Beiträge von Ralf H. Dorweiler

    Hahaha xD zum Glück gab es da noch keine modernen Kommunikationsmittel. Ich glaube, da wäre die Geschichte weniger fokussiert und ganz anders abgelaufen *kringel vor lachen*

    ich kringel mich auch grade... Bei Elsbeth hätte ich wenigstens noch den Dreh gehabt, dass sie im tiefen Kerker keinen Handyempfang hat. Oder nur einen Balken, wenn sie sich nach oben streckt... :D
    Hildegard hätte Abt Kuno ihre Briefe einfach als Mail geschickt und mit "mfg Hildegard" unterschrieben.
    Und Barbarossa hätte die Kinderlosigkeit in google recherchiert und festgestellt, dass er Krebs im Endstadium, einen Schlaganfall und Pseudokrupp gleichzeitig haben muss...

    :D

    Nur irgendwie nebenher, weil es eigentlich nicht wichtig ist....in allen Texten, die ich über Hildegard von Bingen jetzt nachgelesen habe, wird der Schreiber als Mönch Vollmar bezeichnet. Du hast immer Volmar geschrieben. Warum?

    Hallo ysa,

    es gibt beide Schreibweisen. Allerdings wird er in fast allen meiner Quellen nur mir einem L geschrieben. Daran habe ich mich gehalten. Ich glaube auch, dass bei Hildegard selbst nur ein L genutzt wurde. Ich kann das aber gerade nicht verifizieren...

    Viele Grüße, Ralf

    Hallo Ihr Lieben,


    ich wollte an dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön sagen für Eure Beteiligung und die Möglichkeit, an Eurer Leseerfahrung teilhaben zu können. Ich finde diese Runde außerordentlich anregend und schaue mehrmals am Tag rein, um zu sehen, ob es etwas Neues gibt. Ich schätze Eure Hinweise und Bemerkungen sehr.


    Herzliche Grüße,

    Ralf

    Andererseits befinden wir uns 900 Jahre in der Vergangenheit, wer weiß, wie das damals noch alles war :S


    Hm, das ist bei Jugendlichen heute auch ziemlich unterschiedlich. Es gibt auch schon 12-jährige Mädchen, die ihre Blutungen bekommen und selbst wenn sie erst mit 14 einsetzen, dann kann man theoretisch ab sofort schwanger werden.


    Hildgeard weiß, wie es vor 900 Jahren war! In "Causae et Curae - Ursprung und Behandlung der Krankheiten" schreibt sie nicht nur sehr explizit über die Lust, die Empfängnis, die Schwangerschaft und Geburt oder die Menopause, sondern auch über die Geschlechtsreife.

    Ich zitiere:


    "Aber jüngere Mädchen haben die ausfließenden Bächlein der Monatsblutung nicht und deshalb empfangen sie auch keine Nachkommenschaft, weil ihre Glieder noch nicht vollkommen sind, wie dort keine Vollkommenheit ist, wo nur das Fundament eines Hauses gebaut und noch keine Mauer vollendet ist. Wenn das Mädchen aber zum zwölften Lebensjahr gelangt ist, werden seine Glieder nun bis zum fünfzehnten Jahr gestärkt, wie eine Mauer vollendet wird, die oberhalb eines Fundaments zu ihrer vollen Höhe gebaut wird. Vom fünfzehnten bis zum zwanzigsten Jahr jedoch wird der Aufbau ihrer Glieder vollendet, wie ein Haus, das mit Balken und Dach schon vollendet ist und in das dann mancher Hausrat gestellt wird. Und so kann die junge Frau, im Gefüge ihrer Glieder vollkommen, den männlichen Samen empfangen und zurückhalten und erwärmen. Wenn aber eine Frau vor ihrem zwanzigsten Lebensjahr ein Kind empfangen hat, geschieht dies entweder durch übergroße Hitze ihrer Natur und der ihres Gatten oder von häufiger Umarmung der beiden, aber sie bringt dennoch ein kränkliches und in irgendeiner Hinsicht schwaches Kind vervor."


    Etwas später heißt es dann:


    "Das Mädchen spürt in sich vom zwölften Jahr an den Geschmack der Lust und schwitzt dann auch leicht infolge der wollüstigen Gedanken den Schaum der Lust aus, obwohl diese Lust noch nicht reif für Samen ist [...] In seinem fünfzehnten Lebensjahr jedoch, wenn es von frischer und feuchter Natur ist, ist die Lust in ihm bereits reif und fruchtbar; oder wenn es von schwacher und kranker Natur ist, gelangt es im sechzehnten Jahr zur Reife der Fruchtbarkeit"


    So viel zu Hildegards Forschungen...

    Herzliche Grüße,

    Ralf

    Hallo!


    Wir hatten so schönes Wetter in Südbaden, dass ich doch erst spät dazu komme, über Hildegard zu schreiben. Ich bitte um Euer Verständnis.


    Hildegard konnte wohl tatsächlich recht "scharf" werden, wie man ihren eigenen Briefwechseln entnehmen kann.

    Ihre Verhaltensweise Seyfried gegenüber wurde ja zum Teil kritisch von Euch gesehen. Ich habe versucht, ihre vielen Sorgen und Mühen zu dieser Zeit mit zu berücksichtigen. Der Bau des Klosters fand unter vielen Spannungen statt, die eigenen Mitschwestern sollen wegen des schlechten Essens und der Armut geklagt haben und ständig kommen Menschen, die ihre Hilfe erbeten - und sie hat nicht die Mittel dazu. Von allen politischen - und kirchenpolitischen Sorgen zu schweigen. In späteren Jahren wird das alles anders aussehen.

    Für mich ausschlaggebend, Hildegard so zu zeichnen, war die Tatsache, dass sie gerade ihre beste Freundin verloren hatte, Richardis von Stade. Als Leser bekommt man die Geschichte im zweiten Auftrag von Corinna, der verbliebenen Nonne auf dem Disibodenberg, erzählt. Dass Richardis Hildegard verlassen hat, hat Hildegard ins Mark getroffen. Wenn man bedenkt, wie es sich anfühlt, den liebsten Menschen im Streit zu verlieren, kann man ihre Verhaltensweise zur Romanhandlungszeit wohl besser nachvollziehen.


    Mir war es natürlich sehr wichtig, Hildegard nicht nur hart zu zeichnen, sondern auch ihre Güte zu zeigen. Die zeigt sich oft zwischen den Zeilen, manchmal auch direkt, wenn sie etwa der jungen Mutter hilft, die ihr Kind nicht stillen kann. Und ich finde, dass man in den Dialogen zwischen ihr und Seyfried immer mehr herauslesen kann, dass sie seine Art schätzt. Es war mir wichtig, dass man sie mag. Oder besser ausgedrückt, es war mir wichtig, dass man sie im Laufe des Buches immer besser versteht und schließlich trotz der vorherigern Gefühle sympathisch findet.


    Ich habe eine knappe Woche in der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim verbracht, dort alle Stundengebete mitgemacht und den klösterlichen Lebensrhythmus miterlebt. Ein Teil des Buches ist dort entstanden, in meiner Zelle mit dem Blick auf den im Tal dahinströmenden Rhein. Ich hatte mehrere Gespräche mit Nonnen über Hildegard und ihre Zeit. Ich habe Biografien gelesen, bin mit einer Spezialistin auf dem Disibodenberg ins Gespräch gekommen und habe mit die Reste der Kaiserpfalz angeschaut.


    Es ist mir wichtig, dass die historischen Fakten stimmig sind. Darum habe ich Hildegard so gezeichnet, wie sie sich in ihren eigenen Briefen darstellt (wobei man bedenken muss, dass sie diese im Alter nach ihren Vorstellungen editieren ließ). Bis auf den allerletzten Brief an Seyfried sind alle Briefstücke, die im Buch vorkommen, belegt. Auch die Rezepte stammen von Hildegard. Die Forschung auch und selbst die Lieder, die im letzten Abschnitt eine Rolle spielen, gibt es wirklich. Ob Hildegard aber so war, wie ich sie beschreibe, oder ganz anders, kann ich natürlich nicht beurteilen. Letztlich ist sie eine Figur im Roman.


    Barbarossa hatte übrigens wirklich zu der Zeit das Problem, dass seine Frau nicht schwanger wurde. Es war für ihn ein großes Problem, denn als König musste er "liefern". Ein Treffen Friedrichs mit Hildegard ist belegt (auch wenn viele denken, dass es eventuell später stattgefunden hat). Friedrich trennte sich übrigens später von seiner Frau. Beide bekamen mit ihren neuen Partnern Kinder. Mir gefiel es, dass Barbarossa mit Hildegard sprechen will, um in einer so delikaten Angelegenheit Rat zu bekommen. Man muss bedenken, dass man damals nicht einfach im Internet schauen könnte, welche Krankheit verantwortlich sein könnte, sondern dass man bei Sorgen und Schwierigkeiten Experten befragen musste. Als König sucht man den Rat des oder der Besten. Und das war eben Hildegard.


    Herzliche Grüße,

    Ralf

    Im Epilog kam dann noch, worauf ich gehofft habe, seit gesagt wurde, dass Seyfried und Elsbeth geschieden werden. Nämlich, dass eine Novizin ja die Profess nicht unbedingt ablegen muss und das Hildegard das ja auch gar nicht verlangt.

    Dass Adelhey auch noch einen netten Mann abgekriegt hat UND Karl sich zu einem Kerl für Anna gemausert hat.... Das war je HappyEnd hoch drei.

    Liebe gagamaus,


    Wenn man genau hinschaut, haben nur die fiktiven Protagonisten ein Happy End bekommen. Eine Person muss in großer Bitternis und Trauer weiterleben: Hildegard selbst. Der Mensch, den sie am meisten liebte in ihrem Leben, Richardis, ist gestorben. Und man weiß nicht einmal, ob Hildegards Brief sie noch rechtzeitig erreicht hat.


    Hildegard hätte diesen Brief nicht ohne Seyfried und Adelheyd schreiben können. Sie ist zu Beginn des Buches so verbittert über Richardis' Entschluss, sie zu verlassen, dass sie kaum ein Gefühl an sich herankommen lässt. Erst die unterschiedliche Emotionalität der beiden lässt die harte Schale aus Groll um ihr Herz wieder aufspringen. Bei Hannah schiebt sie noch sehr stark rationale Gründe vor, bei Corinna ebenso, aber als sie das Kloster ohne Habit verlässt, wird sie selbst verletzlich, vor allem in der Gegenwart von zwei Menschen, die so sehr auf ihre Hilfe angeweisen sind. Durch ihre Schicksale berührt, entscheidet sie sich beim König für die Rettung Elsbeths. (Tatsächlich musste das auch aus historischen Gründen so sein, denn einen Schutzbrief Friedrichs gab es erst Jahre später.) Und diese Uneigennützigkeit führt auch dazu, dass sie (auch von Seyfried in diese Richtung angestoßen) ihren Streit mit Richardis hinterfragt und schließlich selbst um Vergebung bittet.


    Ursprünglich war mein Plan, den Roman mit der Trennung von Seyfried und Elsbeth enden zu lassen. Aber wenn man im Buch einer Heiligen eine Hauptrolle gibt, muss man auch damit rechnen, dass ein Wunder geschehen kann. Hinter allen Spannungselementen und dem Abenteuer ist "Der Gesang der Bienen" für mich während des Schreibens immer mehr zu einem Buch geworden, in dem es darum geht, wie verschiedene Seelen ihren Frieden mit Gott finden können.


    Herzliche Grüße,

    Ralf

    Also wohl auch Sexualforschung, wenn sie sich, wie im Buch, mit einer Prostituierten unterhält. Interessant, den Aspekt von ihr kannte ich noch gar nicht. Wieder etwas gelernt :)

    Ja, Hildegard hat viel zur menschlichen Sexualität geforscht und geschrieben. Hier ein Beispiel aus "Causae et Curae - Ursprung und Behandlung der Krankheiten" (eine Stelle, die übrigens auch zum Klimawandel passt ;) :( "Die Lust der Frau ist nun vergleichbar der Sonne, die mild und sanft und andauernd die Erde mit ihrer Wärme durchdringt, damit sie Früchte trägt. Denn würde sie heftiger und ständig niederbrennen, würde sie die Früchte mehr schädigen als hervorbringen. So hat auch die Lust bei der Frau eine milde, sanfte und dennoch andauernde Wärme, um Nachwuchs zu empfangen und zu gebären, denn wenn sie ständig in der Glut der Lust verbliebe, wäre sie nicht geeignet zum Empfangen und zum Hervorbringen."

    Das ist nur ein ganz kleiner Teil. Sie beschreibt den Akt der Zeugung von Lust bis Geburt (mit Erkenntnissen, die allerdings heute nicht mehr unbedingt dem aktuellsten Stand der Wissenschaft entsprechen). Ich war auch sehr überrascht, wie ausführlich sie ist...

    Wann genau die Herren von Staufen Obervogtrechte über das Kloster bekamen, also sozusagen weltliche Verwalter wurden, kann ich nicht genau sagen. Soweit ich weiß, gehörte das auch zu den Dingen, die nicht endgültig mit Datum überliefert sind. Ich muss gestehen, mich für die Einzelheiten wieder tiefer in meine Rechercheunterlagen stürzen zu müssen. Vor einem Jahr hätte ich gleich antworten können, aber jetzt stecke ich kopfmäßig schon wieder in einer anderen Zeit ...

    Danke für die Info!

    Damit hast Du mich neugierig gemacht: was ist Dein aktuelles Projekt? Mit welcher Zeit beschäftigst Du Dich jetzt? Und wann können wir dann lesen...?

    Die "Bienen" sind ja gerade erst erschienen und sind damit tatsächlich mein aktuelles Projekt, dem im Moment meine Hauptaufmerksamkeit gilt. Zumal da am Montag die Lesungsveranstaltungen starten.

    Nichtsdestotrotz arbeite ich nebenbei auch an einem neuen Projekt. Zu den Einzelheiten sage ich aber immer erst etwas, wenn der Verlag das Buch in der Vorschau hat. Ich bitte darum um Verständnis, dass ich noch nicht mehr sagen kann.

    Herzliche Grüße, Ralf


    Vielleicht bin ich auch ein bisschen abergläubig... Es heißt, wenn man zu früh über das Manuskript redet, könnte man damit scheitern... Wer will das schon? ;)

    Ich dachte eigentlich, dass Seyfrieds Land ans Kloster fällt und er und seine Familie Hörige des Klosters werden. Wer hatte da eigentlich mehr Einfluß? Der Abt oder Gottfried?

    Ja, es stimmt, ich habe das in meinem von Dir zitierten Beitrag zu flapsig formuliert. Wann genau die Herren von Staufen Obervogtrechte über das Kloster bekamen, also sozusagen weltliche Verwalter wurden, kann ich nicht genau sagen. Soweit ich weiß, gehörte das auch zu den Dingen, die nicht endgültig mit Datum überliefert sind. Ich muss gestehen, mich für die Einzelheiten wieder tiefer in meine Rechercheunterlagen stürzen zu müssen. Vor einem Jahr hätte ich gleich antworten können, aber jetzt stecke ich kopfmäßig schon wieder in einer anderen Zeit ...

    Den tiefen Blick in die genauen Machtverhältnisse bekomme ich jetzt nicht mehr hin. Aber es ist absolut richtig, dass die Zeidlerfamilie zuallererst unter der Herrschaft des Klosters steht.

    Hat sie diese Forschungen bzw dieses Wissen auch in einem Buch verarbeitet?

    Sie hat. Alle Forschungen, Lieder, Rezepte und Briefe, die im Buch Hildegard zugeschrieben werden, haben ihre Hintergründe in ihrem Werk. Die medizinischen Forschungen sind vornehmlich in "Causae et Curae, Ursprung und Behandlung von Krankheiten" und in der "Physica, Heilsame Schöpfung - Die natürliche Wirkkraft der Natur" zu finden.

    Viele Grüße, Ralf

    Da auch mal die wahrscheinlich dumme Frage an Ralf: Was ist der Unterschied zwischen einem Zeidler und einem Imker?


    Meine Interpretation nach dem, was ich gelesen habe: Der Imker macht das heutzutage kontrollierter und hat eben in den Boxen sein Volk bzw. mehrere Völker. Das macht ein Zeidler eben nicht, der geht einfach, wie es im Buch ist, in den Wald und holt sich den Honig aus dem natürlichen Lebensraum der Bienen.

    Deine Interpretation ist richtig. Ein weiterer Unterschied liegt in der Nachhaltigkeit. Der Imker möchte, dass seine Völker überleben. Zeidler haben die Völker oft abgetötet, um Beute zu machen. Und wenn ein Volk zum Beispiel nicht ertränkt wurde, hat man alle Waben entfernt und den Bienen somit die Überlebensgrundlage für den Winter genommen. So, wie ich Seyfried darstelle, ist er zwar Zeidler, verhält sich aber zum Teil wie ein Imker. Das sieht man auch daran, dass er viel im Wald mit Wildbienen arbeitet, aber auch am Haus ein paar Klotzbeuten hat.

    Viele Grüße,

    Ralf

    Vielen Dank, LizzyCurse. Keine Sorge, Du bist nicht zu spät dran ... Viel Spaß in den folgenden Abschnitten wünsche ich Dir. Ich weiß übrigens sehr gut, was Du mit den "Frauencovern" meinst. Es gibt immer irgendwelche Cover-Moden. Aktuell ist es eben ein Haus oder eine Landschaft und im Vordergrund eine Frau, oft in Rückenansicht. Aber die nächste Mode kommt bestimmt... Das Cover von "Der Gesang der Bienen" ist übrigens eine Kombination von zwei historischen Bildern. Mir gefiel das Cover vom ersten Entwurf an!


    Übrigens: Habt Ihr das Personenverzeichnis am Ende des Romans bemerkt? Mit den markierten historisch belegten Figuren?

    Immerhin haben sie es warm, ein Dach über dem Kopf und zu Essen. Alleine hätten sie in der Hütte sowieso schlecht bleiben können.

    Hallo,

    Gottfried hat die beiden als Pfand auf die Burg geholt, damit der Zeidler auf alle Fälle zurückkommt. Es war wichtig, einen oder mehrere Zeidler zu haben, denn der Adel und der Klerus brauchten Wachs - und Honig war auch nicht zu verachten. Wenn Seyfried es nun nicht schaffen sollte, vor der Hinrichtung seiner Frau zurückzukehren, könnte er theoretisch einfach mit seinen Kindern verschwinden. Wenn die aber in der Burg sind, hat Gottfried ein Pfand, dass er auf jeden Fall zurückkehrt und dann künftig als Unfreier für ihn arbeitet.

    Übrigens wusste ich nicht, dass derartige Anatomie-Bücher wie Elsbeth eines besitzt, damals schon existierten. Falls dem so ist? Waren sie annähernd so detailliert wie die heutigen? So oder so ist es sicherlich nützlich, dass sie es besitzt und schade, dass sie es geheim halten muss. Vielleicht wird es Anna einmal etwas nützen.

    Schon bei den Ägyptern wurden anatomische Studien vorgenommen. Es gab wohl auch anatomische Schulen, in denen die Studenten die Leichen von zum Tode Verurteilten öffneten. Auch bei den Griechen und Römern wurde anatomisch geforscht - an Tieren und an Menschen und erstmals festgestellt, dass der Geist im Gehirn und nicht im Herz sitzt. Wahrscheinlich waren die Griechen viel weiter mit ihren Kenntnissen, als die Menschen später im Mittelalter. Mit Hildegard fängt gerade eine verstärkte medizinische Forschung an, wobei Anatomie für sie wohl eher keine große Rolle spielte. Aber (da musste ich jetzt nochmal nachschauen) 1170 wird zum ersten Mal Ibn Sinas Standardwerk "Kanon der Medizin" ins Lateinische übersetzt (den kennt man vielleicht als den Gelehrten in Noah Gordons "Der Medicus"). Hildegard ist 1179 gestorben. Vielleicht hat sie die Übersetzung auch gelesen...

    Bezüglich Elsbeths Buch habe ich kein historisches Vorbild gehabt. Ich bin davon ausgegangen, dass es viele Werke gegeben hat und man sicher von den meisten heute nichts mehr weiß...

    Das fand ich auch spannend, mich interessiert es, wie das Handwerk früher betrieben wurde. Mir gefällt es generell, wenn in historischen Romanen auch Handwerke beschrieben werden.

    Ich habe in allen meinen Historischen Romanen eine Handwerkskunst vorgenommen: Die Flößerei, das Glasmachen und jetzt die Zeidlerei. Ich finde es sehr wichtig, dass diese Handwerke dann im Buch auch eine besondere Rolle bekommen. Und außerdem lerne auch ich gerne und finde es spannend, die Infos in die Handlung einzuflechten.