Beiträge von Geli

    Was hab ich gelacht! Das ist das witzigste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen hab! Mein Mann hat es mir ganz dringend empfohlen. Er meinte, da seien Goethe, Schiller, Kleist &c so wie sie sich selbst gern gesehen hätten.


    Die Helden der Deutschen Klassik, die enttäuscht sind von der Französischen Revolution und dem, was Napoleon, der nächste Hoffnungsträger, so treibt, sollen Europa rettten, indem sie in Wien den (mutmaßlichen) französischen Thronfolger aus den Händen des französischen Heeres befreien, damit er als rechtmäßiger König eingesetzt werden kann. Aber so einfach ist das natürlich nicht. Auch wenn die Befreiungsaktion gelingt, sind unsere Helden (Goethe, Schiller, Kleist, Bettine Brentano und Achim von Arnim) danach mit dem jungen Louis auf der Flucht. Die Reise findet ausgerechnet am Kyffhäuser ein vorläufiges Ende. Schiller kann sich zwar als Königserzieher fühlen (da denk ich doch an die "Briefe zur ästhetischen Erziehung"! :breitgrins:), Bettine schmeißt sich Goethe an den Hals ("Briefe eines Kindes") und Kleist und von Arnim liegen sich in den Armen. :breitgrins: Aber............ Nein, mehr will ich jetzt nicht erzählen! Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, im "Indiana Jones" zu gucken. So muss man das Buch wohl auch sehen: Ein fröhlicher Gewaltritt durch die Deutsche Klassik und Romantik.


    Das Erlkönig-Manöver ist eines meiner Highlights in diesem Jahr! 5ratten und :marypipeshalbeprivatmaus: => :tipp:

    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Gerade die Verbindung der beiden Zeitebenen und die eingefügten Dokumente fand ich gelungen, weil so aus den unterschiedlichen Perspektiven die Dinge langsam klar werden.


    Die Zeit war ziemlich schlimm, gerade für Frauen, viel schlimmer als das eigentliche Mittelalter! Es ist nämlich nicht so, dass sich die Dinge immer vom schlechteren zum Besseren entwickelt hätten. Gerade die Zeit um die Reformation war in Deutschland schrecklich.


    Es ist zwar schon eine Weile her, aber vier Ratten hat das Buch verdient! 4ratten

    "Die Päpstin" gehört für mich zu den absoluten Flops im Historischen. Die Autorin hat von der ersten Seite an bewiesen, dass sie vom frühen MIttelalter in Europa nicht die leiseste Ahnung hat, sondern auf der Basis von ein paar Zahlen und Namen krudes Zeug zusammenfabuliert! Nicht mal von der geographie versteht sie was! Manche Reisen brauche viel zu lang, andere werden anscheinend eher in Fahrzeugen gemacht, auf denen vorn ein springender Rappe abgebildet ist als mit Pferden. :breitgrins: Da stimmt einfach gar nichts! Diese Sorte Emanzipationskram gefällt mir überhaupt nicht. Da tappen nur Figuren herum wie sie in Alice Schwarzers Emma karikiert werden ... :rollen:


    Ich hab das Original nur halb gelesen und die deutsche Übersetzung ganz. Das Original ist sprachlich einfach schrecklich fade und schlecht erzählt. Kein Wunder, dass es in den USA nicht lief. Die deutsche Version ist offenbar noch mal gründlich lektoriert worden, liest sich trotz des ganzen Unfugs wenigstens leichter. Deshalb wahrscheinlich auch der Riesenerfolg hier. Die Geschichte hat halt einen Nerv getroffen. Wundert mich nicht, dass man der Autorin die Story in diesem Pseudomittelalter abnimmt, das ist ja genauso zusammen geschustert, damit man ihr das glaubt. :zwinker:


    Volker Schlöndorf hat die Regie für den Film geschmissen, jetzt macht es Sönke Wortmann. Hoffentlich kommt jetzt viel Fußball im Film vor und weniger Päpstin. :zwinker: :breitgrins:

    Da muss man nichts mehr hinzufügen. Ein sehr vielseitiger, fantastischer Roman, aus dem ich unheimlich viel gelernt habe und das auf sehr kurzweilige weise. Obendrein hat sich das gelernte beim Nacharbeiten auch noch rundum bestätigt.
    5ratten reichen eigentlich nicht, aber mehr gibts hier ja nicht und deshalb noch :marypipeshalbeprivatmaus: dazu!

    Es ist richtig lang her, dass ich "Die Säulen der Erde" gelesen habe. Das war eine unterhaltsame Lektüre, die mich darauf gebracht hat, mich mit der Gotik und mit dem Hochmittelalter überhaupt zu beschäftigen. Und dann war Follett leider sehr schnell entzaubert. Der Roman war zwar unterhaltsam, aber leider ziemlich seicht. Für mich hat er nur von der Baumeisterei gelebt und als die sich dann als mager recherchiert herausstellte, war der ganze zauber weg. Mir ging es im Grunde wie danach bei Noah Gordons Medicus: Dass die Bücher dermassen gelobt werden, kann echt nur daran liegen, dass auch heute noch völlig überholtes Zeug in den beliebten Sachbüchern steht. :rollen:


    "Die Tore der Welt" wurde mit grossem Tamtam angekündigt und prompt kriegte ich es auch geschenkt. Denn dass ich mich für geschichte interessiere, wissen alle unsere Freunde. Natürlich ist ein Follett immer locker flockig zum Lesen, die Seiten fliegen nur so. Trotzdem war die Lektüre keine echte Freude. Die Sprache ist sehr simpel, die Erzählweise Salamitaktik. Auf jeder Seite passiert was, aber eine Handlung, die sich durch das ganze Buch zieht gibt es nicht, dafür eine Aneinanderreihung von irrsinnig vielen Episoden und Ereignissen wie bei einer TV-Serie. Sogar Cliffhanger gbt es, die nicht weitergeführt werden. Ich kann echt nur zustimmen: Das ist GZSZ oder Lindenstraße.
    Es spielt nicht mal im MA, sondern sozusagen auf einem bunten Mittelaltermarkt. Die Figuren sind stereotyp und obendrein total heutig und trotzdem passiert alles, was Otto Normal und Lieschen Müller mit MA verbinden! Bis hin zur Hexenverfolgung! :rollen:


    Trotzdem wird es sich wie warme Schrippen verkaufen, und die Leute werden es lieben, weil es genau die Dinge erzählt, die heute marktgerecht sind: viel Blut&Sperma, finstere Bösewichter und dralle Frauen, geile Mönche und unschuldige junge Mädchen &c &c &c. Das Buch wird das MA-Bild der Durchschnittsleser auf Jahrzehnte hin prägen und das leider nciht zum Besten. Es ist eben ein Follett: locker flockig nach allen Regeln der Bestsellerei geschrieben -leider ohne Nährstoffgehalt.
    Dafür gibts nur 2ratten


    Ich schnapp mir jetzt lieber wieder einen Roman von jemandem, der richtig schreiben kann und was von der Sache versteht, über die er schreibt. :zwinker:

    Hi Alfa Romea!



    Und deshalb bin ich aus heutiger Sicht auch froh, dass ich ein Kind des 20./21. Jahrhunderts bin. Nicht, weil unser Jahrhundert das beste aller Zeiten wäre, sondern weil ich mich daran gewöhnt habe und mit dieser Gesellschaft am besten klar komme - inklusiver aller Mängel, die sie (wie jede andere Gesellschaft auch) aufweist.


    Diese Sichtweise finde ich auch völlig in Ordnung, die teile ich auch. Nach der Zeit in Indien wusste ich, dass ich da aus verschiedenen Gründen nicht glücklich werden würde und war froh, dass mein Mann sich nicht entschieden hat, länger dort zu arbeiten. Man kann auf eine Menge Luxus verzichten, der ist gar nicht so wichtig wie man denkt. Aber über solches Elend und Unrecht hinwegsehen wie es dort gibt, das kann ich auf Dauer einfach nicht.


    Was diese Knallerthesen in historischen Romanen angeht: Das gibts ja leider auch genauso im Sachbuch. Man nimmt einen Vorwurf, der durch diese Kampfschriften entstanden ist und projiziert ihn einfach ein paar Jahrhunderte zurück. Behauptet also, weil die Geschichte sich immer zum besseren entwickelt, muss das gestimmt haben und davor noch viel schlimmer gewesen sein. ZB bei der Hexenverfolgung, die es im MA gar nicht gab, von der aber immer wieder behauptet wird, dass sie während des MA besonders schlimm gewesen sei. Die These, alles entwickele sich immer zum besseren, stimmt aber nicht, weils ja auch vor dem Dreissigjährigen Krieg nicht schlimmer zugegangen ist als während des Dreissigjährigen Krieges, und in der Weimarer Republik, also vor dem Dritten Reich nicht schlimmer als während der Nazizeit. ;)


    Aber wenn Leute sich an solchen dummen Thesen festgebissen haben, kriegt man sie nicht davon ab. :( :rollen:


    Den kann ich selbstverständlich nicht liefern. Mag sein, dass es eine Erfindung ist, um das Mittelalter zu verteufeln und den Leuten zu erzählen, dass früher alles schlimmer war.


    Es war ursprüngliche eine von mehreren verleumderischen Vorwürfen, mit denen die bürgerlichen Vertreter der Französischen Aufklärung in Flugschriften gegen den adligen Feudalismus kämpften. Man nannte diese erfundenen Zustände später immer öfter "mittelalterlich". ;)


    Zitat

    Aber ich zitiere hier, was Falcones zum ius primae noctis im Nachwort schreibt:


    Was im Usatges (engl. Online-version) steht, ist folgendes:

    Zitat

    85. If anyone violently rapes a virgin, either let him marry her if she and her parents are willing and let them give her dowry to him or let him give her a husband equal to his rank. If one violently ravishes a women who is not a virgin and makes her pregnant, let him do the same.


    Das bedeutet, das Opfer durfte nicht gegen seinen Willen verheiratet werden (übrigens eine Errungenschaft, die auf die Bedingung des Konsens unter den Ehepartnern für das Zustandekommen einer Ehe zurückgeht, und der ist genuin christlich und von "der Kirche" gegen die germanische Sitte durchgesetzt worden, nach der ausschliesslich der Vater oder Vormund bestimmte, wen die Tochter heiraten musste/durfte!). Es ging in dieser Regelung darum, die Ehre des Mädchens und seiner Familie wiederherzustellen, nicht um Geld! Eine Entschädigung durch Geld oder Güter hätte das Mädchen zur Prostituierten gestempelt!


    Weiter steht da:

    Zitat

    87. Likewise concerning the possessions and property of adulteresses if the adultery is committed against the husband’s will, let them and their lords have equal portions of all the adulterous wives’ property. But if, God forbid!, this adultery is committed with the will, order, or assent of the husbands, let their lords have full right and jurisdiction in such cases.


    88. However, if the women do not carry this out by their free will but from the fear or order of their husbands, let them be exempt from the actions of their husbands and their husbands’ lords and not subject to the loss of any of their own property. And if these same women desire it, they may separate from their husbands and yet nevertheless let them not lose their dowry or wedding gift.


    89 Husbands can accuse their wives of adultery or even of the suspicion of it and then they must clear themselves by their affirmation on oath and by judicial battle if there are clear indications and evident signs in these. Moreover, wives of knights should do so by oath and likewise by judicial battle between knights. Wives of townsmen and burghers and noble bailiffs, by judicial battle between foot champions. Wives of peasants, by their own hands through the ordeal of boiling water. If the wife is victorious, let her husband honorably keep her and make compensation to her for all expenses which her retainers have incurred in this suit and judicial battle. But if she was defeated, let her come into the custody of her husband with everything she has.


    Ansonsten gibt es keine weiteren Hinweise im gesamten Text zum Thema "Jungfrau", "Mädchen", "Braut", "Hochzeit". Ergo: In den Usatges de Barcelona steht nichts von einem "ius primae noctis".


    Wenn man die Gesetze zusammenfasst, dann bedeutet das, dass im Falle des unfreiwilligen/Gewaltsamen Beischlafs mit einer verheirateten Frau (also auch einer Braut!) eine Entschädigung zu erfolgen hatte, die auch so aussehen konnte, dass die Frau sich von ihrem Mann trennen und einen Ehemann von Rang des Täters fordern konnte. Das heißt, wenn eine Leibeigene von ihrem Grundherrn missbraucht wurde, konnte sie dadurch sogar in den Adel aufsteigen! Und weil das sicherlich nicht gewollt war, verhinderten diese Gesetze geradezu den Missbrauch Abhängiger. ;)


    Seit 1462 gab es Unruhen unter den Leibeigenen Katalaniens (Guerra dels remences), die erst 1486 beigelegt werden konnten. Damals wehrten sich die Leibeigenen dagegen, dass die Adligen sie durch immer schärfere Abgaben und Strafen an die Scholle binden wollten. Seit dem 13c fand nämlich Landflucht statt und als im 14/15c die Seuchen ("Pest") und eine Klimaverschlechterung dazukamen, war die Getreideversorgung nicht mehr sicher. Also hielt man die Bauern auf dem Land fest. Das führte dann wohl auch zu Übergriffen. Aber gesetzlich legitimiert waren diese angeblichen "Herrenrechte" nie und nirgends!!!!


    Es lässt sich leicht erklären: in den Sitten der germanischen Völker gilt (wegen der männlichen Erblinie) der außereheliche Verkehr der Frau als eine der schwersten Schanden, die einer Familie zustoßen kann. Es wäre also ein extremer Verstoß gegen das Rechtsverständnis dieser Menschen und eine ganz üble Form von Willkür, wenn Herren die Frauen und Töchter ihrer Untergebenen geschändet hätten. Das mag durchaus vorgekommen sein, aber es war eine Straftat. Ein Adliger hätte ein unverheiratetes Mädchen oder Frau nach den Gesetzen im Usatges dann selbst heiraten oder ihr einen adligen (!) Ehemann verschaffen müssen. Oder im Falle einer verheirateten Frau für entsprechende Wiederherstellung ihrer Ehre sorgen müssen. Eine Braut, die in der Hochzeitsnacht von ihrem Herrn missbraucht worden wäre, hätte ihren Mann verlassen können und ihre Familie hätte vom Täter das Recht auf eine Verheiratung mit ihm oder einem seinem Stand entsprechenden Mann erzwingen können. Das war damals kodifiziertes Recht, das man auch als Leibeigener einfordern könnte. Wer behauptet, dass das doch nur Papier gewesen sei, entwertet damit jede schriftliche Fixierung von Gesetzen als sinnlos.
    Außerdem fand der Aufstand wegen drückender Abgaben und unrechtmäßiger Übergriffe fast 150 Jahre nach dem Beginn der Handlung statt. Und allein schon der gesunde Menschenverstand sagt, dass Menschen sich nicht sechs Generationen lang dermaßen auf der Nase herumtanzen lassen. Das "Argument", die hätte sich nicht getraut oder hätten nicht gekonnt, ist vorgeschoben und historisch nachweislich grober Unfug! Dann ist nämlich jede Verschriftlichung von Recht und Gesetz schon immer sinnlos gewesen. Warum hätte man das denn dann tun sollen?
    Andererseits waren Behauptungen über unrechtmäßige (und am liebsten s.e.x.uelle!) Übergriffe von Grundherren immer einen sehr wirkungsvolle Methode, Menschen aufzuwiegeln. In den deutschen Bauernkriegen, denen Propagandakriege mit Flugblättern vorausgingen, war das genauso und man kann nicht alles für bare Münze nehmen, was in diesen Flugblättern stand!
    Wenn Falcones behauptet, das "ius primae noctis" hätte es damals in Katalanien gegeben, dann ist diese Behauptung schlichtweg eine Geschichtsfälschung.


    Zitat

    Andrerseits waren Frauen eben auch weit weg davon, gleichberechtigt zu sein.


    Männer auch! :D
    Die Gesellschaften funktionierten anders, die Menschen dachten ganz anders über sich und die Welt, auch "Gelcihberechtigung" wurde ganz anders wahrgenommen und ich finde es immer wieder äußerst arrogant, wenn wir heutigen "Erstweltler" uns für die Fortschrittlichsten halten.


    Ich hab mich 2205 3 Monate in Indien aufgehalten. Die Menschen leben zT in bitterstem Elend und der "Boom" kommt nur ganz ganz wenigenzu gute!!! In Zentral Indien, das einmal eine Kornkammer war, geht alles zugrunde, gerade weil man die armen Bauern mit gentechnisch verändertem Saatgut große Hoffnungen gemacht hat. Ich könnte dir viele Geschichten erzählen, wie der globale Kapitalismus auch und vor allem die Dritte Welt und die Schwellenländer Kaputt macht, und überall bleiben nur ein paar Reiche, die die letzten Paradiese ausbeuten -- das ist unsere moderne Welt!
    Als wir wieder in Frankfurt gelandet sind und mit der Bahn in die Stadt gefahren sind, war ich total schockiert: In Indien bin ich auf Menschen getroffen, die in ihrer scheinbar rückständigen Welt bei aller Armut fröhlich waren, liebenswürdig, höflich, offen. Die haben uns immer wieder beschämt mit ihrer Liebenswürdigkeit. Dann kamen wir nach Deutschland zurück und begegneten kalten, verschlossenen genervten Gesichtern.
    Ich möcht wirklich nichts idealisieren, aber diese Erfahrung fand ich schockierend! :(
    Wir sollten mal drüber nachdenken, ob unser Hang, die Vergangenheit immer als eine brutalere, schrecklichere, rückständigere, dümmere Form der Gegenwart hinzustellen nicht bloss eine Krücke ist, damit wir uns überhaupt noch wohlfühlen in unserem goldenen Käfig. ;)


    Dürfte aber damals Tatsache und keine Erfindung des Autors gewesen sein. Ebenso wie die Sache mit den vergewaltigten Frauen:


    Dafür hätte ich dann bitte gerne einen handfesten Beleg! :breitgrins: Auf den wartet die Geschichtswissenschaft nämlich, seitdem der Begriff in der Französischen Aufklärung aufkam. Vorher gab 's das nicht. Und die als Indiz angeführten Bezeichnungen für bestimmte Abgaben können sich allemal auf anderes Beziehen.
    Dass das Heiraten was kostet, ist ja auch heute noch so. Daraus zu schließen, dass man sich mit Standesamtgebühren davon freikauft, mit dem Bürgermeister oder Ortsvorstehen ins Bett zu müssen, finde ich schon ein bisschen krude. ;)


    Das MA stellt man sich offenbar in HR gerne als eine Zeit vor, in der Frauen für alle Männer Freiwild waren und eine Vergewaltigung die andere jagte. Man muss kein Kulturwissenschaftler sein um sagen zu können das Sittsamkeit in einer solchen Umwelt keinen Stellenwert haben kann. Ausreichend Forschungen gibts dazu zB über die Zeit der marodierenden Söldnerbanden im 17c. Damals gabs dank der Schweden und anderer Banden fast keine Jungfrauen mehr und schon ging es bei Frauen nur noch um die Arbeitskraft.


    Schon klar, dass das angebvliche "Herrenrecht" in Sachbüchern gerne kolportiert wird (S.e.x sells!), aber abgesehen von einer einzigen Gemeinde in der Schweiz, in der ein Vogt sich ein solches Vorrecht gesetzt hat, um von Brautleuten Geld (!!!!) zu erpressen, stammt die erste Erwähnung dieses "Herrenrechts" aus den Ständekämpfen vor der Frz Revolution. Damals war beiden Sitten jedes Mittel recht, um sich zu bekämpfen und sexuelle Diffamierung gehört seit jeher zur wirksamsten Propaganda. Wenn man danach geht wär das alte Rom eine ununterbrochene Orgie gewesen. :breitgrins:


    Regelungen wie die von dir zitierte (die du wiederum aus dem Roman hast) können nicht als flächendeckendes oder dauerhaftes Recht nachgewiesen werden. Im übrigen funktionierte das nur, wenn derjenige, der für das Opfer verantwortlich war, einwilligte. Man kann aber nicht voraussetzen, dass das immer der Fall war. Das würde nämlich bedeuten, dass für jeden Mann alle weiblichen Wesen seiner Umgebung nur wandelnde Geschlechtsteile waren. Und das kommt mir eher wie ein Allgemeinplatz aus der radikalsten Ecke der Frauenbewegung vor. ;)

    Mir ging es wie Dennis Scheck, und die hochgelobte Recherche konnte ich auch nicht erkennen. Leute von heute in einer bunten Kulisse, die vor allem aus Versatzstücken zusammengebaut war. Die Sache mit dem ius primae noctis hat mir Brechreiz verursacht. :grmpf: Ich hab irgendwann echt aufgegeben und war froh, als ich einen dankbaren Abnehmer fand. Aber der war mit dem Roman auch nicht glücklich. :breitgrins:
    Ich hab den Eindruck, da wollte jemand ein Stückchen vom Erfolg von Ken Follett abhaben. :zwinker:

    Du bist aber faul! :breitgrins:


    Es gibt einige Internetressourcen, in denen du nach Epochen suchen kannst:
    http://www.histo-couch.de/
    http://www.historische-romane.de/
    http://www.romanforum.de/


    Was römische Geschichte im Roman angeht, sieh mal hier: Historische Romane über das alte Rom
    Da findest du viele Beispiele samt Inhaltsangaben und Rezension.
    Für Ägypten: http://www.selket.de/


    Aber pass schön auf, dass du nicht alles abschreibst, denn Lehrer haben heutzutage auch Internet. :zwinker:

    Dem hab ich gar nichts mehr hinzuzufügen, ausser dass "Die Nebel des Morgens" eigentlich kein historischer Roman ist, sondern genau wie "Das Herz des Königs" eine wundervolle Sagenadaption.


    Darf ich trotzdem 5ratten vrgeben? :redface:

    Leider geht mir das bei Obermeier immer so. Ich hab das Gefühl, es geht ihm mehr um die Kolportage als um die geschichtliche Realität.Seinen Caligula fand ich ganz furchtbar (inzwischen wird mit dem Wahndsinns-Mythos ja auch aufgeräumt) und das Sapphobuch musste ich abbrechen.


    Schade, es gibt so wenig historisches zur Antike, das wirklich gut recherchiert und zugleich gut geschrieben ist, dass man was davon hat.

    Ich habe das Buch nur angefangen. Dann kam die Szene, wo sie vor ihrem bösen Vergewaltigerehemann aus dem Haus flüchtet, an einem Teich zu Boden sinkt und dann taucht der zukünftige Märchenprinz auf und sie sinken sich überwältigt vor Verlangen in die Arme! :rollen:

    Nachdem ich jetzt auch den neuen Gable gelesen habe, komme ich zu folgendem Schluss:


    Beide Romane versuchen, eine bestimmte historische Zeit detailgetreu darzustellen, wobei sich Rebecca Gable in meinen Augen irgendwie überhoben zu haben scheint. Sie will alles, was ihr auch nur irgendwie wichtig erscheint, in den Roman packen, und deshalb tauchen ihre Waringhams zufällig immer genau da auf, wo was Historisches passiert. Die Dialoge, was sonst die große Stärke dieser Autorin ist, sind voll gepackt mit historischen Informationen für die Leser und wirken deshalb leider oft unnatürlich. Gut und Böse sind mir zu sauber verteilt. Ich teile ihre Einschätzung Richards III. zwar, aber er ist mir zu einfach böse.
    Genau das macht Iris Kammerer nicht. Bei ihr fließen sämtliche historischen Informationen einfach in die Erzählung ein. Da muss man zwar aufpassen wie ein Luchs, damit einem nichts entgeht, aber wenn man sich einmal darauf einlässt, hat man einen Roman in der Hand, der den Lebensweg Heinrich Raspes, eines heute eher unbekannten Herrschers des Mittelalters, ganz genau nachzeichnet. Sie macht das von innen her, in dem sie aus seiner Sicht erzählt. Außerdem gibt es kein simples Gut-Böse-Schema. Ich hatte eher den Eindruck, dass die Figuren meist in ihren eigenen Interessen und in ihrer gesellschaftlichen Rolle gefangen waren, auch der gelegentlich und dann souverän auftretende Staufer Friedrich II.


    Es gibt noch einen Unterschied: Rebecca Gables Roman benutzt die historischen Ereignisse wie eine Seilsicherung auf einem Bergwanderweg. Sie arbeitet sich daran entlang. Auch die Geschichte der Waringhams wandert eigentlich an diesem Seil entlang. Sie haben für mich keine eigene Geschichte.
    Anders beim Pfaffenkönig, hier wird die Abfolge der Ereignisse dadurch zusammen gehalten, dass Heinrich Raspe im Bewusstsein seines bevorstehenden Todes die Erbfolge zugunsten seiner Nichte beeinflussen und das Leben seiner Frau schützen will. Außerdem will er mit sich ins Reine kommen, bevor er vor seinen Richter tritt. Denn genau so dachten die Menschen früher, auch wenn wir uns das nicht mehr vorstellen können und uns den Tod nur noch als ein absolutes Ende vorstellen. Hier wird uns auch die Vorstellung des Mittelalters von Leben und Welt vermittelt, und genau das habe ich bei Rebecca Gables Roman vermisst, der mir vorkam wie ein mit modernen Figuren dramatisiertes Bildungsfernsehen.
    Die Vorbereitung auf den Tod wird zu einer Klammer, die die Ereignisse zusammen hält. Dann muss auch nciht alles zu Ende erzählt werden, weil die "innere Handlung" ja der Weg zur "äußeren Handlung" ist. Und hier geht es um die "innere Handlung", nicht darum, Faktenwissen zu vermitteln, in dem man es durch eine Dramatisierung für den Leser genießbarer macht, weil er emotional einbezogen wird.


    Allerdings war der Gable wesentlich lockerer zu lesen. auch wenn er diesmal nicht immer fesselnd war, flutschten die Seiten nur so, wenn man mal dran war. Da hatte ich beim Pfaffenkönig viel mehr zu beißen.
    Mit einigem Abstand fällt mir allerdings auf, dass ich aus dem Roman von Iris Kammerer noch viele Details und Szenen deutlich vor Augen habe, während das Spiel der Könige an mir vorbeigedriftet ist ohne grosse Wirkung zu hinterlassen.


    Das Spiel der Könige ist für mich ein typischer historischer Unterhaltungsroman mit Bildungsabsicht, sauber erzählt, immer entlang der historischen Ereignisse, aber leider ohne inneren Bezug zum Denken dieser Zeit und auch ohne eine Handlung, die diese Riesengeschichte zusammen hält.
    Genau das sind die entscheidenden Vorzüge des Pfaffenkönigs. Der Roman hält sich konsequent an historische Ereignisse, will aber nicht die Ereignisse vermitteln, sondern das Leben und Selbstgefühl der damaligen Menschen. Deshalb hat es mir auch sehr gut gefallen! Für mich ein "echter Kammerer" ;) auch wenn er viel dichter und knapper ist als die drei Römerromane.


    Für den Roman gibts von mir 5ratten


    ..eine historisch einwandfrei recherchierte, extrem spannende Geschichte, ein Roman voller Emotionen, der uns Leser tief in das Dorfleben hineinzieht und uns dort mit aller Gewalt festhält.


    Das Etikett "historisch einwandfrei recherchiert" soll ja wohl ein Witz sein!!!! :entsetzt:
    Selten derart haarsträubenden Blödsinn gelesen ... :vogelzeigen:

    Ich trau mich. :breitgrins:


    Den ersten Teil habe ich ausgelesen, weil ich es nicht aus der Hand legen konnte und die halbe nacht gelesen hab ... :lesen:
    Mir gefällt genau das, was ihr bemängelt und es erinnert mich sehr an den Tribun. Das ist mal ein Roman, der sich nicht bloß an den Handlungsschritten entlanghangelt und wo Sympathien auch nicht klar verteilt werden. Man kriegt auch alle Infos, aber halt nicht offensichtlich. Kann sein, dass vieles an mir vorbeirauschen würde, wenn ich das lesen würde wie einen Krimi. Aber ich lese erst mal weiter. :smile: