Lewis Carroll - Alice im Wunderland / Spiegelland

Es gibt 95 Antworten in diesem Thema, welches 33.394 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Ich bin über diese Information vor ein paar Jahren bei der Lektüre des Romans "Alice über alles" von David R. Slavitt gestolpert, der 2010 in der Anderen Bibliothek erschienen ist.


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    Dieser Roman fordert dazu heraus, sich mit der Thematik zu beschäftigen, ohne die Wertung zu offensichtlich vorzugeben - weil anscheinend viele Informationen zu der tatsächlichen Beziehung zwischen Alice und Dodgson fehlen, auch wenn es wesentliche Anhaltspunkte für eine Pädophilie Dodgsons gegeben hat. Vor allem wird in diesem Roman thematisiert, dass sich Alice selbst (auch nachträglich) nicht geäußert hat und es werden Fragen auch zum Verhalten des Umfelds aufgeworfen.


    Ich weiß nach all den Jahren noch, dass mich dieser Roman damals sehr bewegt hat (ich habe ihn leider nicht selbst, sondern hatte ihn von einer Freundin ausgeliehen) und ich danach "Alice im Wunderland" mit anderen Augen gesehen habe. Die Rezensionen des Romans bei Amazon geben auch einen guten Einblick.

  • Ich habe das Buch "Rätselhafte Alice" gelesen und hier etwas ausführlicher meine Meinung dazu geschrieben:

  • Ich bin mit Alice im Wunderland angefangen und komme irgendwie so gar nicht mit dem geschriebenen klar. Nachdem ich hier die ganzen Meinungen gelesen habe, scheint mir, es ist ein entweder/oder Buch. Die ganze Geschichte ist in einer Geschwindigkeit geschrieben, gefühlt ist Alice immer ingange. Ich war auch schon am Überlegen, ob der Autor irgendwelche Pilze gegessen hat. Weiterlesen werde ich wohl nicht.

    Als Kinderbuch hätte ich das ganze jedoch nicht einsortiert.

  • Als Kinderbuch hätte ich das ganze jedoch nicht einsortiert.

    Warum nicht? Die Heldin ist ein Kind, das viele Abenteuer besteht. Es gibt sprechende Tiere und andere Zauberwesen. Es gibt keinen Sex und niemand wird umgebracht.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Mir hat an Alice im Wunderland gerade diese Diskrepanz gefallen: einerseits erlebt ein kleines Mädchen ein abgedrehtes Abenteuer nach dem anderen, andererseits wirkt die Geschichte wie ein LSD-Trip.


    Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass gerade die Handlungen der Figuren auf Alice und Leser:In absurd wirkt - wie die Handlungen Erwachsener auf Kinder.

  • Als Kinderbuch hätte ich das ganze jedoch nicht einsortiert.

    Warum nicht? Die Heldin ist ein Kind, das viele Abenteuer besteht. Es gibt sprechende Tiere und andere Zauberwesen. Es gibt keinen Sex und niemand wird umgebracht.

    Ich finde es zu unkoordiniert, zu durcheinander. Das hier manche an Drogen beim Autor gedacht haben.


    Das ein Kind die Hauptperson ist, macht es mMn nicht zum Kinderbuch. Ebenso glaube ich, Kinder vertragen (manchmal, je nach Kind) Tote. Sex wiederum sind in Kinderbüchern tabu.

  • Ich finde es zu unkoordiniert, zu durcheinander.

    Andererseits ist das genau die Aufmerksamkeitsspanne eines Kindes, oder? Immer wieder etwas Neues, um das Interesse der Kleinen zu erhalten.

    LSD gab es zu Alice' Zeit noch nicht. Ich weiss jetzt auch nicht einmal, ob Dodgson mehr als nur Tee konsumiert hat. Hat er geraucht? Alkohol getrunken? Kaffee? Opium war damals noch öffentlich erhältlich; aber das wäre wohl die falsche Droge.

    Und es war, glaube ich, Erich Kästner, der sich mal beklagt hat, warum man den Kindern mit der Erziehung immer gleich alle Phantasie austreibe. Dodgson war in dieser Hinsicht ein grosses Kind, das sich seine riesige Phantasie erhalten konnte.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • LSD gab es zu Alice' Zeit noch nicht.

    Mir ist klar, dass es zu Alice´ Zeit noch kein LSD gab. Es tut mir leid, falls mein Kommentar einen unklaren Eindruck hinterlassen hat.


    andererseits wirkt die Geschichte wie ein LSD-Trip.

    Damit meinte ich, dass der Roman auf moderne Leser:innen diesen Eindruck erwecken kann, nicht dass der Autor Drogen genommen hat.


    Es ist schon länger her, dass ich "Alice im Wunderland" und "Alice hinter den Spiegeln" gelesen habe, aber mir hat es gefallen. Vor allem an das Gedicht vom Walross und dem Zimmermann muss ich ab und an denken.

  • Und es war, glaube ich, Erich Kästner, der sich mal beklagt hat, warum man den Kindern mit der Erziehung immer gleich alle Phantasie austreibe. Dodgson war in dieser Hinsicht ein grosses Kind, das sich seine riesige Phantasie erhalten konnte.

    Ich möchte den Kindern die Phantasie nicht austreiben, Gott bewahre. Aber ich glaube, das sie etwas mehr Zeit zwischen den Aktionen gebrauchen könnten, um die Phantasie zu benutzen. Hier kam eine Sache direkt nach der nächsten, da kann man ja noch nicht mal zu enden träumen.

  • Aber ich glaube, das sie etwas mehr Zeit zwischen den Aktionen gebrauchen könnten, um die Phantasie zu benutzen. Hier kam eine Sache direkt nach der nächsten, da kann man ja noch nicht mal zu enden träumen.

    Reden wir vom Buch? Weil: Kino wäre was anderes. Aber bei einem Buch ist es doch so: Kein Mensch zwingt Dich oder ein Kind, das ganze Buch auf einen Haps zu fressen. Lewis Carroll hat die einzelnen Abenteuer fein säuberlich in Kapitel eingeteilt und sogar durch Überschriften getrennt. Das war nicht einfach ein Spleen von ihm, sondern durchaus gedankenvoll: Damit kann man, kann das Kind, für das er ja geschrieben hat, inne halten und über das Gelesene nachdenken / träumen.


    Wir sollten alle, finde ich, weniger Bücher fressen und in Challenges so viele Bücher wie möglich in einen Monat oder sonst einen Zeitraum zu quetschen versuchen. Wenn ich sehe, was da manchmal bei DeinerTube und auf Sofortkilo propagiert wird, wird mir jedes Mal schlecht ... Aber das ist ein anderes Thema.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass gerade die Handlungen der Figuren auf Alice und Leser:In absurd wirkt - wie die Handlungen Erwachsener auf Kinder.

    So habe ich das Buch auch empfunden. Ich finde gerade diesen Aspekt gut eingefangen (und natürlich schön auf die Spitze getrieben).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen