Beiträge von Bücherkrähe


    Ein Flop ist "Book of Lies" nicht geworden, aber wirklich begeistern konnte mich der Roman auch nicht. Und das obwohl mich der Stil der Autorin wirklich mitgerissen hat. Ich werde sicher noch weitere Romane von ihr lesen.


    Ich könnte mir vorstellen, dass die Gelöscht-Trilogie etwas für dich ist. Mind Games fand ich im Vergleich dazu nämlich auch nicht so stark.


    Ich habe mich aber auch gefragt, warum sie nicht länger im Krankenhaus geblieben ist?


    Ich könnte mir vorstellen, dass die Krankenhäuser alle überbelegt waren von Kriegsheimkehrern, und sie froh waren, wenn sie einige der Kranken wieder zu ihren Familien schicken konnten (In Hamburg war es nach dem Krieg bspw. so, dass du nur in die Stadt zurückkehren konntest, wenn dich jemand wieder aufnahm). Vielleicht haben die Ärzte auch erkannt, dass Isabelles Tuberkulose so weit vorangeschritten war, dass es keine Chance auf Genesung mehr gab und haben sie deswegen entlassen.


    Isabelles Tod im Kreis all ihrer Lieben kommt mir im Nachhinein fast ein wenig übertrieben vor, auf der anderen Seite: es hat einfach gepasst und ich habe geheult wie ein Schlosshund. Ich fand ihren Tod einfach so unfair. But then again... Ich finde die meisten Tode während des Krieges (nicht nur diesen) unfair.

    Frankreich, 1940. Das kleine Städchen Carriveau liegt vom Krieg noch unberührt und idyllisch in einem nicht näher benannten Teil Frankreichs und ist beinahe kitschig schön. Hier in der Nähe wohnt Vianne Rossigniol mit ihrem Mann Antionne und ihrer Tochter Sophie in einem alten Bauernhaus, das seit Jahrhunderten inFamilienbesitz ist. Schließlich holt der Krieg Vianne und ihre kleine Familie doch ein, Antionne wird eingezogen, die Deutschen besetzen Frankreich und auch in dem ruhigen Örtchen wird es zunehmend ungemütlicher. In dieser Zeit zieht Viannes jüngere Schwester Isabelle zu ihr, die von ihrem Vater aus PAris weggeschickt wurde. Während Vianne versucht, ihren Kopf untern zu halten um auch ihre Tochter zu schützen, zumal ein deutscher Offizier bei ihr einquartiert ist, muss sie Isabelle immer wieder ermahnen, ihre Rebellion nicht offen zu tragen. Konflikte zwischen den beiden Schwestern sind vorprogrammiert, denn jede sucht in dieser Situation ihren eigenen Weg, mit der Besatzung umzugehen, doch versteht den Weg der anderen nicht. Schließlich geht Isabellle wieder nach Paris, doch erst nach dem Krieg merken die beiden Schwestern, dasss sie sich gar nicht so unähnlich sind.


    Der Stil, in dem Hannah schreibt, ist so bildhaft, dass er beinahe kitschig wirken könnte, stellte er nicht mit den malerischen Beschreibungen einen deutlichen Kontrast zu den Schrecken, Verunsicherungen und Ängsten der Charaktere unter der Besatzung dar. Schon auf den ersten Seiten zeugt sich dieser Bruch zwischen Szenerie und Situation und transportiert so die Emotionalität, mit der der Kriegsalltag bestritten wurde. Man kann mit den Charakteren dadurch mitfühlen, ihre Wut, ihre Verzweiflung aber auch ihre Angst wird dadurch umso greifbarer.
    Im Zentrum der Geschichte stehen die beiden ungleichen Schwestern Vianne und Isabelle. Während Vianne glücklich verheiratet und Mutter ist, und ein beschauliches Leben auf dem Land führt, fliegt Isabelle von einem Internat nach dem nächsten. Ihre ungestüme, rebellische Ader ist in diesen Zeiten gefährlich, doch ihre Jugend lässt die Konsequenzen entweder nicht erkennen oder nur mit den Achseln zucken. Obwohl beide Charaktere unterschiedliche Wege einschlagen, mit der Besatzung der Deutschen und all ihren Konsequenzen für das Alltagsleben umzugehen, kann man die Entscheidungen beider nachvollziehen, manchmal aber auch den Kopf schütteln. Spannend sind beide Wege, denn beide Schwestern finden Wege, nicht mit den Deutschen konform zu gehen.


    Das Buch ist ein wahrer Rausch zu lesen, nicht nur, was die Beschreibungen und die Sprache angeht, sondern auch die Emotionen, die man fast schon gezwungen ist zu fühlen. Hannah beschreibt in ihrem Buch den alltäglichen Schrecken während des Zweiten Weltkrieges, der sich erst langsam und kaum bemerkbar in das tägliche Leben schlich und es schließlich bestimmte, und auch, wie Freundschaft und Mitgefühl in dieser Zeit immer schwerer gegen die Angst ankamen.
    Das Buch ist eines der Jahreshighlights 2016!


    5ratten


    ACHTUNG: Ab hier kommen Spoiler vor!!


    Obwohl ich das Buch unglaublich genossen habe und es mir Lust auf gehaltvollere Literatur gemacht hat, gibt es dennoch ein paaar Kritikpunkte, die ich an- bzw. Besprechen möchte.


    Insgesamt kann keiner der Kritikpunkte etwas an der Bewertung ändern, denn was ich vor der Spoilerwarnung schrieb gilt auch nach der Spoilerwarnung: Das Buch ist eines der Jahreshighlights 2016!


    [quote author=schlumeline link=topic=42600.msg931315#msg931315]


    Ich denke einfach Vianne musste raus aus ihren Erinnerungen, sonst hätte sie mit dem Kind und mit den Erinnerungen nicht leben können. Und ich glaube auch Sophie und Viannes Mann war das ganz recht. Aber vielleicht haben sie auch versucht Ari/Daniel ausfindig zu machen. Das wird zwar auch nicht erwähnt, aber es war mein erster Gedanke. Er wurde doch nach Amerika gebracht, oder? Allerdings sieht sie ihn ja dann erst in Paris wieder.


    Mein Verdacht geht in eine andere Richtung. Vianne hatte während der Besetzungszeit zwei Nazis in ihrem Haus einquartiert und bekam kurz nach Ende des Krieges ein Baby. Sehr wahrscheinlich wurde sie als Kollaborateurin behandelt. Da sie außer Sophie und Antoine keine weitere Familie mehr in Frankreich hatte und das Haus mit vielen schlechten Erinnerungen verknüpft war, wird sie letztendlich in Frankreich nichts mehr gehalten haben.
    [/quote]


    Oh, das ist ein guter Gedankengang, daran hatte ich gar nicht gedacht.


    Ich hatte es die meiste Zeit über vermutet, aber ganz sicher war ich mir zwischendurch aufgrund des Namens vom Sohn nicht ;-). Das ist eine gute Frage, ich glaube gar nicht unbedingt, dass sie den im Lager überhaupt noch gehabt hat? Die meisten persönlichen Gegenstände, wenn man denn welche dabei hatte, wurden sicher beschlagnahmt? Aber wie er in Viannes Hände gekommen ist, kann ich nicht sagen.


    Es ist eins der wenigen Logiklöcher in diesem Roman. Rachel hatte auch innerhalb weniger Stunden gefälschte Papiere und ich konnte mir nicht erklären woher.
    Im KZ wurde alles beschlagnahmt, was man hatte, und entweder nach Deutschland geschickt oder vernichtet. Da sie ihre Papiere in Frankreich zurückbekommen hatte, müssten sie eigentlich verloren gegangen sein. Oder hat sie die Vianne zugesteckt, als sie kurz vor ihrer Deportation auftauchte? Habe ich da vielleicht etwas überlesen? :gruebel:



    Vielleicht, weil sie Zeit und die damit verbundenen Erinnerungen vergessen wollte? Bei mir hat auch nur meine eine Großmutter wirklich viel über den Krieg erzählt.. bei meinem Großvater väterlicherseits weiß ich nichts.. und bei den anderen beiden nur sehr wenig. Sie haben alle sehr schmerzhafte Verluste in der Zeit erlitten und mindestens ein Familienmitglied ist verstorben.


    Es haben unfassbar viele nach dem Krieg geschwiegen, sowohl die Deutschen als auch die Überlebenden der besetzten Länder. Als ich einmal zu einem Kunstaustausch in Israel war, verbrachte ich eine Nacht bei einer israelischen Gastfamilie. Die Eltern meiner Freundin haben mir erzählt, dass nur ein Großvater von seiner Zeit während des Krieges erzählt hat, und das auch nur sehr selten, sehr wenig und eher widerwillig. In meiner Familie war es ähnlich. Meine Oma und meine Großtante haben wenn überhaupt aus der Nachrkriegszeit erzählt, den Krieg wollten sie nur vergessen. Mein Opa war da ganz anders. Er hat mir immer viel berichtet, sowohl aus seiner Jugend unter den Nazis, als auch von seiner Zeit in russischer Kriegsgefangenschaft. Er war der Meinung, die nächsten Generationen müssen wissen, was passiert ist, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.



    Dass Vianne ihre Schwangerschaft so gut wegsteckt... Davor ziehe ich wirklich den Hut! Ich hätte es ihr nicht verdenken können, wenn sie dieses Kind nicht im Entferntesten annehmen hätte können. Sie hat wirklich ein großes Herz, mit dem sie dieses ungeborene Baby trotz aller Erinnerungen, die sie zumindest unterbewusst mit ihm verbindet, so annehmen kann! Ebenso wie Antoine, bei dem ich mir mehr als sicher bin, dass er weiß, dass Julien nicht sein leiblicher Sohn ist.


    Ich bin mir ziemlich sicher, dass er bescheid weiß, vor allem beim Ende von Kapitel 35 (ist noch Abschnitt 7). Er ist nicht blöd, und er kennt Vianne genau. Ich denke aber auch, dass es seine Art war, damit umzugehen, die Vianne geholfen hat, das Kind anzunehmen und wieder glücklich zu werden.

    Ich bin auch durch und ich bin noch völlig sprachlos. Da sind einfach zu viele Gefühle in mir drin und ich kann die noch gar nicht richtig sortieren...


    Dass Ari/Daniel abgeholt wird, finde ich grausam. Ich kann den Ansatz der beiden Männer verstehen und damals war es mit Kinderpsychologie auch noch nicht weit her. Aber ich habe mich schon gefragt, wieviel so eine Kinderseele aushalten kann, vor allem, weil der Kleine ja zwei Mal seine Familie verliert. Umso schöner finde ich es, dass er und Vianne sich in Paris wiedersehen.


    Ich hatte mich so gefreut, dass Isabelle die Befreiung ihres Lagers erlebt und hatte gehofft, dass sie wieder gesund wird. Als sie in Paris im Krankenhaus aber immer noch Fieber hat, war mir fast klar, dass sie es nicht schaffen wird. Trotzdem. Als Vianne im Rückblick von der Szeneerzählt, in der Isabelle in Gaetens Arme fällt und er ihr endlich auch seine Liebe gesteht, nur, damit sie endgültig vom Leben loslässt...ich habe Rotz und Wasser geheult. Es hat mir das Herz gebrochen. Es war nicht das erste Mal in diesem Buch, aber vermutlich das schmerzhafteste. Isabelle hat ihre Jugend damit verbracht, für ihre Ideale einzustehen und zu kämpfen. Ich hätte ihr so gewünscht, dass sie neben der "heimlichen" Liebe und Liebe in schnellen Momenten auch endlich mehr Zeit und Frieden mit Gaeten verbringen kann. Es ist einfach so unfair. Und leider auch so realistisch, denn auch nach der Befreiung der Lager sind noch unglaublich viele an den Folgen gestorben.


    Was mich allerdings freut ist, dass Vianne ihren Sohn so sehr liebt und lieben konnte, und dass die beiden ein so tolles Verhältnis haben. Antoinne konnte ihm ein Vater sein, und die Familie hat in den Staaten neu angefangen.


    Dieses Buch hat mich mehr mitgenommen als jedes andere Buch, das ich dieses Jahr gelesen habe. Kennt ihr das, wenn ihr nach dem Lesen emotional erschöpft seid und euch innen drin etwas wund fühlt von all dem Fühlen? So geht es mir gerade.
    Ich glaube, ich brauche jetzt dringend einen Schnaps!

    Bei diesem Abschnitt wurde mir schlecht. Ich bin der Autorin sehr dankbar, dass die Viannes Vergewaltigungen nicht ausdetailliert hat, ich habe in der Regel ernste Probleme mit solchen Szenen. Dass Vianne auch noch schwanger wird...die Arme. Ich kann - und will - mir gar nicht vorstellen, wie sie sich damit fühlt. Vor allem, als Antoine endlich nach Hause kommt. Ich denke auch, er weiß dass es nicht seins ist, wie es zustande gekommen ist, und Vianne weiß, dass er es weiß. Ich finde es bewundernswert, wie die beiden damit umgehen wollen, denn es zeigt vor allem, dass, egal wie sehr der Krieg beide gezeichnet hat, sie lieben sich.


    Aber zurück zu dem Mann, dem ich die Pest an den Hals wünsche, Cholera, Tuberkulose und langsam verlaufendes Ebola. von Richter. Ein Naziarschloch wie er im Buche steht, und leider gab es damals zuviele von denen. Menschen üben gerne Macht aus, wenn sie sie erstmal haben, und hier kommt noch eine ungesunde Portion Sadismus hinzu. Schrecklich. Aber schon im letzten Abschnitt hat man gemerkt, dass er ein ganz anderes Kaliber ist als Beck, schon als er Viannes Haus betrat.



    Ich würde einem Menschen normal nie etwas böses wünschen, aber jemand der eine Frau so behandelt, nur um ihr zu beweisen, dass er es einfach ungeahndet machen kann, dem wünsche ich wirklich, dass er selbst mal in eine solche Lage kommt. Klingt schrecklich, ist aber meine Meinung.


    Oh, bei Vergewaltigern und Kinderschändern bin ich da allgemein wenig zimperlich. Dann ist er noch ein Nazi...wäre ich Königin der Hölle, solche Menschen wären Stammkunden in meinen Folterkammern (welcher Film war das noch, in dem Hitler jeden Tag eine Ananas in den Po bekommt?).



    Was für ein Mensch tut sowas??


    Zuviele, und es ist ja nicht so, als würde es solche Menschen heute nicht mehr geben...



    Als Viannes und Isabelles Vater bei Vianne auftaucht, wusste ich sofort, was er plant. Vielleicht dachte er, dass seine Tochter wieder freigelassen, auf jeden Fall aber am Leben gelassen wird.
    Ich glaube, dass Isabelle Vianne gesehen hat, die ihr helfen wollte, hat ihr noch ein bisschen...Frieden? mit auf den Weg gegeben.

    Kristin Hannah bricht mir immer wieder das Herz.
    Als Sarah angeschossen und schließlich in den Armen von Vianne und Rachel stirbt, habe ich Rotz und Wasser geheult. Es sah doch alles so gut aus. Dass Rachel ihr Versteck so schnell verlässt war vielleicht unvorsichtig, aber nach dem Schock aus der Nacht...und dann wird sie doch noch deportiert.
    Ich bin von Viannes Wandlung einerseits überrascht, auf der anderen Seite ist auch bei ihr ein Punkt erreicht worden, an dem sie nicht mehr ignorieren kann, was passiert. Während Isa bei der Resistance arbeitet und inzwischen dringed gesucht wird (sie ist tatsächlich die Heldin geworden, die sie immer sein wollte), rebelliert Vianne auf niedrigerer Ebene, wenn man so will. Ihr Leben setzen beide auf's Spiel.




    Wie schrecklich! Nun warnt Beck die zwei Frauen und dann geht alles doch irgendwie schief. Das tote Mädchen, dann die Verhaftung von Rachel und nun ist Ari ganz alleine und wird zu Daniel. Ich hoffe, er verplappert sich wirklich nicht irgendwann.


    Das hoffe ich auch. Sehr. Beck hat auch sein Leben riskiert, indem er falsche Papiere besorgte.


    Überhaupt Beck. Ich muss gestehen, dass ich ihm inzwischen immer mehr vertraue. Er setzt mehrfach sein eigenes Leben auf's Spiel (Stichwort Papiere oder die Warnung), um Vianne einen Gefallen zu tun oder sie in Sicherheit zu wiegen. Das muss er nicht tun.
    Auch dass er und Vianne sich näher kommen ist nicht verwunderlich. Und ehrlich gesagt



    Der nächtliche Fluchtversuch war so unvorbereitet und planlos, das konnte nicht gutgehen. Aber wie schrecklich muss es sein, nur ein paar Kilometer von der Grenze entfernt zu leben, nur auf der falschen Seite? Andererseits, wären Rachel und ihre Kinder in der Freien Zone wirklich sicher gewesen? Ich hab die französische Geschichte nicht mehr genau genug im Kopf...


    Naja, soweit ich weiß wurden immerhin keine Juden deportiert, soweit ich weiß. Wäre immerhin ein Vorteil gewesen...


    Isabelle ist inzwischen "erwachsen" geworden, wenn man so will, ohne ihren Dickschädel und ihre Neugier zu verlieren. Sie kann einfach nicht glauben, was gerade mit den Juden passiert, und ich habe mir fast die Finger abgebissen, weil ich dachte, sie wird jetzt auch verhaftet. Ich befürchte auch, dass sie noch von jemandem verraten wird, vielleicht von Gaeten oder Henri. Ich hoffe, dass es nicht passiert, aber ich warte immer noch auf den ganz großen Knall.

    In diesem Zusammenhang des Romans vielleicht schon. Aber ich muss gestehen, dass ich die Psychologie der Täter und Mitläufer noch immer hochinteressant finde.
    Gerade dann, wenn sie eben nicht eindimensional dargestellt werden.


    Erst vor wenigen Tagen habe ich eine beeindruckende Dokumentation über Babyn Jar gesehen, die gezeigt hat, dass die Männer, die im "Schichtbetrieb" innerhalb von zwei Tagen fast 34.000 Menschen erschossen haben, auf Heimaturlaub ganz normale Ehemänner und liebende Väter waren. Dass diese Massenmörder auch nach Jahren und Jahrzehnten nie ein Schuldgeständnis von sich gegeben haben. Nahezu unglaublich, dass unschuldige Zeitzeugen ihr Leben lang von dem Gesehenen verfolgt werden, während die Männer, die Frauen, Kinder und Männer fließbandartig in den Kopf geschossen haben, nicht von ihren eigenen Taten verfolgt werden.


    Weißt du noch, auf welchem Sender die lief? Die würde ich mir gerne angucken...


    Empfindest Du das so?
    Für mich ist nicht klar, wie sich Vianne entwickeln wird. Bei Isabelle scheint es deutlicher zu sein, aber auch bei ihr bin ich mir nicht sicher, ob sie standhalten könnte, wenn sie beispielsweise auffliegt.


    Ich finde nicht, dass sie auf dem Silbertablett präsentiert werden, zumal ich mir nicht ausmalen kann, wie sich in den nächten vier Jahren unter deutscher Besatzung weiter verhalten werden...

    Ich finde Hauptmann Beck immer unsympathischer. Kaum ist Isabelle aus dem Haus, schleimt er sich weiter bei Vianne ein. Er will nicht wissen, wofür die Liste gedacht war? Sorry, es ist 1940/41, da war in Deutschland schon längst klar, was mit Juden und Kommunisten passiert. Und er weist sie ja auch darauf hin, dass Vianne Rachel vergessen hat. Also bitte. Ich traue ihm keinen Meter weit, er ist mir einfach zu nett.


    Isabelle benimmt sich nach wie vor wie ein typischer Teenager, und manchmal möchte ich sie einfach schütteln. Sie denkt immer noch, ihr Handeln wird keine Konsequenzen nach sich ziehen, und ich befürchte, dass sie damit noch richtig auf die Nase fallen wird.
    Vielleicht ist sie die alte Dame? Ich bin mir fast sicher, dass es nicht Vianne sein kann, weil sie so viele Fehlgeburten hatte und nur Sophie am Leben blieb...


    Vianne hat im Gegensatz zu Isabelle inzwischen begriffen, dass alles Konsequenzen hat. Hoffe ich. Deswegen habe ich mich erst gewundert, dass sie den Fisch annahm, aber auf der anderen Seite: sie hat Hunger, ihre Tochter bestimmt noch viel mehr, und da ist es nur menschlich. Dass Beck da jetzt einen auf Herr im Haus macht finde völlig daneben. Aber er ist ja auch Besatzungsmachtund kann Vianne jederzeit aus dem Haus werfen...



    Ich hoffe, dass es nicht zu großen Problemen kommt. Allerdings wird der Vater schon vermuten, dass Isabelle etwas im Schilde führt. Er kennt ja seine Tochter ganz genau. Ich frage mich, ob er nun wirklich resigniert hat, weil er für die Deutschen arbeitet (worüber Isabelle sich natürlich aufregt) oder ob diese Arbeit nicht Mittel zum Zweck ist. Ich könnte mir ja auch vorstellen, dass der Vater selbst auf der Seite der Rebellen steht und die Kontakte zu den Deutschen nur Mittel zum Zweck sind.


    Ich glaube nicht, dass der Vater Isabelle wirklich kennt. Er kennt sie als verbockt und rebellisch, aber da hört das mit dem "Kennen" auch schon auf. Ich war aber auch sofort am Überlegen, ob er der Resistance angehört, nicht nur wegen seiner Vergangenheit mit den Deutschen. Ich bin gespannt, ob wir da Recht haben, oder ob er zu den Collaborateuren gehört (was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann).

    Isabelle hat es mit anderen Flüchtlingen nach Carriveau geschafft, in einer Horde Menschen, die auf ihrem Weg alles Essbare vertilgt und alles "zerstörte", was auf ihrem Wegliegt. Ich hatte in der Szene Angst, dass sie doch ins Haus kommen und Vianne und Sophie etwas tun. Die Situation der Flüchtlinge ist krass, trotzdem hatte ich vor allem Angst um die beiden, und fragte mich hinterher, wovon sie nun leben/essen sollten, wo doch der Garten zerstört war.
    Isabelle kommt nur schwer damit zurecht, von Gaeton verlassen worden zu sein, ist von den Ereignissen der Flucht noch völlig schockiert, und sie will eigentlich auch nicht bei ihrer Schwester sein, die sie nicht versteht, ihr vorschriften macht und fast schon einsperrt.


    Die Kapitulation Frankreichs nehmen Vianne und Isa unterschiedlich auf. Vianne ist etwas zu naiv, dass alles gut werden wird, obwohl sie angeblich weiß, wie brutal die Deutschen sein können. Isabelle ist naiv auf eine andere Weise: Sie unterschätzt die Deutschen, den Krieg und was er an Konsequenzen mitbringt. Sie will sich bspw. aus der Affäre reden, sollte sie mit ihren Blättern erwischt werden. Ich halte das für sehr gefährlich.



    aber es scheint auch für mich so, dass sie mit Hauptmann Beck wirklich Glück gehabt haben. Er scheint nichts Böses im Schilde zu führen. Aber hier wird dann eben nicht mehr auf die einzelne Person sondern nur noch auf ein gesamtes Feinbild geblickt. Verständlich.


    Übrigend traue ich dem Beck keinen Meter weit. Er benimmt sich zwar sehr zuvorkommend und höflich, doch ich kann mir nicht helfen und denke immer an Daniel Brühl in Inglorious Basterds. Auch immer total nett - und wenn er nicht bekommt, was er will, wird er brutal. Ich denke, Vianne wird auf die ein oder andere Weise gezwungen sein, irgendwann doch das Bett mit ihm zu teilen. Ich meine, sie hatte ja schon keine Wahl bei seiner Aufnahme in ihr Haus, und wer weiß, was noch alles kommt.


    Dem Hauptmann traue ich noch nicht so recht über den Weg. Klar, waren nicht alle deutschen Offiziere Monster. Aber wer so einen Posten erreicht hatte, der musste dafür schon auch dem Regime korrekt gedient haben - und das verheißt nicht unbedingt nur Gutes.


    Soweit ich das erinnere, ist er doch in der Wehrmacht, oder? Die war anders strukturiert als bspw. die SS. Zwar haben die auch zusammengearbeitet, vor allem im Osten, aber er kann seinen Posten schon vor dem Krieg bekommen haben. Und soweit ich weiß, ist Hauptmann jetzt nicht der superhohe Rang...

    Ich bin sofort in die Story eingetaucht. Mir gefällt Kristin Hannahs Stil inzwischen sehr, auch wenn ich die ersten paar Seiten ein paar Probleme hatte. Für meinen Geschmack wurde alles ein bisschen zu detailliert beschrieben, aber irgendwann merkte ich, dass es unglaublich zu den einzelnen Situationen beiträgt.


    Der Frieden in Viannes Tal unglaublich, vor allem im Kontrast zu dem, was auf sie zukommt und in anderen Teilen Europas schon tobt. Als sie sich von Antoine verabschieden musste, habe ich im Zug geheult. Das Verhältnis der beiden und zu ihrer Tochter wird so liebevoll beschrieben, nur, damit sie auseinandergerissen werden. Ich habe zum 2. Weltkrieg schon zig Bücher gelesen und noch mehr Dokumentationen geguckt, ich kenne die Bilder und nüchternen Fakten. Durch diese Beschreibungen wird das alles noch viel emotionaler.
    Als Charakter bin ich gespannt, wie Vianne sich noch entwickelt, denn bisher bin ich noch nicht ganz überzeugt von ihr. Vielleicht liegt es daran, wie sie ihre kleine Schwester behandelt hat, vielleicht liegt es daran, dass sie neben ihrer Schwester etwas verblasst...


    Isabelle dagegen finde ich großartig. Sie ist (noch) etwas rebellisch und will sich nicht in das gängige Rollenbild der Frau von damals fügen. Sie will etwas bewegen, auch im Krieg, und sucht sich dementsprechend auch Vorbilder. Dass die Gaet so einfach traut finde ich etwas naiv, auch wenn er ihr Essen abgegeben hat. Die Fluchtszenen fand ich sehr eindringlich. Für viele Einwohner unerwartet wird Paris bombardiert und sie verlassen mit allem, was sie irgendwie tragen können, die Stadt. Das Elend, die Angst und auch die Panik beschreibt Hannah unglaublich gut. Gerade bei den Szenen noch in der Stadt musste ich mich unwillkürlich fragen, wie viele Kinder in dem Gedränge ihre Familie verloren haben oder - wie Isabelle selbst fürchtet - vielleicht sogar niedergetrampelt wurden.


    Ich bin gespannt, wie es jetzt in der Kirche weitergeht.