Beiträge von Melanie Metzenthin

    Adnan erzählt ja, dass er Rassismus schon seit seiner Kindheit kennt, auch unter den Schwarzafrikanern, die selbst untereinander nach dem Grad der Pigmentierung ausgrenzen. Genau das hatte ich in der Biographie von Hans-Peter Massaquoi gelesen und ich musste grinsen, als du, Melanie, genau dieses Buch im Nachwort erwähnt hast.

    Ja, das Buch von Massaquoi finde ich sehr wichtig. Mein Vater, der 6 Jahre nach Massaquoi geboren wurde, hat diese ganzen Hintergrund-Geschichten, die Massaquoi beschreibt, auch erlebt und sagte immer, genauso war es. Da hat jemand endlich mal richtig über die Zeit geschrieben. Es gab Rassismus, aber der war strukturell, von wegen minderwertigerer Rasse, der aber nicht daran hinderte, dass es trotz allem individuelle Einzelfreundschaften gab - wie sie in Massaquois Buch ja auch beschrieben werden - selbst wenn die Eltern der anderen Kinder Nazis waren, die ihn als Jungen aber trotzdem mochten und mit ihren Kindern spielen ließen. Diese "doppelte Buchführung" wird da sehr deutlich - und die zeigt eben auch, warum es in Deutschland nach dem Ende des 3. Reichs keine "Widerstandszellen" gab, sondern sich alle dem neuen Leben anpassten. Das hat die Alliierten damals ja sehr erstaunt - es beweist aber auch, dass die meisten tatsächlich keine überzeugten Nazis waren, sondern Mitläufer - und als die Zeiten sich änderten, passten sie sich erneut an.

    Wobei ich noch nicht daran denken möchte, was sie in 10 Jahren erwartet.

    Band 3 spielt 1941 - da wird man es erfahren.

    Tja, aber sie hatten nicht mit Fräulein Wermut bzw. der Entschlossenheit von Friederike gerechnet :D Und im Endeffekt hat es sich dann als Vorteil herausgestellt, weil Wenzel nun gar nichts anderes übrigblieb, als die Vormundschaft für Annemarie abzugeben, wenn er nicht noch richtig Ärger bekommen will.

    Genau - wie ich schon weiter oben schrieb - starke Frauen müssen nicht darauf warten, dass sie gerettet werden. Die regeln das selbst.

    Fräulein Wermut würde sich prima als Geheimagentin machen :D die Frau ist einfach klasse und ich freue mich riesig, dass wir sie nicht ganz aus den Augen verlieren werden. Sie hat nicht nur Luise vollkommen überrascht.

    Fräulein Wermut wird auch in Band 3 wieder wichtig (in Band 4 nicht, da ist sie dann zu alt, aber dafür kommt dann Luise noch mal vor). Die Nazis, die sich mit Fräulein Wermut anlegen, können euch übrigens schon mal jetzt leid tun ;)

    Huiuiui, wenn Luise mal "richtig" ausflippt, muss man aber echt in Deckung gehen =O

    Wie gut, dass Luise nicht bei Annemaries Tante war, was? ;)

    Annemaries Eltern und Tante sind so richtige Heuchler, die es überhaupt nicht interessiert, dass Adnan Annemarie davor bewahrt hat, vergewaltigt zu werden, sondern für die es einfach nur die Hautfarbe eine Schande ist. Dass zwischen den beiden Liebe im Spiel sein könnte, geht denen überhaupt nicht in den Kopf.

    Ja, leider war das damals weit verbreitet. Man sah die Hautfarbe und dann war alles gesagt - falsche Farbe - kein richtiger Mensch - geht nicht :(

    Das glaube ich, dass ihr darüber lachen musstet, auch wenn es damals nicht lustig war.

    Der Kommilitone hat das damals so köstlich betont - ganz so, wie man sich einen Herrn Wenzel vorstellen würde. Das ging so los: "Höret her und lernet!" und dann las er das vor. Ich habe das nie vergessen, das war so urkomisch.

    Luises Vergleich, dass sich die Menschen über ein schwarzes Fohlen freuen, aber bei einem farbigen Baby die Nase rümpfen, fand ich sehr treffend. Lachen musste ich bei dem blassen Glatzenbaby ^^

    Ja, so sind die Menschen - bei Tieren sind die Farben okay, bei Menschen nicht. Wobei ja jedes Baby auf seine Art niedlich ist.

    Aber auch wenn sich Annemarie Friederike nicht anvertraut, beschützt diese vor ihrem cholerischen Vater, dass dieser seine Tochter nicht einfach mit nach Hause nehmen kann - und damit dem kleinen Maurice das Heim erwartet. Lechner, der in diesem Abschnitt mit seinem Verhalten nicht gerade Pluspunkte bei mir gesammelt hat, konnte aber am Ende dann doch nochmal etwas punkten, als er Friederikes Lüge nicht auffliegen lässt.

    So hat Friederike wenigstens noch etwas Zeit gewonnen, um eine Lösung für Annemarie und ihr Baby zu finden.

    Lechner ist ja kein schlechter Mensch, aber ein Kind seiner Zeit ... das haben wir ja schon in Band 1 erlebt, wie er mit Kuno umgegangen ist. Ein Herz hat er aber trotzdem.

    Auf die Geschichte von Annemaries Vater bin ich jetzt gespannt. Vielleicht wird dann auch die Rolle der toten Schwester klarer. Ich habe momentan überhaupt keine Ahnung, wie das alles mit dem französischen Soldaten, Annemarie und der toten Schwester zusammenhängen könnte.

    Das freut mich, dass nicht alles sofort offensichtlich ist.

    Fräulein Wermut verblüfft und verwirrt mich immer wieder. Ihren Vortrag über die Überlegenheit der weißen Rasse hat mir natürlich nicht gefallen und in dem Moment ist sie mir wieder unsympathischer geworden, aber als es galt, hat sie Annemarie und ihr Baby verteidigt. Ich weiß bei ihr oftmals nicht, ob das, was sie gerade sagt, auch wirklich ihrer inneren Überzeugung entspricht oder ob sie teilweise das wiederholt, was die gängige Meinung ist. Wobei sie Tatsachen schonungslos anspricht, auch wenn sie noch so unschön sind. Sie lässt sich aber auch nicht in die Karten sehen.

    Dann die Eröffnung, dass sie eine sehr gute Reiterin ist und sie früher in England an Fuchsjagden teilgenommen hat, war eine weitere Überraschung.

    Fräulein Wermut ist der Joker dieser Geschichte.

    "Eltern haben auch das Recht, ihre Kinder zu züchtigen - kein Richter würde die Eltern dafür verurteilen, solange das Kind am Leben bleibt." :cursing: :cursing: :cursing:

    Deshalb ist Fräulein Wermut auch Gouvernante, weil sie das verabscheut.

    Danke für diesen interessanten Ausblick in das Jahr 1957! Das verspricht spannende zu werden! Und besonders toll finde ich es, dass hier irgendwie alle zusammenkommen! Großartige Idee!


    Wann erscheinen die nächsten Mohlenberg-Bände? Hast Du da schon einen ungefähren Termin?


    Hattest Du dieses Konzept über mehrere Jahrzehnte von Anfang an im Kopf oder hat es sich im Laufe des Schreibens einfach so entwickelt? So wie sich Frl Wermut hineingeschwindelt hat?

    Ich hatte ja ursprünglich nur die Idee für diesen Band und den Band 1957. Band 3, der 1941 spielt, mogelte sich dann dazwischen auf Wunsch meiner Lektorin. An dem schreibe ich gerade, Band 4 ist schon fertig. Die werden dann vermutlich Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres in recht kurzem Abstand erscheinen.


    Eine Frage hab ich noch was die Psychiatrie im allgemeinen in dieser Zeit angeht. Gab es damals schon Medikmente, die rein für psychiatrische Erkrankungen entwickelt wurden? So wie es heute eben Antidepressiva bzw Psychopharmaka im allgemeinen gibt?

    Die Medikamente wurden erst nach dem 2. Weltkrieg entwickelt. Davor gab es keine Möglichkeit, die Menschen zu behandeln. Und mit der Einführung der Antipsychotika und Antidepressiva verbesserte sich auch sehr viel und die alten Pflegeanstalten verschwanden langsam.

    Das war ein Abschnitt, der mich sehr bewegt hat!

    Es macht wütend, wenn man liest, was Adnan wegen seiner Hautfarbe erlebt hat. „Das Konzept der Überlegenheit hellerer Haut“. Warum sollte in hellerer Hautfarbe etwas Besseres stecken als in dunklerer? Erstaunt hat mich, dass das sogar in Afrika zutraf.

    Das Problem ist, dass es Rassismus eben auch und noch immer in Afrika und Arabien gab - es gibt sogar Studien, dass der Rassismus gegen die dunkle Haut mit den arabischen Sklavenfängern anfing und dann von den weißen Kolonialherren übernommen wurde. Ich finde leider jetzt nicht den spannenden Link dazu. In der Antike gab es ja auch schon Sklaverei, aber noch keinen Rassismus - der schwarze und der weiße Mensch waren gleich viel wert, die Hautfarbe nebensächlich. Später haben dann die gezielten Sklavenjäger sich das damit schön geredet und auch die Kolonialherren - wenn man Menschen mit dunkler Hautfarbe auf die Stufe von Tieren stellt, haben sie keinen Anspruch auf Menschenrechte oder -würde - also kann man mit ihnen machen, was man will. Das wurde dann "wissenschaftlich" gestützt. In Deutschland wiederum gab es immer mal wieder Einzelfälle von gebildeten Schwarzen, die als "K a m m e r m o h r e n" an die Höfe gebracht wurden, aber aufgrund ihrer Intelligenz auch studieren durften und nicht nur zum "Fächerwedeln" eingestellt wurden. Man muss in dieser Zeit ganz anders als heute differenzieren, dass der Rassismus damals noch auf der "Wissenschaft" fußte. Es gab noch bis in 20. Jahrhundert solche Forschungen. Und wen dann jemand, der eigentlich tolerant ist - so wie Fräulein Wermut - sich mit der Wissenschaft befasst und hört, dass die Schwarzen aufgrund ihrer Genetik weniger intelligent sind, dann glaubt sie das erst mal - sie verachtet sie aber nicht, sondern will sie eher unterstützen - deshalb ihr Jugendtraum als Missionarin in Afrika. Es ist also eigentlich das Gegenteil von Rassismus, aber noch zu weit entfernt davon, die Wissenschaft der damaligen Zeit zu hinterfragen, weil sie keine Abgleichmöglichkeiten hat - damals traf man ja nur sehr selten Schwarze in Deutschland, mit denen man eine private Bekanntschaft pflegen konnte. Entweder waren das Seeleute am Hafen, die zu kurz da waren, Mitglieder der Völkerschau oder von Zirkussen, die schwarzen Besatzer im Ruhrgebiet, von denen man sich aus Prinzip fernhielt (genauso wie von den weißen Franzosen) oder Diplomaten, mit denen man auch als Durchschnittsbürger nicht so viel zu tun hatte. Man muss deshalb bestimmte Verhaltensweisen und Einstellungen immer im zeitlichen Kontext sehen und man tut Menschen der damaligen Zeit Unrecht, wenn man sie pauschal wegen bestimmter Handlungen als Rassisten bezeichnet, weil diese Handlungen nicht rassistisch von der Einzelperson motivert waren, auch wenn das Ergebnis rassistisch ist. Es war oft die Folge falscher Informationen. Die förderten dann natürlich einen strukturellen Rassismus, aber der einzelne Mensch konnte durchaus völlig wertneutral und freundschaftlich mit einem Schwarzen umgehen, wenn er ihn richtig kennenlernen konnte. Nur musste das erst mal gebahnt werden. In Deutschland gab es ja - anders als in Amerika - nie eine Rassentrennung. Es war kein Problem, einen Schwarzen zu heiraten. Das Problem war dann nur die Umwelt, die komisch guckte - oder eben auch nicht, wenn man in einer Gegend wohnte, wo man sich gut kannte und der Schwarze ganz normal dazu gehörte. Das einzige, wie man Rassismus überwinden kann, ist eben das vorurteilsfreie Kennenlernen.

    Danke, liebe Melanie, dass du meine Bitte erfüllt und Annemarie ein Happy End ihrer Liebesgeschichte gegönnt hast. :*

    Ja, die traurige Geschichte von Bernhard genügte ;) - die übrigen Mohlenberg-Bände sind freundlicher.

    Der Star der ganzen Geschichte war aber eindeutig Fräulein Amalie Wermut, da sind wir uns doch einig, oder? Sie hat mich in jedem Kapitel wieder neu erstaunt. Zum einen weiß sie sehr viel und hat ein gutes Urteilsvermögen. Sie ist einfühlsam, humorvoll und hat für jeden immer die richtige Antwort. Sie hätte doch mehr werden können als Gouvernante?!

    Amalie Wermut ist ja der gleiche Jahrgang wie Hafenschwester Martha und Fritz' Mutter Helen. Damals hatten Mädchen ja noch keine Chance, zu studieren. Dafür hat Fräulein Wermut ja schon viel aus ihrem Leben gemacht. Und in Band 3 ist sie wieder mit dabei.

    Vera Herzberg ist die ideale „Therapeutin“ für Luise. Schön, dass sie einverstanden ist mit dem Deal. Sie hat ja auch was davon, es ist also eine win-win-Situation. Luise ist sehr intelligent und stark, sie schafft es bestimmt, sich in der dominierenden Männerwelt durchzusetzen und anderen Frauen zu helfen.

    Hast du den Spoiler aus Band 4 gelesen, den ich in meiner Antwort an Ysa eingefügt habe?

    Danke, liebe Melanie, für diese tolle Geschichte und auch für die vielen Infos, die wir hier in der Leserunde noch obendrauf bekommen haben!

    Das Kompliment gebe ich gern zurück. Vielen Dank an euch für eure intensive Teilnahme :)

    Das geht ja einigermaßen gut - Wolfgang hat den Orden strategisch gut eingesetzt. Aber ich verstehe Adnan, dass er ein seltsames Gefühl hat, so plötzlich eine andere Identität zu haben. Wolfgang macht ihm aber klar, dass das nicht bedeutet, dass er ein anderer Mensch ist. Die Identität mag eine falsche sein, sein Leben ist das richtige"

    Ja, damals, als das Militär noch was zählte, brachte ein Orden viele Kritiker zum Verstummen. Deshalb glaubten ja auch die Juden, die im 1. WK hohe Orden bekommen hatten, dass ihnen von den Nazis keine Gefahr drohte ... Es gab ja sogar unter den Nazis noch Vergünstigungen für Juden, die im 1. WK ausgezeichnet worden waren. Allerdings bestanden die darin, dass sie nach Theresienstadt und nicht gleich in die Vernichtungslager kamen. Aber das ist eine andere Geschichte.

    Kommissar Lechner zeigt sich auch einigermaßen kooperativ. Die Verhandlungen mit Hr Wenzel verlaufen anfangs recht gut. Er ist ein "Moralelastix" sobald es um sein Ansehen und seinen Beamtenstatus geht. Wobei... es geht dabei auch um seine Existenz und sein Ansehen in der Gesellschaft.

    Ich bin auch Asterix-Fan ;) . Und ja, für Wenzel geht es um einiges, aber er hätte es auch anders lösen können, wenn er zu feige wäre, dazu zu stehen - einfach dafür sorgen, dass die Tochter mit ihrer Familie in eine andere Stadt zieht - so wie es jetzt schon passiert.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass Du, liebe Melanie Metzenthin schon beim Schreiben dieser Szene lachen musstest! Ich hab es jedenfalls gemacht! Ich kann mir Frl Wermut als schwerhörige Alte so richtig gut vorstellen!

    Ja, das war eine meiner Lieblingsszenen. Der Stock musste ja noch mal die richtigen Personen mit voller Wucht treffen. Außerdem finde ich Geschichten blöd, in denen die Frauen immer von den Männern gerettet werden. Das sollte parietätisch abwechseln passieren ;)

    Luise ist extrem unsicher, was sie in Zukunft tatsächlich machen will bzw wer sie eigentlich sein will. Die Lösung diesbezüglich finde ich sehr gelungen! Vera Herzberg ist genau die richtige Mentorin für Luise. Und Luise braucht sie dringend!

    Luise wird uns in Mohlenberg 4 noch mal begegnen. Wie schon üblich, mache ich hier mal einen kleinen Spoiler aus 1957. Thomas Mitchell ist übrigens tatsächlich Fritz' Halbbruder - Band 4 wird ja ein Happening aus drei Reihen, für den obligatorischen Mordfall ist dann Fredi als Hauptkommissar zuständig. Und die kleine Charlotte ist eine versierte Anwältin geworden.

    In diesem Zusammenhang habe ich auch die Biographie von Nelly Bly kennenlernen dürfen - auch das finde ich extrem spannend bei Melanies Büchern: man lernt immer Persönlichkeiten kennen, die nicht soooo bekannt sind, die aber trotzdem außergewöhnlich waren!

    Ja, das finde ich selbst immer sehr spannend.

    Aber eine Frage habe ich noch: Wie war das damals mit dem Notabitur? Wie lief das ab? Welche Gültigkeit hatte dieses dann?

    Im 1. WK wurde Oberprimanern, die sich freiwillig melden wollten, die schriftliche Abiturprüfung erlassen, wenn ihre Zeugnisse gut genug waren, sie mussten dann nur die mündliche machen. Das Abitur galt voll. Im 2. WK wurde ihnen die gesamte Prüfung erlassen, wenn ihre Zeugnisse gut genug waren. Das Abitur galt auch voll als Hochschulzugangsberechtigung. Sie konnten damit also studieren, was damals ja noch der Sinn des Abiturs war. Es war selten, dass Leute mit Abitur nicht studierten. So wie Fredi in Hafenschwester 3, der dafür aber die gehobene Polizeilaufbahn einschlug. Hätte er allerdings auch mit der mittleren Reife machen können.

    Schön, dass du jetzt die Zeit gefunden hast, zu uns zu stoßen :)


    n das Buch bin ich schnell wieder reingekommen, ich hatte schon etwas die Befürchtung, dass ich mich an einiges vieles (und vor allem an die Namen) nicht mehr erinnern könnte, aber Melanie hat die Rückblicke wieder mal hervorragend eingebaut.

    Das freut mich sehr. Mir ist es immer wichtig, dass bei meinen Reihen jeder Band für sich allein stehen kann, damit auch Quereinsteiger keine Probleme haben.

    Es freut mich, dass die beiden glücklich sind und auch Juliane ihren Frieden mit der Situation rund um ihr erstes Kind machen konnte.

    Ja, Juliane hat ein bisschen Glück und Frieden verdient.

    Bei Luise war ich ja gespannt, was uns und Friederike erwarten wird, aber ich muss sagen, die junge Frau ist mir sehr sympathisch mit ihrer Einstellung und unkonventioneller Haltung. Sie ist nur einfach zu modern für die damalige Zeit, fürchte ich ^^

    Ja, sympathisch ist sie, und wie unkonventionell sie ist, wird man noch erfahren ;)

    Bei Fräulein Wermut dachte ich, was das für eine Schreckschraube ist und musste einige Male mit den Augen rollen, aber dann hat sie mich doch ziemlich überrascht und ich muss gestehen, ich habe sie ziemlich falsch eingeschätzt. Tatsächlich ist ihre Vorgehensweise, um Misshandlungen von Kindern durch ihre Eltern aufzudecken, sehr raffiniert. Sie hat mich jedenfalls neugierig gemacht und ich bin auf ihre weitere Rolle in dem Buch gespannt.

    Mir macht es immer Spaß, wenn Charaktere überraschen können :)

    An die Nazis und die Folgen für die Nervenklinik mag ich gar nicht denken :(

    Im Nachhinein betrachtet (ich schreibe gerade Band 3) mögen die Nazis lieber nicht mehr an die Folgen denken, die es für sie hatte, als sie die Nervenklinik im Fokus hatten ^^

    Ich wusste auch nicht, dass nur bestimmte Beamte, Dokumente siegeln durften.

    Das ist bis heute so. Die Amtssiegel dürfen nur von bestimmten Leuten benutzt werden und müssen in besonders gesicherten Schränken aufbewahrt werden. Heute sind die Amtssiegel natürlich Stempel, keine echten Siegel mehr, aber sie werden noch immer Siegel genannt.

    Jemandem verzeihen, ohne ihn irgendwie "klein" zu machen ist auch eine Kunst!

    Das zeichnet Wolfgang aus :)

    Ich hatte ja den Verdacht, dass randalierende Patienten eher fixiert wurden.

    Wie war es eigentlich mit Psychopharmaka in dieser Zeit? Gab es schon welche, die auch effizient eingesetzt werden konnten?

    Fixierungen gibt es auch bis heute. Es gibt Situationen, da geht es nicht anders - wenn jemand sonst alles auseinander nimmt, die Tür eintritt, sich selbst Kopf und Hände blutig an den Wänden schlägt.

    Er ist ihr ja sicher körperlich überlegen und hätte sich wehren können. Dann wären seine Verletzungen nicht so schlimm gewesen. Er hat es aber nicht getan.

    So etwas kommt übrigens heute noch immer regelmäßig in Psychiatrien vor - dass Leute hochaggressiv werden und Mitarbeiter verletzen. Und dass es den Patienten später leid tut. Die meisten Mitarbeiter in Psychiatrien haben die gleiche Größe wie Wolfgang im Roman - und klar, Wolfgang ist viel Stärker als Luise - aber wenn jemand so richtig austickt, ist es schwierig, den festzuhalten, ohne dabei verletzt zu werden. Ich habe auch schon mitbekommen, wie in der Psychiatrie Kollegen zum Teil erheblich durch randalierende Patienten verletzt wurden. Wenn das nur im Rahmen eines psychotischen Ausnahmegeschehens ist, wird es akzeptiert und nicht angezeigt, aber wenn jemand dabei noch ein A ...loch ist und ohnehin gewalttätig und dissozial, werden solche Leute auch schon mal angezeigt. Und wenn sie Leute erheblich verletzen, sodass sie nicht mal in einer normalen Psychiatrie führbar sind, weil sie eine Gefahr für alle sind, dann werden sie auch angezeigt und in die forensische Psychiatrie verlegt. Dort ist man besser auf solche Gewalttätigkeiten ausgelegt. Allerdings wird da auch weniger durchgehen gelassen. Wenn jemand da nur pöbelt, kommt er schon unter Verschluss, ehe er gewalttätig werden kann. In der normalen Psychiatrie ignoriert man Pöbeleien. Ich habe ja beides jahrelang gemacht und war fast acht Jahre in der forensischen Psychiatrie als Ärztin tätig.

    Schmunzeln musste ich über „….und den Einfluss, den seine Familie durc das Sortieren von Verwaltungsakten über Jahrzehnte auf die Entwicklung der Stadt genommen hatte.“ Kann man durch das SORTIEREN Einfluss gewinnen? Das klingt für mich eher nach Praktikantenarbeit. Aber vielleicht habe ich auch einfach nur keine Ahnung.

    Tja, das ist das, was Friederike sich als personale Perspektive dabei denkt ;)

    Genial mal wieder Fräulein Wermut!! Die Idee mit dem Gehstock - einfach phänomenal! Sie hat doch gewiss auch eine psychologische Ausbildung!? Was sie alles weiß…. Und ihre Art ist einfach nur liebenswert. Sie ähnelt immer mehr Friederike in ihrer Menschenkentnis und ihrem Umgang mit „schwierigen Fällen“.

    Sie hat genau den richtigen Ton getroffen, um Tante Stahmer zum Rede zu bringen.

    Sie ist in dem Buch meine Lieblingsfigur. Und sie wird im vierten Abschnitt noch einige interessante Dinge tun. Und in Mohlenberg 3 ist sie auch wieder mit dabei.

    Vielen Dank für dein ausführliches Feedback. Das mag ich an diesen Leserunden mit euch ja auch so sehr.

    Natürlich finde ich es auch sehr interessant, dass so ganz nebenher die damalige Stimmung unter den Deutschen so bildhaft wiedergegeben wird. Die politische Lage, der Hass auf die Franzosen und noch mehr auf die afrikanischen Kolonialtruppen. Das ist ja immer ein Highlight in Deinen Büchern, Melanie!

    Dass die schwarzen Soldaten zu den Besatzungstruppen gehörten, war damals tatsächlich ein Affront, und das Schlimmste war, dass es auch genauso demütigend von den Franzosen gemeint war, wie es die Deutschen empfanden. Die Franzosen waren nämlich selbst große Rassisten und haben ihre schwarzen Truppen nur benutzt, aber nicht wertgeschätzt. Im Grunde war die Ruhrbesetzung in Verbindung mit der Hyperinflation die Geburt des 2. Weltkriegs - darüber haben wir ja schon in Hafenschwester 3 diskutiert. Es auf Versailles zu verkürzen, trifft es nicht - es war das, was daraus folgte. Und das ist für die Franzosen kein Ruhmesblatt - das Verhalten der französischen Regierung zu dieser Zeit war unter anderem ein Grund für den späteren Aufstieg des Nationalsozialismus. Natürlich nicht der einzige. Hätte Stresemann länger gelebt und hätte es nicht die Weltwirtschaftskrise von 1929 gegeben, hätte trotzdem noch alles anders kommen können. Aber wenn Deutschland nicht durch die Hyperinflation verarmt wäre, wäre die Wirtschaftskrise 1929 u.U. anders in Deutschland verlaufen und dann hätten die Reden von Hitler und seine Versprechen der schnellen Lösungen vielleicht anders vergangen. Feindselige Handlungen, die dazu dienen sollen, andere zu demütigen, führen letztlich immer zu mehr Konflikten. Nach dem 2. WK war man schlauer.

    Speziell seltsam sind natürlich seine Theorien über Mutterliebe. Wurde das tatsächlich so geschrieben bzw argumentiert? :evil: Das hat wahrscheinlich ein Mann verfasst....

    Und was soll die Geschichte mit dem Samen, der "imprägniert"? Wer ist auf diese Idee gekommen?

    Dazu eine Anekdote: Als ich noch studiert habe, war ich mehrfach Tutorin für Erstsemester. Wir haben die Orientierungseinheit immer in einem alten Bauernhof in Steinhorst, einem kleinen Dorf in der Nähe von Celle, vorbereitet. Das Gebäude war uralt und wurde über unseren Professor, der das leitete, gemietet. Im Kaminzimmer standen Lexika, die wohl noch aus der Zeit der ersten Hofbesitzer stammten. Darunter ein mehrbändiges Hauslexikon von 1858. Irgendwer nahm es dann mal zur Hand und kam durch Zufall auf die Darstellung damaliger Erblehre-Vorstellungen. Und dann las er den Artikel aus dem Lexikon vor. Wir haben vor Lachen am Boden gelegen. Das, was Herr Wenzel sagte, stand da so drinnen. Keine Ahnung, wer auf die Idee gekommen ist. Das war 1994, leider weiß ich nicht, wer der Verfasser des Hauslexikons war.

    Zum Thema "Münznäherin" finde ich im Internet überhaupt nichts. Ich hab es allerdings auch etwas unleserlich notiert... hab ich mich jetzt verlesen?

    Da hast du dich verlesen, sie ist Mützennäherin. Das war ein eigener Ausbildungsberuf, den gab es noch bis 1997, seit 1997 ging der Beruf in Modeschneider auf. Meine Oma hat Mützennäherin gelernt, deshalb bin ich auf den Beruf gekommen. Mützen zu nähen mit all ihren Eigenheiten war schon ein Handwerk für sich. Wenn die Näherin ein Arzt wäre, wäre die Mützennäherin der Zahnarzt ;)

    Dass der Vater sich auch immer wieder auf "Vergewaltigung" rausredet, verstehe ich sogar. Es wäre sicher nicht einfach gewesen, sich gegen alle gesellschaftlichen Normen zu behaupten. Dann ist das der einfachere Weg - auch wenn es einen Menschen verleugnet und mehrere Menschen unglücklich macht. Es wäre auch für stärkere Charaktere als Herr Wenzel einer ist, schwer gewesen.

    Ja, das war damals ein Skandal - und das war bis in die 1950er ein Skandal - man denke nur an die schwarzen amerikanischen Besatzungsbabys. In den 1960ern wurden die Menschen langsam toleranter, aber schräg angeguckt wurden "gemischtrassige" Beziehungen noch viel länger. Teilweise ja sogar bis heute. Ich glaube, viele Eltern wären erschüttert, wenn ihr Kind mit einem andersfarbigen Partner nach Hause käme - ganz gleich, wie tolerant sie sich geben. Wenn es die eigene Familie betrifft, gelten für viele plötzlich andere Regeln.


    Und wenn Wenzel behauptet, seine Tochter wurde vergewaltigt, kann man ihm nicht vorwerfen, er hätte seine Tochter nicht anständig erzogen, dass die zu so einer N e g e r schlampe wurde, wie man Frauen ja teilweise noch in den 1960er Jahren und später nannte, die mit dunkelhäutigen Männern Kinder hatten.

    Obwohl der Besuch von Friederike und Frl Wermut bei der Familie Stahmer ist eigentlich sehr, sehr traurig - und trotzdem hab ich immer wieder lachen müssen. Ich kann mir Frl Wermut mit ihrem Stock so richtig vorstellen. Sie macht das sehr klug. Obwohl ich anfangs fast vermutete, dass sie Handgreiflichkeiten erwartet und wehrhaft sein möchte! =O

    Fräulein Wermut ist sehr lebenserfahren. Aber es hätte nichts gebracht, wenn sie Frau Stahmer verprügelt hätte, obwohl es ihr sicher im Händchen juckte ... Und ja, Fräulein Wermut wird noch für einige Überrschungen gut sein.

    Aber der Besuch war aufschlussreich - unvorstellbar, mit welcher selbstverständlichen Grausamkeit Fr. Stahmer gehandelt hat. Und sie hat keinerlei Zweifel an ihrem Tun. Sicher... gesellschaftlich abgesegnet. Trotzdem... ;( Aber konnte sie überhaupt anders werden, nachdem sie ja sicher selber so erzogen wurde?

    Hätte sie das Kind ermordet? Ich traue es ihr glatt zu!

    Ob sie das Kind wirklich umgebracht oder nur ausgesetzt hätten ... wer weiß das schon. Dunkelhäutige Kinder waren für solche Leute ja keine richtigen Menschen. Ebenso wenig wie behinderte Kinder. Die Nazis konnten mit ihren Gedanken, die folgten, ja auch nur so viel Zulauf bekommen, weil so ein Gedankengut weit verbreitet war.

    Luise... sie wollte Annemarie helfen und den Vater von Maurice suchen. Dass sie dann aber gleich Wolfgang attackiert hat, geht dann doch etwas zu weit. Auch wenn es mir imponiert, dass sie sich wehrhaft zeigt!

    Dieser sicheren Raum für tobende Menschen gibt es ja heute noch, oder? Oder zumindest ähnliche Einrichtungen! War das damals schon üblich oder war es eher eine revolutionäre Idee von Friederike und ihrem Vater?

    Solche gesicherten Räume gab es schon immer, seit es Psychiatrische Anstalten gab. Irgendwo musste man Randalierer ja zur Ruhe bringen oder Leute, die drohten, sich umzubringen, vor sich selbst schützen.

    Aber wie verständlich, dass sie traumatisiert ist und lieber schweigt! Mathildes Tod war ein tragischer Unfall. Aber Annemarie und Mathilde hatten nicht das allerbeste Vertrauensverhältnis. Und dass Mathilde ausgerechnet jetzt sterben musste, war für Annemarie sicher doppelt schlimm. Auch wenn es ein Unfall war.

    Ja, für Annemarie ist das natürlich ein Schock. Auch wenn Mathilde eigentlich selbst schuld hatte.

    Adnan, der Vater von Maurice, wird gesucht und gefunden. Er ist eigentlich in einer reichlich aussichtslosen Situation, so dass er Wolfgang vertrauen muss. Aber es ist sicher nicht leicht, so zu vertrauen. Vermutlich hat er ja nicht die allerbesten Erfahrungen gemacht. Also ist auch sein Vertrauen sehr mutig!

    Ob das mit den gefälschten Papieren so einfach funktioniert?

    Der große Vorteil der damaligen Zeit lag darin, dass es noch keine so gute Vernetzung gab, was Papiere anging. Da konnte man sich verhältnismäßig einfach neue Papiere besorgen, wenn man es richtig angefangen hat. Jedenfalls deutlich einfacher als heute. Allerdings brauchte man auch ein paar Tricks im Umgang mit den Beamten - das kommt dann im letzten Abschnitt.

    Wolfgangs Verhalten ist so großherzig und unglaublich nett. Vorbildhaft!

    Na ja, Wolfgang mag Luise und außerdem kann er sich ja selbst sogar ein bisschen in dem wilden Mädchen wiedererkennen. Männer wie Wolfgang sind bei solchen Dingen weniger nachtragend als Frauen - Männer aus der Generation konnten sich noch einer Kneipe prügeln und anschließend einen zusammen trinken. Da ist nicht sofort jeder gleich zur Polizei oder zum Psychotherapeuten gelaufen und hat sein Trauma dann groß bearbeitet. Das war erst eine Erfindung der späteren Jahrzehnte ;)

    Luise hat eindeutig ein gutes Herz. Ich würde sie aber in der Kategorie „schwer erziehbar“ einordnen. Wolfgang braucht schon viel Überzeugungskraft, um ihr den Umgang mit den Pferden beizubringen.

    Abwarten - ich verrate nix ;)

    Ich bewundere Friederikes Gespür dafür, immer die richtigen Worte zu finden. Sie lässt sich von Luise nicht provozieren, bleibt ganz ruhig und schafft es, dass Luise auch „runterkommt“. Kann man so etwas lernen oder ist das ein angeborenes Talent?

    Man kann so etwas lernen, aber ohne persönliche Empathie funktioniert es nicht - es ist also eine Mischung aus beidem, Leuten so entgegenzutreten. Das Handwerkszeug dazu kann man lernen, die Geduld ist angeboren ;)

    Diese Jagd auf den schwarzen Mann macht mir ein bisschen Angst. Hoffentlich geht er nicht den falschen Jägern ins Netz. Damals war der Begriff „Regen rückwärts gelesen“* anscheinend nicht so negativ behaftet wie heute?

    Das N-Wort war bis in die 1980er Jahre in Deutschland noch unbelastet. Ich habe 1989 beim Otto-Verstand in Hamburg im Lager ausgeholfen, da haben viele Leute aus Ghana gearbeitet und ich hatte etliche Freunde unter denen. Die haben sich selbst völlig vorurteilsfrei so genannt. Der negative Beiklang kam aus den USA - in den 1990er Jahren änderte sich das in Deutschland - aber vor allem, da es aus den USA, die nach wie vor noch heute massive Rassismusprobleme haben, rüberschwappte. In Deutschland war N i g g e r das Schimpfwort, aber N e g e r war eine normale Bezeichnung. In den 1920er Jahren sagte jeder noch völlig neutral N e g e r - das Entscheidende ist der Kontext. Aber wie ihr seht, habe ich hier im Buch auch mit der Sprache gespielt. Achtet mal darauf, wo und wann und in welchem Kontext es hier verwendet wird. Ich hatte eine Lektorin, die sich gut mit sensibler Sprache ausgekennt, ohne dass man dabei historisch unkorrekt wird. Bis in die 1990er Jahre war das völlig okay und Schokokuss wurde eine gewisse Süßspeise erst in diesem Jahrhundert umbenannt. Den N*rkuss war eigentlich auch positiv - in den USA war es bis in die 1970er Jahre in vielen Bundesstaaten noch verboten, dass Schwarze und Weiße Sex hatten - da war ein N*erkuß revolutionär.


    Das Problem ist, dass viele Dinge, die ursprünglich nicht rassistisch gemeint waren, im Nachgang anders klingen. Natürlich gibt es einen strukturellen Rassismus, der die Schwarzen als minderwertig betrachtete, aber auch Leute, die das nicht so sahen, haben den Begriff N e g e r verwendet. (Ich schreibe diese Worte so, weil man sie im Forum nicht schreiben kann, von wegen Schimpfworte, was ich aber schade finde, weil eine sachliche Diskussion eigentlich alle Worte erlauben sollte).

    Es tut mir so leid, dass diese Leserunde so zaghaft weitergeht! Ich hoffe, Du glaubst nicht, dass die Ursache darin, in Deinem Buch zu suchen ist. Das ist total spannend und liest sich wirklich gut!

    Keine Sorge, ich denke, alle haben Anfang des Jahres viel zu tun :)

    Bei dem Gespräch mit dem Kommissar hat mir natürlich das Eingreifen von Fr Wermut speziell gut gefallen.

    Sie ist die Person, die mich in diesem Buch am meisten interessiert! Auf ihre Geschichte bin ich richtig neugierig. (natürlich interessieren mich auch die anderen Personen... aber Fr Wermut ist doch etwas ganz besonderes! Auch weil sie nicht nur sympathisch ist, sondern Ecken und Kanten hat. Weil sie Wahrheiten ganz gelassen ausspricht und sie nicht als Urteil versteht!)

    Fräulein Wermut mogelte sich im Schreibprozess wie ein Joker in die Geschichte. Sie ist meine heimliche Lieblingsfigur.

    "Der schwarze Mann" ... ach je... hier befürchte ich wirklich Schlimmes. Ich vermute, dass er der Vater von Maurice ist. Ein Deserteur? Oder tatsächlich aus einer Völkerschau? Ich wußte nicht, dass diese Völkerschauen derart beliebt waren... auch kein wirklicher Beweis für Menschlichkeit!

    Völkerschauen waren damals sehr beliebt und galten sogar als Beleg dafür, wie modern und aufgeschlossen man war, um andere Kulturen kennenzulernen. Es ist im Übrigen auch nicht so, dass die Teilnehmer verschleppt wurden. Sie wurden in ihrer Heimat angeworben und dafür bezahlt. Allerdings wurden manche auch unter falschen Voraussetzungen angelockt - denen wurde erzählt, sie sollten Botschafter ihrer Kultur sein und dann waren sie stattdessen eine Zirkusattraktion und mussten erst mal ihre vertraglichen Pflichten erfüllen. Das war natürlich eine Sauerei. Es gab aber auch welche (vor allem weiße indigene Völker wie die Samen), die das wiederum als gute Möglichkeit sahen, auf ihre eigenen Bräuche aufmerksam zu machen. Natürlich hatten weiße indigene oder "Indianer" auch einen besseren Ruf in Deutschland als schwarze Afrikaner, die man damals tatsächlich wissenschaftlich noch als "minderwertige Menschenrasse" sah. Die Wissenschaft war damals sozusagen ein bisschen der Handlanger des Rassismus, denn minderwertige Menschen darf man eben unterdrücken, weil man sie ja "erhöht", indem man ihnen sagt, wie "höherwertige" Menschen leben sollen oder wenn sie ihnen dienen dürfen. Insofern muss man auch immer vorsichtig sein, wenn man Menschen von damals als Rassisten bezeichnet. Viele hielten sich durchaus für modern und aufgeschlossen, glaubten aber an die damalige Wissenschaft, die inzwischen natürlich längst veraltet und überholt ist, weil sich das Weltbild grundsätzlich geändert hat. Dazu gibt es im Nachwort des Buches auch noch etwas.

    Ach ja...ganz vergessen habe ich Luise und ihre Familie. Das scheint eine sehr, sehr schweigende Familie zu sein.

    Das Schicksal des Bruders wird nicht in der Familie besprochen und auch die Geschichte ihres Onkels erfährt Luise nur über Umwege.

    Das kommt auch noch. Die Geschichte des Onkels ist übrigens sinnbildlich für viele Menschen zu sehen, die damals in den Kolonien gemischtrassige Beziehungen, wie man es damals nannte, eingingen. Das brachte ihnen immer schon sehr viele Schwierigkeiten.

    Wie schön, dass du noch mal den ersten Band gelesen hast und er dich noch mal genauso berührt hat wie beim ersten Lesen.



    Die 24, die dauerhaft auf dem Gut leben und arbeiten, bezahlen nichts? Es ist schon bewundernswert, wie Vater und Tochter das hinkriegen. Habe ich das richtig verstanden, dass kein weiterer Arzt angestellt ist?

    Für die dauerhaften Patienten gab es minimale staatliche Zuschüsse. Reich werden konnte man damit nicht, das war z.T. noch nicht mal kostendeckend. Und ja, die einzigen Ärzte sind jetzt Friederike und ihr Vater.

    Sicherlich wird sie auch noch zu Annemarie vordringen. Sie hat den Selbstmord? Unfall? am Gleis beobachtet. Oder hat sie sogar mit dem Opfer zu tun gehabt?

    Ich bin sehr gespannt, ob der ominöse „schwarze Mann“ der Vater von Maurice ist.

    Und ich hoffe auch, dass sie nicht vor ihm davonläuft, dass er sie misshandelt hat. Ich wünsche mir ein Happy End für die beiden. Bitte Melanie Metzenthin!

    Abwarten :)

    Schließlich noch Juliane, die Ex-Patientin. Schön, dass sie noch auf dem Gut ist und dass es ihr so gut geht. Definitiv eine Win-Win-Situation!

    Ja, und sie ist mit Wolfgang auch sehr glücklich.

    Vor den Nazis graut mir schon auf Gut Mohlenberg. Psychisch kranke Menschen sind gewiss nicht „tragbar“ für Deutschland. Wie weit geht es zeitlich in diesem Buch?

    Dieses Buch spielt nur in diesem Sommer. Band 3 spielt dann 1941, wenn die Nazis kommen und Band 4 spielt 1957 - als Crossover mit den Helden von Im Lautlosen und Die verstummte Liebe und außerdem Hauptkommissar Alfred Studt als Gaststar aus Hafenschwester 3 - weil es da auch wieder einen Todesfall gibt.