Beiträge von Doris

    Ich mag die unterschiedlichen Sichtweisen, aber ich finde sie auch anstrengend.

    Jodi Picoult macht das ja regelmäßig, und mir gefällt es. Wobei ich dir zustimme - mitunter ist das wirklich anstrengend. Ich finde es gut, weil man so auch eine andere Sichtweise kennen lernt, selbst wenn sie eindeutig negativ ist. Manche Leute ticken gesellschaftlich betrachtet einfach anders bzw. falsch, aber aus ihrem eigenen Blickwinkel halten sie es für richtig. Ich möchte immer verstehen, warum jemand so denkt, und Picoult gibt zumindest einen Ansatz dafür.

    Für mich war es das erste Buch von Fredrik Backman und wird sicher nicht nicht das letzte sein. Allerdings bin ich nicht ganz uneingeschränkt zufrieden. Sehr gut gefiel mir die Darstellung der Charaktere, egal ob sie nun sympathisch waren oder nicht. Jede und jeder wurde so geschildert, dass man sich ohne Probleme in sie hineinversetzen und ihre Handlungsweisen nachvollziehen konnte. Besonders gut getroffen war dabei dieses "Rudelverhalten" der Eishockeyspieler und -verantwortlichen, das aus rational denkenden Individuen ganz andere Menschen macht, die zugunsten der Mannschaft normale soziale Verhaltensweisen schlicht ausblenden und nicht nur auf geistiger Ebene auf äußerst grobmotorisches Agieren umschalten. Der Verein steht an erster Stelle - um jeden Preis. Auch die Menschen abseits des Platzes, die doch in irgendeiner Weise mit dem Sport zu tun haben, wurden toll dargestellt.


    Mit Backmans Stil hatte ich mitunter Probleme. Der häufige Wechsel zwischen den Schauplätzen und Personen machte es schwer für mich, richtig in die Handlung einzutauchen, ebenso die ausführliche Beschäftigung mit dem Sport an sich. Nervig fand ich auch die vielen Andeutungen auf spätere Ereignisse und die ständigen Erläuterungen, z. B. frühere Lebenserfahrungen, mit denen bestimmte Handlungsweisen Einzelner erklärt wurden. Das alles zusammen machte die Erzählung recht sperrig und ließ in der ersten Hälfte keinen richtigen "Flow" aufkommen (mir fehlt gerade das richtige Wort). Die zweite Hälfte hat das zwar wettgemacht, aber perfekt war es leider nicht.


    4ratten

    Nicolas Bogislav von Lettow-Vorbeck

    Stadtwild: Von Amsel bis Zauneidechse

    99 Tiere, die man in der Stadt entdecken kann


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    Der Titel sagt schon alles: In einer Stadt gibt es nicht nur Haustiere, sondern auch jede Menge wilde Tiere zu entdecken. Manche bleiben im Verborgenen, manche sind kaum zu übersehen. Sie alle haben sich dem Leben in der Stadt angepasst und ihre Nischen gefunden. Die Bandbreite geht von Insekten über Vögel bis zu den Säugetieren.


    Jede Tierart wird auf einem gut gelungenen, ganzseitigen Foto gezeigt und mit den wichtigsten und kurz gehaltenen Informationen vorgestellt. Fast immer gibt es auch kurze Schilderungen von amüsanten Begebenheiten oder Besonderheiten. Unterhalb des Textes findet sich Platz für eigene Beobachtungen und das Sichtungsdatum. Mit diesem Erscheinungsbild wird das Buch besonders für Familien interessant, weil kleine Entdecker damit auch selbst auf Streifzug gehen können.


    "Stadtwild" ist unterhaltsam und informativ geschrieben und in handlichem Format, wodurch man es auch gut in die Tasche packen und mitnehmen kann, um die tierischen Nachbarn direkt vor Ort zu identifizieren. Die alphabetische Einteilung macht es etwas umständlich, ein Tier zu finden, dessen Namen man nicht kennt, aber das Buch soll nicht als Nachschlagewerk verstanden werden, sondern einfach zeigen, wie viel Leben man in einer Stadt entdecken kann, wenn man die Augen offen hält. Nicht nur für naturbegeisterte Stadtmenschen eine Empfehlung.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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    Im zweiten Weltkrieg wurden von der deutschen Kriegsmarine etwa 2500 zivile Handelsschiffe vorsätzlich versenkt. Das entspricht 13 Mio. Bruttoregistertonnen und bedeutet rund 50000 getötete Matrosen. Einer der erfolgreichsten deutschen Kapitäne bei diesen Vernichtungszügen war der Deutsche Hellmuth von Ruckteschell, der u. a. mit dem getarnten Hilfskreuzer Widder unterwegs war.


    Eines der Opfer der Widder war im August 1940 der englische Frachter Anglo-Saxon. Bei dem Angriff im Atlantik weit westlich der Kanarischen Inseln starben viele der englischen Matrosen. Sieben von ihnen gelang die Flucht auf einem offenen Rettungsboot, das daraufhin zehn Wochen lang mit der Strömung quer über den Atlantik bis auf die Bahamas trieb. Nur zwei der Männer überlebten die Fahrt, die anderen starben an ihren Verletzungen, die sie bei dem Angriff davongetragen hatten oder verdursteten; zwei von ihnen begingen Selbstmord. Das Überleben der beiden letzten Männer grenzte an ein Wunder und sorgte für entsprechend viel Wirbel.


    J. Revell Carr berichtet in seinem Buch sehr ausführlich über die letzte Fahrt der Anglo-Saxon und die unfreiwillige Reise in dem Rettungsboot. Dabei geht er mitunter bis in die Kindheit der beteiligten Seeleute zurück. Auch über die Soldaten der deutschen Angreifer erzählt er viel und legt dabei besonderes Augenmerk auf den Kapitän von Ruckteschell. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde er von den Besatzungsmächten angeklagt und musste für einige Jahre ins Gefängnis.


    Die vielen Informationen sind einerseits recht interessant, erscheinen aber mit zunehmender Ausführlichkeit immer trockener. Dagegen ist der lange Abschnitt über das Rettungsboot wirklich spannend, weil er im Gegensatz zu den vielen Sachinformationen nicht so nüchtern, sondern direkt einfühlsam geschrieben ist. Nach meinem Empfinden wäre hier eine klare Abgrenzung besser gewesen: entweder nur die Rettungsbootgeschichte mit einigen Fakten über den heimlichen Krieg gegen die Handelsmarine oder Schwerpunkt auf die deutsche Beteiligung an dem Versenken der Handelsschiffe einschließlich der Lebensläufe aller, die wesentliche Rollen spielten. Für mich war es eine Lektüre, die entweder seitenweise nur so dahinflog und andererseits fast nicht vom Fleck kam.


    3ratten

    Keine Angst. Wenn ich das Buch nicht zufällig schon in den nächsten paar Wochen in der Bücherei in die Finger kriege, habe ich sämtliche Andeutungen vergessen, wenn ich es endlich lese.

    Es gibt auf jedenfall Anknüpfungspunkte, durch die Intrigen die im Hintergrund ablaufen.

    Oder es gibt einfach einen komplett neuen Fall für die bewährten Ermittler.

    Wie auch immer, ich werde in diesen Band reinlesen und mir dann die Reihe antun, wenn mir das erste Buch gefällt.

    Das steht bei Amazon im Titel dabei:

    1793: Roman Winge und Cardell ermitteln, Band 1


    Wenn das Buch gut ist, ist ja nichts gegen eine Fortsetzung einzuwenden. Allerdings bin ich keine Freundin von Reihen. Irgendwann kommt immer der Punkt, wo es mir langweilig wird, weil sie den Höhepunkt überschritten haben.

    Schön langsam werde ich neugierig auf dieses Buch. Der Zusatz "Band 1" beim Titel deutet darauf hin, dass es eine Krimireihe ist. Ich habe allerdings nicht mehr als nur diesen Band gefunden. Weiß man, wie viele Bände es werden sollen?

    Matt Lewis – Last Man Off

    A True Story of Disaster and Survival on the Antarctic Seas


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    Südafrika, im April 1998. Nach Abschluss seines Biologiestudiums heuert Matt Lewis auf einem Fischfangschiff als Beobachter an. Die Sudur Havid wird ins Eismeer Richtung Antarktis fahren, um für etwa drei Monate den nur dort vorkommenden patagonischen Dorsch zu fangen und direkt an Bord frisch zu verarbeiten. Die Arbeit auf dem Schiff ist hart – ständige Temperaturen um den Gefrierpunkt und rauhes Wetter verlangen den Männern alles ab. Obwohl Matt eigentlich nur als Beobachter für eine offizielle Behörde fungiert, hilft er mit, soweit er kann.

    Die knapp 45 Meter lange Sudur Havid ist schon in die Jahre gekommen und nicht mehr auf dem neuesten technischen Stand, aber ein solides Schiff. Als die Laderäume schon einigermaßen gefüllt sind, wird auf hoher See von einem Versorgungsschiff neuer Treibstoff nachgetankt, um weiter in den antarktischen Gewässern fischen zu können. Trotz eines aufkommenden Sturmes beschließt der Kapitän, Fang und Verarbeitung weiterlaufen zu lassen. Nun wirkt sich das hohe Gewicht von Ladung und zusätzlichem Diesel negativ aus. Im hohen Seegang nimmt das tief liegende Schiff durch offene Ladeluken Wasser auf, was eine fatale Kettenreaktion in Gang setzt. Als die Männer bemerken, dass die Sudur Havid Schlagseite bekommt, ist es bereits zu spät. Sie haben gerade noch Zeit, drei der vier Rettungsinseln zu Wasser zu lassen, bevor das Schiff Minuten später sinkt.

    Nicht alle der 38 Besatzungsmitglieder schaffen es, bei dem hohen Wellengang die Flöße zu erreichen. Matt rettet sich mit sechzehn anderen Männern auf eine Rettungsinsel, die leicht beschädigt wurde und deshalb tief im Wasser liegt. Im Inneren sitzen alle fast bis zur Hüfte im eisigen Wasser. Kurz vor dem Sinken des Schiffes wurde noch ein Notruf abgesetzt, und tatsächlich kommt etwa drei Stunden später ein anderes Schiff zur Rettung und schafft es trotz des Sturmes, die Schiffbrüchigen in der Dunkelheit zu finden und zu bergen. Zu diesem Zeitpunkt sind auf Matts Rettungsinsel bereits zehn Männer an Unterkühlung und Erschöpfung gestorben. Auf der anderen intakten Insel haben alle überlebt. Insgesamt lassen 17 Seeleute bei dem Unglück ihr Leben.

    Die Fahrt auf der Sudur Havid wird von Matt Lewis selbst geschildert. Die wesentlichen Ereignisse während des Wassereinbruchs und dem Aufenthalt auf den Rettungsinseln gibt er fast minutiös wieder und schafft damit eine beklemmende Atmosphäre. Man mag kaum glauben, dass die entkräfteten Männer fast unbemerkt einfach lautlos gestorben sind, und das innerhalb von nur drei Stunden. Matt überlebte vor allem deshalb, weil er für alle Fälle aus seinem privaten Besitz einen gut isolierenden Rettungsanzug mit auf das Schiff genommen hatte. Inzwischen gibt es glücklicherweise angemessene Ausrüstung für die Fischerei in arktischen Gewässern. Auf Schiffen hat Matt Lewis nach diesem Ereignis nicht mehr gearbeitet. Seine erste Tochter hat ließ er auf den Namen Camila taufen – nach dem Schiff, das als erstes zur Rettung kam.

    4ratten

    Aber ich lasse die Empfehlung mal so ganz allgemein hier :)

    Und ich werde sie aufgreifen und mich mal nach dem Hörbuch umsehen. Sonst bin ich auch kein Freund davon, aber die Kombination der Geschichte und einer schönen knorrigen Stimme klingt so, dass ich zumindest mal reinhören möchte.


    Ich freue mich, Kirsten, dass Nordwasser dir auch so gut gefallen hat.

    Auch wenn ich kein Freund von ausschließlich Schwarz-Weiß bin, gefällt mir der Stil der Zeichnungen. Aufgrund der Leseprobe glaube ich schon, dass da ganz bewusst eine düstere Stimmung erzeugt wird. Das fehlende Verstehen trägt auch seinen Teil dazu bei.


    Klingt spannend, das Buch. Ich werde die Augen in unserer Bücherei danach offen halte.

    Es tröstet mich tatsächlich :five:. Ich dachte zuerst, ich wäre die Einzige, die ihre Probleme hat.


    Auf Amazon gibt es ein paar wenige Bewertungen, die im Durchschnitt auch nicht berauschend sind. Allerdings klingt die bislang einzige 5-Sterne-Bewertung wirklich positiv (ist auch gut formuliert). Das bestärkt mich in dem Glauben, dass die Geschichte doch etwas hergibt. Nun ja, das Buch war zwar aus der Bücherei und geht morgen dorthin zurück, aber ich kann es mir ja jederzeit wieder ausleihen und mein Glück nochmal probieren.

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    Klappentext

    Gibt es sie wirklich, jene Liebe, die süß ist, weil sie den anderen - seine Verletzungen, seine Einsamkeit - ernst nimmt? Zwei gebrochene Menschen finden im Lauf eines einzigen Tages zueinander, in einer Stadt, die nie zur Ruhe kommt.

    A. L. Kennedys fabelhafter London-Roman, der Finalist beim Booker-Preis war, erzählt die Geschichte einer ebenso unwahrscheinlichen wie ernsthaft süßen Begegnung.


    Mit eigenen Worten kann ich wenig über den bisherigen Verlauf der Geschichte erzählen, denn ich bin auf Seite 46 gestrandet und werde hier vorerst das Lesen beenden. Bereits nach zehn Seiten war ich schon ziemlich verwirrt über den Inhalt, denn man wird quasi mitten in die Handlung hineingeworfen und muss versuchen, sich darin zurechtzufinden. Das ist bis Seite 46 nicht besser geworden. Man erlebt in erster Linie die Gedanken zweier Protagonisten, eine echte Handlung findet kaum statt. Und die Aussicht, dass sich der Inhalt der fast 560 Seiten lediglich auf einen Tag erstreckt, stimmt mich nicht gerade zuversichtlich, dass sich an dieser Gedankendarstellung viel ändert. Abgesehen davon ist auch der Stil gewöhnungsbedürftig. Immerhin ist es wohl keine bloße Liebesgeschichte, wie der Titel suggeriert.


    Die Autorin schildert sehr anschaulich, wenn es um Gesamtbilder einer Situation geht oder bestimmte Lokalitäten beschrieben werden. Dann entstehen schöne Szenerien. Sobald es aber persönlich wird, ufert es aus in konfuse und scheinbar nicht endende Gedankengänge - im Fall der Frau z. B. drei Seiten über den Brauch, dass in ihrer Firma einmal im Monat jemand Kuchen für alle spendiert und in welche Konflikte sie dadurch stürzt.


    So ganz habe ich das Buch noch nicht abgehakt und hoffe, dass irgendwann jemand hier von einer erfolgreichen Lektüre berichtet und mir die Augen öffnet für die wesentlichen Einzelheiten, die mir offensichtlich entgangen sind. Ganz umsonst ist der Roman bestimmt nicht auf der Longlist des Booker Preises gelandet.