz der arbeitenden Klasse. Besser gesagt, ich finde es einfach sehr schade und bin in dieser Hinsicht auch enttäuscht von der Autorin. Bei jemand anderem würde ich es vielleicht eher einfach als Schwäche abhaken, aber bei Jane Austen tut's irgendwie weh, weil sie offensichtlich so eine kluge Beobachterin war. Da will es einfach nicht in meinen Kopf, dass dieses Talent nur mit gewissen Scheuklappen funktioniert hat. Ihr ironischer Stil zeigt, dass sie durchaus vieles hinterfragt hat - wie konnte sie dann das Thema mit den Dienstboten so geflissentlich übergehen? :gruebel: Das gefällt mir überhaupt nicht, und selbst wenn mir mehrere Erklärungen dafür einfallen, passt es mir einfach nicht. *hmpf*


    Gerne wird ja gesagt, dass sie sich literarisch auf diese spezielle englische Mittelschicht beschränkt hat, weil sie dort nun einmal zu Hause war und sie am besten darstellen konnte. Das erklärt meiner Meinung nach aber bestenfalls, warum sie keine Bücher aus Sicht der Arbeiter (oder des Hochadels) geschrieben hat, aber nicht, warum sie nicht ab und zu durchblicken lässt, dass sie sich dieser Menschen, die ja für das Leben ihrer Protagonisten essentiell waren, zumindest bewusst war. Dass die Protagonisten selbst sie ignoriert haben, ist für mich kein Argument, weil Austen ja wie gesagt in anderer Weise durchaus zeigt, dass sie nicht alles völlig unkritisch hinnimmt, was damals eben "so üblich" war. An sie habe ich eben höhere Ansprüche als an irgendeine 08/15-Autorin. ;)

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    Einmal editiert, zuletzt von Bluebell ()

  • Ufff, ich weiß ja nicht, ob man da nicht zu viel erwartet. Für ihre Zeit war Austen ja schon sehr kritisch - es ist ein Anfang. Man kann sie nicht heutigen Maßstäben ansehen und beurteilen. Wir können uns wohl kaum vorstellen, wie es damals war und deswegen will ich nicht so hart urteilen.


    Ähnlich gehts mir auch bei Käster - er war wunderbar - hatte wundervolle Ansichten, was Kindern anging, aber seine Haltung zur Frau ... Grauenvoll aus heutiger Sicht, aber er lebte halt in einer anderen Zeit und man kann ja nicht erwarten, dass sie in allen Bereichen fortschrittlich denken und somit auch anders als die anderen. Es ist schon schwierig genug, wenn man es bei einem Teil des Lebens macht.

    Einmal editiert, zuletzt von Avila ()

  • Man muss sich auch fragen in wie weit Jane Austens Milleu allgemein mit Bediensteten etc. umging. Wenn man etwas immer als Selbstverständlich erlebt dann nimmt man das nicht zwingend als negativ war. Sie als Frau hat eben vor allem ihr Leben als Frau und der Frau in ihrem Gesellschaftlichen Rahmen wahrgenommen. Ich seh das wie Avila, wir haben aus heutiger Sicht ein völlig Anderes Bild und auch eine andere moralische Vorstellung. Das einfach zu übertragen funktioniert so nicht.


  • Alfa, rühr am besten niiiemals "Emma" an - damit ging es mir nämlich sehr ähnlich wie dir mit "Persuasion", und das mochte ich sogar! :breitgrins:


    Keine Angst, Frau Austen und ich gehen fortan getrennte Wege :zwinker:
    Die Sache mit den Dienstboten ist dabei nur einer von mehreren Gründen. Wobei ich ihr da - wie Avila - keine allzu grossen Vorwürfe mache. Es ist nicht so, dass ich die (lobende) Erwähnung von Dienstboten erwartet hätte. Das ist offenbar auch von einer feinsinnigen und kritischen Frau wie Jane Austen zu viel verlangt :smile:


    Bei den Brontë-Schwestern siehts in der Beziehung ja ein wenig anders aus, in deren Bücher kommen Dienstboten vor. Aber die Brontës waren ein wenig später als Austen und zudem mussten sie selber arbeiten. So gesehen könnte man allen den "Vorwurf" machen, dass sie in ihrer eigenen Erfahrungswelt hängen geblieben sind. Wobei Vorwurf zu viel gesagt ist - ich finde es verzeihlich, dass diese Autorin in ihren Romanen das verarbeitet haben, was sie am besten kannten. Bleibt nur noch die Frage, ob sie nicht auf die Idee kamen, andere Blickwinkel einzunehmen oder ob es ihnen zu revolutionär gewesen wäre.

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Ich hab gerade PErsuasion beendet und für mich ist es bis jetzt eines meines Lieblingsromane von Jane Austen (dicht gefolgt von Emma und P&P; Northanger Abbey konnte mich jetzt nicht so überzeugen und die restliche Romane subben bei mir noch).


    Ich mochte die Figur der Anne Elliot sehr gerne, vor allem war es als Leser schön zu verfolgen, wie sie sich von der anfangs stillen grauen Maus zu einer selbstbewussten Frau entwickelt, die ihr Schicksal zum Schluss selbst in die Hand nimmt. (Schön beschrieben ist in diesem Zusammenhang auch die Szene mit dem Unfall am Cobb, wo Wentworth die Nerven wegschmeißt und Anne ganz klar die Hosen in der Hand hat :daumen:)


    Was mir auch gefallen hat war, dass wie schon bei Emma die Figuren nicht allzu schwarz/weiß gezeichnet sind. In Persuasion hat eigentlich jede Figur ihre Fehler oder trifft falsche Entscheidungen, bleiben aber in ihren Beweggründen aber meist nachvollziehbar. So ein richtiger "Kotzbrocken" wie ein John Thorpe, oder ein Mr. Collins, der in P&P zur reinen Karrikatur verkommt, waren nicht dabei.


    Und der Brief am Ende ist wirklich toll :flirt: Generell fand ich die Szenen zwischen Anne und Wentworth total schön, ohne große Gesten oder Gefühlsausbrüchen passiert zwischen den Zeilen total viel, oft nur mit ein paar Blicken. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe warum ich Jane Austen so toll finde

    Ich vergebe 5ratten


    P.S.: Ich muss jetzt generell eine Lanze für Wentworth brechen: für mich belegt er jetzt eindeutig Platz 1 der Austen Helden. Ich weiß, dass ich mich jetzt bei vielen im Forum nicht sehr beliebt mache, aber irgendwie kann ich mit Darcy nicht so viel anfangen. Er wirkte mir schon beim ersten Lesen immer sehr passiv und ich kann den Hype nicht so recht nachvollziehen. Bitte nicht falsch verstehen, ich finde die BBC Serie toll und auch Colin Firth als Schauspieler, aber ich assoziiere mit ihm immer Colin Firth, wie er sich mit 2 Gesichtsausdrücken durch die gesamte BBC Serie hangelt. So jetzt ist es draußen, bitte nicht steinigen :angst::breitgrins:

    :lesen: Lily Brett - Lola Bensky