Beiträge von holger2

    01. Goethe: Die Leiden des jungen Werthers (gelesen, Plenzdorf fand ich besser)

    02. Goethe: Die Wahlverwandtschaften

    03. Hoffmann: Die Elixiere des Teufels

    04. Keller: Der grüne Heinrich (gelesen, fand ich damals gut)

    05. Fontane: Frau Jenny Treibel

    06. Fontane: Effi Briest (gelesen, beim zweiten Mal wars besser)

    07. T. Mann: Buddenbrooks (gelesen)

    08. H. Mann: Professor Unrat (gelesen)

    09. Hesse: Unterm Rad (gelesen)

    10. Musil: Die Verwirrungen des Zöglings Törleß

    11. Kafka: Der Proceß (gelesen)

    12. T. Mann: Der Zauberberg (gelesen, da sagen mir sogar noch die Namen was)

    13. Döblin: Berlin Alexanderplatz (gelesen)

    14. Roth: Radetzkymarsch (bin ich gerade dabei)

    15. Seghers: Das siebte Kreuz (gelesen - übrigens das Buch, dass mich zur eigenen Lektüre gebracht hat, also abseits von Schulbuchzeugs, dass man lesen musste)

    16. von Doderer: Die Strudlhofstiege

    17. Koeppen: Tauben im Gras

    18. Grass: Die Blechtrommel (gelesen, ja, immer noch gut, ähnlich in der Richtung empfehle ich seit letztem Jahr Grass' Unkenrufe)

    19. Frisch: Montauk (gelesen, vergessen)

    20. Bernhard: Holzfällen


    Ich finde, das Buch hat ein paar zu viele Fragen offen gelassen, was ich unbefriedigend fand: Wer ist "N", wie ist das Verhältnis zwischen Professor und seiner Schwägerin, wieso hat die Schwägerin die Erzählerin/Haushälterin erst so erbost rausgeworfen und dann einen Monat später wieder eingestellt als ob nichts gewesen wäre? Da hätte ich mir mehr Inhalt gewünscht. Dafür hätte eine bisschen weniger Mathematik auch nicht geschadet, wobei mir auch nicht ganz glaubwürdig erschien, wie intensiv sich die Haushälterin um Zahlentheorie kümmert, und die Begeisterung für die Schönheit der Eulerschen Formel kam nicht gut nachvollziehbar rüber.
    In der Übersetzung sind einige mathematische Dinge nicht richtig (fachsprachengerecht) übertragen worden, sie wurden zu frei übersetzt: Nicht "Die Zahl 24 besitzt die Fakultät 4" (S. 12), sondern 24 ist die Fakultät von 4, die "Zwillings-Primzahlen" (S. 92) sind Primzahl-Zwillinge, Zahlen werden nicht mit anderen Zahlen "erhöht" (S. 179) sondern potenziert; was sollen "Definitionen von Lösungen" (S. 118) sein, eine "Konjektur" ist eine Vermutung, die kinetische Energie wird nicht in Studenkilometern gemessen (S. 134). Ansonsten ist die Übersetzung ganz gut (sprachlich fand ich aber "Hotel Iris" etwas besser) ...


    Bei dem "nichtfachsprachlichen" Übersetzen bedenkt doch: Es schreibt ja alles die Haushälterin auf, die nicht mal im Entferntesten Mathematik studiert hat und dementsprechend auch keine Fachsprache spricht/ beherrscht.

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    Victor Klemperer – Ich will Zeugnis ablegen (1942-1945) [Bd. 2]


    Klemperers Tagebücher zeigen eindringlich die Situation der Juden in Deutschland im 3. Reich. In all ihrer Persönlichkeit sind sie bedrückende Zeugnisse von Angst (vor Denunziation) und Willkür (Gestapo UND spuckende wie pöbelnde Mitbürger). Interessant sind die Beschreibungen der Zwangsarbeit, selten habe ich Monotonie, Tempo, Unerbittlichkeit (von Maschine und Vorarbeiter) und Erschöpfung durch Maschinenarbeit so genau beobachtet gelesen. Wichtig und sehr lesbar sind die zusammengefasste Darstellung der Dresdner Zerstörung und die Flucht durch Bayern am Kriegsende. Unschätzbar und lesenswert aber sind die philologischen Bemerkungen, die in die LTI-Publikation eingeflossen sind: die pervertierte, sich immer mehr verdrehende Sprache der Machthaber und Einwohner.

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    Der Band vereint drei zwischen 1983 und 1994 entstandene Erzählungen, die titelgebende davon ist eine kurze Geschichte aus der Zeit Koreas von der japanischen Besetzung bis zum Koreakrieg. Episodenhaft geschrieben, hat man Wurzeln eines panoramaartigen Romans vor sich. Man könnte traurig sein, dass diese kleinen, zum Teil nur Absätze langen Wurzeln sich nicht entfalten. Andererseits liegt gerade darin der Reiz. Der Erzählungsband ist nicht so gut wie ihr Roman "Vögel", trotzdem aber lesenswert.


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    Oh, die beiden sind schon recht aktuell. Kommt nur drauf an, wie das die Lehrerin/ der Lehrer darstellen kann. Aber das ist sicher eine persönliche Empfindung. Nur würde ich mir halt immer wünschen, dass wenigstens der Wille zu einem literarischen Anspruch da war. OB das dann gelingt, ja, das ist die andere Geschichte. Wenn ich nicht so (positiv) wollen würde, mich "überheblicherweise" mit Seghers und Mann messen zu wollen, dann wäre es keine Literatur. Dann ist das positiv gesehen Feuilleton oder Propaganda oder oder oder.
    Also, in diesem Sinne: ich drücke dir die Daumen. (Ist halt nur meine Idee, dass man sich nicht klein machen sollte.)

    Ich denke nicht, dass es "null Talent" ist. Vielmehr ist es das Schludern, dass die Bücher scheitern lässt. Da wird halt nicht noch mal korrigiert, überlegt ob etwas schon in einem Kapitel vorher gesagt wurde, nicht nachgedacht, ob das schlüssig ist und so weiter. Bei dem von mir übersetzten Büchlein gab es nur die Anweisung der Auftraggeber: Übersetzen Sie bitte. Beim Lesen des Originals dachte ich mir: Oh je!, hätte man doch mal dem Autor jemanden zur Seite gesetzt, der nicht aus der Familie kommt und qua Familienzusammenhalt alles erstmal gut finden "muss"/ "will" bzw. auch "keine Ahnung" und hätte ihm positiv kritisch-korrigierend gesagt: Gut, die Geschichte ist ja schon ganz interessant, aber ich verstehe sie nicht/ schreib sie doch anders, gedrängter, aus einer anderen Perspektive. Und dann wäre für meinen Geschmack schon was rausgekommen was man wirklich hätte verlegen können. Da ich aber nur den Auftrag hatte, was zu übersetzen, na ja...

    Das stimmt. Ich wollte die Beispiele aber anführen, weil mich als Kind immer umtrieb: wie kann man selbst ein Buch "machen". Am Anfang habe ich Bücher geschrieben, dann gabs Kopierer (wow, das sah schon aus wie ein Buch) und klar, selbst wenn es nur "selbstgemacht" ist, denke ich mir, wie einfach ist es heute, wenn man nur seine Gedanken gedruckt sehen will.


    Klassisch gehts natürlich anders. Und bekannt wird man so auch nicht. Ja.


    Ich habe mal mit einer Schriftstellerin, bzw. einer, die es werden wollte, gesprochen und sie schrieb zunächst andere Schriftsteller an und bat um ihre Meinung zu ihren Texten und bekam so einen Platz in einer Literaturzeitschrift. Bis zu einer Buchveröffentlichung ist es allerdings wohl noch nicht gediehen...

    Das interessante daran war ja auch, dass die Autorin selbst ihre Bedenken über eine Publikation geäußert hat, sich, höflich und bescheiden ausnehmend, für zu wenig literarisch berufen fühlte. Aber trotzdem haben die Stimmen "schreib doch dein Buch" so lange gezerrt und gearbeitet, bis sie es dann schließlich getan hat...


    Und andererseits: wenn man zu einem sehr speziellen Thema arbeiten will, hat man oft sowieso keine andere Chance. Ich kenne einen Mann, der einen Katalog für alte Filmprogrammhefte geschrieben hat. Das ist zwar für eine Fangemeinde interessant, die aber ist zumeist sehr sehr klein. Und dementsprechend war da der Copyshop die einzige Möglichkeit. (Und er wird trotzdem "ernst" genommen, es juckt praktisch niemanden, ob das in einem Verlag oder nur so gedruckt wurde)

    Andererseits habe ich es jetzt bei der Übersetzung eines privaten Buches erlebt, dass Leute, die vom Veröffentlichen, vom Lektorat und so weiter null Ahnung haben, einfach über BoD-Einzelexemplare ihr Buch und sei es noch so fehlerhaft, drucken können. Die brauchten dann letztlich gar keinen Verlag, gaben einfach ihre Auflagenhöhe (ich glaube, rund 30 Stück) ein und fertig war das "Buch". Und letztlich kam alles durch den Spruch "Schreib doch ein Buch drüber". Der Spruch sollte verboten werden...

    Ich versuche mich mal in einer Rezension, ich habe diesen Text bereits auf meinem Blog (buecherberge.wordpress.com) veröffentlicht.


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    Sjöwall/ Wahlöö: Der Mann, der sich in Luft auflöste

    Auf den ersten 170, 180 Seiten passiert praktisch nichts. Beck macht Urlaub, wird aber sofort zu einer Vermisstensache gerufen, die ihn nach Budapest führt. Dort angekommen, gibt es wiederum nahezu keinen Anhaltspunkt. Eher zufällig wird er von mehr oder weniger mit dem Opfer bekannten Männern zusammengeschlagen, mit den ungarischen Kollegen zusammen deckt er dann en passant einen kleinen Drogenschmuggel auf und kehrt ohne Ergebnisse heim. Wobei: ohne Resultate nun doch nicht. Denn irgendetwas an dem Verschwinden von Alf Matsson stimmt nicht.


    Die eigentliche Tat ist zwar auch noch interessant (und ist knapp und schnörkellos erzählt), vielmehr aber besticht die Geschichte durch das Herumtappen Becks in Ungarn. Man kann sich zwar an der Sterilität der Beschreibung und der lediglich andeutungsweise vorhandenen Schilderung eines Landes “hinter dem Eisernen Vorhang” stoßen (was wohl an der politischen Ausrichtung des Autorenpaars lag [und andererseits: heute kann sich jeder moralisch hervortun, wer hat 1966 überhaupt was “über die Welt da drüben” geschrieben]), aber gerade in dieser Beschreibung des Nichts liegt die Stärke des Buchs.


    Ein empfehlenswertes Buch.

    Ich fand ihr Tschernobylbuch sehr lesenswert. Vielleicht nicht aus literarischem Blickwinkel, aber weil es mir noch mal gezeigt hat, wie man ein "aktuelles" Problem so langsam aber sicher aus dem Gedächtnis verliert. Ist so ähnlich mit Fukushima. Eigentliche Katastrophen werden schnell von unwichtigen Problemchen überschrieben... Da ist es schon "wichtig" Alexijewitsch auszuzeichnen. Weniger aus literarischen denn mehr aus politischen Gründen.

    Andererseits: wenn du dich für "literarisch nicht so wertvoll" hältst, warum sollte man dann das Buch lesen? Ich denke schon, dass es wichtig wäre, literarischen Anspruch (ob man das hinbekommt, ist immer noch eine andere Sache) und Thema zu kombinieren. Denn zum Thema Exil, Flüchtlinge etc. kann man schon auf einen sehr großen Fundus zurückgreifen, der sowohl relevant als auch literarisch wertvoll ist. Warum sollte ich statt Seghers Transit oder Klaus Manns Vulkan dann einen literarisch mittelmäßigen Flüchtlingsbericht lesen? Wenn ich schon als Deutschlehrer mit diesem Thema und einem Volltext arbeiten will/ möchte usw., dann will ich auch literarisch gut gemachte Texte. Und auch als Schüler würde ich lieber einen literarisch wertvollen Text lesen als einen, der nur inhaltlich gut ist. Sonst kann ich auch Zeitung lesen.

    Oder hoff auf Mundpropaganda. Vielleicht/ sicher gibt es irgendwelche Plattformen, Gruppen etc. wie diese hier für Bücher auch für Lehrer und Lehrinhalte. Einen offenen Lehrer/ eine offene Lehrerin wirst du sicher finden, der dein Buch (eventuell kostenlos) liest und es für gut befindet. Wenn es einer im Unterricht benutzt, denke ich mir, gibt es einen Dominoeffekt. Aber "Sendungsbewusstsein" brauchst du da im positiven Sinne gesehen schon, ich würde mich auf viel Überzeugungsarbeit einstellen.