Beiträge von creative

    Dieses Buch ist erstens ein sehr schönes Buchm, toll gemacht, super Aufnahmen, es vermittelt richtig das italienische Lebensgefühl, mit all den Geschichten rund um die Rezepte, und zweitens gibts es fantastische Rezepte für jeden Geschmack darin!


    Mein Lieblingsrezept ist "Pasta al forno con pomodori e mozzarella" (Nudelauflauf mit Tomaten und Mozzarella). einfach ein Traum! Muss man aber unbedingt mit frischen, sonnengereiften Tomaten und frischem Basilikum machen .... mit Tomaten aus der Dose und TK-Kräutern ist er nur halb so gut. Also: bis in den Sommer warten, und dann los!

    Jed Martin ist Sohn eines Architekten und einer Selbstmörderin, in guten Verhältnissen aufgewachsen, Absolvent der Ecoles des Beaux-Arts in Paris, und bereits als junger Künstler mit den Fotografien von Michelin-Straßenkarten, die er Satellitenbildern gegenüberstellt, sehr erfolgreich. Den großen Durchbruch feierte er allerdings mit seinen Gemälden, die Porträts von Menschen in ihrer Arbeitswelt zeigen. Bilder vom einfachen Handwerker oder Kellner bis zu Werken mit ebenso klingenden wie sperrigen Namen wie „Bill Gates und Steve Jobs unterhalten sich über die Zukunft der Informatik" ,"Die Beate Uhse AG geht an die Börse" oder "Damien Hirst und Jeff Koons teilen den Kunstmarkt unter sich auf" gelangen zu Weltruhm und erreichen exorbitante Preise am Kunstmarkt.
    Es gelingt ihm, den sehr kontrovers diskutierten und sehr bekannten, aber völlig zurückgezogen lebenden Schriftsteller Michel Houellebecq für die Verfassung eines Vorwortes für den Ausstellungskatalog zu gewinnen. Im Gegenzug soll der Schriftsteller, neben einer Gage von mehreren Hunderttausend Euro, ein Porträt – „Michel Houellebecq, Schriftsteller“ erhalten. Im Zuge der Zusammenarbeit entwickelt sich eine distanzierte Freundschaft zwischen den beiden, die durch einen bestialischen Zwischenfall ein jähes Ende findet.


    Ich möchte vorausschicken, dass es mein erstes Buch von Michel Houellebecq war. Er ist mir natürlich bekannt als „enfant terrible“, als extravaganter, provozierender und in der Tat sehr kontrovers diskutierter Schriftsteller. „Karte und Gebiet“ ist ein sehr gesellschaftskritisches Buch, doch ich fand es weder provokant, noch sexbesessen oder aggressiv. In manchen Buchbesprechungen wurde dieses Buch als „gemäßigt“ oder sogar „weichgespült“ bezeichnet, wie gesagt fehlt mir der Vergleich. Als Einstieg in Houellebecqs Werk halt ich es für nicht sehr geeignet. Zu sehr wird auf die Person des Michel Houellebecq Bezug genommen, der ja in diesem Buch eine tragende Figur spielt und ich kann nicht abschätzen, wie sehr diese Darstellungsweise ironisch, selbstkritisch oder gar arrogant gemeint ist. Ich habe aber schwer das Gefühl, dass Houellebecq seinen Kritikern mit diesem Buch eins auswischen will, hier auf seine eigene Art und Weise Stellung nimmt zu Unterstellungen und Gerüchten rund um seine Person.


    Houellebecq zeichnet eine Vision der nahen Zukunft – wir sehen uns etwa im Jahr 2030. Das Künstlermilieu ist Hauptschauplatz, die Vereinnahmung und Vermarktung der Künstler durch die Medien und durch Agenturen im Blickpunkt. Es fallen viele Namen französischer Künstler, Medienstars und Institutionen mit denen ich nicht viel anfangen konnte. Insider können mit diesen Informationen wohl mehr anfangen. Mit teils wehmütigem, aber immer sehr kritischem Blick wird die Gesellschaft analysiert, der Verlust der Kultur aufgezeigt, der sich nicht nur im Sterben der Kaffeehäuser oder im Überhandnehmen von asiatischen oder russischen Restaurantketten manifestiert. Kinder werden durch Hunde ersetzt, Familienleben, zwischenmenschliche Beziehungen, Freundschaften fallen der Schnelllebigkeit zum Opfer.


    Houellebecqs glasklare Formulierkunst und prägnanter Stil konnten mich überzeugen, und ich möchte auf jeden Fall mehr von ihm lesen.


    4ratten


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    und wenn jetzt auch noch Forrest Gump, mein all-time-favourite liebenswerter Trottel, als Vergleich herangezogen wird, muss ich wohl ganz einfach ...


    Dieser Vergleich hinkt ein wenig .... ich habe den Aufbau der Story (sozusagen der Protagonist als Zeitzeuge von historischen Ereignissen des 20. Jh.) gemeint. Die Figur des Allan Karlsson ist nicht wenig vergleichbar mit Forrest Gump, die Liebenswürdigkeit, kindliche Naivität fehlt ihm, auch wenn auch er eher zufällig und ohne viel eigenem Zutun in die Weltgeschichte schlittert. Aber er ist jedenfalls berechnender und weiß, die Situation für sich zu nutzen.
    trotzdem wünsche ich Dir ein schönes Lesevergnügen, Valentine!

    Zeno Hintermeier, „Mr. Iceberg“ ist Gletscherforscher, Glaziologe, und eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Zeit seines Lebens verbrachte er mit dem Beobachten und Studieren von Gletschern. Als sich aber seine Arbeit immer mehr darauf konzentriert, das Schmelzen des ewigen Eises zu beobachten und er erkennt, dass er bestenfalls protokollieren, aber nichts ändern oder gar aufhalten kann, sieht er seine Grenzen als Wissenschaftler erreicht, seine Trauer wird zur Wut, er gibt seinen Beruf auf und heuert auf einem Kreuzfahrtschiff in der Antarktis als Expeditionsleiter an, um den Passagieren die unberührte Natur der Antarktis näher zu bringen und v.a. sein großes Anliegen, die Umweltproblematik zu thematisieren. Doch dieser Job ist so unbefriedigend wie zermürbend, Zeno scheitert an der Ignoranz der Passagiere, der Gleichgültigkeit der Spaßgesellschaft, der jegliche Respekt vor der Natur abhanden gekommen ist, die sich an Walfang-Praktiken ergötzt, Pinguine „zum Angreifen“ sucht, Souvenirshops am Ende der Welt stürmt und das feudale Leben an Bord genießt. Als dann auch noch ein Aktionskünstler in der Antarktis (und mit der Antarktis) Kunst inszenieren will, platzt ihm der Kragen ….


    „Der einzelne Mensch ist ein Rätsel, einige Milliarden Menschen, organisiert in einem parasitären System, sind eine Katastrophe“ ( S.167). Ilija Trojanow thematisiert in seinem Buch - auch mit viel Zynismus und Ironie - die Umweltthematik, die sukzessive Zerstörung der Umwelt durch den Menschen und gleichzeitig die Ignoranz, die Gleichgültigkeit, mit der wir diese Zerstörung zulassen. Das Buch ist unangenehm, sehr unangenehm sogar, denn die Ausrede, man fahre ja nicht mit einem Luxusdampfer in die Antarktis, gilt nicht. Ein Leben ohne oder gegen die Natur ist nicht möglich, Umweltzerstörung geschieht jeden Tag zu jeder Zeit auf jedem Flecken der Erde. Trojanow prangert v.a. die Ignoranz der Gesellschaft an, zweifelt aber gleichzeitig auch an seinen Möglichkeiten als Schriftsteller, hier eine Lösung anbieten zu können: "


    Zitat


    „Lebende Autoren hingegen, das erfuhr ich, wann immer ich die Zeitung aufschlug, sollen sich bescheiden, ein wenig anregen, ein wenig erregen, ein wenig aufregen, aber auf gar keinen Fall die Welt verändern wollen. Wie soll man noch zu Lebzeiten aufrütteln? Beschämung funktioniert nicht, da sich jeder selbst öffentlich bloßstellt, Pathos funktioniert nicht, da alles kleingeredet wird. Und Gewalt? Gewalt ist die einzige Sprache, die noch nicht von den Etiketten der Sponsoren überklebt ist.“ (S. 146)


    Das Buch ist mit seinen knapp 170 Seiten, eingeteilt in 12 Kapitel, verhältnismäßig dünn. Jedem Kapitel ist eine Art „Logbuch“ angehängt, ein Sammelsurium aus wirren Schlagzeilen, Seemannsfloskeln und Funksprüchen, das eklatante Stilbrüche darstellt und den Erzählfluss stark hemmt, doch das Buch soll ja nicht nur inhaltlich, sondern auch lesetechnisch unangenehm sein.
    Eine Leseempfehlung an jedermann!


    4ratten bis 5ratten


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    „Es ist wie es ist, und es kommt wie es kommt“ – dieser Leitspruch begleitet den mittlerweile 100-jährige Allan Emanuel Karlsson sein Leben lang, ein Leben das turbulenter nicht sein kann.
    Trotz seines fortgeschrittenen Alters ist Allan körperlich und geistig überaus agil, und um den angekündigten Feierlichkeiten zu seinem 100. Geburtstag, zu denen sich sogar der Bürgermeister angekündigt hatte, zu entkommen, springt er kurzerhand aus dem Fenster des Seniorenheimes und verschwindet Richtung Bahnhof. Dort wird ihm von einem etwas zwielichtigen Kerl dessen Koffer zum Aufpassen während des WC-Besuches überlassen, da aber Allans Bus ging und er denn Koffer nicht unbeaufsichtigt lassen konnte und auch ein bisschen deshalb, weil er sich im Koffer nützliche Utensilien wie Kleidung oder Schuhe erhoffte, nimmt er den Koffer mit, ohne zu ahnen, dass sich darin jede Menge Geld aus einem illegalen Drogendeal befindet. Sein Reiseziel wählte er willkürlich, dort trifft er zufällig auf Julius, einen liebenswerten Kleinkriminellen, der sich mit Gaunereien, Diebstählen und Betrügereien aller Art über Wasser hält. Für beide beginnt eine turbulente Flucht, die seinesgleichen sucht, einerseits vor der Drogendealer-Bande, die den Koffer zurückhaben will, andererseits vor der örtlichen Polizei und den Medien, da das Verschwinden des Hundertjährigen natürlich nicht unentdeckt blieb und großes Echo auslöste. Abwechselnd mit der Schilderung dieses urkomischen Roadtrips, der von neuen Freunden bereichert, von zwei Leichen gepflastert und jeder Menge Alkohol gezeichnet ist, wird aus dem nicht weniger turbulenten Leben des Allan Karlsson erzählt, den so schnell nichts mehr überraschen kann. Ohne selber allzuviel beizutragen, hatte er bei unzähligen historischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts seine Finger im Spiel. Schicksal, Zufall und meist eine Verkettung von mehr oder weniger glücklichen Umständen lassen ihn auf den historischen Schauplätzen des 20. Jahrhunderts agieren. Selber zutiefst unpolitisch, war er auf Du und Du mit den Großen der Weltpolitik. Er rettete z.B. Franco das Leben, trank mit Truman und Stalin um die Wette, hatte bei der Erfindung der Atombombe die zündende Idee, spielte im Kalten Krieg eine entscheidende Rolle und mischte die Politik in Asien ordentlich auf.


    Wenn auch die Idee nicht neu ist – wurde sie doch durch die Figur des Forrest Gump m.E. unübertrefflich abgehandelt – so bescherte mir Jonas Jonasson einen Lesegenuss der besonderen Art. Mit ungeheurer Phantasie und Kreativität, Situationskomik und Wortwitz wird hier eine absurde Lügengeschichte dermaßen ernsthaft und selbstverständlich erzählt, wie ich es bisher nur bei John Irving gelesen habe. Ohne Rücksicht auf historische Tatsachen und oft fast schon an der Grenze zur Geschmacklosigkeit werden Realität und Fiktion vermischt, werden historischen Personen besondere Eigenschaften und/oder Familienmitglieder angedichtet, werden Staaten verunglimpft und politische Systeme irrwitzig dokumentiert.


    Stilistisch ist das Buch einfach gehalten, stellt keine allzu hohen Ansprüche und liest sich dementsprechend enorm flott. Wer unter diesen Voraussetzungen sich ein paar Stunden gut unterhalten lassen will, zudem Fan von John Irving und/oder Arto Paasilinna ist, dem sei dieses Buch sehr ans Herz gelegt!


    4ratten bis 5ratten

    Man muss natürlich schon betonen, dass Arno Geiger hier keine Abhandlung über Alzheimer schreibt, auch keine Anleitung für den Umgang mit der Krankheit. Es geht hier um etwas ganz anderes, v.a. aber um eine Vater-Sohn-Beziehung die nicht immer harmonisch war, um Gedanken, die sich ein "großer Sohn" über seine Eltern macht, über Verständnis, übers Älterwerden, uvm. Für mich hat dieses Buch eine unfassbare Würde.


    Ich möchte Dir empfehlen, Anja, Dir selber eine Meinung zu bilden! Das Buch ist sehr schmal und sicher keine vergeudete Lesezeit; außerdem würde mich wirklich die Meinung einer "Betroffenen" sehr interessieren!

    Würde die Thematik dieses Buches nicht so ernst sein, ich würde es als richtiges "Wohlfühlbuch" bezeichnen. Ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Zeile genossen! Mit viel sprachlichem Geschick setzt sich Arno Geiger mit der Erkrankung seines Vaters auseinander und kommt dabei mit sich selber ins Reine. Es lässt sich erahnen, wie wichtig dieses Buch für Arno Geiger selber ist, und wie persönlich!
    Wer sich eine Abhandlung über die Krankheit Demenz erwartet, wird enttäuscht werden, im Buch findet man keine medizinischen Fakten. Vielmehr ist es eine Bestandsaufnahme einer Familie, die gelernt hat, sich mit der Krankheit zu arrangieren und das Beste daraus zu machen und dem Vater v.a. allem Würde und Respekt zukommen zu lassen und ihn so zu nehmen, wie es die Krankheit eben zulässt. Manch tagisch-komischhe Situation entsteht dabei!


    Hier wird auf 189 Seiten mehr transportiert, als andere Schriftsteller auf 1000 Seiten nicht schaffen! Ein absolutes Muss für Geiger-Fans, eine Empfehlung für alle, die gerne schmale Bücher mit viel Inhalt mögen!


    von mir gibts ganz überzeugte 5ratten

    Ihrem Vater konnte Rita nie etwas recht machen, weder durch ihre Berufswahl und schon gar nicht durch ihre Heirat mit dem venezianischen Fischhändler, Ennio. Auf der Suche nach der eigenen Identität und als Flucht aus dem dominanten Elternhaus verlässt Rita das bäuerliche Südtiroler Dorf, um in der Stadt ihrer Träume – Venedig – an ihrer Zukunft zu schmieden. Nach der Hochzeit lernt sie rasch den Alltag kennen, der Flair der Stadt verliert sich, trotz aller Anstrengungen und Anbiederungen fühlt sie sich entwurzelt, heimatlos, einsam – aushäusig eben. Ennio sagt immer mehr dem Alkohol zu, die Ehe scheitert, aus Zuneigung wird Abscheu, manchmal auch Hass. Lange Zeit kann sich Rita dieses Scheitern nicht eingestehen, doch dann entschließt sie sich, nach Wien zu ihrem Bruder Anton, der ebenfalls negativ von seiner Kindheit geprägt ist und nun als Journalist versucht, Fuß zu fassen und auf eigenen Beinen zu stehen, zu flüchten.


    Abwechselnd und ohne Übergang kommen Rita und Anton zu Wort, wer gerade erzählt, ergibt sich oft erst nach mehreren Absätzen. Vergangenes vermischt sich mit Gegenwärtigem, Gefühle und Gedanken fließen in Handlungen ein. Kindheitserinnerungen werden wach, von einem dominanten Vater ist die Rede und davon, dass man ihm die Genugtuung nicht vergönnt und ihm deshalb nicht vom Scheitern der Ehe erzählt. Stakkatomäßig, fast atemlos reihen sich die Monologe aneinander, um abschließend noch einmal von einer dritten Person – quasi einem Außenstehenden - aus der Perspektive von Rita und Anton geschildert zu werden.


    Anstrengend, und oft auch verwirrend, liest sich dieses Buch. Den Gedanken ist nur schwer zu folgen und oft zermartern sie einem das Gehirn. Dennoch übt dieses Buch einen gewissen Reiz aus, was weniger auf den Inhalt als vielmehr auf den Stil des Buches zurückzuführen ist. Bücher über Befindlichkeitsstörungen, Identitätssuche und –krisen gibt es genug, da erzählt Sabine Gruber nicht viel Neues. Stilistisch lässt sie allerdings mit diesem 1996 erstmals erschienenen Roman – aufhorchen. Dieser Roman wurde jetzt - wohl aufgrund des großen Erfolges der Nachfolgeromane - neu aufgelegt. Für mich war das Lesen des Erstlings natürlich ein Muss, wenn er auch nicht so ausgefeilt und perfektionistisch ist wie ihre Nachfolgeromane „Die Zumutung“ oder das für mich alles überragende „Über Nacht“ ist.


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    Welcher Willkür und welchen Bürokratismusmühlen ist man ausgesetzt, wenn man um Asyl ansucht? Jelena ist Kosovo-Serbin und gerät in ihrer Heimat zwischen die Fronten. Sie ist unvorstellbarer Gewalt ausgesetzt, verliert ihre Familie und landet in der Psychiatrie. Mit dem Scheitern eines zweiten Selbstmordversuches verliert sie auch den letzten Rest Selbstachtung und auf Anraten ihrer Ärztin gelingt ihr mit letzter Kraft die Flucht über die grüne Grenze nach Österreich. Sie wird in völlig traumatisiertem Zustand aufgegriffen und gerät nun in die Mühlen des österreichischen Asylgesetzes.


    Ludwig Laher schreibt sehr eindringlich und thematisiert ein sehr aktuelles Problem - die Asylpolitik. Die traurige Geschichte der Jelena - sicherlich kein Einzelfall - wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und bedient sich der Autor mehrerer Stilmittel. Sachlich nüchtern, fast reportagenhaft berichtet er über die Zustände bei Gericht und der Abwicklung der Verfahren, wobei dem Begriff Verfahren mehrere Bedeutungen zukommt: Zum einen „Gerichtsverfahren“, aber auch das Verfahren (=der Umgang) mit den Asylwerbern und nicht zuletzt die Situation der heimatlosen Jelena, die ebenso als „verfahren“ bezeichnet werden kann.


    Zu Wort kommt ein Asylrichter, der aus seinem beruflichen Alltag erzählt ... sehr selbstgerecht, sich selber als Menschenfreund bezeichnend, weil er hin und wieder - willkürlich - einen positiven Bescheid ausstellt. Am Richtertisch entscheidet er über Leben anderer - es liegt in seinem Ermessen, ob der Mensch vor ihm (der der Einfachheit halber auf das Kürzel AW für Asylwerber, egal ob männlich oder weiblich, reduziert wird) bleiben darf oder nicht, ob dieser lügt, oder die Wahrheit sagt. Gerade dieser "Ermessensspielraum" macht die Angelegenheit so schwierig und zeigt auf, dass es hier keine Gerechtigkeit gibt, zeigt aber auch, dass den Vollstreckern unserer Gesetze die Hände gebunden sind.


    Ludwig Laher bietet keine Lösung an und deutet auch an, wie vielschichtig die Thematik ist. Er möchte aufrütteln und zum Nachdenken animieren und wehrt sich gegen die Massenabfertigung, Anonymität und völligem Fehlen von Menschlichkeit, die sich bei den Gerichten abspielt. Jeder Fall ist ein Einzelfall und ein Einzelschicksal und kann nicht pauschal beurteilt werden.


    Ein nicht einfach zu lesendes, aber sehr lesenswertes Buch!


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    Ich habs gelesen, es hat mir aber nicht sonderlich gut gefallen. Als Kolumnen - so in Häppchen genossen (wie es ja ursprünglich gedacht war und auch erschienen ist), kann ich es mir gut vorstellen, aber so als ganzes Buch - ich habe mich sehr rasch "abgelesen" und fand es auch nur bedingt witzig. Er erzählt nichts Neues, viele "Sprüche" sind altbekannt und erinnern mich eher an Glattauers Kindheit als an die Kindheit der letzten 15 Jahre .... Zudem werden die ersten drei Lebensjahre so ausführlich und detailgenau beschrieben, und die letzten 10 Jahre so "nebenbei". Das fand ich sehr schade ... als wäre ihm der Atem ausgegangen oder wollte er das Buch zu Ende bringen.


    Mich hat es nicht überzeugt (mich hat aber auch nicht "Gut gegen Nordwind" überzeugt ....)

    Schauplatz Berlin, 1989. Vor den Kulissen der fallenden Mauer trifft der Journalist Richard seine leidenschaftliche Affäre Ursula wieder. Jene Ursula, die er eigentlich zu vergessen versuchte, jene Ursula, der er entfliehen wollte, weil sie ihm so viel Leid zugefügt hat, aber genau jene Ursula, für die er seine Ehe mit Selma auf das Spiel setzte.


    In Rückblenden erfahren wir vom perfekt inszenierten Doppelleben des Richard. Während er seine Frau Selma mit den beiden kleinen Kindern sicher in der von beiden erschaffenen Idylle in den Bergen, fernab der Zivilisation wähnt, genießt er während der Arbeitswoche das hektische und turbulente Leben der betriebsamen Stadt in den Armen der leidenschaftlichen Ursula. Er genießt sein Doppelleben, er liebt beide Frauen, er möchte keiner wehtun und hat sich gut arrangiert. Bis Ursula mehr will und ihn verlässt. Um die Narben, die diese Trennung verursachte, zu verarbeiten, stürzt er sich in die Renovierung eines alten Landhauses und schafft sich so mit seiner kleinen Familie einen idyllischen Zufluchtsort und gewinnt auch Abstand zu Ursula.


    Bis er eben im Jahr 1989 als Auslandskorrespondent in ganz Europa unterwegs ist und es ihn dann nach Berlin verschlägt, wo es zu einem Wiedersehen mit Ursula kommt. Alte Narben brechen auf, Erinnerungen an gemeinsame Urlaube, Restaurantbesuche, leidenschaftliche Nächte werden wach und Richard vermeint zu erkennen, dass Ursula die wahre Frau seines Lebens ist. Besessen von der Liebe zu ihr tritt der historische Mauerfall in den Hintergrund und hängt doch symbolträchtig über der Geschichte und gibt viel Raum für eigene Interpretationen. Das Zerbröckeln der Ehe ist vergleichbar mit den Rissen, die die Mauer in diesen Tagen bekommt, die Wiedervereinigung Deutschlands steht für das Wiedersehen mit Ursula.


    In jedem Fall überzeugend ist die Sprache Zoderers. Atmosphärisch dicht, unterbrochen von ausufernden Naturbeschreibungen und authentischem Einfangen der ländlichen Idylle. Besonders gelungen fand ich die Charakterisierung der Ehefrau Selma. Sie hat ihre Karriere als Architektin an den Nagel gehängt um sich ganz der Familie und der Idylle am Land zu verschreiben. Doch aus der ersehnten Freiheit wurde Einsamkeit und Gebundenheit an Haus und Kinder.
    Die Zerrissenheit des Protagonisten, sein Egoismus und sein Zaudern wird ebenso dargestellt wie seine Unfähigkeit, eine Entscheidung zu treffen und der Schmerz in ihm, wenn er einer seiner Frauen Leid zufügt. Er liebt beide, jede auf eigene Art und gerade deshalb bringt man auch Verständnis für ihn auf und sieht in ihm nicht nur den egoistischen, entscheidungsunfähigen Mann, der alles haben will und auf nichts verzichten kann.


    Ein sehr bemerkenswerter Roman, für mich eine Entdeckung eines mir bisweilen unbekannten Schriftstellers.


    4ratten


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    ja, ich kann einen Abbruch auch verstehen, es ist wirklich nicht jedermanns Sache! - oder besser gesagt "jederfrau" ; denn dass Männer mit diesem Buch nicht zurechtkommen, das kann ich auf jeden Fall sehr gut verstehen. Es ist meiner Meinung nach schlicht und ergreifend ein Frauenbuch.

    Ich habe dieses Buch auch gelesen, es ist allerdings schon mehr als 5 Jahre her, deshalb ist die Erinnerung schon etwas verblasst.
    Ich war vom Stil fasziniert, staccato-mäßig fühlte man sich in den Tagesablauf der Jessica direkt hineinversetzt, eine typische (?) Powerfrau des 21. Jahrhunderts ... ständig unterwegs, sehr ehrgeizig, immer ein wenig unzufrieden, und so atemlos ihr Leben verläuft, so atemlos liest man das Buch! Streeruwitz hat das wirklich sehr authentisch und sehr passend verpackt!

    Anhand der Berglunds, einer typischen amerikanischen Familie mit schwedischen Wurzeln erzählt Franzen in seinem neuen Epos den "American Way of Life" des beginnenden 21. Jh. Im Zentrum die Ehe zwischen dem ruhigen, verlässlichen, vernünftigen Walter Berglund und seiner Frau Patty, ehemals erfolgreiche Basketballspielerin, Tochter aus angesehenem Hause, in Jugendjahren vergewaltigt, nun ganz darauf bedacht, den beiden Kindern Joey und Jessica eine gute Mutter zu sein. Am Rande des Geschehens aber nicht unerheblich ist die Figur des zur Exzentrik neigenden Musikers Richard Katz. Walter als sein bester Freund und moralischer Rückhalt und Patty, die sich zeit ihrer Bekanntschaft zu ihm hingezogen fühlt. In Rückblenden wird von der Geschichte der Familien erzählt, aber auch von den großen Erwartungen, die in die Nachkommen gesetzt werden und wurden. Sex, Drugs und Alcohol scheinen nicht nur bei Richard Katz auf der Tagesordnung zu stehen. Der Leser begleitet die Familie bei ihrem zweifelhaften Aufstieg bis zu ihrem Zerfall.


    Es sind die typischen Themen der zeitgenössischen amerikanischen Literatur, denen sich Jonathan Franzen bedient. In teils sehr gelungenen, authentischen Passagen gelingt es ihm großartig, das amerikanische Lebensgefühl einzufangen. Die europäischen Wurzeln, der Drang, sich von diesen zu lösen, die Beschreibung des American Way of Life (die meiner Meinung nach Franzen ganz hervorragend gelingt!), sehr zeitkritisch und ungewohnt satirisch in Bezug auf Politik, Globalisierung, Gesellschaft, Kapitalismus usw. Inwiefern hier mit Stereotypen und mit Klischees gearbeitet wird, kann ich schwer beurteilen, aber ich fand, dass Franzen den Puls der Zeit sehr gut trifft und mir schon begreiflich machen konnte, wie die Amerikaner (oder der Großteil davon) so ticken.


    In allen möglichen Varianten und Definitionen wird man mit dem dem Begriff "Freiheit" konfrontiert, ohne dass dieser überstrapaziert wird. Sei es politische, persönliche, sexuelle Freiheit oder Gedanken- und Meinungsfreiheit. Sei es die Freiheit,selber eine Entscheidung zu treffen oder auch die Freiheit dies nicht zu tun und die Konsequenzen auf sich zukommen zu lassen. Und trotzdem gibt es die allgemein gültige Freiheit nicht bzw. stellt sich heraus, dass die persönlich empfundene Freiheit mit vielen Unfreiheiten verbunden ist.


    Ein großes Minus gibt es einerseits für das allzuvorhersehbare und wenig originelle Ende, für die eine oder andere Länge im Buch, aber auch für die teilweise grottenschlechte deutsche Übersetzung.


    4ratten

    "Daisy Sisters" war eines meiner Highlights des Vorjahres! Es war - nach den "Italienischen Schuhen" mein zweites Buch von Mankell. Seine Krimis und seine Afrika-Romane kenne ich (noch) nicht.


    Das Gefühlsleben, die Motivationen, die Sicht der Dinge aus der Perspektive einer Frau, die gesellschaftlichen Umstände werden großartig beschrieben, überhaupt im Hinblick darauf, dass da ein 34-jähriger männlicher Schriftsteller am Werk war. Eivor ist ihrer Zeit voraus, möchte ausbrechen, mit den Konventionen brechen, doch sie ist nur ein Glied in der Kette, Gefangene im System, Teil eines Zusammenhangs, Kämpferin gegen Windmühlen. Und dennoch liest man in den Kapiteln heraus, wie sich langsam das Rollenbild der Frau, der gesellschaftliche Status, ändert.


    Einzig das letzte Kapitel - 1981 - fand ich deutlich schlechter als die vorangegangenen, hier wollte er eindeutig zuviel. Dennoch gibts von mir überzeugte


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    „Und dann gibt es Anekdoten, die ausschließlich davon leben, dass man mit den handelnden Personen vertraut ist“ – (Vorwort). Schon im Vorwort schreibt der 1935 geborene Teddy Podgorski über das Geschichtenerzählen im Allgemeinen und seine Sammlung von Anekdoten im Speziellen. Es ist eine sehr nostalgische Reise in die Vergangenheit und zugleich eine Reise zu den Wurzeln des ORF, den ich fast als „Heimat“ Podgorskis bezeichnen möchte. Sei es die Geburtsstunde der „Zeit im Bild“ oder Erinnerungen an die Sendung „XY ungelöst“, Teddy Podgorski, „Urgestein“ des ORF, war immer mit dabei und erzählt humorige, nostalgische, persönliche und teils fast skurrile Anekdoten über Polizeipräsidenten, Leichenbestatter, über Helmut Qualtinger und die Wiener Seele schlechthin. Seine Leidenschaft zu fahrbaren Untersätzen findet ebenso gebührend Niederschlag wie sein Verkehren in Wiens „In-Lokalen“ und der Theater- und Prominentenszene.


    Insgesamt ein sehr nett zu lesendes Buch, das einen Hauch von Nostalgie mit sich zieht und vor allem Lesern der älteren Generation große Freude bereiten wird.


    Teddy Podgorski, geboren 1935 in Wien, ist Rundfunkjournalist, Schauspieler, Regisseur und Autor. Er war langjähriger ORF-Mitarbeiter, u.a. der erste Redakteur der Sendung "Zeit im Bild", deren Titel er erfand, und von 1986 bis 1990 ORF-Generalintendant. Er kreierte Sendereihen wie "Greatest fights of the century", "Panorama", "Seitenblicke", "Seinerzeit", "Jolly Joker", "Universum" und "Bundesland heute". Nach seiner Tätigkeit beim Rundfunk machte er Karriere als Schauspieler und Regisseur für TV und Theater. Für seine Arbeiten wurde er u.a. mit dem Bambi, der Goldenen Kamera, dem Sport Oscar und dem Filmpreis von Oberhausen ausgezeichnet.


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    Wer ein Leben zerstört, zerstört die Welt, wer ein Leben rettet, rettet die Welt. Dieser Maxime zufolge lässt sich der Rabbiner Saul Dunkelstein von den Nazis zum Leiter der Auswanderungsbehörde befördern mit dem Auftrag, Wien zur „Auswanderungsmusterstadt“ zu machen. Was von den Juden Wiens als herber Verrat aufgefasst wird, nutzt Dunkelstein dazu, möglichst viele Juden zur raschen Auswanderung zu drängen und so vor der Deportation und dem sicheren Tod zu bewahren. Doch bald schon befindet er sich in einem unlösbaren Gewissenskonflikt: er kann nicht alle retten und muss auch Menschen für seinen Plan opfern.


    Die Rahmenhandlung dieses als „Real-Farce“ betitelten Dramas in 3 Akten könnte origineller nicht sein: es soll ein Film über die Massenvernichtung gedreht werden. Am (hollywood-ähnlichen) Filmset treffen die Schauspieler aufeinander und während auf den Drehstart gewartet wird, erinnern sich die mitwirkenden Zeitzeugen und katapultieren den Leser bzw. das Publikum in das Jahr 1938. Im Stück selber wird die Geschichte rund um die Person Saul Dunkelstein geschildert.


    Robert Schindel wertet nicht. Er überlässt es dem Leser, sich ein Bild über Dunkelsteins Motivation zu machen. Ist diese Kollaboration mit den Nazis uneigennützige Menschenliebe oder purer Egoismus zur Rettung der eigenen Haut? Ist es Verrat oder heiligt der Zweck in diesem Fall die Mittel? In einem ausführlichen Nachwort von Doron Rabinovici wird näher auf die Figur des Benjamin Murmelstein eingegangen, an die der Charakter des Saul Dunkelstein stark angelehnt ist.


    Die originelle und unkonventionelle Aufbereitung der Thematik und ein sehr persönlicher Bezug des Schriftstellers Robert Schindel machen dieses Lesedrama zu einem Lesegenuss der ganz besonderen Art!


    Über den Autor:
    Robert Schindel, geboren 1944 in Bad Hall/Oberösterreich, lebt als Lyriker und freier Schriftsteller in Wien. Für seine Publikationen ausgezeichnet mit u. a. dem Erich-Fried-Preis 1993 und dem Eduard-Mörike-Preis 2000.


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    Mit dem Magdalenaberg, einer Anhöhe nahe seines Heimatdorfes Pettenbach in Oberösterreich verbinden Joseph nicht nur Kindheitserinnerungen. Das Gefühl, auf der Friedhofsmauer zu sitzen und die nackten Füße an der Wand zu reiben während er in die Landschaft blickt, spürt er immer noch. Hier ist die Zeit stehengeblieben.
    Heute lebt Joseph zurückgezogen in Hallstatt, hin und wieder kommt er zurück in seine Heimat, doch immer stattet er dem Magdalenaberg einen Besuch ab, nicht zuletzt deshalb, weil sein vor 3 Jahren verstorbener Bruder dort begraben ist. Mittlerweile ist Joseph über 30 und möchte sein Studium mit einer Dokumentation über die Geschichte des Instrumentenbaus abschließen. Als ihn seine Freundin Katharina nach 2-jähriger Beziehung verlässt, fragt er nicht nach dem Grund, akzeptiert das Ende. Doch in seinem Kopf sammeln sich die losen Erinnerungssplitter an seine Kindheit, seine Beziehung zu seinem Vater, der lieber mit den Pflanzen als mit den Menschen spricht, seinem Bruder Wilhelm, der „zum Nichtreden veranlagt“ war, das sonntägliche Ministrieren das jäh ein Ende fand, überhaupt zu Ende gehende Lebensabschnitte ohne eigenes Zutun werden zum Mittelpunkt seines Denkens.


    Reinhard Kaiser-Mühlecker hat schon mit seinem Erstlingsroman „Der lange Gang über die Stationen“ Aufsehen erregt. Sein Stil wurde damals als „moderner Heimatroman“ bezeichnet, eine Bezeichnung, die ich sehr zutreffend finde. Auch „Magdalenaberg“ besticht durch die ruhige, unaufgeregte Erzählweise, die dennoch dramatisch wirkt. Die Entwicklung des Protagonisten manifestiert sich im Innehalten, im Nachdenken und wird begleitet von detaillierten Beschreibungen der bäuerlichen Umgebung, von kleinen Beobachtungen und wunderschönen Metaphern. Dieses Büchlein ist eine Offenbarung für Genussleser, und sei genau diesen wärmstens ans Herz gelegt!


    Reinhard Kaiser-Mühlecker: (amazon.de)
    Reinhard Kaiser-Mühlecker wurde 1982 in Kirchdorf an der Krems geboren und wuchs auf dem elterlichen Hof in Eberstalzell, Oberösterreich, auf. Er studierte Landwirtschaft, Geschichte und Internationale Entwicklung in Wien. Als Literat war er 2007 Stipendiat des Herrenhauses Edenkoben. 2008 debütierte er mit dem Roman «Der lange Gang über die Stationen», für den ihm unter anderem der Jürgen-Ponto-Literaturpreis und das Hermann-Lenz Stipendium verliehen wurde



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    Sebastian Lukasser, jener Schriftsteller, der Köhlmeier-Leser schon aus dem Werk "Abendland" bekannt ist, begleitet seine 14-jährige Nachbarin Madalyn durch deren erste große Liebe. Eigentlich möchte er sich heraushalten, " er sei alt genug", doch das ist nicht so einfach. Seit er der damals 5-jährigen Madalyn nach einem Radunfall zur Hilfe eilte, sieht sie ihn als ihren Lebensretter und Schutzengel und lässt ihn teilhaben an ihrem Leben, er wird zu ihrer Bezugsperson, ihm schenkt sie ihr Vertrauen. Zudem sie bei ihren Eltern, die in erster Linie mit sich selbst beschäftigt sind, nicht die Wärme und das Verständnis findet, das sie braucht.


    Als sie sich in Moritz, den Jungen aus der Parallelklasse verliebt, wird Sebastian eingeweiht, die Eltern erfahren nichts. Die Liaison gestaltet sich als schwierig, Moritz ist nicht unbedingt der Traum aller Schwiegermütter; er ist bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten und nimmt es auch mit der Wahrheit nicht so genau, zudem dürfte Madalyn nicht das einzige Mädchen sein, das er auf seinem Fahrrad spazieren fährt. Doch Madalyn diese Liebe ausreden? Sebastian, selbst kinderlos, muss Stellung beziehen und das ist gar nicht so einfach .... Er macht das, was er am besten kann: er arbeitet die Situation literarisch auf, bastelt sich aus den Details, die ihm Madalyn erzählt und seinen eigenen Beobachtungen ein Bild, und nähert sich allen Beteiligten schrittweise und sehr einfühlsam. Plötzlich zeigen Madalyns Eltern sympathische Seiten, und auch Moritz ist nicht nur der kleinkriminelle Angeber und Lügner.


    Wie in vielen seinen Büchern beschreibt Köhlmeier Alltagsgeschichten, Geschichten aus dem Leben, das wir kennen, bzw. glauben zu kennen. Doch Köhlmeier erzählt sie nicht alltäglich, er erzählt sie spannend, voller Menschlichkeit und Herzenswärme. Er entführt den Leser in die Straßen von Wien,nennt die Schauplätze rund um den Naschmarkt bis zur Donauinsel und auch seine - vermutlich - Lieblingsbuchhandlung wird in diesem Buch verewigt.
    Für Köhlmeier Fans ist dieses Buch ohnedies ein "Muss" und allen, die unspektakuläre, aus dem Leben gegriffene Erzählungen mögen, sei dieses Buch ans Herz gelegt!


    5ratten


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