Lisa Jackson - Ewig sollst du schlafen
In Savannah treibt ein Serienmörder sein Unwesen: er überwältigt Frauen und zwängt sie dann zu einer verwesenden Leiche in den Sarg, begräbt sie dann lebendig und weidet sich an der Furcht seiner Opfer. Da ihm das aber noch nicht genug ist, schickt er Botschaften an Polizei Detective Pierce Reed und die aufstrebende Karrierefrau und eiskalte Reporterin Nikki Gillette. Welche Verbindung besteht zwischen dem einzelgängerischen Cop, der Journalistin und dem Mörder?
Um es gleich vorweg zu sagen: ich hatte einen Riesenspaß mit diesem Roman. So kam ich nämlich trotz meiner bisherigen Weigerung doch noch in den Genuss eines so-gut-wie Nackenbeißers, der sich nur als Thriller verkleidet hatte. Selten habe ich so eine schlechte Geschichte gelesen.
Die Mordmethode, mit der der Killer in „Ewig sollst du schlafen“ vorgeht, ist zugegebenermaßen recht eklig. In einem Sarg lebendig begraben zu werden, dann auch noch mit einer Leiche, ist natürlich eine grauenhafte Vorstellung. Als allerdings dann die vierte Frau nach dem völlig gleichen Muster im Sarg aufwachte („Ich schlafe. Schlafe ich? Wo bin ich? Oh ich bin in einem Sarg! Oh Gott bitte nein…“ etc.) war auch das nur noch zum Einschlafen. Eine immer noch fiesere Todesart zu finden als die, die im letzten Bestseller ausgeschlachtet wurde, treibt scheinbar seltsame Blüten.
Auch der Mörder ist natürlich ein Psychopath aus dem Bilderbuch, der neben seinen Morden nicht viel anderes tut als in seinem Geheimversteck zu hocken, die Wäsche seiner Opfer zu beschnüffeln und was sonst so dazu gehört.
Die platte Charakterisierung der Figuren setzt sich fort, so zum Beispiel bei Detective Reeds Partnerin, die keinerlei Eigenschaften oder Gesprächsthemen hat als ihr blonde Stachelfrisur oder erhöhten Tabakkonsum. Die Glanzstücke aber sind der Polizist und die Reporterin selbst: er ist einem Fabio so gleich, wie es nur irgend geht, ist natürlich ein Eigenbrötler mit kantigem Kinn und verblüffender Ähnlichkeit zum Marlboromann, hat eine Schwäche für schöne Frauen und die nervtötende Angewohnheiten, eben jene Frauen mit starkem Griff am Handgelenk zu packen. Reporterin Nikki findet es, nach einer vorangegangen Hass-Liebe zu Reed, großer Abscheu und vielen Streitereien, dann irgendwann doch einfach umwerfend sexy, von einem starken Mann fest gepackt zu werden, während ein Serienmörder hinter ihr her ist.
Auch sprachlich ist der Roman absolut platt und lässt sich zu einigen Stilblüten hinreißen: „Er wollte sich bewegen und stellte fest, dass das nicht möglich war. Sie liebten sich nicht auf einem Klo, sondern in einer Kiste…in einem Sarg! Und jemand nagelte gerade den Deckel zu“ (S. 384) war dabei mein liebster Satz. Die Fehler waren aber auch nicht ohne. So wird jemand als Mann mit roten Locken besprochen, um ein paar Seiten später einen kahlgeschorenen Kopf zu haben und der Mörder wird von der Polizei gleich als Technikfreak entlarvt, weil er schnurlose Mikrofone in den Särgen anbringt – wo er eine Steckdose auf dem Friedhof hätte auftreiben sollen, wurde mir leider nicht gesagt.
Nikki Reed schafft es auch, an einem einzigen Abend erst bei ihren Eltern zu Abend zu essen und Zeit mit ihnen zu verbringen, dann ins Sportstudio zu gehen, anschließend mit einer Freundin essen, verfolgt zu werden, Stunden auf den Autonotdienst zu warten, ihr Auto reparieren zu lassen, mit einem Mann wieder essen zu gehen, eine Titelstory zu schreiben und um 2 Uhr im Bett zu sein – das Talent möchte ich haben!
Da ich mit diesem ungemein schlechten Machwerk so viel Freude hatte, bekommt es eine ganze, unverdiente Ratte von mir. Wer Lust auf etwas Amüsantes hat, sollte zu „Ewig sollst du schlafen“ greifen.