Beiträge von Kirsten

    Von dem Moment, als Frieda die Wohnung der Eltern verlässt, war sie auf sich allein gestellt. Anfangs war es eine Herausforderung, die sie gerne annahm und die sie auch gut meisterte. Die Begeisterung, mit der sie von dieser Zeit erzählte, in der sie auch ihre große Liebe kennengelernt hat, hat mich mitgerissen. Aber dann hat sich die Geschichte wiederholt. Ihre Beziehung ist genauso toxisch wie die ihrer Eltern und Frieda verwechselt Abhängigkeit mit Liebe. Und je mehr sie in an dem, was sie Liebe nennt, desto mehr verliert sie sich. Ihr dabei zuzusehen, war schwer. Vor allem, als sie in Pira-Sonnenstein eingewiesen wird. Stück für Stück wird ihr alles genommen, was ihr (lebens)wichtig ist, zum Schluss sogar die Erlaubnis, über ihren eigenen Körper zu bestimmen.


    Durch den Erzählstil, den Dagmar Fohl gewählt hat, hatte ich nicht nur einen Blick auf Friedas Gedanken und Gefühle. Es kam mir auch so vor, als ob Frieda mir persönlich ihre Geschichte erzählen würde. Das hat die Lektüre für mich noch bedrückender gemacht. Es kommt nicht oft vor, dass mich ein Buch so mitnimmt wie dieses.

    5ratten

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    Frieda von Richthofen ist vom Namen her nur wenigen bekannt, aber man findet Spuren von ihr in vielen Romanen von D.H. Lawrence. Für ihn hat sie ihre Familie verlassen, was Anfang des 20. Jahrhunderts ein Skandal war, und gesellschaftliche Ächtung und den Verlust ihrer Kinder bedeutete, Annabel Abbs erzählt die Geschichte einer Frau, die sich aus den falschen Motiven in eine Ehe stürzte, in der sie nicht glücklich war. Die von ihren Schwestern ein Leben gezeigt bekam, das das genaue Gegenteil von ihrem war und die alles aufgegeben hat für die vermeintlich große Liebe.


    Es beginnt mit einem Besuch ihrer Schwester Nusch. Sie zeigt deutlich, was sie von Friedas Leben hält: das Haus ist klein und unordentlich, die Schwester hat sich von einem strahlenden jungen Mädchen in eine Matrone verwandelt und ihr Mann ist meilenweit von dem entfernt, was sich die Familie als passenden Ehemann für eine von Richthofen vorgestellt hat. Sie will, dass Frieda sie in Deutschland besucht um ihr Leben kennen zu lernen. Aber als Frieda sie besucht und in dieses Leben eintaucht, ist ihr das auch nicht recht. Denn Frieda bewegt sich in der Szene der Münchener Künstler und der freien Liebe sicherer, als es ihre Schwestern jemals getan haben.


    Frieda ist eine interessante Frau, aber das Buch wird ihr meiner Meinung nach nicht gerecht. Annabel Abbs erzählt ihre Geschichte, aber sie kratzt nur ein wenig an der Oberfläche. Egal, ob es um die Ehe mit Ernest Weekely oder ihre Beziehungen in Deutschland, ich hatte immer das Gefühl, als ob mir etwas fehlen würde. Genauso ist es mit ihrer Beziehung zu D.H. Lawrence: immer wieder gab es Lücken in der Erzählung. Trotzdem konnte ich einen guten Eindruck gewinnen: die Beziehung war schwierig. Lawrence setzte Frieda unter Druck, er wollte sie für sich alleine haben. Die Liebe einer Mutter zu ihren Kindern konnte er nicht verstehen und war darauf eifersüchtig. Für ihn waren Friedas Kinder nur etwas, das zwischen ihm und seiner großen Liebe stand und er tat alles, damit sie sie aufgab und nur für ihn da war. Anfangs war es sicher Liebe, aber mehr und mehr wurden gegenseitige Abhängigkeit und Vorwürfe daraus.


    Es gibt über Frieda viel zu erzählen, deshalb hätten dem Buch ein paar Seiten mehr gutgetan. Aber so ist die Autorin für meinen Geschmack zu wenig in die Tiefe gegangen und für mich zu Vieles offen gelassen.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

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    Jannes ist Schafbauer. Wie schon sein Vater und sein Großvater vor ihm ist er jeden Tag mit seinen Tieren in der Lüneburger Heide unterwegs. Für die meisten Menschen ist das ein idyllisches Bild. Aber hinter diesem Bild verbergen sich Konflikte. Der Wolf ist zurückgekommen und die Bauern fühlen sich mit ihrer Angst vor der immer näherkommenden Bedrohung nicht ernst genommen. Jannes' Vater dagegen sieht einen Weg, wie Mensch und Wolf nebeneinander leben können. Er beobachtet ihren Weg und sucht Möglichkeiten, seine Schafe zu beschützen.


    Jannes ist sich nicht sicher, wie er die Arbeit seines Vaters bewerten soll. Er hat sich verändert und die Eltern wollen nicht sagen, was mit ihm los ist. Jannes fühlt sich noch nicht so weit, den Hof zu übernehmen, trotzdem muss er immer mehr Verantwortung übernehmen.


    Das Leben auf dem Hof ist hart, da gibt es nichts zu beschönigen. Viele von Jannes' ehemaligen Klassenkameraden sind in die Fußstapfen der Eltern getreten, weil es nicht viele andere Möglichkeiten gab, wenn sie bleiben wollten. Aber auch hier gibt es nicht viel außer Arbeit und ab und zu mit den Freunden etwas trinken zu gehen. Trotz der langen Zeit, die sie befreundet sind, kann Jannes mit keinem von ihnen über seine Sorgen reden. Auch nicht über die Dinge, die er manchmal zu sehen glaubt und deren Ursprung in der Vergangenheit liegen.


    Ich hatte den Eindruck, als ob Markus Thielemann mitten in der Geschichte anfangen und auch wieder aufhören würde. Aber es wäre auch schwer, Anfang und Ende zu finden. Die Bauern gehen seit vielen Jahren mit ihren Schafen in die Heide und so lange dauert auch ihre Geschichte. Daher passt mein Eindruck.

    4ratten

    Die kL und ich haben die Bücher von Julia Donaldson und Axel Scheffler geliebt und viele davon gemeinsam gelesen. Leider ist sie mittlerweile zu groß für diese Art der Lektüre. Im letzten Weihnachtsurlaub habe ich in unserem Ferienhaus ein bisher unbekanntes Buch entdeckt und konnte nicht widerstehen. Es hat mir genauso gefallen wie früher <3

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    Noels Mutter war sicher: ihr Sohn ist fürs Priesteramt bestimmt. Die Träume der Mutter sind nicht seine, Noel bricht seine Ausbildung ab und zieht zu seinen Großeltern nach Faha. In dem kleinen Dorf steht die Zeit noch still, aber sie muss sich weiterbewegen. Faha soll ans Stromnetz angeschlossen werden und die Großeltern nehmen einen Untermieter in ihrem Haus auf: Christy, der für das Aufstellen der Strommasten verantwortlich ist. Aber Christy hat noch einen anderen Grund, um nach Faha zu kommen.


    Ich habe mich lange gefragt, welche Geschichte der Autor erzählen wollte: die von Noel, der nicht weiß, wie sich sein Leben entwickeln wird, der die erste Liebe findet und nicht weiß, wie er damit umgehen soll? Die Geschichte des kleinen Dorfs, das lieber auf dem bekannten Alten beharrt, anstatt den Schritt in die Zukunft zu wagen. Oder die von Christy, der einen Fehler aus der Vergangenheit korrigieren will?


    Niall Williams benutzt die Sprache wie ein Instrument, aber das Lied, das er spielt, gefällt mir nicht. Wenn ich mich den größten Teil eines Buchs fragen muss, was mir der Autor eigentlich erzählen will, macht das die Lektüre zäh. Der Autor legt viel Wert auf das Drumherum und beschreibt das Leben in Faha so, dass ich es mir gut vorstellen kann. Aber vor diesem bunten Bild bleiben die Charaktere blass. Gegen Ende haben sie mehr Farbe bekommen, aber überzeugen konnte mich das Buch nicht.


    Nachdem ich ich vorher ein anderes Buch des Autors gelesen habe, bei dem es mir ähnlich ging, wird das wohl das letzte sein, dass ich von Niall Williams gelesen habe.

    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

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    Seit ihrer ersten Auftritte in den frühen 1990er Jahren galten Pearl Jam als eine der großen Bands der Grungeszene. Und als einzige der Bands machen sie immer noch Musik und bringen regelmäßig Alben heraus. Steven Hyden erzählt in seinem Buch nicht nur die Geschichte der Band, sondern auch der Jahre, in denen nicht nur Pearl Jam die Szene prägten.


    Ich muss gestehen, dass die ersten Takte von "Jeremy" für mich einer der besten Anfänge eines Songs sind. Seitdem ich das Lied das erste Mal gehört habe, begleitet mich die Band. Nicht immer an erster Stelle, aber sie stehen definitiv auf dem Soundtrack meines Lebens. Aber ich habe sie immer nur isoliert betrachtet und nicht als Teil der Bewegung. Ich hatte gehofft, dass das Buch diese Lücke schließen würde.


    Viel Neues über die Band konnte mir Steven Hyden nicht erzählen. Er sagt selbst gleich am Anfang, dass er nicht noch eine weitere Biografie schreiben will, von daher passt es. Trotzdem erwähnt er einige der Dinge, wegen denen es immer wieder Schlagzeilen gab: dem Streit mit Ticketmaster, der Vorwurf, Eddie Vedder wäre nicht authentisch, den Querelen innerhalb der Band und der Tragödie von Roskilde.


    Aber das Buch dreht sich eben nicht nur um die eine Band, deshalb erzählt der Autor auch über die anderen großen Bands dieser Zeit: wo sie zum jeweiligen Zeitpunkt, über den er berichtet, gerade standen und auch, wie sie sich weiterentwickelten. Dazu bewegt er sich immer wieder in die musikalische Vergangenheit zu anderen Bands oder Sängern, die als Inspiration oder zum Vergleich galten. Manche von den Vergleichen fand ich ein bisschen weit hergeholt. Andere haben sich zu oft wiederholt, wie der Vergleich mit Bruce Springsteen. Zwei große Künstler, aber haben sie wirklich die gleiche Motivation für ihre Lieder gehabt?


    Ich war bei der Lektüre zweigeteilt. Auf der einen Seite finde ich die Zusammenfassung gut, auf der anderen Seite habe ich aber nichts Neues erfahren, weder über die Band, noch die Zeit. Die begeisterten Stimmen zum Buch konnte ich nicht ganz nachvollziehen, aber vielleicht war ich die falsche Zielperson dafür.

    3ratten

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    Sam Neill kann auf eine Karriere zurückblicken, die schon über vierzig Jahre andauert. Trotzdem wollte er nie darüber schreiben. Der Grund, warum er seine Meinung geändert hat, ist kein schöner. Bei ihm wurde Krebs diagnostiziert. Die Prognose ist düster, die Therapie schlägt nur bedingt an und plötzlich hat er das Bedürfnis, seine Geschichte zu erzählen. Aber wie soll er sie erzählen? Welchen Ton soll er dem unbekannten Leser gegenüber anschlagen?


    Mit diesem Anfang hat mich Sam Neill direkt abgeholt. Während der gesamten Lektüre kam es mir so vor, als mir der Schauspieler gegenübersitzen und mit mir plaudern würde. Denn auch wenn er die üblichen Eckpunkte einer Biografie abarbeitet- Kindheit, Schule, Werdegang und die größten Erfolge- nimmt er diese Punkte nur als Aufhänger für Anekdoten aus einem Leben. Manche sind heiter, wie die Enttäuschung seiner kleinen Tochter, als sie ihn bei einem Filmset nach Jurassic Park besucht und keine Dinosaurier sieht. Andere sind traurig, wie die Demenzerkrankung seiner Mutter und die Suche nach einem geeigneten Heimplatz.


    Im Buch stoße ich auf viele große Namen, aber Sam Neill wirft nicht mit ihnen um sich. Für ihn sind es Arbeitskollegen, mehr nicht. Er verliert kaum ein böses Wort über sie und wenn er von den weniger angenehmen Seiten der einen oder anderen Zusammenarbeit erzählt, ist es ohne Wertung, sondern nur eine neutrale Schilderung. Nur einmal äußert er sich negativ über jemand und das zeigt, wie sehr er sich über die damalige Situation geärgert haben muss.


    Sam Neill kommt in seinem Buch wie ein netter Kerl rüber und den nehme ich ihm auch ab. Kaum zu glauben, dass die erste Rolle, in der ich ihn gesehen habe, die Reinkarnation des Teufels in Damien III war. Aber je länger er erzählt, desto häufiger erwähnt er seine Krankheit. Man wünscht diesem netten Kerl alles Gute und ich habe mit ihm mitgezittert, als er wieder einmal mit seinem Onkologen telefonieren musste.


    Auch wenn es die Autobiografie eines Stars ist, kommt sie ohne jede Allüren aus. Sowieso fühlt er sich als Winzer lieber als in der Rolle des Filmstars, warum also den Star herauskehren? Ich habe den Star sowieso nicht gebraucht, den Mensch fand ich interessanter.

    5ratten

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    Der junge Anwalt Arthus Kipps reist in ein kleines Dorf, um bei der Beerdigung einer Klientin dabei zu sein und ihren Nachlass zu ordnen. Aber was auf den ersten Blick wie ein ganz normaler Auftrag wirkt, enthüllt auf den zweiten Blick einige Unstimmigkeiten. Die alte Dame wohnte in einem einsamen Haus im Moor, dass man nur bei Ebbe erreichen kann und die Bewohner des kleinen Dorfs in der Nähe wirken so verschlossen, dass Arthus schnell den Eindruck gewinnt, dass sie ihm etwas verheimlichen. Bei der Beerdigung der Klientin taucht plötzlich eine geheimnisvolle Frau auf, die niemand gesehen haben will, vor der aber trotzdem alle Angst zu haben scheinen.


    Arthur erzählt seine Geschichte, die sich bereits vor einigen Jahren zugetragen hat. Von der Art, wie er erzählt und von den Andeutungen, die er macht, ist von Anfang an klar, dass es keine schönen Erinnerungen sind. Aber es dauert lange, bis er wirklich zu erzählen beginnt, was sich zugetragen hat. Vorher schweift er immer wieder ab oder verliert er sich unwichtigen Details. Es ist klar, dass er eigentlich nicht erzählen will.


    Die Stimmung im Buch ist von Anfang an düster. Das Moor wird grau und wenig einladend beschrieben, die Bewohner in Crythin Gifford abweisend und der Nebel liegt wie eine Decke über der Landschaft. Die Verstorbene hatte weder Freunde noch Familie, aber in den Unterlagen, die Arthur in ihrem Haus findet, gibt es Hinweise auf eine Schwester und ein kleines Kind. Beim ersten Besuch im Haus hat Arthur ein unheimliches Erlebnis: er hört ein Fuhrwerk und ein kleines Kind weinen, aber er sieht niemand.


    Die Handlung ist vorhersehbar, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Je länger sich Arthur im Dorf aufhält, desto mehr öffnen sich die Bewohner. Aber sie erzählen ihm immer nur kleine Stücke einer Geschichte, vor der sie selbst Angst haben. Die Ereignisse liegen wie ein Fluch über dem Dorf. Arthur will der Sache auf den Grund gehen und den Fluch brechen. Vieles in seiner Erzählung deutet an, dass ihm das nicht gelingen wird.


    Das Motiv der geheimnisvollen Frau ist nicht neu. Aber die Geschichte wurde mir zu keiner Zeit langweilig, im Gegenteil: sie entwickelt einen fast unheimlichen Sog, weil ich weiß, dass etwas Schreckliches passieren wird. Aber was es sein wird und welche Auswirkungen es haben wird, erfahre ich erst zum Schluss. Es gibt keine dramatischen Wendungen, aber die hat diese Geschichte auch nicht nötig. Klassischer Horror vom Feinsten.

    4ratten

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    Sie war eine der letzten großen Diven Hollywoods und war mit einem der größten Schauspieler der Filmindustrie verheiratet. Aber ihr Märchen ging viel zu früh zuende und danach war das Leben von Lauren Bacall trotz einer weiteren Ehe und drei Kindern einsam. In ihrer Autobiografie erzählt sie von ihren Anfängen beim Film, ihrer Ehe mit dem großen Humphrey Bogart und von ihrer Zeit als alleinerziehende Mutter und Schauspielerin.


    Braves jüdisches Mädchen macht Karriere beim Film und trifft auf die große Liebe- so könnte man den Inhalt der Autobiografie zusammenfassen. Lauren Bacall erzählt von ihrer Mutter, die alles dafür tat, um der Tochter ein schönes Leben zu ermöglichen. davon, wie sie durch harte Arbeit erste Aufträge bekam und wie sie bei einem ihrer ersten Filme ihren späteren Mann kennenlernte. Sie erwähnt Kollegen mit großen Namen, Skandale und spricht immer wieder von ihrer Mutter, die gleichzeitig auch ihre beste Freundin war. Nur von einer redet sie nicht: von Lauran Bacall. Ich erfahre kaum etwas über ihre Wünsche und Sehnsüchte oder ihre Gefühle.


    Die zentrale Person in ihrem Leben war Humphrey Bogart oder Bogie, wie sie ihn nennt. Als sie sich kennenlernen, ist er über zwanzig Jahre älter als sie, in dritter Ehe verheiratet und Alkoholiker. Jeder rät ihr von der Beziehung ab, aber Lauren träumt von der einen großen Liebe und ist sich sicher, die in Bogie gefunden zu haben. Egal, ob er trinkt und auch gewalttätig wird. Ob er von seiner Frau erwartet, dass sie alles für ihn zurückstellt: ihre eigene Karriere, ihr Leben und später auch ihre Kinder. Er ist die Nummer Eins und benimmt sich auch so. Ob Lauren Bacall gewusst hat, welches Licht sie mit ihrem Buch auf den Mann geworfen hat, den sie bis zuletzt abgöttisch liebte?


    Sicher war nicht alles so schwarzweiß, wie ich es sehe. Aber wenn ich lese, dass die Kinder direkt nach der Geburt eine Kinderfrau bekamen, weil sie sich nicht den ganzen Tag mit ihnen beschäftigen wollte, dass Bogie von ihr erwartete, dass sie nach der Hochzeit nur noch Ehefrau und später Mutter war, aber gleichzeitig auch wollte, dass sie ihn bei allen Dreharbeiten begleitete und sie davon erzählt, als ob es einer anderen Frau passiert wäre, frage ih mich schon, was für ein Mensch Lauren Bacall wirklich war. Ich meine diesen Begriff nicht abwertend, ich habe wirklich keine Ahnung. Eher habe ich den Eindruck gewonnen, dass sie auch in ihrem Buch eine Rolle spielte.


    Nur im zweiten Teil ihrer Biografie "and then some" lässt sie mich ein bisschen hinter die Fassade blicken. Lauren Bacall ist auch im hohen Alter noch erfolgreich. Sie sagt, dass sie nicht anders kann als zu arbeiten. Aber die Erfolge und Preise schienen ihr nichts zu bedeuten. Denn der einzige Mensch, mit dem sie ihre Freude hätte teilen können, war nicht mehr bei ihr.


    Ich muss zugeben, dass ich von der Biografie ein wenig enttäuscht war. Die gesamte Erzählung war blass: es fielen große Namen und mögliche Skandale wurden erwähnt, aber dabei blieb es. Auf mich haben diese Andeutungen so gewirkt, als ob sich Lauren Bacall interessant machen wollte, ohne jemand dabei auf die Füße zu treten. Interessant fand ich dagegen das, was ich zwischen den Zeilen gelesen habe. Aber ich finde auch, dass die Biografie nicht zu dem Bild gepasst hat, dass Lauren Bacall vermitteln wollte.

    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

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    "Lass mich dir erzählen, was ich über sie gelernt habe..." so beginnt die englische Autorin Polly Atkin ihre Erzählung über Eulen im Allgemeinen und über Waldkäuze im Besonderen. Die Vögel leben in der Nähe ihrer Farm in Grasmere. Anfangs hat sie sie fast nur nebenbei wahrgenommen, aber mit der Zeit wurden sie zu ihren ständigen Begleitern.


    Polly ist nicht gesund und mit Tieren zu leben ist für sie oft einfacher als der Umgang mit Menschen, von denen sie sich oft nicht verstanden fühlt, weil sie sich nicht in ihre Lage hineinversetzen können. Aber ihre Krankheit soll in ihrem Buch nicht im Vordergrund stehen.


    Das Buch über Eulen, sondern über das Leben mit ihnen. Wie Polly anfangs sagt: sie erzählt darüber, was sie über und von den Eulen gelernt hat. Gelernt hat sie viel: wie sie Eulen findet, die oft ganz in der Nähe sitzen, aber trotzdem fast unsichtbar sind, weil sie mit der Umgebung verschmelzen. Oder wie man die Plätze findet, in deren Nähe sie sich aufhalten.


    Besonders Eulenjunge haben es ihr angetan. nicht unbedingt, weil sie niedlich sind. Das sind sie gerade zu Anfang nicht, wenn sie nur Flaumfedern und ein viel zu großer Kopf sind, den sie nicht aus eigener Kraft halten können. Sie beobachtet die Küken, anfangs neugierig, als das Wetter umschlägt auch besorgt, weil sie nicht sicher ist, ob sie überleben werden. Polly fühlt sich hilflos, weil sie nicht weiß, was sie machen soll, aber sie lässt sich von ihrer Hilflosigkeit nicht lähmen, sondern sucht nach Antworten.


    Sie macht sich Gedanken darüber, wie ihre Anwesenheit und die von anderen Spaziergängern und Wanderern von den Tieren wahrgenommen wird. Nehmen sie sie als Bedrohung wahr oder haben sie sich mit ihnen arrangiert? Vielleicht beobachten sie sie ja auch genauso, wie wir sie. Diesen Gedanken habe ich aus der Lektüre mitgenommen, denn in der Natur sind wir alle nur Gäste und sollten uns auch so verhalten, damit wir wiederkommen dürfen.


    Das Thema Natur und besonders Eulen ist für mich immer ein Anreiz, ein Buch zu lesen. In diesem Buch habe ich viel mehr als erwartet bekommen. Für mich ist es definitiv eines der Lesehighlights in diesem Jahr und wird nicht das letzte Buch der Autorin sein, das ich lesen werde.

    5ratten

    Das ist mit in einigen Büchern in der letzten Zeit aufgefallen: das Problem wird angesprochen, aber es seht nur weiter im Raum, ohne dass es die Autorin/der Autor weiter ausarbeitet. Es klingt so wie "hey, meine Protagonisten machen gerade dieses oder jenes durch, macht euch bitte selbst Gedanken darüber" :rolleyes:

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    Privatdetektiv Teàrlach Paterson bekommt einen neuen Auftrag: vor drei Jahren verschwand Lily Materson spurlos vom Anwesen ihrer Eltern. Jetzt sitzt er Tony Masterson, dem Vater gegenüber. Er will nicht, dass Tèarlach seine Tochter wiederfindet, denn er ist sich bewusst, dass sie tot ist. Er will wissen, was mit ihr passiert ist. Nur so kann er mit dem Verlust abschließen. Tèarlach macht sich auf der Suche nach der Wahrheit auf den Weg in die schottischen Highlands.


    Niemand konnte sich erklären, was mit Lily passiert ist. Die Mutter hat sie nur einen Augenblick aus den Augen gelassen, aber dieser kurze Moment hat gereicht. Die Polizei glaubt, dass sie im anliegenden See ertrunken ist. Aber das Grundstück ist von einer Mauer umgeben, die zu hoch für ein Kind ist. Die Einheimischen glauben, dass ein Wesen aus dem See sie geholt hat.


    Manchmal wusste ich nicht, in welche Richtung sich der Krimi entwickeln würde. Die ständigen Andeutungen über den See haben in Richtung Fantasy gedeutet, was nicht mein bevorzugtes Genre ist. Aber der Autor ist beim Krimi geblieben und hat diesen Aberglauben nicht weiterverfolgt. Er hat nur dazu gedient, um ein bisschen Lokalkolorit in die Geschichte zu bringen. Genauso wie er die Beschreibung der Dorfbewohner, die stellenweise ein bisschen zu sehr an ein Klischee vom Hochlandschotten erinnern.


    Dabei hätte die Geschichte das nicht gebraucht. Der Krimi ist von Anfang an spannend und entwickelt verschiedene Möglichkeiten, was passiert sein könnte. Mit Dee, der Hackerin von Tony Masterson, gibt es einen interessanten Charakter, der zwar nicht die Gegenspielerin von Tèarlach ist, aber trotzdem ihr eigenes Ding macht. Wie bei Tèarlach gibt es etwas in der Vergangenheit, über das sie nicht nachdenken will.


    Im Verlauf der Handlung baut sich die Spannung immer weiter auf. Stellenweise gibt es auch ein paar Längen, aber ich habe mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt. Manchmal hat der Autor für meinen Geschmack zu tief in die oben erwähnte Klischeekiste gegriffen, trotzdem ist es ein vielversprechender Auftakt für eine neue Reihe.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

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    Sunderland, England in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: die junge Gustine schlägt sich als Straßenmädchen durch, um das Überleben für sich und ihren kleinen Sohn zu sichern. Aber selbst das und ihre Arbeit in der Mühle reichen kaum zum Leben. Da schlägt ihr der Arzt Henry Chiver ein anderes Geschäft vor, mit dem sie viel mehr verdienen könnte. Aber Chiver hat eine dunkle Vergangenheit, die den legendären Körperdieben Burke und Hare verknüpft ist.


    Die Geschichte hatte vieles, was mich angesprochen hat: Henry Chivers, der versucht, Medizin zu unterrichten, ohne sich die nötigen Anschauungsobjekte auf legalem Weg besorgen zu können. Gustine, die alles tut, um sich und ihren Sohn am Leben zu erhalten. Die Lage der Menschen am unteren Rand der Gesellschaft, die nicht nur durch ihre Armut, sondern auch durch die sich immer weiter ausbreitende Cholera gefährdet waren. Davon hat die Autorin zwar kein schönes, aber überzeugendes Bild gemalt.


    Warum mir das Buch trotzdem nicht gefallen hat? Zum einen haben sich die einzelnen Teile nicht zu einem Ganzen zusammengefügt. Gustine und Chiver waren unsympathische Protagonisten, deren Beweggründe mir nie ganz klar wurden. Der Erzählstil hat mich stark an die Romane von Charles Dickens erinnert, mit denen ich auch nicht zurechtkomme, hatte aber nicht deren Klasse. Der einzige Lichtblick war Chivers Verlobte Audrey, die verzweifelt versuchte, das Los der Menschen zu ändern, die aber letztlich daran scheiterte, dass man zu ihrer Zeit Frauen nur als schmückendes Beiwerk und nicht als eigenständige Menschen wahrnahm.

    2ratten

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    Vor zehn Jahren hat Fin MacLeod nicht nur den Polizeidienst, sondern auch die äußeren Hebridenverlassen. Jetzt lebt und arbeitet er mit seiner Frau Marsaili in Glasgow. Aber dann erreicht sie ein Anruf ihres Sohnes Fionlagh: er steht unter Verdacht, eine junge Frau ermordet zu haben. Das Mädchen war seine Schülerin und auch seine Geliebte. Auch wenn Fin und Marsaili an seine Unschuld glauben, sprechen die Beweise doch eine andere Sprache.


    Fin kommt auf eine andere Insel zurück als die, die er verlassen hat. Plötzlich stehen ihm die Menschen feindselig gegenüber. Menschen, die früher seine Freunde waren, sehen in ihm nur noch den Vater eines Mörders. Das tote Mädchen war eine Influencerin, die mit ihrem Kanal nicht nur die Hebrideninsel ins Interesse ihrer Follower rückte, sondern sich auch für den Umweltschutz auf Lewis stark machte.


    Für Fin liegt hier ein genauso großes Motiv wie das, das die Polizei seinem Sohn unterstellt: nämlich die Affäre weiterhin unter Verschluss zu halten. Auch wenn er keine Befugnisse mehr hat, kennt er doch die Menschen besser als der Ermittler, der vom Festland kommt und macht sich selbst auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei muss er sich auch immer wieder seiner eigenen Vergangenheit stellen, denn in so einer kleinen Gemeinschaft sind die Leben aller miteinander verknüpft.


    Peter May streut im vierten Teil der Lewistrilogie immer wieder Rückblenden ein. Auch wenn ich es mir bei manchen nicht vorstellen konnte, sind sie trotzdem wichtig für die Lösung des Falls. Für Fin ist die Situation schwierig. Auf der einen Seite will er Fionnlaghs Unschuld beweisen, auf der anderen Seite ist da aber auch die Tatsache, dass er eine Affäre mit einer Schülerin angefangen hat und sein Familienglück gefährdet. Es ist ein schwieriges Thema, aber der Autor geht gut damit um.


    Zwischen diesem und dem letzten Fall liegen über zehn Jahre. Aber die Pause hat nicht geschadet. Peter May hat gezeigt, dass und wie das Leben der Protagonisten weitergegangen ist und dass es auch nach der Auflösung des Falls weitergehen wird. Ob es aber zu einem weiteren Teil der Reihe reicht, bleibt offen.

    4ratten

    Ich habe schon den Eindruck gewonnen, dass er sich seines Könnens zumindest teilweise bewusst war. Deshalb war er so frustriert, dass Theo keines seiner Bilder verkauft und er so keine Anerkennung bekommen hat.