Beiträge von breedstorm

    Zitat

    Das Schlimme daran ist, dass die Frage, wie diktatorische Regime die Totalüberwachung für sich nutzen können, wirklich relevant ist und in einem guten Roman ausgearbeitet hätte werden können. Hier dient sie leider nur dem Thrill.

    Auch das sehe ich anders. Mich brachte das Buch viel zum Nachdenken und zum Recherchieren, , gerade bei historischen Gegebenheiten die man aus der Epoche nicht aus der Schule oder von N24 kennt. Beispiel: das Schicksal von Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg. Den kennt Schwager kennt jeder, aber ihre Geschichte?

    Ich kann hier natürlich nicht für alle Frauen sprechen, aber bei dem Klischee von der unerfahrenen grauen Maus muss ich immer nur den Kopf schütteln und frage mich, warum dieses von - meist männlichen - Autoren so bedient wird.


    NSA

    Phantastik mit alternativer Geschichte gibt es ja mittlerweile wie Sand am Meer, aber Andreas Eschbachs NSA sticht da deutlich hervor. Die Grundlegende Prämisse, dass Nazis den Nazis das Internet, PC’s und Smartphones zur Verfügung standen, kann man sich schnell selbst vorstellen, Eschbach schmückt das Ganze aber sehr glaubwürdig und detailliert aus, dass man schnell in der Logik dieser Welt gefangen ist. Unterlegt wird das ganze mit vielen Versatzstücken von echter Geschichte, wo nunmehr gezeigt wird, wie sich eine Kulturrevolution wie sie Ende der 90er stattgefunden hat nun in den 1930er und 1940er ausgewirkt hätte.


    Fazit:

    Der Roman birgt eine unglaubliche Menge an Denkanstößen und Analogien zur heutigen Zeit, und man fragt sich unwillkürlich, wie weit wir aktuell noch davon entfernt sind; der Name NSA ist ja bewusst an die aktuelle amerikanische NSA angelegt. Welche Möglichkeiten haben die, und wie schöpfen sie sie aus? Wie groß sind die Analysemöglichkeiten? Was passiert, wenn neue Technologie mißbraucht wird? Neben dem weltpolitischen Geschehen wird auch noch die Geschichte von Eugen, Helene und anderen erzählt, sogar sehr ausführlich, und immer wenn man glaubt, die Geschehen vorausahnen zu können, wird man eines besseren belehrt. Es animiert den Leser außerdem, sich über die realen Geschehnisse und Personen zu informieren um zu checken, wie das Internet die ein oder andere hirtorische Entwicklung verändert hat.

    Das Ende hat mich komplett überrascht, man möchte sagen, weggeblasen. Richtig klasse!

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    Das Imago-Projekt



    Zum Autor

    Robert Corvus, mit bürgerlichen Namen Bernd Otto Robker, ist ein Autor der hauptsächlich Science Fiction und Fantasy geschrieben hat. Unter seinem weiteren Pseudonym, Bernard Craw, hat er u.a. für die Buchreihen von Das Schwarze Auge und Battle Tech geschrieben. Im Piper Verlag veröffentlichte er Fantasy wie Drachenmahr, Die Schattenherren oder die Schwertfeuer-Trilogie, aber auch Science Fiction wie Feuer der Leere. Bei Heyne erscheint seine sicherlich erfolgreichste Reihe, Die Phileasson-Saga, eine Roman-Reihe aus der Welt des Rollenspiels Das Schwarze Auge, die er zusammen mit Bernhard Hennen schreibt. Mir persönlich ist er durch seine Eigenschaft als Gastautor bei der Science Fiction-Serie Perry Rhodan aufgefallen. Sehr aktiv ist er bei Youtube, wo es viel Hintergrundwissen und Interaktion mit Lesern zu finden gibt. So ist zu nahezu allen Werken Hintergrundwissen zu finden, aber auch Tipps für angehende Autoren, Interviews, Lesungen oder Lesetipps. Bemerkenswert finde ich, dass er sehr auf die Leser eingeht, und zwar nicht nur schriftlich sondern auch in seinem regelmäßigen Livestream.



    Zur Handlung

    In Das Imago-Projekt finden wir uns zum zweiten Mal nach Feuer der Leere im Schwarm (die Flotte von 28 Schiffen mit überlebenden Menschen) wieder. Die Geschichte ist jedoch so erzählt, dass man sie auch ohne den Vorgängerband zu kennen verstehen kann. Die Menschheit ist auf der Flucht vor den Giats, einer Alienrasse von Methanatmern. Die Erde ist zerstört, und so flieht der Schwarm vor deren Überlegenheit. Auf jedem Schiff gibt es eine eigene Kultur und Philosophie, die nicht immer konform gehen. In einem sind sie sich aber einig: die Menschen brauchen Nahrung. Eine Kooperation ist daher unverzichtbar, auch wenn es große Konflikte gibt.

    Auf der Suche nach anderen Menschen, die in den Ruinen ehemaliger Kolonien überlebt haben könnten, dringt der Schwarm immer weiter in unerforschtes Territorium vor. Die Flotte entdeckt eine riesige Sphäre, die eine Sonne nahezu umspannt. Ist dieses technische Wunderwerk ein Zeichen menschlicher Besiedlung, Alientechnik oder etwas ganz anderes? Und lauert die größte die Gefahr für die Menschheit da draußen – oder im Inneren?


    Fazit

    Ich habe großen Gefallen gefunden an dem Band, der mich etwas an Battlestar Galactica erinnert hat, aber angereichert ist mit tollen Ideen und philosophischen sowie ethischen Fragen. Die Figuren werden aus einem ganz anderen Winkel als in Feuer der Leere betrachtet, und viele offene Fragen aus dem Vorgängerband werden hier beantwortet. Sehr positiv fielen die unterschiedlichen Herangehensweisen der Menschen auf den unterschiedlichen Schiffen auf, und man ist als Leser im ständigen Austausch mit sich selbst, ob man das Handeln dieser oder jener Fraktion nachvollziehen kann, und ob es gerechtfertigt ist. Ein klares Schwarz oder Weiß gibt es da nicht, das Buch bietet soviel mehr als das übliche Räuber und Gendarm im Weltraum. Es sprüht vor faszinierenden und philosophischen Ideen, und hält unserer Gesellschaft einen Spiegel vor. So und nicht anders muss moderne Science-Fiction sein!

    Diversität finde ich gut, es nervt allerdings, wenn sie erzwungen wird. Ich bleibe mal bei dem Filmbeispiel.


    Beispiel Black Panther: die Figur gibt es seit Jahrzehnten, und es ist cool, dass das ganze nun verfilmt wurde. T'Challa fand ich schon immer klasse.


    Beispiel Nick Fury: Auch diese Figur gibt es seit Jahrzehnten. Im Film Avengers wurde sie mit Samuel L. Jackson besetzt, obwohl sie in den Comics eher so aussah wie Clint Eastwood mit Augenklappe. Hat mir nicht gefallen, weil die Figur komplett anders aussah als sie jahrelang geschildert wurde. Das ist für mich so, als hätte man Gandalf als Asiate besetzt.


    Auch schlimm: die Diskussion um das Spiel Kingdom Come: Deliverance. Bei einem Spiel, was in einem möglichst realistischen Setting Böhmen im Mittelalter darstellen soll wird kritisiert, dass keine Afrikaner dabei sind...


    Es gibt jede Menge Möglichkeiten, Geschichten mit Menschen egal welchen Geschlechts, Hautfarbe oder sexueller Orientierung zu erzählen. Das müßte nur besser genutzt werden, nicht wie in einer Liste zum Abhaken.
    Bei The Shannara Chronicles macht es z.B. einfach Sinn.