HoldenCaulfield
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinen Recherchen. Ich bin gegen eine Mauer gelaufen, keiner wollte mit mir über diese Zeit reden.
Antisemitismus gibt es in meiner Familie mütterlicherseits auf jeden Fall. Da hört man auch heute noch gelegentlich, dass "die Juden sich ja wohl irgend was haben zuschulden kommen lassen, sonst wären sie nicht überall so verhasst". Es hilft auch absolut gar nichts, dagegen zu argumentieren und historisch zu erklären. Sie war übrigens auch der Meinung, beim Judentum handele es sich um eine Nationalität/"Rasse", ihr war nicht bekannt, dass es sich um eine Religion handelt. In meiner Gegenwart fällt so etwas nicht mehr, aber die Meinungen ändern sich nicht.
Meine Uroma war wohl eine treue Anhängerin des Führers. Hat auch nach Kriegsende immer extrem rechts gewählt. Das habe ich von meiner Mutter erfahren (die zu den Parteitreffen als Kind mit genommen wurde), ich kenne sie nur als unauffällige alte Frau, die starb, als ich 15 war.
Meine Großeltern väterlicherseits waren Vertriebene.
Meine Oma war im Bund Deutscher Mädel, behauptet aber, die Ideologie nicht geteilt zu haben. Ehrlich gesagt nehme ich es ihr nicht ab, auch wenn sie noch ein Kind war. Sie ist stark von der Uroma geprägt, der Vater blieb im Krieg. Wer so aufwächst hat es wohl schwer, eine Gegenposition einzunehmen.
Mich hätte eben schon das "Warum" interessiert, aber vermutlich ist die Antwort recht einfach, wenn man betrachtet, aus welcher Lage heraus Hitler erstarkte. Die spannendste Frage ist ja aber eigentlich, wie wir denn selbst gehandelt hätten. Die ehrliche Antwort wird auch hier sein, dass die meisten von uns mit gelaufen wären.