So, ich schätze, bei mir war es das richtige Buch zur richtigen Zeit. Hier ist meine Rezi:
Meine Meinung:
Vor ca. einer Woche glaubte ich mich noch in einem Fantasy-Fieber bzw. einer Histo-Pause und war mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich so viel Lust auf eine Leserunde zu einem historischen Roman hätte. Aber es hat sich wieder einmal voll und ganz gelohnt und mein erstes Buch von Brigitte Riebe hat mich voll überzeugt, so dass alle anderen Bücher der Autorin direkt auf meine Wunschliste gewandert sind.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir sehr leicht, Ava, eine der Hauptfiguren des Romans, hat auf Anhieb mein Herz erobert, was sich auch bis zum Schluss hin nicht geändert hat. Ich hatte allerdings ein wenig Sorge, dass mich die vielen verschiedenen Perspektiven, die mit jedem Abschnitt wechseln, verwirren könnten, was jedoch nicht der Fall war, zumal sehr schnell die ersten Zusammenhänge zwischen den einzelnen Personen und ihren Geschichten aufgezeigt wurden und sich zum Ende des Buches hin zu einem bunten und lebhaften Gesamtbild zusammengefügt haben.
Die Geschichte selbst hat mir sehr gut gefallen: eine fiktive Handlung vor einem traurigen, immer wieder schockierenden Kapitel der Geschichte (Hexenverfolgung) mit teilweise historischen Persönlichkeiten, eine Geschichte, die clever gelöst und zusammengefügt wurde, ohne die tatsächliche Historie im Anschluss an den Zeitraum des Romans zu „gefährden“. Es tut gut einen Roman über die Hexenverfolgung zu lesen, ohne dabei Verhöre oder Verbrennungen „live“ miterleben zu müssen, die Hetztiraden und –predigten eines Friedrich Förner reichen vollkommen, um einem die Haare zu Berge stehen zu lassen und Angst zu bekommen.
Den ein oder anderen mag eine gewisse Vorhersehbarkeit der Geschichte, zu deutliche Anzeichen, Cliffhanger am Ende mancher Kapitel und ein zu konstruiert wirkender Zufall stören, mich stören solche Dinge nicht, solange eine Geschichte gut und fesselnd erzählt wird. Dass ich nun endlich auch mal Erfolg beim Detektivspielen hatte und schnell hinter das Geheimnis des Romans gekommen bin, ist für mich reine Glückssache.
Das große Plus dieses Buches sind die vielen, toll gezeichneten, spannenden und interessanten Figuren des Buches, auch wenn die ein oder andere vielleicht ein wenig zu eindeutig „gut“ bzw. „böse“ ist. Vor allem die beiden weiblichen Hauptfiguren Marie und Ava haben es mir angetan, zwei starke und zugleich sehr liebevolle, warmherzige Frauen, die für sich, ihre Lieben und Bekannten, ihr Leben, ihre Rechte und die Gerechtigkeit kämpfen, sich kümmern und bemühen und dabei auch Risiken eingehen. Auch die beiden jugendlichen Gegnerinnen des Buches, Kuni, als „Chefin“ der Waisenbande (Die rote Zora und ihre treue Bande lassen grüßen) und Maries Stieftochter, die taube Selina sind mir sehr ans Herz gewachsen. Sie sind so spannend, so normal trotz ihrer besonderen Lebensumstände, schlau, clever, zickig, bockig, rebellisch, aber auch einsam und unabhängig und dadurch einfach unendlich lebendig. Aber was wäre ein Buch ohne tolle Männer, auch wenn der Held, dem die holde Weiblichkeit im Buch zu Füßen liegt, bei mir überhaupt nicht ankam. Aber es gibt auch die positiven männlichen Beispiele, die man einfach lieben muss! Dies alles wird durch sehr intensive und lebendige Dialoge verstärkt, die der Leser hautnah miterleben darf. Wie oft wollte ich in das Buch hineinkriechen und bei den Menschen sein, sie unterstützen, trösten und ihnen helfen!!! Aus diesem „Haufen“ einen besonderen Liebling herauszufiltern war mir nicht möglich, sie hatten irgendwie alle das gewisse Etwas, allerdings gab es auch Nebenfiguren, die überhaupt nicht bei mir haften geblieben sind, aber bei Nebenfiguren ja auch nicht so wesentlich.
Wenn man sich das Ende des Buches so ansieht, könnte man denken: Friede, Freude, Eierkuchen, aber trotzdem ist es für mich ein offenes Ende, denn sowohl Marie und ihre Familie als auch Ava und ihre Freunde beginnen ein neues Leben und sehen einer ungewissen Zukunft entgegen.
Ich bin mit dem Buch sehr sehr glücklich und habe eine schöne Geschichte mit sehr lebendigen Figuren lesen dürfen, die durch ein ansprechendes Cover und Layout-Specials wie einem Stadtplan von Bamberg und einem ausführlichen Nachwort der Autorin über die historischen Hintergründe und Wahrheit und Fiktion abgerundet wird.
Bewertung:
lg
kathrin