Susan Abulhawa - Während die Welt schlief
Dieses Buch, das ja gerade leider wieder aktuell geworden ist, lag jahrelang bei mir, bis ich mich aufgerafft habe, es zu lesen. Das Thema, der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, ließ eben schon vermuten, dass es hoch emotional sein wird - und ich bin da beim Lesen von Romanen eben zuweilen ein echter Feigling.
Auf den Inhalt sind meine Vorschreiberinnen ja schon ausreichend eingegangen - interessant finde ich deren unterschiedliche Aufnahme des Textes: Während die eine schreibt, dass Vieles sehr distanziert dargestellt sei, nimmt die andere eine gute Menge Pathos wahr. Beides Wege / (verschiedene) Sichtweisen, um mit den eigenen aufkommenden Emotionen beim Lesen des Textes umzugehen?? Papyrus stellt die Frage, ob diese Ballung von Schicksalsschlägen in einer einzigen Familie tatsächlich vorkommt oder typisch ist.
Das Geschehen ist tatsächlich kaum aushaltbar, wenn man es denn nahe an sich herankommen lässt - sicherlich hat die Autorin hier Erlebnisse verschiedener Personen zusammengebracht, was aber für eine "konzentriertere" Darstellung mMn legitim ist.
Sichtweise ist naturgemäß die palästinensische - wobei gegen die andere Seite tatsächlich erstaunlich wenig polemisiert wird. Ohne anderen Hintergrund als den meiner eigenen Leseerfahrungen würde ich behaupten, dass romanhafte Darstellungen israelischer Schriftsteller ungleich häufiger sind als die palästinensischer, sodass hier ein gewisser nötiger Ausgleich stattfindet. Die Geschichte der Veröffentlichung des Textes war, wie im Nachwort erwähnt, auch durchaus keine direkte.
Ich bin froh, das Buch endlich gelesen zu haben - Lesen ist halt nicht immer nur "Spaß" und gerade der Sachverhalt, dass die Welt eben nicht schwarzweiß ist und nicht jeder Konflikt elegant lösbar ist, sondern oft sogar eine Zuspitzung stattfindet, kommt für mich sehr gut heraus.