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Helen Russell: Hygg hygg, hurra! Glücklich wie die Dänen.
Original: The year of living Danishly.
Ich dachte, ich hätte das Buch hier schon rezensiert, finde aber unter der Forensuche nichts, also...
Zusammenfassung:
Helen Russell ist Britin und arbeitet als Journalistin. Ihr Mann bekommt für ein Jahr ein Jobangebot von Legoland. Nur: Dafür müssen beide nach Dänemark ziehen. Helen Russell, zunächst nicht ganz so begeistert, recherchiert ein bisschen und schmiedet dann einen Plan: Um das Beste aus der neuen Situation, auf die sie anfangs lieber verzichtet hätte, zu machen, möchte sie das Jahr für Recherchen (und Artikel) über den dänischen Lebensstil (und die dänische Kultur) nutzen. Denn sie hat erfahren: Die Dänen gelten als die glücklichsten Menschen der Welt. Ihr Projekt soll also darin bestehen, herauszufinden, was die Dänen zu diesen glücklichsten Menschen macht...
Struktur:
Das Buch ist wohl ähnlich wie die Orignalartikel aufgebaut. Es gibt ein Einführungskapitel über die Lebnessituation der Russels in England, genauer gesagt London, und danach ein Kapitel für jedes Thema, das Russell recherchiert und selbst erlebt. Die Kapitel teilen sich immer in Anekdote, Recherche inklusive Expertenbefragung und dann meist Begeisterungsstürmen oder auch Bekundungen des Bedauerns (nur in einem Kapitel) auf. Den größten Teil nehmen Anekdoten und Berichte über das Leben des Ehepaares in Dänemark sowie Hintergrundinfos aus der Recherche bzw. dem Gespräch mit Experten ein.
Das klingt alles ziemlich trocken.
Meine Meinung:
Beim Lesen des Buches habe ich aber, besonders in den späteren Kapiteln, mehrfach laut gelacht. Da ist der Kollege, der bei der Weihnachtsfeier, als man gemeinsam Pornos schaut mal locker erklärt, dass er einer der Stars ist, denn im vorherigen Berufsleben war er Pornodarsteller.
Da ist das wiederkehrende Thema "Snegle" (Plundergebäck), das die Russells so begeistert, dass sie jeden Tag eine dieser Sneglen vertilgen, was wiederum die dänische Ernährungsexperitin nach Fassung ringen lässt.
Nichts kann eine Ehe besser aufrecht erhalten, als wenn der Ehemann beim Heimkommen gleich mal eine Snegle anbietet...
Das Buch geht in London sehr deprimierend los: Langer Arbeitsalltag, keine Freude im Leben, keine Zeit für schöne Dinge, wenig Perspektive, beengte Wohnsituation in einer Kellerwohnung - Leben mit Mitte 20 quasi vorbei.
Die erste Hälfte des ersten Kapitels ist daher ziemlich schwer zu ertragen und man schaut ein paar mal auf den Buchdeckel, ob man wirklich das Buch über das "glücklichste Land der Welt" in Händen hält. Okay, England ist es dann wohl nicht.
Der Rest des Kapitels befasst sich dann mit der Ankunft der beiden in Dänemark - es ist dunkel und sehr, sehr kalt, außerdem einsam und etwas unheimlich - und der Haussuche. Hier wird auch das Thema Hygge, Design, Gästebewirtung - man braucht mindestens einen Tisch für 8 Personen als Ehepaar - und lange, dunkle Winter angeschnitten. Dieses Thema rahmt das Buch quasi ein, denn darauf wird auch im 11. Kapitel noch mal ausführlich eingegangen. Zudem machen die beiden Bekanntschaft mit ihrem ersten Plundergebäckstück. In England müssen die Bäckereien sehr wenig Auswahl haben oder die beiden Russells kaufen nicht oft Gebäck, denn von diesen "Snegle" wird regelrecht geschwärmt und das nicht zum letzten Mal! Man bekommt beim Lesen tatsächlich Appetit.
Die weiteren Kapitel befassen sich dann mit Arbeit und Urlaub, Kinderbetreuung, Essen, Frauenrechten, Gesundheitswesen und diversen Traditionen. Dabei kommt auch Privates vor allem von Helen Russell selbst zur Sprache (wenn man von zu Hause arbeitet, kann es vorkommen, dass man nachmittags noch im Schlafanzug dasitzt, es sei denn, der Hund muss mal raus).
Offenbar ist es in London viel heller als in Dänemark im Winter, denn Frau Russell scheint eine regelrechte Winterdepression aufgrund der Dunkelheit zu bekommen. Für mich als Norddeutsche ist zwar eine Dämmerung um 15:30 Uhr recht früh, aber zwischen 16 und 17 Uhr würde ich sie schon erwarten im Winter. Frau Russell offenbar nicht, denn sie bereitet, als der Hund sich deprimiert auf sein Kissen verzieht, um 16 Uhr bei Einbruch der Dämmerung das Abendessen vor, was wiederum den heimkehrenden Eheman - im Buch nur "Legoman" genannt - ziemlich überrascht.
Am Ende des Buches kommen dann nicht nur Weihnachtstraditionen und eine persönliche Überraschung für das Ehepaar zur Sprache, sondern auch die Trinkfestigkeit der Dänen, die wiederum das englische Ehepaar sehr in Erstaunen versetzt.
Insgesamt ein interessantes Buch, das Lust aufs Land macht und sehr kurzweilig geschrieben ist, wenn man von der sich wiederholenden Struktur der Kapitel mal absieht.
Jedes Kapitel schließt mit einer kleinen Liste dessen, was Russell in diesem Monat über das Kapitelthema gelernt hat, meist mit einem zwinkernden Auge geschrieben, z.B. am Ende von Kapitel 1:
"Things I've learned this month:
1. Denmark is really, really cold in January
2. Money may not buy you happiness, but it can buy you cars, candlesticks and exceedingly good cakes
3. Owls are LOUD
4. Being an immigrant is not for sissies"
Stil:
Helen Russell schreibt witzig, kurzweilig und sehr liebevoll und oft begeistert über Land und Kultur der Dänen. Das Buch eignet sich daher auch als Einstiegslektüre für Reisewillige.
5 Ratten: