Meine siebente Rezi zum SUB-Wettbewerb 2007
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Thomas Mann „Lotte in Weimar“
Auf Hinblick zu Goethes 100. Todsjahr 1932 plant Thomas Mann Ende der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts, ein Buch über Goethe zu schreiben. Ein Grund, warum sich dieses Vorhaben nicht durchführen ließ, war seine Arbeit am Josephsroman. 1932 erscheinen aber zwei Goethe-Essays, die 1935 in dem Band „Leiden und Größe der Meister“ aufgenommen wurden.
Der Goethe-Roman „Lotte in Weimar" entsteht in den Jahren 1936 – 1939. Charlotte Kestner, geb. Buff, Werthers Lotte, reist vierundvierzig Jahre nach ihrer Trennung von Werther/Goethe nach Weimar, um Verwandte zu besuchen. Bevor sie mit Goethe zusammentrifft, wird sie aber im Hotel "Zum Elephanten“ von Menschen aus Goethes näherem Umkreis besucht, die erstens sehr neugierig sind, Goethes ehemaliges Lottchen zu sehen und zweitens in ihren Reden aus ihrer Sichtweise über Goethe erzählen. Letztendlich wird dem Leser ein inneres Bild Goethes offenbart. Der Geheime Rat selbst erscheint erst im siebenten Kapitel.
Thomas Mann wollte auch seine Seelenverwandtschaft mit Goethe kundtun. In der Thomas Mann - Biografie von Klaus Harpprecht heißt das Kapitel über „Lotte in Weimar“ darum „Johann Wolfgang von Mann“ (Seite 951). Daraus folgt die Konsequenz, je mehr ich mir über Goethe und Thomas Mann angelesen habe, desto mehr kann ich den Roman verstehen. Da ich vor vielen Jahren über Goethes Leben gelesen habe, freute ich mich natürlich, wenn mir manches bekannt vorkam, z.B. die Identitätslehre von Schelling. Schwer tat ich mich allerdings mit Thomas Manns Kunsttheorie und mit den historischen Hintergründen um Napoleon. Als von Goethes innerer Kälte gesprochen wurde, erinnerte ich mich an Thomas Manns innerer Distanziertheit, die auf manch Zeitgenossen kühl wirkte. So kann man Bezüge zwischen August von Goethe und Klaus Mann herstellen. Auf den Bezug zwischen Ottilie Pogwisch und der Ottilie in den Wahlverwandtschaften wird im Roman hingewiesen. Sowieso finde ich das Privatleben der Familie Goethe sehr interessant wie auch einige Zeitbezüge zum Nationalsozialismus: Es wird von einem mittelalterlichen Massaker an Juden erzählt und August von Goethes anhimmeln von Napoleon erinnert mich doch an Adolf Hitlers Mitläufer (auch wenn man das selbstverständlich nicht gleichsetzen darf; ihr versteht, was ich meine).
Fazit: „Lotte in Weimar“ war für mich schwerer zu verdauen, als die umfangreicheren Romane. Vieles schlug ich in Biografien über Goethe und Thomas Mann nach. Einiges habe ich dazugelernt, vieles ist mir entgangen. „Lotte von Weimar“ war eine Arbeitslektüre. Allerdings ist es doch immer so gewesen, dass bei Erstlektüre von Thomas Mann – Romanen immer viele Fragen offengeblieben sind. Aufjedenfall habe ich mehr Zugang zu Johann Wolfgang von Goethe bekommen und plane vorerst die Lektüre der Wahlverwandtschaften.
Ein Bonus: Th. Mann schreibt viel über Jugend und Alter. Dieses Thema taucht in Puzzlefragmenten immer wieder auf. Das versteht man ohne Sekundärstudien. Ich liebe ja dieses Thema.
(Meine Bewerung fällt schlechter aus als die von Stefan Zweig )
Liebe Grüße
mombour