Beiträge von Claudi

    Bei der Szene, in der Louise mit dem PC Milburn spricht, musste ich zum Teil wirklich lachen. Sie möchte so sehr eine Lady sein und bemüht sich so krampfhaft darum, sich damenhaft zu verhalten. :breitgrins:


    Es ist ja gerade die Selbstverständlichkeit, mit der sich die Menschen auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegen, die sie souverän und dazugehörig erscheinen lässt. Wer sich furchtbar bemühen muss, wird immer auffallen.
    Diesen Gedanken hatte ich übrigens auch schon bei Mrs. Drake.

    Puh, was für ein Abschnitt. Ich finde dieses Buch unglaublich spannend und wahnsinnig gelungen. Ein bisschen schade fand ich, dass wir in diesem Abschnitt gar nichts von der Handlung auf der Montrose erfahren haben. Diese ist nämlich immer noch mein Lieblingsschauplatz.


    Dafür erfahren wir umso mehr von Crippen, Cora und Ethel. Das Abendessen zu ihrem Hochzeitstag ist ja wirklich grausam für alle Beteiligten gewesen. Cora benimmt sich Hawley gegenüber wirklich unmöglich. Auch Ethel bemerkt das und rät ihm sogar, Cora zu erledigen. Ob sie am Ende vielleicht sogar die Täterin ist?


    In diesem Abschnitt ist mir Crippen eher wie ein armes Würstchen denn wie ein Mörder vorgekommen. Ich finde, John Boyne gelingt es unglaublich gut, die Figuren immer wieder in einem anderen Licht erscheinen zu lassen, so dass man sich kaum festlegen kann, was man denn nun von ihnen hält. Bislang fand ich Crippen immer sadistisch, mindestens merkwürdig. In diesem Abschnitt erschien er mir eher liebenswert und wie der Mann, den wir auch auf der Montrose kennengelernt haben. Der Titel suggeriert ja auch, dass er eigentlich ein freundlicher Herr ist. Bislang habe ich ihn nicht so wahrgenommen. Und war auch etwas überrascht. In dem Roman hatte ich eigentlich erwartet, wir würden auf einen Herrn ohne jeglichen Makel oder ohne jegliche Merkwürdigkeit stoßen. Auf jemanden, der durch und durch "freundlich" ist - was Crippen ja bisher nicht nur war. Aber jetzt frage ich mich doch, ob jemand, den man von Anfang an als Täter annimmt, vielleicht gar nicht so UNfreundlich ist. Die Frage ist dann allerdings, inwieweit Crippens Täterschaft bewiesen ist und ob Boyne die Wahrheit bzw. die Spekulationen über den Mordfall ggf. auch ausdehnen kann.


    Ethel hingegen ist ganz anders als Edmund. Hat sie nicht im ersten Abschnitt behauptet, es zu genießen, Macht über Crippen zu haben? Darauf scheint sie mir hier gar nicht aus zu sein.


    Nachdem Crippen Inspektor Dew eine Lügengeschichte aufgetischt hat, glaubt er, der Polizist habe ihn durchschaut. Aber alles ist nur ein tragischer Irrtum. Crippen hätte ganz unbehelligt mit seiner Lüge leben können. Wie dramatisch. Mir hat er fast leid getan. Nachdem wir miterleben mussten, wie seine Frau ihn demütigt und misshandelt, hätte ich ihm fast ein ruhiges Leben an Ethels Seite gegönnt.


    Ich bin jetzt wirklich sehr gespannt, ob Dew die Montrose noch vor Kanada einholen wird. Oder welche Wendungen den Leser noch erwarten.


    LG
    Claudi

    Hm, für mich war das schon mehr als das, ein negativer Charakterzug. Kleinen Kindern das Spielzeug zu klauen ist ja echt keine Glanzleistung. (Wobei ich mir vorstellen kann, dass Tom nicht so eindimensional ist, wie er hier erscheint.)


    Das stimmt. Ist aber leider keine Seltenheit, wenn man ansonsten nicht viel zu sagen hat. In meinen Augen ist Tom aber auch gar nicht so schlimm. Er will sich halt nur beweisen und stellt sich dabei äußerst ungeschickt, um nicht zu sagen dumm, an.

    Kiwi, das hatte ich auch schon überlegt. Oder ob vielleicht sogar noch mehr dahinter steckt. Mrs Drake behauptet ja, verheiratet zu sein. Aber wer weiß, vielleicht hat ihr Mann sie schon längst sitzengelassen und auch hinter ihrer Maske verbirgt sich noch mehr. Könnte doch sein, dass sie und Viktoria auch ein neues Leben anfangen wollen, oder?

    Sie macht das Versteck-/Verkleidungsspiel nur mit, weil sie Crippen einen Gefallen tun will.
    Angeblich aus „moralischen Gründen!“ - weil die beiden ja nicht verheiratet sind und eine gemeinsame Kabine haben.


    Aber hätten sie sich dann nicht einfach auch als ein Ehepaar ausgeben können?



    Tja und beim Kapitän dauert es auch nicht mehr lange bis er nach seiner Lauschaktion die richtigen Schlüsse gezogen hat.
    Also hat er die Schlagzeile der Zeitung doch nicht überlesen!
    Ich bin sehr gespannt, wie Scotland Yard auf die Nachricht reagieren wird!


    Ja, darauf bin ich auch sehr gespannt. Ich finde es auch ganz schön mutig, dass der Kapitän so schnell reagiert. Immerhin könnte er sich ja auch täuschen und Mord ist eine schwere Anschuldigung.



    Was ich so ganz am Rande an Matthieu sehr sympathisch fand: dass er sich nach und nach durch alle Bücher liest, die die katholische Kirche auf den Index gesetzt hat :breitgrins:


    Die Episode fand ich auch super. Ist es nicht so, dass gerade verbotene oder von der Kritik zerrissene Bücher ihren besonderen Reiz haben? Auch heute noch?


    LG
    Claudi

    Ja, den Eindruck habe ich auch. Er lässt sich überhaupt nicht einschüchtern davon, dass der Kapitän so unfreundlich zu ihm ist. Ich glaube, das ist eine gute Art und Weise. Einfach immer freundlich und lebensfroh bleiben und vielleicht auch hin und wieder einfach mal nicht zur Kenntnis nehmen, dass andere unmöglich sind.

    Danke für das Foto, Holden. Dahinter hätte ich wohl auch keine Frau vermutet.


    Das Essen am Tisch vom Kapitän fand ich super.


    Ich fand auch das Gespräch am Frühstückstisch zwischen Billy und Mrs Drake super, als sie ihm sagt, sie brauche ihren Schönheitsschlaf und beleidigt ist, dass er nicht widerspricht.
    Wahrscheinlich hat Billy das gar nicht böse gemeint. Aber so kann man Fishing for Compliments natürlich auch begegnen.

    Hier würde auch Cora ins Bild passen mit ihren männlich-breiten Schultern ;)


    Aber sie hat er ja nicht geliebt. An seinen beiden Ehefrauen war er ja eher desinteressiert. Ich frage mich eh, warum er sie geheiratet hat. Dazu gab es doch gar keinen Grund, oder? Eigentlich hätte er doch viel besser Junggeselle bleiben können, oder?



    Ich hatte vor Kurzem auch eine größere Behandlung beim Zahnarzt. Die ist zum Glück gut und schmerzfrei verlaufen. Aber vorher hatte ich natürlich auch Bauchschmerzen wegen der anstehenden Behandlung. Und dann schießen mir so Dinge in den Kopf, wie "Was wenn die Betäubung nicht wirkt?" "Vielleicht hat er sowas noch nicht oft gemacht..." Gerade bei Ärzten sind regelmäßige Fortbildungen, um immer auf dem neuesten Stand der Medizin zu sein, doch obligatorisch, oder? ODER? Ich meine, wenn ich zum Arzt gehe, studiere ich auch nicht die Diplome, die dort eventuell erst gar nicht an der Wand hängen. (Außer meine Gyn, die gibt gerne damit an :breitgrins:).


    Ethel ist mir übrigens ganz sympathisch. Neben Matthieu fast die einzige Person momentan, die mir einigermaßen normal erscheint. ^^


    Stimmt, hier sind alle Figuren irgendwie spooky.
    Aber Billy mag ich auch echt gerne. Ich habe nur ein bisschen Angst um ihn, weil ich glaube, dass er nicht rechtzeitig oder überhaupt nicht mehr zu seiner Frau und seinem Kind heimkommt. Weiß gar nicht wieso, aber ich glaube, die Montrose und Kedall tun ihm nicht gut.


    LG
    Claudi

    Auf die Grenzen bin ich aber gespannt. :rollen: Ich würde mich, jetzt nach unserem Gespräch über ihn sowieso, auf jeden Fall freuen, wenn wir ihm bald wiederbegegneten. Mittlerweile glaube ich nämlich, dass er gar nicht so böse ist - vielleicht setzt er sich irgendwann sogar für jemanden ein. Billy? Viktoria? Edmund? Wir werden sehen...

    Von mir gibt es leider keine ausführliche Rezension, weil mir das Buch nicht so besonders gefallen hat.
    Ich habe Schertenleibs Sprache als zu überkandidelt empfunden. Die sprachlichen Bilder sind übertrieben, die vielen Metaphern und Analogien haben sich mir nicht erschlossen. Nur ein kleines Beispiel: Was soll es bedeuten, dass Bienen in das Arbeitszimmer des Protagonisten einziehen?


    Die weibliche Hauptfigur empfand ich in ihrem Verhalten und Sprechen als anmaßend, auch wenn mich ihre Geschichte schließlich doch in ihren Bann zog. Insgesamt ist es bei einem Roman von gut 200 Seiten aber zu wenig, wenn die Geschichte erst nach 100 Seiten an Fahrt aufnimmt.


    2ratten

    Wenn ich mich hier zu Leserunden anmelde, dann in der Regel, weil mich der Klappentext angesprochen hat. Allerdings dauert es ja dann häufig eine Weile, bis das Buch gelesen wird. Dann habe ich meist den Text schon wieder vergessen. :breitgrins:
    In dieser Runde habe ich den Klappentext aber nochmal gelesen, weil ich auch vermeiden wollte, dass ich hier etwas poste bzw. spekuliere und ihr euch dann wundert: "Wieso glaubst du das? Das steht doch schon so oder anders auf dem Klappentext." Ist verständlich, was ich meine?


    LG
    Claudi


    Uhhhh, diese Zahnarztszene! :entsetzt: Übel, übel, übel. Und anscheinend erregt Crippen das Ganze noch so richtig, so wie er hinterher über seine Frau herzufallen versucht hat. Bähhhhh.


    Ich muss zugeben, hier habe ich eine Seite überschlagen, weil ich es einfach nicht aushalten konnte.


    In diesem Abschnitt erfahren wir aber endlich, dass Crippen wohl doch nicht so freundlich ist, wie der Titel ihn beschreibt. Du erwähnst schon die sadistische Lust beim Zahnarzt. Und auch einige Seiten vorher wird ja erwähnt, dass es bei anatomischen Beschreibungen "in seinen Lenden kribbelt". Und als der Arzt weniger als erwartet kaufen will, möchte Crippen ihm am liebsten ein Messer zwischen die Augen rammen. Ich vermute, dass er jähzornig ist, seine Frau wahrscheinlich im Affekt töten wird. Was glaubt ihr?
    Als Mr Robinson kommt er mir allerdings überhaupt nicht gewalttätig vor. Im Gegenteil. Es ist ja sogar Edmund, der, nach eigenen Angaben, Macht über Crippen ausübt.


    Und dann begegnen wir wieder unserer Freundin Louise Smythson. Was für ein kaltes, berechnendes Miststück, wie sie auf den Tod des armen Martin hofft, dem es wahrhaftig gar nicht gutgeht, und dann auch noch mit den Gefühlen seiner Frau spielt. Ich bin gespannt, was da noch kommt; dass sie Elizabeth beinahe die Treppe hinuntergeschubst hätte, war bestimmt nur der erste Versuch, ihrer Schwangerschaft ein Ende zu bereiten, damit Martin nicht doch noch zu einem Erben für den Titel kommt!


    Louise war mir in diesem Abschnitt auch unsympathischer als im letzten. Ich finde es gut, wie es Boyne gelingt, den Figuren neue Wendungen zu geben, so dass man sie von immer anderen Seiten kennenlernt.


    Cora empfinde ich als eine sehr anstrengende Person. Wie sie sich selbst etwas vormacht, ist schon beeindruckend. Aber das sieht man immer wieder, wenn man all die Castingsendungen denkt, die mittlerweile ausgestrahlt werden.


    Ja, das ist ein guter Vergleich. Hinzu kommt ja auch noch, dass sie sich auch optisch attraktiver findet als sie in Wirklichkeit zu sein scheint. Obwohl, so abstoßend wie ihr Gesangslehrer sie wahrnimmt, scheint sie mir nicht zu sein. Wohl eher eine Durchschnittsfrau.


    Was genau Louises Motiv ist, die Nachforschungen über Coras Verschwinden anzustoßen, hat sich mir noch nicht so ganz erschlossen, ehrlich gesagt. Als fürsorglichen Menschen haben wir sie ja nicht kennengelernt. Ich habe das Gefühl, dass neben der Sorge, die sie womöglich wirklich empfindet, auch einiges an Sensationsgier dabei ist.


    Das vermute ich auch. Sie wittert ihre Chance, Klatsch zu verbreiten und mit einer guten Geschichte demnächst im Mittelpunkt zu stehen. Dass es ihr nicht wirklich um Coras Wohl geht, hat sie ja zur Genüge bereits bewiesen.


    Bezüglich Ethel alias Edmund: Vielleicht ist Crippen tatsächlich unbewusst homosexuell. Damals konnte man ja nicht so einfach dazu stehen. Aufgrund des gesellschaftlichen Tabus ist sich Crippen vielleicht gar nicht bewusst, dass er auf Männer stehen könnte und verliebt sich nun in die androgyne Ethel.


    LG
    Claudi

    Ach, wer weiß. Das wären vielleicht sogar richtig sympathische Kindern: So ganz nach dem Prinzip negativ und negativ ergibt positiv. :elch: Und jeder hätte mit ihnen Mitleid wegen ihren dämlichen Eltern. :breitgrins:


    Wer weiß. Vielleicht ist Tom ja auch ganz nett und einfach nur in der Pubertät. Er hat sich den Ball-spielenden Kindern gegenüber zwar sehr gemein verhalten. Aber vielleicht verhält er sich auch nur so scheußlich um irgendetwas anderes zu verbergen. Aber vielleicht will ich ihn jetzt auch nur in Schutz nehmen, nachdem wir so gemein über ihn gesprochen haben. :breitgrins: