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Karen Healey - When we wake
Inhalt:
Die 16jährige Tegan Oglietti lebt im Jahr 2027, ist ganz frisch mit dem besten Freund ihres Bruders zusammen und zusammen mit einer Freundin wollen sie zu einer Demonstration für mehr ökologisches Verantwortungsbewusstsein und weniger Umweltverschmutzung/-zerstörung. Doch dann wird sie von einem Scharfschützen getroffen und stirbt noch auf dem Weg ins Krankenhaus - nur um gut 100 Jahre später wieder aufzuwachen. Denn Tegan hat ihren Körper der Wissenschaft hinterlassen und die hat an ihr ein kryogenisches Experiment durchgeführt und sie eingefroren. Doch erst nach über 100 Jahren haben Ärzte die notwendige Technologie entwickelt, um sie wieder aufzutauen. Dass dies gelingt und Tegan sowohl physisch als auch psychisch wohlbehalten ist, gilt als Sensation und dementsprechend groß ist das öffentliche Interesse an der Teenagerin, die doch am liebsten ihre Ruhe hätte, um sich in dieser neuen Welt einzugewöhnen, die leider nicht so fortgeschritten ist, wie sie es sich vorgestellt hätte, denn immer noch gibt es Umweltzerstörung, steigende Meerespegel, Unruhen, Kriege, Völkerwanderung und eine Mehrklassengesellschaft. In ihrem ersten Leben hat sie kaum etwas dagegen tun können, doch jetzt hat sie die notwendige Aufmerksamkeit, um diese Missstände anzuprangern und wirklich etwas zu verändern.
Meine Meinung:
Die Ausgangssituation klang für mich sehr reizvoll: eine Teenagerin wird mittels "Zeitreise" (per Kryoschlaf) in die Zukunft versetzt und muss sich dort mit einer Welt auseinandersetzen, die sie kaum kennt. Doch die Zukunft ist leider nicht so viel anders als Tegans Gegenwart. Ja, die Computer sind jetzt so flexibel wie ein Blatt Papier und es ist quasi alles miteinander vernetzt, aber es gab keine wirklich entscheidenden Fortschritte, die etwas ausgemacht hätte. Die Autorin versucht über Slang-Ausdrücke herüberzubringen, dass sich auch die Sprache weiterentwickelt hat, aber das hat auf mich eher den Eindruck eines halbherzigen Versuchs gemacht. Entscheidender war vielmehr, was sich alles nicht geändert hat - und das sind leider vor allem die Missstände, die auch heute schon herrschen. Diese pessimistische Prophezeihung war dann schon bedeutend glaubhafter als der technische Firlefanz, denn leider hat die Menschheit bisher nicht beweisen können, dass sie zu echter Weiterentwicklung fähig ist, denn auch nach dem Krieg, der alle Krieg beenden sollte (also dem 1. Weltkrieg), gibt es heute immer noch Krieg und Elend.
Die Hauptperson Tegan sieht sich in ihrem zweiten Leben damit konfrontiert, dass sich all ihre Hoffnungen auf die Zukunft nicht erfüllt haben. Neben der völlig verstörenden Erfahrung, in der Zukunft wieder aufzuwachen und zu wissen, dass ihre Familie, ihre Freunde und ihre große Liebe tot sind, wird sie allein dadurch, dass sie lebt, zu einem Spielball der verschiedensten Gruppierungen. Die einen sehen in ihr Hoffnung auf neue medizinische Wunder, die anderen sehen ihre bloße Existenz als Blasphemie und die übrigen interessieren sich nur für ihren Modegeschmack. Tegan ist gerade in der ersten Hälfte sehr ein Spielball der äußeren Umstände und muss sich selbst erst zurechtfinden. Dies tut sie nicht immer überlegt, aber dass kann ich ihr in dieser Situation nicht zum Vorwurf machen (auch wenn sie stellenweise arg emotional wird). Immerhin beisst sie sich durch und setzt zu einem gewissen Grad auch ihre eigenen Ziele durch gegen das Militär, dass sie am liebsten als Versuchskaninchen behalten und sie für ihre eigenen Zwecke einzuspannen würde.
In der zweiten Hälfte diktieren vor allem die von Tegan aufgedeckten Hintergründe ihrer Wiedererweckung und die eigentlichen Zielen des Militärs die Handlung. Auch hier ist Tegan im Wesentlichen eine Getriebene, die es dennoch schafft, ihren Verfolgern so manche Überraschung zu bereiten. Und dies ist der Punkt, wo es für mich dann richtig unglaubwürdig wurde - wie kann eine 16jährige das Militär dermaßen an der Nase herumführen? Das Argument, dass niemand damit gerechnet hätte, dass sie zu soetwas fähig ist, gilt nur einmal. Danach sollte das Militär seine Lektion gelernt haben und sie nicht mehr unterschätzen. Auch die Verstärkung für Tegan kam einfach zu passend daher, um glaubwürdig zu sein.
Gestört hat mich ebenfalls, dass natürlich die obligatorische Lovestory nicht fehlen darf. Zwar verliert Tegan dadurch nicht automatische jegliche Intelligenz und ist bedinglos von ihrem Liebsten abhängig, so wie es in manch anderen YA-Romanen der Fall ist, aber warum konnte die Autorin nicht ganz auf die Liebesgeschichte verzichten?
Ungewöhnlich war hingegen der Erzählstil: Tegan als Ich-Erzählerin wendet sich direkt an den Leser (wie in einer Art Fernsehansprache) und erzählt ihm rückblickend ihre Geschichte. Dies führt zu einigen Vordeutungen und rückblickenden Kommentaren, größtenteils bleibt sie bei einer chronologischen Schilderung.
Fazit:
Durch den nicht sehr anspruchsvollen Schreibstil habe ich das Buch in nicht mal zwei Tagen gelesen. Die Grundidee hat mich angesprochen und die Autorin konnte mich neugierig genug machen, dass ich auch wissen wollte, wie es ausgeht. Allerdings haben mich ein paar Dinge gestört, so dass ich nur bei einer durchschnittlichen Wertung lande.
Das Story selbst ist mit diesem Buch nicht abgeschlossen, aber man wird auch nicht mit einem Cliffhanger allein gelassen. Für mich war das Ende rund genug, um abzuschließen; den Folgeband werde ich mir definitiv nicht kaufen. Dieser soll nicht mehr aus Tegans Sicht geschrieben sein, sondern aus der ihrer neuen großen Liebe Abdi - der laut einigen Rezis sich das halbe Buch hinweg darüber versucht klar zu werden, was er für Tegan empfindet. Zu viel Hormone für meinen Geschmack, aber der Vollständigkeit halber sei er hier erwähnt:
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Karen Healey - While we run