Beiträge von Breña

    Meine beiden Bücher habe ich bisher nur begonnen und stecke mittendrin. Das Kinderbuch von Nesbit liest sich etwas zäh, die Gedichte von Fried lese ich hingegen gezielt langsam.


    Faszinierend, wie unterschiedlich die Bücher insgesamt in diesem Monat sind. Die Zusammenstellung fühlt sich speziell an, weil das Monatsthema einerseits sehr klare Vorgabe macht und andererseits diese kuriose Mischung ergibt. Gefällt mir.


    Im Mai möchte ich bitte auch nicht in den Lostopf, ebenfalls weil Urlaub ansteht.

    Neugierig darauf, was sich unter der Überschrift " Treibholz" verbirgt, habe ich ein wenig weitergelesen. Tatsächlich lässt sich Deakin hier treiben, denn wir verlassen England.

    Die ersten Texte enthalten Reisenotizen aus dem Languedoc, den spanischen Pyrenäen und von Lesbos. Vor allem das letzte Kapitel hat mein Fernweh gefüttert. Ein paar der beschriebenen Details sind überall in Griechenland zu finden und keine Klischees - beeindruckende Olivenhaine, wilde Feigen, verfallene Bergdörfer und majestätische Platanen.

    Wir ziehen uns tatsächlich gegenseitig da durch, Breña ..?! Diesmal also Du mich. ^^

    Oh ja, sieht ganz so aus! ^^ Ich habe ehrlich nicht damit gerechnet, dass dieses Buch so zäh wird...

    "seahenge" verband ich mit Doggerland?!

    Ich verband es mit seinen vorherigen Ausführungen zu Stonehenges und Woodhenges, was allerdings auch daran liegt, dass mir Doggerland bis gerade eben unbekannt war. Ich kann definitiv behaupten, bei dieser Lektüre viel zu lernen. ^^

    Mehr "Wald" als "Holz" hier, sie hat wohl aus lokalen Gründen ein eigenes Kapitel bekommen?

    Mir schien neben dem lokalen Bezug eine starke persönliche Verbindung zu bestehen. Anders als bei David Nash, den er erst kennen lernt, scheint er die anderen Künstler bereits persönlich zu kennen, besonders Mary Newcomb und Margaret Mellis. Und dadurch schreibt er auch anders über sie, ähnlich wie bei anderen "alten Bekannten" lässt ihn seine Zuneigung ein wenig zu sehr ins Plaudern geraten.

    (Ich hatte den Eindruck, die kürzeren Kapitel behindern Deakins manchmal ja übermäßige "Entfaltung" ein wenig, was den Texten ganz gut tut..?! ;) )

    Mir gefielen diese kürzeren Kapitel, wahrscheinlich weil er weniger abschweifen konnte. Oder waren die Kapitel kürzer, weil er weniger ausufernd erzählt hat? ;) Auf jeden Fall funktionierte der "nur das eine, kurze Kapitel"-Mechanismus dadurch ganz gut.

    Ah ja: DreiHasen

    Danke. :) Ich wusste schon, dass die Langohren nicht nur in Münster anzutreffen sind und sogar ein früher chinesischer Import waren. Interessant ist Deakins Blick auf die heidnische Bedeutung (nicht nur Symbol für Fruchtbarkeit, sondern auch Abbild der Mondphasen), die im kirchlichen Kontext natürlich gerne ausgeblendet wird.


    Ich habe heute den Teil "Splintholz" beendet, wobei die letzten Kapitel schon sehr zum Treibholz tendieren. "Die ostenglische Küste" liest sich wie Notizen aus einem Reisetagebuch und ist vermutlich - mal wieder - interessanter, wenn man einen Bezug zur beschriebenen Landschaft hat. Faszinierend finde ich den beschriebenen Apfelbaum, der mit maximal einem Meter Höhe nicht wirklich ein Baum ist und dennoch inmitten der Dünen den Gezeiten trotzt. Der Baum existiert noch und ist inzwischen begründet einer neuen Sorte (Infos zum Apple Thorpeness und der Baum selbst).


    Die Malerin Mary Newcomb, der das folgende Kapitel gewidmet ist, kannte ich vorher nicht. Trotz der Begeisterung Deakins finde ich keinen Bezug, ihr Werke sind mir entweder nicht genug oder zu sehr gegenständlich. Bestimmt fehlt die Wirkung der Farben und Texturen der Originale, doch auch seine Beschreibungen und Interpretationen haben mich nicht so mitgenommen wie zuvor bei David Nash.


    Künstlerisch geht es im Kapitel "Treibholz" weiter. Das Konzept von Margaret Mellis finde ich interessant, ihre Werke eher weniger. Auch die anderen genannten Künstler und die (erneute) Beschreibung seiner eigenen Treibholz-Fundstücke habe ich in erster Linie zur Kenntnis genommen.


    Mal sehen, wie es im nächsten Teil weiter geht.

    Natürlich bin ich dabei! Und Mai passt bei mir auf jeden Fall.


    Solange ich noch zwei bis drei Wochen für das gemeinsame Lesen von "Wilde Wälder" habe, kann ich Dracula und Asimov anschließend gut parallel lesen.


    Schön, dass auch kommentierte Ausgaben gelesen werden.

    Weiter geht's:

    Den Beginn des Kapitels “Die heiligen Haine von Devon” fand ich sehr interessant. Deakin betrachtet den ornamentalen Schmuck lokaler Kirchen und legt einen besonderen Fokus auf die Integration heidnischer Symbole. Er schließt sich Ruskins Überlegungen an, dass in der Gotik durch das Einbinden verschiedener Elemente eine inklusive Einheit im Glauben entstand, die sich in der Architektur widerspiegelte. Natürlich spielt der Green Man eine wesentliche Rolle, doch auch das Ornament der drei Hasen findet Erwähnung. Vor kurzem hat eine Freundin mir noch von diesem “einzigartigen” Emblem im Dom von Münster erzählt. ;)


    Die Ausführungen zu den Woodhenges fand ich anfangs auch interessant, ebenso die kleinen linguistischen Exkurse, allerdings schweiften meine Gedanken irgendwann ab. Das folgende Kapitel über den Wald von Dean hatte es dann auch recht schwer, meine Aufmerksamkeit zurückzuerlangen, vor allem weil ein roter Faden fehlte. Am bemerkenswertesten fand ich hier die Ausführung zur Bedeutung von Totholz in Wäldern, das auch in Deutschland leider zu wenig geschätzt wird.


    “Unter Jaguaren” unterstreicht einen Gedanken, den ich schon vorher mehrfach hatte: Es ist erstaunlich, wie vielfältig die Themen sind, die Deakin ausgehend vom Stichwort “Wald” behandelt - in diesem Kapitel geht es um die britische Automarke. Und wahrscheinlich schafft es nur Deakin, schon auf den ersten zwei Seiten Roland Barthes, eine Kindheitserinnerung und die Linguistik der Walnuss mit dem Sportwagen zu verknüpfen. Tatsächlich geht es übrigens um Walnussbäume.


    Im Kapitel “David Nash” geht es um den Bildhauer und Land Art Künstler, der am liebsten mit Holz arbeitet. Sehr fokussiert setzt sich Deakin mit den Kunstwerken auseinander, beschreibt und interpretiert, setzt sie in Verbindung mit der Person des Künstlers und der Landschaft, in der sie entstanden sind. Für mich ein Highlight.

    Genau so was meinte ich mit dem genauen Blick unmittelbar vor sich, ja.

    Du hast es deutlich diplomatischer ausgedrückt als ich. ^^

    Ich mag solche Details...

    Ich meist auch, daher habe ich z.B. auch gerne über die Weidenrutenverarbeitung als solche gelesen. Zum Cricket habe ich allerdings gar keinen Bezug und Deakin konnte mein Interesse nicht wecken.


    Was ist ein Lese-Mojo??

    Hm, man könnte sagen, das Gegenteil einer Leseblockade.

    Ich kenne den Ausspruch "I lost my xy mojo" oder eben "my mojo is back" von englischen Bekannten. Wenn das Mojo (oder der Mojo?) wieder da ist, ist man wieder im Einklang mit der Tätigkeit oder dem Gefühl.

    In den letzten Tagen habe ich nur sehr sporadisch weiter gelesen, wodurch auch kein richtiger Lesefluss aufkam - sehr hinderlich in Kombination mit für mich uninteressanten Themen.


    Wie auch du, Alice , lag mir das Kapitel "Das Leben in den Wäldern" nicht und ich habe mich ein wenig durchkämpfen müssen. Diese sechs Seiten sowie die ersten paar des Folgekapitels haben mich mehrere Tage begleitet... Doch mit der "Rückkehr in den New Forest" kam auch das Lese-Mojo zurück. ;) Ich gestehe, dass ich manche Passagen viel flüchtiger lese als zu Beginn, das macht es jedoch weniger ermüdend.


    Die kulturhistorischen Ausführungen zum "Gallapfeltag" fand ich wirklich interessant. Die Verknüpfung der modernen Interpretation mit den ursprünglichen, jahrhundertealten Traditionen und ihrer Geschichte gelang Deakin gut. Mit englischer Geschichte kenne ich mich einfach zu wenig aus, die deutlichen Parallelen zu deutschen Begebenheiten finde ich jedoch erstaunlich.


    Im Kapitel “Weide” war ich wieder hin und her gerissen. Die Weidentradition in den Levels ist faszinierend und diese Bäume sind es ebenso, warum schreibt Deakin dann sowas: ”Die Weiden stehen im Abstand von fünfunddreißig Zentimetern in fünfzig Zentimeter breiten Reihen: fünf- bis sechshundert Pflanzen pro Morgen.” Ich möchte ja nicht selbst eine Plantage anlegen und lese ein Handbuch dazu. Ganz zu schweigen von seinen Ausführungen zu Cricketschlägern. Gähn.


    Und im Kapitel “Waldhütte” geht es erst mal technisch weiter: “Die Hütte ist dreieinhalb Meter breit, fünfeinhalb Meter lang und hat ein Satteldach mit Eichenschindeln. [...] Die Dachschindeln wurden allesamt von einem dreißig Zentimeter langen Eichenstück abgespalten, sind dreizehn Zentimeter breit und knapp anderthalb Zentimeter dick.” Sind noch alle wach? Deakin beschreibt dann sehr detailliert seine Tätigkeiten und wer die Shrimps-Szene aus Forest Gump kennt, erhält eine Ahnung davon. Doch sobald er nur noch die ihn umgebende Natur beschreibt, die Ruhe des Sonnenuntergangs und die “Momente der Muße” des nächsten Tages, hat er mich eingefangen. Er beschreibt, was auch ich mag.


    Akzeptanz des Buches als Geschichtensammlung über Wälder (und eben nicht speziell über Bäume, wie der Untertitel etwas irreführend nahelegt)?!

    Auf den Untertitel hat man in meiner deutschen Ausgabe verzichtet. A Journey Through Trees finde ich jedoch ganz passend, da es für mich Deakins Streifzüge durch die Wälder, zwischen den Bäumen wiedergibt.


    Ich bin jetzt recht gespannt auf Deine Eindrücke Breña - aber kein Stress;

    Deine Aufforderung "kein Stress" habe ich für meinen Geschmack etwas zu wörtlich genommen, durch die freien Tage habe ich jedoch wieder Muße zu lesen und hole nachher bestimmt weiter auf. Ich freue mich schon besonders auf den Green Man.

    Auf den ersten Blick eine Aufgabe, die etwas mehr Sucherei benötigt, auf den zweiten Blick fallen mir schon mehr Bücher auf als ich in einem Monat lesen kann. :breitgrins:


    Ich melde auf jeden Fall ein Kinderbuch:


    E. Nesbit - Wet Magic


    "Zur Not" wird es ein Pratchett, meine schönen Sammlerausgaben möchten gelesen werden. Ich habe aber auch Andersens Märchen, ein Buch von Harper Lee und einige mit Bibliothekskontext hier stehen.


    Frage zum Shakespeare, so generell: gelten auch Shakespeare-Adaptionen oder muss es vom Meister höchstpersönlich sein?

    Der Frage schließe ich mich an. Und ich erweitere um Andersen bzw. generell Märchenadaptionen.

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    Liebe. Drei Erzählungen


    Aus dem Japanischen von Richmod Bollinger


    Das schmale Buch enthält drei Erzählungen:


    Tod, Liebe und Wellen - Ein junger Mann fährt in einen kleinen Küstenort, um Selbstmord zu begehen, und trifft dort eine junge Frau.

    Der Steingarten - Auf der Hochzeitsreise zeigt der Erzähler seiner Frau einen ganz besonderen Ort und beginnt, sich in Erinnerungen zu verlieren.

    Der Hochzeitstag - Ein junger Witwer möchte kein zweites Mal heiraten und erinnert sich an seine Ehe und die Eigenarten seiner Frau.


    Auch wenn das Büchlein den Titel “Liebe” trägt und in jeder Erzählung die Rede davon ist, geht es nur bedingt um Liebe. Es gibt Momente der Zuneigung zwischen den Protagonisten oder gegenseitiges Verständnis, als Leser beobachtet man jedoch keine Liebe (zumindest im europäischen Verständnis). Die Grundstimmung ist melancholisch und es erfolgen Auseinandersetzungen mit einschneidenden, eher negativen Erlebnissen. Die Protagonisten sind dabei immer sehr bei sich, wenig bei ihrem Gegenüber. Dabei besteht durchgehend auch eine gewisse Distanz zum Leser, trotz vermeintlich emotionaler Momente enthalten die Erzählungen keine tiefen Gefühle. Daran ändert auch die teils sehr poetische Sprache nichts.


    Bestimmt spielt es eine Rolle, dass Inoue aus einem anderen Kulturkreis stammt, in dem Gefühle nicht öffentlich gemacht werden. Die Erzählungen sind außerdem aus den 50er Jahren. Die beschriebenen Ehen sind arrangierte Zweckgemeinschaften und eine Ehefrau muss hübsch, wohlerzogen und sparsam sein. Das Erzählte blieb mir somit auf mehreren Ebenen fremd und es gelang leider nicht, mich durch diese Fremdartigkeit zu faszinieren

    Hallo zusammen, ich schließe mich ebenfalls der Runde an. Ich hoffe, ich komme auch ausgiebig zum Lesen, die Wetterprognose und mein leerer Terminplan sprechen auf jeden Fall dafür und in letzter Zeit ist es leider viel zu kurz gekommen.


    Nachdem ich heute erfolgreich das letzte TAMKATZN-Buch beendet habe, möchte ich auch andere begonnene Bücher endlich fortsetzen. Vor allem "Wilde Wälder", denn damit lasse ich Alice gerade ziemlich hängen. Leider reizt mich das Buch jedoch nur bedingt, ohne Lesebegleitung würde ich vermutlich nicht durchhalten. Ansonsten habe ich noch Asimovs Roboter-Geschichten offen, wie das manchmal so ist, schiele ich allerdings gerade eher auf neu zu beginnende Bücher.


    Ansonsten steht wie bei einigen anderen auch Sport auf dem Programm. Heute sind wir nur kurz spazieren gegangen (ohne nass zu werden!), ich würde gerne auch eine längere Runde drehen. Im Zweifel muss ich ohne meinen Mann laufen gehen, das mache ich notfalls auch im Regen, und versuche stattdessen ihn ins Fitnessstudio zu schleppen.

    Die letzten Kapitel haben tatsächlich ein rasantes Finale geboten, bevor das Buch beschaulich ausklingen konnte. Oder wie Fjodor F. Fjodor sagen würde: ein nulmifanter Dowshown mit omtipistischer Note.


    Nun habe ich für die nächste Zeit aber genug von Moers und Mythenmetz.

    Endlich ist ein wenig Bewegung in die Handlung gekommen...


    Echo


    Interessant war auch

    Jetzt ist das Tempo wieder ein wenig gedrosselt. Ich hoffe, das bleibt nicht so und ich bekomme stattdessen ein rasantes Finale geboten.

    Grossman zeigt hierbei, wie atemberaubend das aus dem Schulunterricht so verpönte Auseinandernehmen jedes einzelnen Satzes, ja jedes Wortes, sein kann. Grossman hinterfragt jede Formulierung und holt so Dinge aus dem Text heraus, die der flüchtigen Leserin niemals auffallen würden.

    Schon beim Lesen bin ich an dem Gedanken der Exegese haften geblieben und habe über die Unterschiede zwischen Bibelexegese und (literaturwissenschaftlicher) Textinterpretation nachgedacht.

    Ich glaube, dass das was du beschreibst für mich nicht funktioniert hat, weil die biblischen Texte eine vielschichtige Entstehungs- und Übersetzungsgeschichte haben. Man kann nicht nachvollziehen, wer etwas mit welcher Intention wann verändert hat. Um bei den Schultexten zu bleiben: Man kennt den Autor, meist auch seine Intention und vor allem den historischen Kontext recht gut. Und dennoch formuliert man seine Ergebnisse weniger als Tatsachen, als Grossmann es in meiner Wahrnehmung hier getan hat.


    Und um ehrlich zu bleiben: Grossman hatte einen schweren Start, weil ich komplett andere Erwartungen hatte. ;)

    Grossmann hat keine Neuinterpretation der biblischen Geschichte geschrieben, wie es andere Autoren der Reihe mit ihren Mythen gemacht haben, sondern er liefert eine Exegese. Diese ist in meiner Wahrnehmung jedoch sehr phantasievoll und wenig wissenschaftlich. Das heißt, ich bekomme als Leserin nicht den erwarteten fiktiven Text, sondern eine ernsthafte Analyse eines aus meiner Sicht fiktiven Textes. Denn Grossmann behandelt die Materie, als lägen zweifelsfreie Fakten vor. Nicht nur die Personen und Geschehnisse, sondern vor allem die Aussagen werden wortwörtlich analysiert und interpretiert. Aus meiner Sicht handelt es sich bei biblischen Geschichten um Mythen, in denen übertriebene Situationen entweder ein Detail verdeutlichen oder die Geschichte aufwerten sollen.


    Ich habe geisteswissenschaftliche Fächer studiert, ich habe also selbst ausgiebig interpretiert und vermutet. Die Vermutungen, die Grossmann hier auf Basis weniger Zeilen anstellt, ausschmückt und weiterspinnt, sind mir jedoch zu weit hergeholt. Er charakterisiert Samsons namenlose Mutter alleine aufgrund der Namenlosigkeit und der Betonung ihrer Unfruchtbarkeit. Was er daraus ableitet, wie sie die Begegnung mit dem “Mann Gottes” wiedergibt, ist wirklich erstaunlich.


    Grossmanns Einschätzung Samsons und verschiedener Situationen ist weit entfernt von meiner Wahrnehmung. Er beschreibt Samson als unsicheres, nach Liebe suchendes Kind. Er sei gelenkt von seiner Aufgabe als Gottes Auserwählter und sich dessen vielleicht gar nicht bewusst. Unsicher? Ja, vermutlich. Und dadurch nur noch rachsüchtiger und brutaler. Ich sehe nichts Poetisches in seinem unlösbaren Rätsel, nur Hinterlist. Grossmann bezeichnet voller Bewunderung das in Brand Setzen der Felder durch Füchse als “prachtvolle, stilvolle, sogar ästhetische Rache”. Am Rande ordnet er es den anderen “brutalen Gewalttaten “ der Bibel zu, bewundert jedoch vor allem die Kreativität der Tat. Ich hingegen sehe Parallelen zu einem Jungen, der einen Weg gefunden hat, nicht nur Ameisen mit einer Lupe zu verbrennen, sondern gleichzeitig auch anderen Menschen Schaden zuzufügen.


    Nach rund 80 Seiten nimmt Grossmann einen Gedanken vom Anfang wieder auf: dass Samson in seinem Verhalten mehr den Philistern gleiche und trotzdem ein Held des jüdischen Volkes sei. Diese Ambivalenz ist spannend, die sehr kurze Ausführung Grossmanns ist für mich jedoch nicht ganz nachvollziehbar. Hier streift er ein Themengebiet, das politisch vielleicht zu aufgeladen ist.


    Insgesamt wiederholt Grossmann manche Gedanken immer wieder. Er referenziert nicht nur auf eine bereits hergeleitete Erkenntnis, sondern wiederholt diese. Wer weiß, wie kurz dieser Essay ansonsten geworden wäre… Zwischendurch wird er pathetisch (“Und so flackert auch in uns, in uns allen, die traurige Gewissheit…”)., ein anderes Mal kokettiert er mit Erotik. Nichts davon hat bei mir gezündet.