Ich würde empfehlen den Thread zu Kinder- und Jugendbuch zu schieben. Es ist eindeutig ein Jugendbuch, ich würde es nicht einmal als „All Age“ bezeichnen.
Sein ganzes Leben lang lebte der sechzehnjährige Colbert Porpentine behütet auf der Worldshaker, einem riesigen Luftschiff des britischen Empires. Bis eines Tages die „Dreckige“ Riff, sich vor ihren Verfolgern in sein Zimmer flüchtet. Es ist das erste Mal, dass er eine „Dreckige“ sieht, Menschen, kaum anders als Tiere, die in den unteren Decks die riesigen Kohleöfen befeuern. Zumindest ist es das, was man ihm erzählt hat. Denn als er den ersten Schreck überwunden hat, stellt Col fest, dass Riff ein Mensch wie er selbst ist und ziemlich clever noch dazu.
Eigentlich soll Col der Nachfolger seines Großvaters, dem Kommandanten der Woldshaker werden, doch durch Riff bekommt er immer mehr Einblick in die unmenschlichen Vorgänge hinter der heilen Fassade des Luxuslebens der Oberschicht. Als eine Revolution kurz bevorsteht, muss er sich entscheiden, welche Seite er wählt...
Was zu Beginn von Worldshaker gleich auffällt ist der sehr jugendliche Ton, der mehr an ein Buch für Zehnjährige erinnert, als an eines für Zwölf- oder Vierzehnjährige. Auf der anderen Seite spiegelt der Ton aber den Charakter des Protagonisten Col perfekt, denn auch er ist trotz seiner sechzehn Jahre eigentlich noch ein Kind. In seinem Verhalten und in seiner naiven Sicht auf eine Welt, in der Erwachsene nur die Wahrheit sagen und es nichts Böses gibt.
Es ist spannend zu sehen, wie die Bekanntschaft mit Riff Col langsam die Welt um sich kritisch wahrnehmen und erwachsen werden lässt. Von jemandem, der immer nur gehorcht hat, zu jemandem, der selbstständig Entscheidungen für sich selbst auch entgegen der Autoritäten fällen kann. Auch Riff entwickelt sich durch die Bekanntschaft mit Col weiter, selbst wenn sie von Anfang an die Stärkere der beiden ist. (Hier Jubel für eine starke Mädchenfigur einfügen).
Die Nebencharaktere sind dagegen teilweise arg stereotyp, allerdings durchaus mit einem ironischen Augenzwinkern.
Tatsächlich bleibt Worldshaker auch in anderen Bereichen manchmal etwas simpel. Vieles funktioniert nur, weil Leute Dinge nicht tun, die sie normalerweise tun würden und so Möglichkeiten schaffen. Etwa, dass Cols Großvater das Passwort einer Tür nicht ändert, die für die Geschichte eine wichtige Rolle hat. Ähnlich sieht es bei der zu glatt geratenen Auflösung aus. Aber als zu vorhersehbar, wie hier im Thread irgendwo gesagt wurde, empfand ich das Buch nicht. Also nicht vorhersehbarer als vergleichbare Bücher für das gleiche Lesealter.
Mich hat Worldshaker an die Abenteuer erinnert, die ich selbst als Kind und Jugendliche gelesen habe und ich glaube damals hätte ich es sehr geliebt. So einfach die Sprache ist, das Buch ist souverän erzählt. Der Einstieg zieht sich ein wenig, aber danach bleibt die Geschichte stets in Bewegung, zieht den Leser mit sich bis zum Ende. Es ist lange her, seit mich in Buch so gefesselt hat, dass ich beinahe meine Haltestelle übersehen hätte.
Für ein Jugendbuch finde ich den jungen Ton und die starken Vereinfachungen völlig in Ordnung. Vor allem, weil das Buch an allen anderen Stellen überzeugt: Die Hauptfiguren sind mögenswert, die Erzählung ist mitreißend und die alternative Geschichtskulisse einschließlich einer guten Portion Gesellschaftskritik ist spannend und regt zum Nachdenken an.
Ich habe lange mit der Bewertung geschwankt. Normalerweise würde ich für so ein Buch 3 vergeben, aber das kam mir angesichts des Spasses, den ich damit hatte, als zu wenig vor. Also gibt es eine Ratte für den Spaßfaktor dazu und wir landen bei: