Beiträge von Tina

    Was ich nett fand in diesem Abschnitt war in Kapitel 22 der Satz:


    Zitat

    Was eine Frau an einem Mann suchen soll? Sie muss eine Eigenschaft suchen, die ganz und gar nicht aufregend ist, aber seltener als Gold: Anstand. und vielleicht auch Liebenswürdigkeit. Heute, musst du wissen, heute ist Anstand in meinen Augen noch wichtiger als Liebenswürdigkeit: Anstand das ist das Brot. Liebenswürdigkeit, das ist schon die Butter, oder der Honig.


    Ebenso fand man hier einige Gründe aufgelistet für den Zionismus.


    Zitat

    Je mehr der Judenhass im Polen der 20er nd 30er Jahre zunahm, desto stärker wurde die zionistische Bewegung.


    um nur ein Zitat zu nennen.


    Kapitel 25


    Zitat

    Aber hinter diesem Glauben an das Diplom verbarg sich noch etwas anderes, das ein wenig komplizierter war, ein wenig intimer, nämlich, dass man Mädchen damals, sogar moderne Mädchen wie uns, Mädchen, die auf das Gymnasium und danach auf die Universitität gingen, immer beigebracht hat, dass die Frau sich zwar bilden und am öffentlichen Leben teilnehmen darf - aber nur, bis die Kinder kommen. Dein Leben gehört dir nur kurze Zeit: von deinem Auszug von zu Hause bis zur ersten Schwangerschaft.


    Traurig aber war. Ich hatte so etwas ähnliches auch schon einmal in dem Buch "Die Clique" von Mary McCarthy gelesen. Auch hier geht es darum, dass intelligente Frauen der 30er Jahre in Amerika aufs College gehen, aber letztendlich nur so lange, bis sie endlich einen Ehemann gefunden haben, um sich dann der Hausarbeit zu widmen.


    Die Erzählungen von Rowno beschrieben sehr gut, wie die Juden immer wieder schikaniert wurden. Egal von wem. die Polen und die Russen nahmen sich da nichts, und die Nazis führten es dann bis zur Auslöschung jeglichen jüdischen Lebens fort.
    Ich habe schon oft gehört, dass diejenigen, welche den Nazis entkamen oder flüchten konnten, von den Polen ausgeliefert oder getötet wurden.


    Der Lehrer Menachem Gelerter gefiel mir gut.


    Zitat

    Menachem Gelerter nahm uns jede Woche mit zu einer Tour durch das Land Israel, mal nach Galiläa, mal zu den landwirtschaftlichen Siedlungen in Judäa, mal in die Senke von Jericho, mal durch die Straßen von Tel Aviv. .... so dass du zum Schluß so eine angenehme Müdigkeit verspürtest, als wärest du wirklich dort gewesen.


    Diese Gabe haben leider nur wenige Lehrer.


    Vielleicht habe ich es wirklich zu gut bewertet, aber dann denke ich immer wieder, dass ich mir ein Urteil über etwas erlaube, was ich selbst letztendlich nicht besser machen kann. Es erscheint mir dann so überheblich von mir. Andererseits sage ich auch, dieses und jenes Auto ist Scheiße und baue dennoch kein eigenes.


    Ich war mich nicht sicher, ob es sich auf meinen allerersten Kommentar bezog, in welchem ich das Wort überheblich verwendetet, ohne damit aber irgendjemanden außer mir gemeint zu haben.
    :smile:

    Oh weh, versteht mich bitte nicht falsch. Das mit dem Überheblich war überhaupt nicht auf Euch bezogen, sondern nur für mich persönlich, mein persönliches Gefühl, wenn ich einen Verriss schreibe. Ich hoffe ich habe jetzt niemanden gekränkt, denn so war es ganz sicher nicht gemeint. :redface:

    Sarit Yishai-Levi – Die Schönheitskönigin von Jerusalem

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    OT: Ha‘Malkat Ha‘Jofi Shel Yerushalaim
    OA: 2013
    618 Seiten
    978-3351036317


    Inhalt:
    Strahlend, lebenslustig und wunderschön ist Luna Ermoza mit den grünen Augen. Doch ihre Ehe ist ein Desaster hinter perfekter Fassade, und für ihre Tochter Gabriela kann sie keinerlei Zärtlichkeit empfinden – wie einst ihre Mutter Rosa für sie. Denn während das Delikatessengeschäft Rafael Ermoza & Söhne im Jerusalemer Machane-Jehuda-Markt floriert, scheint auf den Frauen der Familie ein Fluch zu lasten, der ihnen das Glück in der Liebe verwehrt und sie verbittern lässt. Meisterlich verwebt Sarit Yishai-Levi das Schicksal vierer Generationen der sephardischen Familie mit den bewegtesten Jahrzehnten israelischer Geschichte.


    Eigene Meinung:
    Dieser Roman ist nicht nur unterhaltsam, er ist auch informativ.
    Der Leser durchschreitet hier mehrere Jahrzehnte Geschichte in einem immer fortwährend umkämpften Land. Zuerst unter der Herrschaft der Osmanen, dann als britisches Mandatsgebiert deklariert und schließlich die Ausrufung eines israelischen Staates, mit einem direkt darauf folgenden Angriff 5 arabischer Staaten und welcher in einen weiteren Krieg führt. Die Geschichte Israels, der Weg von einem Stück staubigen Land in einen Staat, ist gut und wahrheitsgemäß beschrieben. Die Beschreibungen von Israel sind klar und so bildhaft, dass sich auch Menschen, die niemals dort waren, ein Bild davon machen können, und genau durch diese instabilen Zeiten, begleitet man die Familie Ermoza und ihre Töchter.


    Hauptthema ist hier das Leben der Tochter Luna. Die Erzählperspektiven wechseln oft, und nicht immer weiß man, wer hier berichtet, aber das ist eigentlich auch egal, denn die Geschichte ist so fesselnd, dass dieser Fakt in den Hintergrund tritt.
    Die Autorin schreibt von dem Leben der sephardischen Juden und ihrer Kultur, aber auch von der Familie im Allgemeinen. Davon, welche ein Bereicherung und Hilfe eine große Familie sein kann; in guten, wie auch in schlechten Zeiten, aber auch gleichzeitig von dem Fluch, welcher eine Familie sein kann, die keinen Raum für eigenen Wünsche und Entscheidungen lässt.
    Rührend ist es dennoch mit zu erleben, wie diese Familie auf Gedeih und Verderb zusammenhält, auch wenn die äußere Welt in Schutt und Asche liegt. Dies sind Familienbindungen, wie sie in der westlichen Welt immer weniger werden, im jüdischen und auch arabischen Raum aber nach wie vor gepflegt werden.
    Das Thema Ehe steht hier ebenfalls im Vordergrund, bzw. die zerstörende Wirkung, wenn sie nur noch für die Familie, die Kinder und die Tradition aufrechterhalten wird. Hier wird ganz klar gezeigt, wie tödlich solche Bindungen sind, wenn sie nicht auf Liebe basieren.


    Liebe zieht sich durch das ganze Buch. Die Liebe zu den Eltern, zu Geschwistern, zu Kindern und Partnern, aber auch zu den Geliebten.
    Die Liebe, die einen Menschen auch Dinge ertragen lässt, an welchen er ansonsten zerbrechen würde.
    Hier geht es oft um das Zerbrechen. Das Zerbrechen des Einzelnen, wie auch der Bindungen untereinander. Verursacht durch die falschen Partner, rachsüchtige Mütter, instabile äußere Verhältnisse, falschen Stolz und dem Unvermögen miteinander offen und ehrlich zu sein.


    Dieses Buch ist kurzweilig und fesselnd geschrieben, in einer klaren und schnörkellosen Sprache. Der Vergleich jedoch mit Amos Oz‘ Geschichte zwischen Liebe und Finsternis oder gar der Buddenbrooks, ist an den Haaren herbeigezogen und nicht nachvollziehbar.


    Mit diesem Buch wird man gut unterhalten. In diesem kurzweiligen Familienepos erfährt man nebenbei interessante Dinge über das kleine umkämpfte Land am Mittelmeer und gewinnt Einblick in eine Kultur, die der Europäischen in nichts gleicht.
    Einen Kritikpunkt gibt es, denn es ist schade, dass dieses Buch kein Glossar besitzt, in welchem Leser nachschlagen können, denn viele Ausdrücke und Termini der jüdischen und israelischen Kultur sind nicht gebräuchlich und für den ein oder anderen Leser verwirrend.


    4ratten

    ich finde es sehr interessant, dass es trotz des Endes so eine gute Bewertung gibt. Bei mir hat dass Ende eigentlich fast alles "kaputt" gemacht, was vorher aufgebaut wurde und ich habe deshalb so schlecht bewertet. Ganz nach dem Motto, was nützen die tollsten Ideen, wenn sie am Ende lose aneinander hängen.


    Vielleicht bin ich zu kritisch was das angeht und ich tue dem Autor unrecht, leider war es die Enttäuschung die hier meine Bewertung gelenkt hat...


    Nein, du hast schon Recht. Ich habe mich diesmal auch sehr schwer getan mit der Rattenvergabe und wirklich überlegt, ob ich überhaupt Ratten vergeben soll. Vielleicht wäre es besser, bei solchen Büchern darauf zu verzichten und nur in Worten die eigenen Meinung wiedergeben.
    Warum ich letztendlich doch so positiv bewertet habe hat den Grund, dass ich mich wirklich zu 90% ausgesprochen gut unterhalten habe bei diesen Buch, dass ich es sehr gerne gelesen habe und ich es super spannend fand.
    Ich mag David Mitchells Bücher und



    Ganz nach dem Motto, was nützen die tollsten Ideen, wenn sie am Ende lose aneinander hängen.


    Ja, ich kann diesen Gedanken absolut verstehen. Ich war auch wirklich von dem Ende richtiggehend enttäuscht. Ich hatte noch so viele Fragen und ich hätte gerne gewusst, was aus den anderen wirklich wichtigen Nebenfiguren wurde. Vielleicht habe ich es wirklich zu gut bewertet, aber dann denke ich immer wieder, dass ich mir ein Urteil über etwas erlaube, was ich selbst letztendlich nicht besser machen kann. Es erscheint mir dann so überheblich von mir. Andererseits sage ich auch, dieses und jenes Auto ist Scheiße und baue dennoch kein eigenes.


    Ich bin auch fertig! Und ehrlich gesagt, hat das letzte Kapitel mich schwer enttäuscht.


    Und vor allem: was sollte das ganze Buch, wenn die Rolle der Horologie in der Menschheitsgeschichte praktisch gleich Null ist. Das fehlte mir hier am meisten: ein roter Faden, ein Geschehen, das allem vorherigen vom Ende her seinen Sinn gibt.


    Das sehe ich leider ganz genau so. Enttäuscht ist das richtige Wort.


    so nun habe ich es auch endlich geschafft, das letzte Kapitel hat sich noch mal ganz viel "Lesekraft" gekostet, denn wie auch den anderen fehlte mir hier ein wenig der Zusammenhang.


    Das ging mir ganz genauso. Ich dachte das ein oder andere Mal "Bin ich jetzt zu doof um das zu kapieren oder habe ich was überlesen?"



    Mit dem Kapitel um Crispin hat das Buch für mich den Zusammenhang verlorgen, die einzelnen Wege der mystischen Elemente waren nicht endgültig dargestellt. Mir ist nicht mal ganz klar, welche Rolle Holly nun hier gespielt hat, außer Träger von Esther Little zu sein. Der Krieg zwischen Anachroeten und Horologen ist für mich nicht schlüssig geworden und wer hier welchen Einfluss hat.


    Zumal am Schluß nur noch ein einziger Horologe übrig ist und der eigentlich nicht wirklich etwas ausrichten kann.



    Auch die Aussagen, die das Buch transportieren wollte sind mir nicht aufgegangen, ja es gibt hier und da Szenen, Geschichten, Handlungsverläufe die gesellschaftskritisch anmuten, aber die Zusammenhanglosigkeit der Geschichte macht es zu keinem Vergnügen.


    Ich hätte mir ebenfalls eine Aufklärung bezüglich des Buches gewünscht.



    Habt ihr im letzten Teil auch die Anspielung auf Gwyn gelesen, ich finde sie gerade nicht. Auch so ein Fall von - in die Geschichte eingeführt aber nicht zuende gebracht, genau wie mit Soleil Moore, Richard Cheesmann, etc...


    Nein, welche Anspielung war das? Kannst du dich daran jetzt erinnern?



    Schade, ich hätte vom Ende mehr erwartet.....


    Ja, das geht mir auch so, zumal ich zu denjenigen gehört habe, die es wirklich gerne gelesen haben. Mir hat es total gut gefallen, aber nach dem Ende bin ich ein wenig ratlos.

    Ich habe das letzte Kapitel in einen Rutsch gelesen und es ist das einzige Kapitel welches mir nun wirklich nicht gefiel.


    Es gibt einige Gründe dafür, die auch benennen kann.


    1. Ich kann mir so eine Zukunft vorstellen, aber ich hoffe natürlich nicht, dass es soweit kommen wird und es erscheint mir auch ein wenig übertrieben. Na gut, aber es regt zum nachdenken an.


    2. Das Ende erschien mir zu abrupt. Ich hatte fast das Gefühl der Autor hatte keine Lust mehr, oder Zeit oder er war eine eine bestimmte Seitenzahl gebunden.


    3. Die Kinder, erscheinen aus dem Nichts. Vor allem Rafiq. Was war seine Geschichte. Die wurde extrem vernachlässigt, denn auf einmal war er da und ich muss gestehen, dass ich zu den Kindern fast keine Bindung hatte. Sie hätten entweder noch eine eigene Geschichte verdient, was aber den Rahmen gesprengt hätte, oder aber man hätte sie einfach weglassen können und stattdessen Aoife noch ein wenig weiterleben lassen können und mit ihr das Ende bestreiten.


    4. Noch ein Punkt. Warum musste Aoife so plötzlich sterben und dann noch bei einem beknackten Flugzeugabsturz. Nur damit man die Waisenkinder hatte? Wie oben erwähnt, hätte mich eine Rettung von Aoife mehr berührt, als die der Kinder zu denen ich keinerlei Bezug hatte.


    5. Was ist denn nun mit den anderen Horologen geschehen? Sind sie wirklich alle tot? Einfach so?


    6. Das Leben von XiLo hätte mich mehr interessiert, als noch einen Anachroneten mehr und noch einen Horologen mehr. Jacko, war der der uns durch Holly am Herzen lag, aber auch er fiel in einem Nebensatz einfach unter den Tisch. Er hatte seinen Beitrag in Form des Labyrinthes erfüllt, aber das reicht mir nicht.


    7. Was ist aus der Frau mit dem Buch geworden, der Tante Eilish, dem Zauberer Dwight?


    8. Was stand denn nun in den Büchern? in DEM Buch wie auch in dem Gegenbuch?


    Das ist alles so schade, denn es hätte eine tolle Auflösung geben können, Erklärungen, Hinweise auf Verbindungen, aber da blieb nur eine Leere. Da frage ich mich, warum man so viele interessante Charaktere erschafft, wenn man sie dann einfach auf dem Weg zum Ende verhungern lässt.


    Ich habe dieses Buch so gerne gelesen und deswegen bin ich auch jetzt erst damit fertig geworden, weil ich für diesen Roman einfach ruhe zu lesen haben wollte. Ich wollte mich nicht durchsetzten. Alles hat mir gut gefallen und ich fand es spannend, aber das letzte Kapitel hat leider vieles kaputt gemacht. Zumindest bei mir. Schade.


    Am Schluß gab es einen einzigen Horologen und keinen Anachroneten. So what??? Wo ist da der Sinn in der Geschichte? Ich brauche nicht immer eine abgeschlossenes Ende. Es dürfen gerne Freiräume für eigenen Spekulationen und Fantasien sein, aber doch nicht in solch einem Übermass. Das dient meines Erachtens nicht der Sache. Es lässt mich irgendwie ein wenig betrogen zurück.

    David Mitchell - Die Knochenuhren


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    OT: The Bone-CLocks
    OA: 2014
    816 Seiten
    ISBN: 978-3498045302


    Inhalt:
    An einem verschlafenen Sommertag des Jahres 1984 begegnet die junge Holly Sykes einer alten Frau, die ihr im Tausch für "Asyl" einen kleinen Gefallen tut. Jahrzehnte werden vergehen, bis Holly Sykes genau versteht, welche Bedeutung die alte Frau dadurch für ihre Existenz bekommen hat.


    Die Knochenuhren folgt den Wendungen von Holly Sykes' Leben von einer tristen Kindheit am Unterlauf der Themse bis zum hohen Alter an Irlands Atlantikküste, in einer Zeit, da Europa das Öl ausgeht. Ein Leben, das gar nicht so ungewöhnlich ist und doch punktiert durch seltsame Vorahnungen, Besuche von Leuten, die sich aus dem Nichts materialisieren, Zeitlöcher und andere kurze Aussetzer der Gesetze der Wirklichkeit. Denn Holly – Tochter, Schwester, Mutter, Hüterin – ist zugleich die unwissende Protagonistin einer mörderischen Fehde, die sich in den Schatten und dunklen Winkeln unserer Welt abspielt – ja, sie wird sich vielleicht sogar als deren entscheidende Waffe erweisen.



    Eigene Meinung:
    Mit seinem neusten Roman, Die Knochenuhren“ Ist David Mitchell wieder einmal ein hervorragendes Buch gelungen. Spannend bis zum letzten Kapitel, ja sogar bis zur letzten Zeiten, lässt er den Leser, die ganze Lebensspanne der Protagonistin erzählen. Auch wenn sie vor allem im ersten und im letzten Abschnitt zu Wort kommt und stellenweise sogar, ein wenig in den Hintergrund tritt, ist dieser Charakter der Dreh und Angelpunkt der Geschichte.
    Die einzelnen Abschnitte erzählen aus der Sicht verschiedener Personen. Manches wird der Leser zu Beginn nicht direkt verstehen, aber wenn man ein wenig Geduld hat, dann bemerkt man, wie nach und nach die Fäden zusammenlaufen und einen Sinn ergeben, so dass man sogar ab und an die ein oder andere Stelle noch einmal liest.
    Dies ist genau der Stil des Erzählens, welcher mir auch schon bei seinem Buch Cloud-Atlas unglaublich gut gefallen hatte. Dennoch unterscheiden sie die beiden Bücher sehr in ihren Inhalten.
    Wir gelangen auch hier in die Zukunft, aber in eine Erreichbare. Dies ist übrigens noch ein Punkt, welcher für mich das Buch persönlich so interessant machte, denn die Protagonistin ist fast zur selben Zeit geboren wie ich. Ich erinnerte mich an viele Dinge der 80er Jahre, erinnerte mich erstaunt, wieviel und wie schnell sich alles verändert hat und betrachtet beim Lesen gespannt, wie der Autor sich damit auch meine Zukunft vorstellt.
    Nun, dieses Bild der Zukunft, ist durchaus vorstellbar. Aus diesem Grund erhält der Roman eine gewisse Glaubhaftigkeit, und vor allem eine Warnung in mancher Hinsicht an den Leser heute. Dieses Buch hat mich tatsächlich darüber nachdenken lassen, wie ich gewisse Dinge vielleicht ein wenig anders handeln könnte.
    Schaut man sich die Charaktere des Romans an, so ist alles dabei. Gut und Böse, aber auch ambivalente Typen, die man auf den ersten Blick nicht wirklich einschätzen kann. Sie alle besitzen Tiefe, und sind lebendig, denn der Autor lässt sie reifen oder moralisch abstürzen. Bei den Charakteren handelt es sich um Menschen, wie Holly, aber auch um Wesen, welche nicht den Gesetzen der Zeit unterliegen und diese brisante Mischung aus realem Leben und Fantasy geben dem Buch einen ganz besonderen Charakter. Mitchell ist es auf perfekte Weise gelungen Fantasy und Realität in Einklang zu bringen.
    Allerdings bleiben gewisse Fragen offen und das Ende erscheint ein wenig abrupt, gerade so, als der Autor keine Zeit gehabt weiter zu schreiben und das ist wirklich schade, denn gerade von dem letzten Kapitel erhofft man sich als Leser doch die ein oder andere Erklärung und ich fand es nicht ganz so schön, dermaßen in der Luft hängengelassen zu werden.


    Dies wäre auch mein einziger Kritikpunkt. Ansonsten ist „Die Knochenuhren“ ein spannender, mystischer und charakterstarker Roman, der ruhig noch ein paar Seiten mehr vertragen hätte.


    4ratten

    Ich werde mich später zu dir gesellen. Die letzten Tage war ich auf Grund des herrlichen Wetters nur draußen und habe wenig gelesen.
    Ich habe an keinen meiner Großeltern Erinnerungen, Auch keine blassen und schwachen. Die letzten starben, als ich 4 Jahre alt war. Schade. ich denke ich hätte viel Freude daran gehabt mich mit ihnen über ihr Leben zu unterhalten.

    Zeruya Shalev – Schmerz

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    OT: Ke’ev
    OA: 2015
    368 Seiten
    ISBN: 978-3827011855


    Inhalt:
    Vor zehn Jahren ist Iris bei einem Terroranschlag schwer verletzt worden. Zwar ist sie in ihr altes Leben zurückgekehrt, sie leitet eine Schule, ihr Mann steht ihr treu zur Seite, die Kinder sind fast erwachsen, doch quälen sie Tag für Tag Schmerzen. Als sie Eitan wiederbegegnet, der Liebe ihrer Jugend, der sie vor Jahren jäh verlassen hat, wirft sie das völlig aus der Bahn. Die Wunde, die er ihr damals zufügte, ist nicht weniger tief als die, die der Selbstmordattentäter, der sich neben ihr in die Luft sprengte, riss. Und doch fühlt sich Iris, zaghaft, überrascht, erneut zu ihm hingezogen, ist versucht, ihrer Ehe zu entfliehen, die ersten Lügen zu stricken, alles aufs Spiel zu setzen.


    Eigene Meinung:
    Auch mit ihrem neusten Buch „Schmerz“ ist Zeruya Shalev mal wieder einmal ein herausragender Roman gelungen. Wie wir es von ihr gewohnt sind, offenbaren sich hier Charaktere, die authentisch sind, Tiefe besitzen, reifen und die wir, auf die ein oder andere Art aus unserem eigenen Leben kennen.


    Zeruya Shalev hat die Gabe Emotionen zu beschreiben, so wie wir sie in unserem innersten kennen, aber niemals wagen würden offen darzulegen. Zeruya Shalev zeigt sie, ungefiltert und glaubhaft.


    Ihre Themen sind, wie so oft, Beziehungen jeglicher Art. Angefangen bei der rebellischen Tochter, über den stoischen Ehemann, den wiederentdeckten Liebhaber und dem Land. Darum kommt wohl kein israelischer Schriftsteller herum. Politik, wenn auch nur als Rahmenhandlung bestimmt die Literatur aus Israel und auch hier gehört síe zum Beginn der Geschichte. Intifada, Terror und das Schicksal des einzelnen, mit den Folgen möglichst normal zu leben. In diesen Themen bekommen wir auch den Bezug zum Titel. Dem Schmerz, der in den Protagonisten aber auch dem einen oder anderen Leser steckt. Physisch, wie auch psychisch.


    Dies alles ist eine wunderbare Mischung, aus Beziehungen, Gesellschaft, Politik und Familie.
    Wie immer hat sich Zeruya Shalev mit ihren Themen eingehend auseinander gesetzt und ausreichend informiert, so dass die Bindung, die der Leser zu der Geschichte, wie auch den Protagonisten, aufbaut bis zum Schluss bestehen bleibt, auch wenn es sich bei den Büchern der Autorin nicht immer um Happy End-Geschichten handelt.
    Darum aber ist auch dieser Roman eine in sich perfekt abgeschlossene Geschichte, auch wenn das Ende ein wenig offen ist. Die Tendenz jedoch ist positiv und man schlägt dieses Buch mit einem befriedigten Gefühl zu.


    4ratten

    Auf Deine Fragen habe ich leider auch keine Antwort, aber ich denke mal, dass diese "Nebencharaktere" einfach nur gewisse Dinge verdeutlichen sollen, wie z.B. die Wichtigkeit des Buches.Diese Bücher, davon gehe ich aus, sprechen von den was war und von dem was kommt. Sie enthalten Erzählung und Prophetie. So gibt es das Buch und das Gegenbuch. Vielleicht so wie Tanach und Koran? Keine Ahnung. Wobei sich diese sich ja in vielen Dingen, Personen und Geschichten ähneln. Auch was die moralischen und ethischen Werte anbelangt.


    Was mit Soleil geschah und wer sie eigentlich ist, dass ist mir auch nicht klar. Ich dachte ja, dass es sich bei ihr um Jacko handelt, bzw, wie wir jetzt wissen um XiLo.


    Holly war für Miss Constantin schon immer wichtig und sie jetzt in die Finger zu bekommen, hatte weniger damit zu tun, dass sie nützlich war für die Anachroneten, sondern mir erschien es wie ein persönlicher Rachefeldzug gegen Marinus um auf ganz billige beleidigte Art zu zeigen "Siehste, jetzt habe ich doch gewonnen."


    Das diese Dame ihr Lebenslicht verloren hat, war eine gute Wendung und ich bin so froh, dass Holly sich wirklich den letzten Wunsch von Jacko zu Herzen genommen hatte und hat dieses Labyrinth auswendig gelernt.


    Ich fand dieses Kapitel überhaupt genial. Diese große Schlacht, die war sehr spannend. Ich möchte jetzt wissen, was mit Marinus geschehen ist und mit Esther. Hugo hat ja im letzten Moment doch noch die Kurve gekriegt und Anstand gezeigt.


    Nun wissen wir auch, was es mit dem goldenen Apfel und dem Ziffernblatt auf dem Cover auf sich hat. :breitgrins:

    Meine liebste Stelle ist die mit dem Fuchs. Darin steckt so viel Liebe und Wahrheit. Genau diese Stelle habe ich vor kurzem einem Menschen geschickt, der mir sehr viel bedeutet und der leider bald sehr weit weg sein wird und er nur meinte, jeder wäre ersetzbar. Ich denke genau diese Geschichte mit dem Fuchs zeigt, wie einzigartig ein jeder Mensch für einen anderen Menschen sein kann.


    Die schönste Übersetzung finde ich, ist die von Grete und Josef Leitgeb. Die schrecklichste ist die von Elisabeth Edl. Sie hat diesem Buch den Zauber genommen. Schon alleine die Bezeichnung "Bindungen schaffen", anstatt "sich vertraut machen" ist einfach nur völlig emotionslos und trifft nicht den Kern der Sache.

    6. April


    Esther Little ist gerettet und das hat mich sehr gefreut, obwohl sie eigentlich nicht die Hauptperson in diesem Buch war, so empfinde ich dennoch Zuneigung für sie.


    Sie ist eine tapfere Frau und ich fand es interessant, auch für mich selbst zu reflektieren, was sich alles seit 1984 verändert hat. Ich kenne ebenfalls noch die DDR, Kassettenrekorder und Zeiten ohne Handy.
    Ich stelle mir vor, dass es gewaltig sein muss, wenn man einen Filmriss von 41 Jahren hat. Allerdings frage ich mich dennoch, woher sie 1984 wusste, dass sie die Worte „Mein langer Name“ auf den Steeg schreiben musste.


    Das Jacko eventuell noch lebt, freut mich sehr und vielleicht kommt Holly jetzt mal auf die Idee, sich endlich mal dieses Labyrinth genauer anzusehen, weil es durchaus eine wichtige Bedeutung haben könnte, jetzt noch mehr als jemals zuvor. Da lag ich mit meiner Vermutung ja gar nicht so verkehrt, dass Jacko ein Horologe ist. Nur anscheinend nicht Soleil. Da aber doch die Horologen immer wieder von Körpern verstorbener Kinder Besitz nehmen, hätte ihn Holly in dem Bungalow eigentlich erkennen müssen, als er bzw. Xi Lo dort auftauchte. Zumindest bis zu dem Moment, bis ihr Gedächtnis noch intakt war.


    Geht es Euch auch so, dass ihr jetzt immer öfter zurückblättert und noch mal vergangene Szenen lest, die auf einmal eine ganz andere Relevanz bekommen? Ich finde es faszinierend, wie auf einmal Stück für Stück vieles einen Sinn ergibt und sich nach und nach wie ein Puzzle zusammensetzt.

    Hallo,


    ich habe nun bis zum 5. April gelesen und mir gefällt das Buch immer besser. Ich fand die Vorgeschichte der Protagonisten sehr interessant und vor allem die von Esther. Die Horologen sind ja wirklich sehr alt. Ich fand aber auch die Seelenwanderung und die Rettung von Holly extrem gut beschrieben. Ich konnte es mir richtig vorstellen, wie Öshima durch den Verkehr dem Streifenwagen nacheilt.


    Ich finde auch die Idee sehr schön, wie sich diese Wesen nach und nach finden auf der Welt und wie schön es für sie ist, wenn sie erfahren, dass sie nicht die einzigen ihrer Art sind.


    Auch die Geschichte mit dem Tonband und der Taxifahrerin. Faszinierend wie alles schon Jahrzehnte vorher geplant wurde und das bringt mich zu der Erkenntnis, dass diese Wesen in der Lage sind, in der Zeit entweder zu reisen, oder zumindest zu Vorhersagen treffen zu können.


    Dass Holly ein Buch über die Radiomenschen geschrieben hat, gefällt mir irgendwie nicht - ich hielt das für so persönlich, dass der Gedanke daran, es öffentlich zu machen, mir Unbehagen bereitet. Und ob das Miss Constantine recht ist? Wer weiß, zu was für Mitteln sie greift, wenn Holly "aus der Reihe tanzt".


    Auch ich fand es irgendwie unpassend ein Buch darüber zu schreiben. Das macht es irgendwie so gewöhnlich und nimmt dem ganzen irgendwie den Zauber, aber das ergeht natürlich nur dem Leser so, Als betroffene Person ist man da wohl eher bemüht, gerade solchen ungewöhnlichen Phänomen ein reales Gesicht zu verpassen, da man ja irgendwie damit leben muss.



    Die Schilderung ihres "Anfalls" auf dieser australischen Insel war allerdings eindrucksvoll - offenbar hat sie nicht nur Esther Little als Bewohnerin in sich, sondern kann auch Kontakt zu den Seelen Verstorbener aufnehmen? Was mag daraus noch werden?


    Das stelle ich mich sehr belastend vor und ich frage mich ebenfalls was aus Esther Little wird. Sie schein ja sehr zurückgezogen zu sein in Hollys Körper.


    Interessanter Gedanke, der mir nicht kam, aber kann Jacko eine Frau sein?


    Ich denke schon. Ich muss irgendwie immer an die Trills denken. Sie haben ebenfalls Symbionten in sich und wechseln von Wirt zu Wirt auch schon mal das Geschlecht.


    Insgesamt gefällt es mir nicht so gut, dass die Zeitsprünge so groß sind und die Abschnitte so plötzlich abbrechen. Ich habe noch keine Idee, wie das alles zusammenpassen soll und fühle mich noch immer etwas orientierungslos.


    Das stört mich eigentlich nicht. Ich bin vor allem gespannt, wie sich David Mitchell die nahe Zukunft vorstellt und vielleicht ist es witzig, das Buch noch mal in 20 Jahren zu lesen um dann zu sehen, was sich so alles verändert hat und wie es im Einklang mit der Vorstellung des Autors steht.