Beiträge von Claudi

    Ich hatte den Namen Crippen vorher auch noch nie gehört. Und dann konnte ich es aber nicht lassen weiter nachzuforschen und habe mir damit ein bisschen das Lesevergnügen zerstört. :grmpf:
    Lass dich also einfach mal drauf ein, soweit es noch geht. Da kommen noch einige Überraschungen. :zwinker:


    Oh schade. Ich bin immer noch ganz mitgerissen. Liegt es vielleicht doch daran, dass Du den Fall schon kennst?


    Mir ging es ganz anders, ich habe mich jeden Abend total aufs Lesen gefreut. Allerdings habe ich vor lauter Neugierde auch zwischendurch schonmal nach dem echten Fall Crippen gegoogelt und das hat mir zwar nicht die Freude aber schon ein bisschen die Spannung vom Lesen genommen.


    Aber Hallo. Das macht er gut, oder? Ich finde es aber sympathisch, dass er offenbar davon ausgeht, dass es einige Leser gibt, die zumindest stutzig werden bei der Tatbeschreibung. Da trifft er ja hier auf genau die richtigen. Ich hätte als Autor wahrscheinlich Angst, dass keiner meine literarischen Findigkeiten bemerkt und würde den Leser direkter darauf stoßen. Aber andererseits mag ich es, wenn der Leser nicht unterschätzt wird und Pointen, oder wie hier versteckte Hinweise und Andeutungen, nicht allzu offensichtlich sind.


    Ich bin auch ganz hin und weg. Wirklich toll gemacht! Ob ich aber ohne Leserunde die Hinweise entdeckt hätte? Ich lese bei Leserunden meist genauer, als alleine... :rollen:
    [/quote]


    Ja, ich auch. Außerdem bin ich auch mutiger, an meine eigenen Spekulationen zu glauben, wenn ich merke, dass ich damit nicht alleine dastehe.
    Bei dieser Leserunde wäre es wirklich äußerst interessant gewesen, den Autor dabei zu haben. Aber wie man sieht: Wir sind findige Leser, die man nicht so leicht in die Irre führen kann. :breitgrins:

    Ich habe Crippen eigentlich nie als den Unschuldigen gesehen. Mich hat sogar irritiert, dass er ihm Titel als "freundlich" bezeichnet wird und ich aber immer das Gefühl hatte, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt.
    Als kaltblütigen Mörder würde ich ihn auch nicht bezeichnen, aber doch mindestens als seltsam.


    Verbessert mich, wenn ich etwas falsch interpretiere, aber auf Seite 518 steht:


    "Vielleicht, dachte sie, war es einfach nur eine Obsession gewesen, eine Romanze, die sie genossen und von der sie sich hatte davontragen lassen. Und wenn sie solche Gefühle für Hawley Crippen gehabt hatte, dann musste das doch auch mit einem anderen gehen?"


    Ich glaube, das war eher eine Ermutigung ihrer selbst, in die Zukunft zu sehen und den Kopf oben zu halten. Ich glaube schon, dass Ethel Hawley geliebt hat.
    Er opfert sich ja letztlich sogar für sie. Und wenn sie diese zweite Chance, die er ihr schenkt, nicht für einen Neuanfang nutzen würde, wäre sein Opfer eine reine Verschwendung gewesen.
    Insofern stimmt es natürlich: Sie ist auch ein bisschen gleichgültig und egoistisch. Dass sie aber ein zu Extremen neigender Charakter ist, hat sie ja schon durch den Mord bewiesen.


    Über Billy hätte ich auch noch gern mehr gelesen. Ich habe ebenfalls bemerkt, dass er "verrückt genug" war, bei der Geburt dabei sein zu wollen. Zum Glück hat aber auch der Kapitän bemerkt, dass er ein toller Kerl ist. Trotzdem: Der Kapitän steht am Ende der Geschichte in meinen Augen in einem besseren Licht als zu Beginn. Und da gönne ich es ihm, dass er seinen alten Freund wieder zur Seite bekommt.


    Viktoria interessiert sich für junge Damen... Das wäre ebenfalls spannend zu beobachten. Mrs Drake fällt bestimmt in Ohnmacht.


    Schockierend fand ich vor allem, dass Ethel sich am Ende denkt, die ganze Sache mit Crippen wäre ja eventuell sowieso nur etwas Flüchtiges gewesen, eine Romanze.


    Das habe ich aber nicht so verstanden. Oder habe ich etwas überlesen? Aber ich gebe euch recht, wenn ihr sagt, dass Ethel eiskalt ist und im letzten Abschnitt auch sehr unsympathisch wurde. Dazu passt es auch, dass sie Crippen die Schuld auf sich nehmen lässt, so dass sie dann doch ein neues Leben in Amerika beginnen kann. Offenbar scheint ihre Liebe zu Hawley aber doch etwas besonderes gewesen zu sein, warum hätte sie sich sonst mit seinem Foto in den Händen begraben lassen?


    Nach all dem, was geschehen ist, hätte ich Crippen einen Neuanfang in Amerika fast gegönnt. Natürlich macht er sich zum Mittäter, wenn er den Mord nicht verhindert oder die Täterin schützt. Aber in seiner Situation kann man das ja auch nachvollziehen. Mir lief es jedenfalls trotzdem kalt den Rücken herunter, als wir eine Erklärung dafür bekamen, warum er kalt war, als Ethel nach der Tat zu ihm ins Bett zurückkehrt.


    Dass man fast bis zum Schluss nicht weiß, wer der Täter war, fand ich unglaublich spannend. Und dann hat es Boyne genial geschafft, Crippen weder als gänzlich schuldig noch als unschuldig darzustellen. Die Geschichte dieses Romans ist die am genialsten konstruierte Geschichte seit langem für mich!


    LG
    Claudi

    Was für ein Kapitel!
    Ich wahr auch erstaunt, dass Boyne Ethel so eindeutig als Täterin präsentiert - ich hätte auch eher gedacht, dass sie dem Leser nur als eine mögliche Täterin erscheinen soll.
    Ich glaube auch, dass Crippen insgeheim etwas von ihrer Tat ahnt, denn er fragt ja mehrfach nach, ob sie Geheimnisse voreinander haben.
    Allerdings frage ich mich schon, warum er derjernige ist, der darauf drängt, nach Kanada auszuwandern. Offensichtlich hat er überhaupt kein Vertrauen in die Menschen bzw. vermutet hinter jedem, dass er ihm, Crippen, misstraut oder Böses will.
    Spannend finde ich eure Überlegung, dass Crippen später die Schuld auf sich nehmen könnte, um Ethel zu schützen. Denn letztlich wird er ja als der Möder in die Geschichte eingehen. Ach Mensch, hier würde ich wirklich gern mal Mr Boyne fragen.


    Als erstes bin im Übrigen stutzig geworden, als die Montrose an dem anderen Schiff vorbeifährt und die Menschen darauf so tun, als hingen sie am Galgen oder würden geköpft. Wenn Crippen tatsächlich der Mörder gewesen wäre, hätte er doch hier Verdacht schöpfen müssen, dass man ihm auf der Spur ist.
    Trotzdem fand ich es witzig, wie absurd Menschen in Extremsituationen reagieren.


    Und Mrs Drake... Über die Haben wir noch gar nicht gelästert. Als sie zu Carter in die Kabine kommt, hätte ich sie schütteln mögen. Einmal weil sie nicht zur Sache kommt und auch weil sie so haarsträubende Geschichten von sich selbst erzählt und die ihrer Tochter so dreht, wie es zu passen scheint. Aber Carter reagiert gut, oder? Ihn mag ich sehr. Wie er zum Beispiel scheinbar interessiert nachfragt, ob es um Mrs Drakes Verkühlung in dem Gespräch gehe und ob er helfen könne. :lachen:
    LG
    Claudi

    Ich finde Dew auch eher sympathisch und nicht etwa überheblich oder vermessen im Bezug auf seine Menschenkenntnis und bisherige Polizeitätigkeit.
    Was aber außerdem sehr gut ankommt bei mir: Das Fieber, das ihn jetzt ergreift, Crippen nun doch zu fassen. Ich merke förmlich, wie ich beim Lesen schneller werde, so deutlich ist es zu spüren.
    LG
    Claudi

    Warum flieht Crippen mit Ethel, wenn er es nicht war? Er könnte nach dem Leichenfund immer noch sagen, dass er es nicht war, sondern vielleicht Coras Liebhaber.


    Der es ja vielleicht auch gewesen ist. Ihn hatte ich bislang noch gar nicht verdächtigt, aber zumindest hätte er Zugang zur Wohnung und kennt auch Coras Schlafgewohnheiten.


    Wie hat er nur den Kopf verschwinden lassen, so dass er nicht mehr gefunden werden konnte?
    Wahrscheinlich hat er ihn in einer Säure aufgelöst! :rollen:


    Steckt er ihn nicht in einen Rucksack oder eine Tasche? :rollen:


    Ich habe Boyne auch sehr im Verdacht, dass er mit uns Lesern spielt!!! :breitgrins:


    Aber Hallo. Das macht er gut, oder? Ich finde es aber sympathisch, dass er offenbar davon ausgeht, dass es einige Leser gibt, die zumindest stutzig werden bei der Tatbeschreibung. Da trifft er ja hier auf genau die richtigen. Ich hätte als Autor wahrscheinlich Angst, dass keiner meine literarischen Findigkeiten bemerkt und würde den Leser direkter darauf stoßen. Aber andererseits mag ich es, wenn der Leser nicht unterschätzt wird und Pointen, oder wie hier versteckte Hinweise und Andeutungen, nicht allzu offensichtlich sind.
    Die Frage ist nur: War es wirklich nicht Crippen? Oder soll der Leser diesen Verdacht schöpfen. Und ist es in der Tat so, dass die Täterschaft Crippens gar nicht eindeutig bewiesen ist. Oder erlaubt Boyne sich hier schrftstellerische Freiheiten?


    Ab aufs Sofa in den nächsten Abschnitt.


    LG
    Claudi

    Wie kommst du darauf?
    Immerhin dürfte relativ klar sein, dass Hawley das Gift gekauft hat, zudem wird beschrieben, wie er die Leiche zerteilt.
    Also für mich ist kein Grund zu sehen, warum Ethel beteiligt sein sollte. Zumal sie immer wieder Gedanken hat, dass Hawleys Frau ja endlich weg ist. Ich glaube, sie ist einfach so verliebt, dass sie nichts anderes wahrnehmen möchte, als die "Tatsache", dass Cora mit einem anderen Mann abgehauen ist.


    Ich habe beim Lesen extra darauf geachtet: Weder im Kapitel, in dem das Gift gekauft wird, noch in dem Kapitel, in dem die Leiche zerstückelt wird, wird ausdrücklich gesagt, dass es sich bei dem Handelnden um Crippen handelt. Natürlich sollen wir als Leser das Denken, aber es ist nicht eindeutig. Als Cora im Halbschlaf seinen Namen ruft, räuspert er sich nur leise zur Antwort. Es könnte also auch ein anderer "er" sein. Dass dieser er aber nicht Ethel ist, davon gehe ich auch mittlerweile aus.


    Ich bin immer noch begeistert von dem Buch. Lange dauert es ja nicht mehr bis zum Show-Down :breitgrins:!


    Und darauf bin ich wirklich gespannt. Natürlich ist Crippen die Hauptfigur, aber ich möchte auch gerne wissen, was aus den anderen Figuren wird. Ich hoffe für Mathieu und Mrs Hayes, vielleicht findet auch Viktoria in Ethel eine echte Freundin, die sie von ihrer Besessenheit für alle Männer erlöst.


    Ob der Kapitän homosexuell ist? Darüber habe ich nicht nachgedacht, aber ich glaube nicht. Er ist einfach in Sorge um einen alten Freund und er möchte, dass alles beim Alten bleibt, sodass er bei der nächsten Überfahrt wieder mit ihm reisen kann. Ich glaube aber, dass ihm das nicht vergönnt sein wird. Aber vielleicht steigt Billy Carter ja doch noch in seiner Achtung und gehört dann richtig zur Crew. Wobei er das wegen seiner Frau und seinem Kind ja eigentlich nicht möchte.


    LG
    Claudi

    Ich empfinde Crippen gar nicht als so abgebrüht. Viel eher habe ich den Eindruck, dass er Dew nicht traut. So, wie er eigentlich keine Menschen traut. Er kann sich nicht vorstellen, dass jemand wirklich mit ihm befreundet sein will und deshalb sucht er die Flucht nach vorn. Das schlechte Gewissen plagt ihn und mal ehrlich: Wenn er Cora tatsächlich zerstückelt hat, hat er ja auch allen Grund dazu. Es fällt mir aber immer noch schwer zu glauben, dass er es wirklich war. Vielleicht hätte ein Freund wie Dew auch helfen können, seine Unschuld zu beweisen. Oder zumindest, dass er einen "guten Grund" hatte.

    Ich glaube, es ist ihr nicht einmal bewusst gewesen, wie ihr Verhalten wirkt oder sie hofft, dass die anderen ihren Ehemann ebenfalls nicht mögen und ihre Boshaftigkeit dadurch eher belohnt wird.
    Leider hast du Recht: ihr Tod ist kein großer Verlust.


    Ich glaube auch, dass sie vor ihren Gästen zeigen will, welch gutes Benehmen und welch scharfen Überblick sie doch hat - und da ist ihr natürlich jede Gelegenheit recht, wenn Hawley sich vermeintlich daneben benimmt. Offenbar glaubt sie, ihre Gäste würden ihr diesbezüglich zustimmen. Ein anderes Gesprächsthema scheint es ohnehin auch nicht zu geben.

    Dass Mathieu die Verkleidung schon durchschaut hat, fand ich auch sehr interessant. Ich denke aber auch, dass von ihm keine weitere Bedrohung ausgehen sollte. Der Kapitän ist da schon um einiges krasser. Obwohl ich es von ihm auch sehr gewagt finde, gleich Scotland Yard zu verständigen. Aber vielleicht hat die Narbe an der Lippe von Ethel sie gleich verraten? Die wurde ja auch extra in der Zeitung erwähnt, oder?


    Er ist ein echter Gentleman. Scheinbar der Einzige, der wirklich richtig in die höheren Kreise gehört und sich auch entsprechend benimmt. Auf mich macht er jedenfalls nicht den Eindruck, als sei er an Klatsch interessiert oder hätte es nötig, diesen zu verbreiten.


    Umso schlimmer finde ich, wie Louise und ihre "tolle" Freundin auf einmal in Cora Crippen den Engel auf Erden sehen wollen. Mittlerweile denke ich mir echt, warum diese beiden wichtigtuerischen Frauen nicht einfach ihre Klappe halten können und sich in Dinge einmischen müssen, die sie überhaupt gar nichts angehen! :grmpf:


    Das hatte ich noch gar nicht bedacht. Stimmt! Aber die Polizei hat ja jetzt ihre eigenen Beweggründe, Jagd auf Crippen zu machen,

    Da ist es gar nicht mehr wichtig, ob seine Frau ein unschuldiges Opfer war oder nicht.


    LG
    Claudi

    Ja ganz genauso habe ich ihn auch gesehen - ein Monster, dem man wirklich einen brutalen, grauenvollen Mord zutraut! :breitgrins:
    Da wundert man sich schon, wieso er "freundlich" sein soll! Ein Widerspruch?
    Ich muss schmunzeln, weil ich mittlerweile eine etwas andere Sicht auf die Dinge habe ... :zwinker:


    Wobei ich schon sagen muss, dass der Titel ja eindeutig in diese Richtung lenkt und man dann als Leser zurecht erst einmal misstrauisch ist. Im Englischen lautet der Titel einfach nur "Crippen".
    Ich empfinde Mr Crippen in den unterschiedlichen Abschnitten mal freundlich, mal gar nicht freundlich. Aber dem Titel nach hätte ich erwartet, dass wir einen durch und durch freundlichen Menschen kennenlernen, der entweder zu Unrecht verdächtigt wird oder dessen schwarze Seite sich erst auf den letzten Seiten offenbart.


    Ich finde, Boyne schafft es ganz wunderbar, diese Zwiespältigkeit, unter der Crippen offenbar leidet, auch beim Leser ankommen zu lassen. Mögen wir Crippen? Tut er uns leid? Verabscheuen wir ihn? Ich weiß es (noch) nicht. Und ob diesem Menschen ein Mord zuzutrauen ist, kann ich auch noch nicht entscheiden.


    LG
    Claudi

    Ob es Hawleys Plan ist, Cora zu vergiften und dann die Leiche zu vergraben? Zumindest nehme ich ja mal an, dass er der Käufer des Gifts ist.


    Stimmt, an diese Episode habe ich erst wieder gedacht, nachdem du sie hier erwähnst.
    Könnte das Gift auch eine Säure sein, um Gewebe aufzulösen?
    Ich bin auch davon ausgegangen, dass der KÄufer Crippen ist, aber Ethel hat ja auch genügend Kenntnisse, um zu wissen, was in einer Apotheke wie verkauft wird. Und warum sollte der Erzähler den Leser derart im Unklaren lassen, wer der wahre Käufer ist, wenn es der Naheliegenste, Crippen, tatsächlich ist.


    Darüber habe ich auch schon gegrübelt. Will uns Boyne mit seiner Geschichte eine andere, ebenfalls mögliche Wahrheit zu dem Fall erzählen? :zwinker:


    Oh, das fände ich spannend. Holden hat zwar schon einige Links zum wahren Fall Crippen gepostet, aber ich habe mir bislang nur die Bilder angesehen. Werde die Tatumstände erst nach der Lektüre des Romans mir ansehen. Und dann wäre es sicher auch spannend zu lesen, was Boyne über seinen Roman sagt. Das ist ja sicher auch irgendwo im Netz zu finden.

    Dafür kennt man nun Marthe Hayes Geschichte. Nach so einer Enttäuschung ist es umso bewundernswerter, dass sie die Kraft und den Mut hat, ein neues Leben in der Fremde anzufangen. Ich hoffe, dass sie noch eine wichtige Rolle spielen wird und es vielleicht ein Happy-End für sie geben wird :smile:!


    Das hoffe ich auch, denn sie mag ich wirklich. Ich glaube, es war im ersten Abschnitt, als wir von ihr erfahren, dass sie sich am liebsten in ihrer Kabine verkriechen würde, sie sich aber selbst zuredet, auch wieder unter Menschen zu gehen.
    Vielleicht ist ja Mathieu jemand für sie? Das würde Mrs Drake aber gar nicht gefallen, dass jemand, der in der Präsidentensuite wohnt, sich lieber mit "einfachen" Menschen abgibt, als mit einer "Dame" wie ihr. :breitgrins: