Beiträge von Alice

    Meine Leseerfahrung mit Joseph Roths Radetzkymarsch war leider nicht so ungetrübt..

    Immerhin habe ich es am Ende ausgelesen und bereue das auch nicht, weil es dann doch einige Passagen gab, die mir sehr gefallen haben - das war immer dann der Fall, wenn der Autor in die Psyche eines Charakters hineingestiegen ist und dessen Gedanken glaubhaft nachvollzogen hat. Für mich standen da der alternde Kaiser bei der "Truppeninspektion" und der Bezirkshauptmann beim Besuch seines Sohnes besonders heraus - auch die (etwas eigenartige) Männerfreundschaft zwischen dem Stabsarzt und dem "Enkel" fand ich recht glaubhaft dargestellt.

    (Und ja, b.a.t. , ich weiß, was Du mit "Roths feinem Humor" meinst - der hat durchaus iwie auch für mich zuweilen etwas, aber distanziert die Handlung aber eben oft noch weiter für mich...)


    Ansonsten ist das Milieu des Romans so überhaupt nicht "meins" - man könnte es beschreiben als "Welt ohne Frauen".

    Das militärische Ambiente ist natürlich in der Tat zu dieser Zeit eine reine Männerdomäne, es hätte aber genug Ansatzpunkte für mehr als "punkthafte" Frauengestalten gegeben. Die Frauen in diesem Buch sterben entweder schon, bevor sie überhaupt aufgetreten sind oder, wenn sie doch eine (charakterlose Neben)Rolle spielen, ist ihr einziges Interesse der Geschlechtsverkehr. Interessant. Nach Nachlesen biografischer Detsils stellt man fest, dass Roth in seinem Leben durchaus Kontakte mit und Einflüsse von augenscheinlich intelligenten Frauen hatte - um so bezeichnender, wie vollständig er diese hier ignoriert, ja, ihnen geradezu verächtlich gegenübersteht.

    Aus seinen eigenen Erfahrungen heraus kann Roth glaubhaft die Phänomene Alkoholismus und geistige Verwirrtheit beschreiben - beides macht das Buch sicherlich lebensnah, aber nicht unbedingt erfreulicher. Die ganze Welt erscheint sehr "eingenäht" - ja, wahrscheinlich war sie es auch, aber fast alle Romane über diese Epoche haben mich bisher nicht sehr.. erfreut: Muss wohl an der Epoche liegen. (Oder an meiner amateurhaften Lesehaltung.)

    Ich denke, Pallellesen ist nur sinnvoll, wenn man sich in einer Phase befindet, die es einem ermöglicht, relativ viel Lesezeit aufzubringen, damit man (gerade Romane!) auch in absehbarer Zeit bewältigen kann.

    Wie bei mir, laufen da auch wohl bei vielen von Euch Sachbücher aber auf einer Extraschiene - sie sind bei mir oft die Bücher mit dem langsamsten Lesefortschritt; es muss kein Spannungsbogen erhalten bleiben, aber es ist eine ganz besondere Art der Konzentration nötig.

    Für wenig sinnvoll halte ich das gleichzeitige Lesen zweier fiktionaler Werke des selben Genres - es gibt einfach wenig Grund (Ergänzung: Außer dem besten der Welt, dass man wie Katjaja einfach Lust drauf hat..) dafür, so vorzugehen. Wer also vorwiegend innerhalb eines Genres liest, wird selten (aber manchmal eben doch..) mehrere Bücher gleichzeitig angehen.

    Bei mir kommt es zu Parallelbüchern in mehreren Szenarios:


    1. Ich "hänge" in einem Buch etwas, möchte es aber dennoch nicht abbrechen: Da hilft es mir oft, andere Lektüre zwischenzuschalten.

    2. Mein einer Roman erfordert eher viel Konzentration, z.B. wegen einer besonders anspruchsvollen Sprache oder komplizierter Zusammenhänge: Für diesen Fall hab ich für müdere Gelegenheiten, z.B. zum Einschlafen, zusätzlich noch "was Leischteres".

    3. Das von Breña beschriebene Transportproblem - das Hauptbuch ist zu schwer oder zu schade, um es herumzutragen. Dann gibt's schon mal was auf dem kindle für unterwegs.

    ..oder

    4. einfach zur Abwechslung etwas Kontrastprogramm (aktuell zu Joseph Roth jetzt Maya Angelou - wenn ich gegenüber dem militärischen Milieu doch mal wieder ein paar weibliche Sichtweisen brauche.. ;) )



    Anmerkung: Posting wurde nachträglich ergänzt (Bemerkungen in Klammern..)

    Mir geht es ähnlich wie yanni - es gibt 3 Parallelbücher, und manche davon sind.. schwierig.

    Ich hatte z.B. für die Lektüre von Rachel Carsons Klassiker The Sea Around Us vorher nicht bedacht, wie viele Informationen in diesem Sachbuch doch schon veraltet sind. So kann ich mich also auch auf Informationen, bei denen ich nicht sicher bin, ob sie korrekt sind, nicht verlassen und kann das Buch kaum als Sachbuch lesen, sondern eben eher als Klassiker.


    Joseph Roths Radetzkymarsch habe ich auch noch nicht ganz aufgegeben - ich darf halt bezüglich weiblicher Figuren nix erwarten und werde über Altertümeleien wie "Jene, welche..." tolerant :breitgrins: hinweglesen.. dennoch hat das Buch sicherlich genügend Gehalt, dass ich was mitnehmen kann daraus - es fiele mir einfach viel leichter, ein Buch abzubrechen, das einfach objektiv schlecht ist.


    Das 3. Buch ist dann absolutes Kontrastproramm.

    Danke :blume: für die Überlegung, dass einem E-Books vielleicht "beliebiger" vorkommen, weil man nicht jedes Mal beim Zuklappen den Titel sieht!! Der Gedanke war mir so konkret bisher gar nicht gekommen - vielleicht sollte ich mir angewöhnen, beim Pausieren regelmäßig aus dem Text heraus in die Bibliothek zu gehen.. :/


    Bei mir haben sich im (auch angedachten) SUB inzwischen einige ältere Krimireihen* akkumuliert, die ich jetzt nachträglich lese - das habe ich jetzt systematisch dem kindle zugeschanzt und muss somit nicht zwei Meter gebrauchtes Buch kaufen und nachher wieder loswerden - die Bände dürfen bleiben, ohne Platz zu verschlingen und bilden einen soliden Lesevorrat, ohne zu stressen. Einige repräsentative habe ich ja jeweils (von "Null" bei Ann Cleeves bis "15" bei Donna Andrews.. ;))

    Aus Übungsgründen und aus purem Geiz (die englischen Ausgaben sind jeweils deutlich billiger und haben zusätzlich wechselnde Sonderangebote..) lese ich die Bücher im kindle durchgehend im Original.


    * (die Krimireihen, die mir ans Herz gewachsen sind, jeweils mit der Nummer des neuesten Bands: )

    Donna Andrews - Die Vogelkrimis (#35)

    Louise Penny - Die Gamache-Bücher (#18)

    Elizabeth George - Inspector Linley (#21)

    Ann Cleeves - Vera Stanhope (#10) geradezu lächerlich.. *g*

    Ich sitze hier und höre im Radio "Es wird empfohlen, wenn möglich zu Hause zu bleiben". Draußen sieht es.. erstaunlich aus - 30-50cm* Neuschnee über Nacht.

    (*und steigend..)


    Buchmäßig habe ich gerade die letzten Seiten von "Muss ich das gelesen haben?" beendet und auch im entsprechenden Thread ein bisschen was dazu geschrieben.

    Jetzt widme ich mich dann weiter meinem Monatsrundenbuch, dem Roman über Therese von Bayern ("Die Forscherin") von Katharina Innig. Easy-going.

    Hab das also jetzt auch gelesen. :)

    An die Sprache muss man sich tatsächlich erst mal gewöhnen - automatisch kommt einem zunächst ja automatisch der Verdacht der Anbiederung bei Jugendlichen (na gut - aus dem Teenietum ist sie selber ja auch erst seit 10 Jahren raus - für mich kurz, für Menschen in den 20ern u 30ern eine Ewigkeit.. :breitgrins: ). Besser geht es mir damit, wenn ich Teresa Reichls Identität als Poetry Slammerin berücksichtige - dann hab ich "so was" und eine Stimme "im Ohr" und es passt besser, ist wohl doch genuine..

    Man gewöhnt sich also selbst daran, wenn sich Leute "auf Klassiker einen runterholen" *seufz* . Unzählige englische Einwürfe, aber wenn's zu wild wird, merkt sie's selber und relativiert in einer Fußnote.

    Diese Sprache verschwindet meist (so ziemlich..), wenn die Autorin über Texte spricht, die sie berührt haben - und das sind durchaus auch einige der Klassiker. Da ist einfach "eine von uns", die sich für Bücher, allgemein "Literatur" so richtig begeistern kann. Erstaunlich viel hat sie gelesen (klingt jetzt hoffentlich nicht alters-herablassend - ich war wirklich ehrfurchtsvoll..), aber natürlich fehlen ihr durchaus einige Phasen neuerer Romane - dennoch ist ihre Recherche auch hier exemplarisch gut.

    Einer prinzipiell Begeisterten und Fachkompetenten (..und das ist sie zweifellos) glaubt man dann auch, wenn sie den Finger auf wunde Punkte klassischer Werke legt und da differenziert - diesen Teil fand ich sehr interessant. Im Besprechen der Werke "benachteiligter Gruppen" findet man interessante Beispiele - beim Lesen ist mir aber wieder mal aufgefallen, dass ich sehr ausführlich "politisch korrekte Akronyme und Formen" im Lesefluss als extrem störend empfinde: Man kann sicherlich lange darüber diskutieren, warum es unbedingt "Bi_PoC" statt kürzer "PoC" sein muss und man "Sinti und Roma" immer auch gendern muss - und das in für den Normalo undurchblickbarer semantischer Art und Weise: "Sinti*zze und Rom*nja". (Und das kommt dann im entsprechenden Kapitel in jeeedem Satz..). Mir ist halt aufgefallen, dass mein lesendes Auge da jedes Mal "hüpft". (Mangelnde Hirnleistung..??)

    Schön finde ich, dass die Autorin auch online eine Leseliste anbietet, die sie verspricht mit passenden Vorschlägen ständig zu aktualisieren.


    Insgesamt super viele Denkanstöße und konsequentesä "Querdenken" - immer begründet und von der Idee her längst nicht so flippig wie die Sprache (an die man sich iwann auch gewöhnt - ehrlich! ^^). Hier und da werden "zwengs" deutlicherer Darstellung Dinge vielleicht etwas... akzentuiert formuliert/dargestellt - aber eigentlich und im Grunde erschreckend wenig.

    Das "Respektlose" (so werden es Viele eventuell empfinden..) empfand ich persönlich als sehr erfrischend, um Dinge objektiv sehen zu können.

    Wie wär's damit:

    Katharina Innig - Die Forscherin. Prinzessin Therese und der Ruf des Amazonas

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    Nachdem ich auch eine sehr gute nichtfiktionale Biographie über Prinzessin Therese gelesen habe, weiß ich, dass ihre zahlreichen "Reisemitbringsel" in vielen ernsthaften Sammlungen ausgestellt worden sind.

    (Das Buch liegt schon länger bei mir - wär eine Chance, es zu lesen, bevor ich es verTAMKATZeN muss..)