sandhofer schrieb:
Zitat
Also ist mehr als Ideologie drin (oder allenfalls eine auch heute noch gültige Ideologie).
Tja, ich finde es sehr schwer, Virginia Woolf auf eine Ideologie festzulegen. Eigentlich beschreibt sie in ihren Romanen, zumindest in denen, die ich gelesen habe (Mrs. Dalloway, Die Fahrt hinaus, Zum Leuchtturm, Die Jahre, Wellen) imemr bestimmte Themen. Oft haben diese Themen mit der Zeit, mit der Einordnung des Individuums in derselben und mit dem Verhältnis Individuum-Gesellschaft zu tun. natürlich greift sie auch Aspekte ihrer Zeit und ihrer Persönlichkeit stark auf, z.B. Krieg, Wirklichkeitswahrnehmung, Frauenwahlrecht. Man darf nicht vergessen, dass z.B. damals Frauen in England zuerst gar nicht dann ab 40 Jahren wählen durften oder Frauen keine Berufe erlernten, kaum eine hinreichende Schulausbildung erhielten usw. Dass sich dies bei einer intelligenten Frau in deren Romanen niederschlägt finde ich ganz natürlich, eher das Gegenteil fände ich befremdlich.
Was mich aber besonders für Virgina Woolf einnimmt, ist der wunderbare Stil, die punktgenau gesetzten Metaphern, das Aussprechen intimer Gedanken mit einer verblüffenden Präzision, das Zusammenfließen von Sehen und Fühlen in den immer wiederkehrenden Naturbildern. Schwieriger dann die experimentellen Phasen, verkürzte intellektuelle Spielchen, die sie mit ihren Lesern treibt, aufblitzende Gedankengänge, denen manchmal schwer zu folgen ist.
Dieser Stil insgesamt trägt sicher dazu bei, dass es zu einem "Ganz - oder-Garnicht" kommt.
Ich finde es sehr schade, Bettina, dass dir Orlando nicht gefallen hat. Bisher kenne ich es auch noch nicht, aber es liegt schon auf meinem SUB, daher kann ich auch nicht beurteilen, ob es Woolf-typisch ist.
Gruß von Steffi