So, fertig und meine Meinung zum Buch 
Bereits am Titel "Anatomie einer Affäre" kann man als Leser gut erkennen, worum es in dem Roman geht. Die Ich-Erzählerin Gina lernt auf der Gartenparty ihrer Schwester den Familienvater Seán kennen. Danach trennen sich ihre Wege, bis sie sich wenige Jahre später wiedertreffen. Gina, die selbst verheiratet ist, fängt mit ihm eine länger anhaltende Affäre an...
Da ich bereits kurz nach Erscheinen des Buch mehrere begeisterte Stimmen zu dem Buch gehört hatte, bin ich mit großen Erwartungen an das Buch gegangen, doch leider konnten diese dem Buch nicht ganz gerecht werden.
Das fing bereits auf den ersten Seiten an. Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Ich mochte ihn anfangs sehr gerne, nur die ständigen Wiederholungen hatten mich etwas genervt. Ich schätze, es sollte, zumindest so wie es die Autorin teilweise ausdrückt, wohl „poetisch“ anmuten, ich kam mir als Leser nicht ganz ernst genommen vor, wenn auf wenigen Seiten mehrfach erwähnt wird, das Gina aus Australien zurück ist oder die Feier in einem Garten stattfindet. Später jedoch hatten sich manche Sätze dann doch recht "ordinär" gelesen, was für mich so nicht ganz zusammen passte.
Die Autorin beschreibt zwar alles sehr ausführlich, allerdings bleibt, für meinen Geschmack, doch alles ziemlich blass. Die Orte und vor allem die Charaktere wirken sehr austauschbar und haben wenig eigenes an sich.
Im Laufe des Romans jedoch hatte ich den Stil ein wenig über, zusammen mit mehreren Zeitsprüngen wurde es zunehmend verwirrter und leider nicht mehr ganz nach meinem Geschmack.
In Gina konnte ich mich einfach nicht hineinversetzen oder sie verstehen. Sie blieb mir das ganze Buch über fremd, unsympathisch und zu distanziert. Dabei brauche ich für ein gutes Buch unbedingt eine Person, mit der ich mitfühlen kann, die mich emotional anspricht, da wird auch Un-/Sympathie nebensächlich. Leider, war das hier nicht der Fall. Die Figuren blieben mir weiterhin egal.
Was mir ebenfalls gefehlt hatte, sind Gefühle und Leidenschaft. Besonders letzteres erwarte ich von einem Roman, indem es um eine Affäre gehen sollte. Auf mich wirkte es einfach zu steril, auch wenn der Schreibstil in diesen Momenten, in denen es nur um Gina und Seán ging, drastischer wurde. Die sich entwickelnde Liebe zwischen Seán und Gina konnte ich einfach nie spüren oder Gründe, warum ausgerechnet diese Affäre scheinbar so lange anhält, dass sich selbst da der schleppende Alltag einschleichen und das Aufregende nehmen konnte. Und es trotzdem weitergeht. Ja, Gina ist innerlich aufgewühlt und zerrissen, aber ihre Liebe zu Seán konnte ich ihr trotzdem nicht abnehmen. Oder Seán, über den und vor allem dessen Gefühle man nicht allzu viel erfährt, wie ich finde.
Hat das Buch noch äußerst spannend und interessant angefangen, so fängt es im Mittelteil doch an zu plätschern und ich musste mich teilweise doch etwas zum Weiterlesen "zwingen", auch wenn ich nie soweit war, das Buch abbrechen zu wollen. Vor allem die Frage, was mit Evie, der Tochter von Seán ist, schwebt ständig über den Seiten und hat mich dazu animiert, weiterzulesen.
Auch wenn mir vieles an dem Roman nicht gefallen hat, empfand ich es dennoch nicht als Zeitverschwendung. Zeitweise habe ich den Roman sogar gerne gelesen und es konnte mich für wenige Stunden unterhalten. Die englischen Kapitelüberschriften haben mir gefallen, zumal diese auch stets Interesse zum Weiterlesen geweckt hatten.
Schade, so viel Lärm um wenig. Das Thema wäre definitiv noch ausbaufähig gewesen, wie die Charaktere selbst. Daher, muss ich gestehen, wird mir das Buch wohl auch nicht allzulange im Gedächtnis bleiben, denn dafür war es mir doch zu oberflächlich und es konnte mich auf keinster Weise wirklich berühren.
