Heinz Hermanns - An Backbord schläft ein Wal
(Ohne Link zum Buch, da es im Buchhandel nicht erhältlich ist)
Die Hermanns - das ist eine vierköpfige Familie aus Deutschland/Nordrhein-Westfalen mit einem segelbegeisterten Vater unbekannten Alters (geschätzt Anfang bis Mitte 40), seiner aus Indonesien stammenden Frau (geschätzt Anfang 30) und den Kindern Marcus, sechs Jahre, sowie seiner Schwester Matahari, etwa vier Jahre alt. Die Reise, zu der sie im Juli 1983 aufbrechen, wird fast vier Jahre dauern und sie rund um die Welt führen. Für den Kapitän des Bootes ist es bereits die zweite Weltumrundung. Auf der ersten Reise hat er sein Boot verloren und seine Frau gefunden. Die Reiseroute führt über Atlantik und Pazifik, dann durch die Inselwelt Indonesiens in den indischen Ozean, durch das Rote Meer ins Mittelmeer und wieder zurück in den Heimathafen an der Costa Brava in Spanien.
Heinz Hermanns ist nicht nur begeisterter Segler, sondern offensichtlich auch begeisterter Autor. Einzelne Episoden seiner Reise wurden damals aktuell in einem kleinen Wochenblatt seiner Heimatstadt Ratingen veröffentlicht, aber er hatte genug Motivation, gleich ein ganzes Buch über die Segelreise rund um die Welt zu verfassen. Erschienen ist es letztlich nur im Eigenverlag, und nachdem ich es gelesen habe, glaube ich zu wissen, warum er keinen Verlag fand. Heinz Hermanns hat durchaus einen Sinn für das Schreiben - ich glaube allerdings, dass er als Segler begabter ist. Sein Stil ist sehr wortverliebt, wobei sich vieles so liest, als wäre es aus einer wörtlichen Erzählung eins zu eins schriftlich übernommen worden. Manchmal fehlen erläuternde Informationen, als würde eine bereits bekannte Begebenheit noch einmal etwas abgekürzt erzählt. Teilweise formuliert er gut, um dann wieder unvermittelt in eine Art Telegrammstil zu verfallen. Immerhin stammt er aus der Zeit, als noch Telegramme verschickt wurden. Manche nautischen Begriffe werden für Nichtsegler durch andere nautische Fachausdrücke erklärt, was es nicht aufschlussreicher macht. Die Ausgewogenheit im Erzählerischen lässt auch zu wünschen übrig. Von den Landgängen wird viel berichtet, von den Seepassagen dagegen nur, wenn etwas besonderes vorfällt, und auch dann vergleichsweise knapp. Der Aufenthalt in Indonesien etwa scheint nur aus dem An- und Abmelden in diversen Häfen zu bestehen, was nicht in jedem Fall so spektakulär war, dass man es wieder schildern müsste. Da war das Leben an Bord mit den Kindern schon bedeutend unterhaltsamer.
Rein lesetechnisch war das also kein Vergnügen, wodurch bei mir dann zunehmend auch das Interesse verschwand. Immerhin bot sich eine Erklärung dafür, warum damals kein Verlag zugegriffen hat, als es ans Veröffentlichen des Reisetagebuchs ging. Die Erlebnisse der Familie mit dem Boot, den vielen Bekanntschaften unter anderen Seglern oder Einheimischen und Behörden der vielen Länder waren durchaus unterhaltsam. Ein professionelles Lektorat hätte sicher mehr aus dem Buch gemacht. Der Autor hat sich sichtbar viel Mühe mit seinem Werk gegeben, aber überzeugt hat mich das nicht. Da gibt es in diesem Genre deutlich besseres.