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„Wie ein Lamm unter Löwen“ von Tilman Röhrig spielt im 13. Jahrhundert. Eine der Hauptfiguren ist der spätere Kaiser Friedrich II, dessen Lebensgeschichte hier vom ersten Zeichen der Schwangerschaft seiner Mutter bis zu einem Tod erzählt wird wobei sowohl der private als auch der öffentliche Kaiser nicht außer Acht gelassen werden. Zweite Hauptfigur ist sein Kammerdiener und Vertrauter Baron Lupold, der als Knappe in den Bannkreis Friedrichs Mutter gerät und dem Dienste am Kaiser sein Leben widmet. Dritter im Bunde ist der Bettlerjunge Tile, der vom jungen Kaiser fasziniert ist und es durch Beharrlichkeit und Lupolds Protektion schafft 2. Kammerdiener zu werden. Er ist der einzige, der auch nach dem Tode Friedrichs noch eine Zukunft hat, die sich aber am Ende wieder schicksalhaft mit dem Kaiser Friedrich II verbindet.
Das Buch beginnt mit einem furiosen Ritt Lupolds, der Heinrich VI, Sohn des großen Friedrich Barbarossa die Nachricht von der Schwangerschaft mit dem zukünftigen Friedrich II berichtet und beschreibt explizit die Vorgänge vor und zum Zeitpunkt der Geburt, um dann einen Zeitsprung von einigen Jahren zu machen. Diese Zeitsprünge sind typisch für das Buch, in Sachtexten wird von den überwiegend politischen Geschehnissen dieser fehlenden Zeitabschnitte berichtet. Auf diese Weise schafft es der Autor 90 Jahre in etwas über 800 Seiten ablaufen zu lassen.
Und da komme ich auch schon zu meinem Kritikpunkt. Die Erzählweise ist mir größtenteils zu sachlich, es gelingt ihm fast nie mir Gefühle für die Personen zu entlocken. Friedrich ist gerade in seinen späteren Jahren ein machthungriger und launischer Despot. Vielleicht war er das wirklich, aber es gab in diesem Fall sicherlich Gründe dafür, nur wurden mir diese in „Wie ein Lamm unter Löwen“ nicht nahe gebracht. Scheinbar grundlos wandelt sich der relativ nette Junge mit dem scharfen Verstand zu einem unsympathischen Unterdrücker. Lupold hingegen existiert nur in seiner Funktion als Kammerdiener, seine Persönlichkeit verschwindet mehr und mehr, andere Beziehungen als zum Kaiser, zu seiner Frau (die zugleich Kammerzofe der jeweiligen Kaiserin war) und zu seinem Gehilfen Tile rücken immer mehr in den Hintergrund, bis sie aufhören zu existieren.
Tile ist zu Beginn ein lebhafter und starrköpfiger kleiner Junge, wächst zu einem nervenden jungen Naivling heran, der dann seine Gefühle im Dienste Friedrichs II so sehr zu unterdrücken lernt, dass er meine Sympathien wieder verspielt. Einzig am Ende beweist er Größe und ist Hauptfigur der einzigen Szene im Buch die mich berühren konnte.
Mir fällt gerade auf, dass alle meine Kritikpunkte darauf hinauslaufen, dass mir das Buch möglicherweise einfach nur zu realistisch in seinen Schilderungen ist. Tilman Röhrig hat möglicherweise eine detaillierte und wahrheitsgetreue Lebensgeschichte geschrieben. Nur wollte ich leider keine wahre, sondern in erster Linie eine schöne Geschichte lesen.