Beiträge von sandhofer

    Zuzzeln wir das ein bisschen auseinander:


    The world is too much with us; late and soon,

    Getting and spending, we lay waste our powers:

    Little we see in Nature that is ours;

    We have given our hearts away, a sordid boon!


    This Sea that bares her bosom to the moon;

    The winds that will be howling at all hours,

    And are up-gathered now like sleeping flowers:

    For this, for everything, we are out of tune;


    It moves us not. – Great God! I’d rather be

    A Pagan suckled in a creed outworn;

    So might I, standing on this pleasant lea,


    Have glimpses that would make me less forlorn;

    Have sight of Proteus rising from the sea;

    Or hear old Triton blow his wreathed horn.


    Und schwuppdich haben wir ein ganz und gar klassisches Sonett. Die ersten beiden Strophen beklagen ganz offensichtlich, dass der Mensch und die Natur nicht mehr im Einklang sind, was wie die dritte anhebt, den Menschen aber nicht kümmert. Lieber noch als seiner Zeit würde das lyrische Ich einem alten und längst obsoleten heidnischen Glauben angehören, der aber wenigstens hin und wieder mit der Natur in Einklang steht.


    1807? Da war in England die Industrialisierung schon in vollem Gang. Wordsworth, als einer der Naturpoeten der englischen Romantik, hat deren grobe Fehler schon früh gesehen. Kritik der Gegenwart mittels Rückgriff auf Althergebrachtes in Form und Inhalt. Sauber.

    Immerhin werden die beiden nie in einem Atemzug genannt.

    Ich verstehe diesen Satz nicht, tut mir leid. Welche beiden werden nie in einem Atemzug genannt? Mann und Goethe? Die werden bis heute ständig in einem Atemzug genannt. Allerdings kommt Mann selber in seinem Roman hier nicht vor, das stimmt.

    Goethes Grösse hat Mann sicher beeindruckt und beschäftigt. Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Künstlers (weniger der Kunst!) ist ja eine Konstante in Manns Werk.

    Es ist - deswegen habe ich es ja auch gebracht - tatsächlich "frei nach". Allerdings - Heinz Erhardt war sogar noch in der Fussnote ein Spassvogel - nicht frei nach Uhland (obwohl sogar das hätte sein können), sondern frei nach Gustav Schwabs "Das Gewitter". Erhardts Gedicht ist nicht einmal die einzige Parodie darauf, aber er kann den manchmal gar offenbaren Kitsch der Schwäbischen Romantik wunderbar auf die Spitze treiben.

    Wenn man Erhardt gelesen hat und danach Schwabs Original liest, wundert man sich, dass nicht die ganze Welt schon über den Romantiker gelacht hat.

    Heinz Erhardt: Das Unwetter*


    Urahne, Großmutter, Mutter und Kind

    in dumpfer Stube versammelt sind. –


    ’s ist Mittwoch. Da hört man von ferne

    ein leises Grollen. Mond und Sterne

    verhüllen sich mit schwarzen, feuchten

    Wolkenschleiern. Blitze leuchten.

    Und es sind versammelt in dumpfer Stube

    Urahne, Großmutter, Mutter und Bube. –


    Das Gewitter kommt näher mit Donnerschlag –

    und noch fünf Minuten bis Donnerstag!


    Es heult der Sturm, es schwankt die Mauer,

    der Regen prasselt, die Milch wird sauer – ,

    und in dumpfer Stube – man weiß das schon –

    sind Urahne, Großmutter, Mutter und Sohn.


    Ein furchtbarer Krach! Ein Blitz schlägt ein!

    Der Urahne hört was und sagt:“Herein!“ –

    Die dumpfe Stube entflammt und verglimmt

    mit Urhammel, Großbutter, Butter und Zimt …


    * Frei nach Ludwig Uhland, dem Erfinder der gleichnamigen Straße.

    Diese Sehnsucht nach dem Schönen und Guten (das wir aus so vielen künstlerischen Bewegungen kennen), aber dahinter (nicht ganz eingestandene) traurige Gewissheit, dass es dieses Schöne und Gute in der Realität nicht geben kann - selbst nicht auf dem Mars. Der Marz bzw. eventuell vorhandenes intelligentes Leben dort waren zu Lebzeiten von Alfonsia Storni zugleich ein Ort utopischer Hoffnung und dystopischer Angst. Das spiegelt sich auch im Gedicht.

    Eine Schweizerin! :schweiz:


    Formal ein klassisches Sonett, inhaltlich eine traurige Geschichte der Gegenwart. Selbst die Utopien sind nicht besser als das irdische Leben.

    Jede Strophe fängt an wie eine US-amerikanische Standardszene. Und dann kippt sie sehr rasch ins Surreale. Und je länger das Gedicht wird, umso surrealer wird die erzählte Geschichte.