Beiträge von gagamaus

    Das stimmt - das emfinde ich bei Serien und Filmen auch immer so. Dort schaffen es gute Nebenfiguren ja manchmal sogar eine eigene Serie, ein Spin-off, zu bekommen ...

    Da kann ich Kritty nur lauthals zustimmen. Am besten gefallen mir die Bücher, bei denen auch die Nebenfiguren stark und präsent sind. Egal ob gut oder schlecht, nett oder garstig. So einer wie Max ist tatsächlich einer, über den ich sofort ein Spin-off lesen würde. Und der dem "Love-interest" problemlos den Rang abläuft. :D

    Nichts zu danken, liebe Claire. Ich denke die Runden mit Dir sind für alle Beteiligten eine Bereicherung und ich freue mich jedes Mal, wenn wir uns hier im Forum treffen. Also bitte ein schönes neues Thema aussuchen und fleißig schreiben. :*

    Ich sehne mich nach solchen Darlegungen sehr. Nicht, weil ich gerne das Bild dieser Zeit unscharf und weniger schlimm haben möchte, sondern weil ich fest daran glaube, dass es solche Einzelfälle gegeben haben muss.

    Genau das meine ich auch. Lange Zeit hat man ja nur gehört, was "wir" Deutschen alles Schlimmes getan haben. Erst im Laufe der Zeit gab es auch Berichte über Menschen, die geholfen haben und einfach ihrem Herzen und Hirn gefolgt sind und nicht den Parolen und Befehlen. Ja, ich bin auch froh, dass ich das nicht erleben musste und hoffe sehr, dass das auch so bleibt - auch für unsere Kinder und Kindeskinder. Ich finde, man sollte oft und viel über die vergangenen Zeiten lesen und versuchen, daraus etwas zu "lernen", soweit das möglich ist.

    Der Titel "Kinder ihrer Zeit" spiegelt sehr gut wieder, welches der Dreh- und Angelpunkt des neuen Buches von Claire Winter ist. Nämlich Zwillingsmädchen, die in den Wirren des Kriegsendes 1945 auseinandergerissen werden und die unterschiedlicher nicht aufwachsen könnten, bevor sie sich als junge Frauen wiedertreffen. Den Rahmen bildet die Trennung des Deutschen Reiches in die BRD und die DDR und die ersten Jahre bis zum Bau der Mauer quer durch Berlin.


    Zu den Stärken der Autorin gehört sicherlich, dass man sofort eine enge Verbindung als Leserin zu den Hauptdarstellern spürt. Schnell hat man Emma und Alice ins Herz geschlossen, ist traurig, dass die beiden sich durch die einrückenden Russen in Ostpreußen aus den Augen verlieren, ja, schlimmer noch, glauben, die jeweils andere wäre gestorben. Während Emma mit der Mutter im Westen Berlins landet und dort behütet aufwächst, wird Alice von einem russischen Soldaten gerettet und lebt in einem Waisenhaus der DDR bis sie volljährig in eine kleine Wohnung ziehen kann. Die Schwestern sind tatsächlich Kinder ihrer Zeit und vor allem Kinder ihres Umfeldes, in dem sie aufwachsen. So sind beide in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen verwurzelt und haben einen festen Glauben daran, im jeweils besseren Staat zu leben.


    Irgendwann wird Alice durch einen Zufall klar, dass ihre Schwester nicht gestorben ist, sondern tatsächlich im Westen lebt. Und da es vor dem Mauerbau einige Jahre noch möglich war, reist sie nach Westberlin und findet dort Emma. Die anfängliche Euphorie über die Wiedervereinigung weicht der Erkenntnis, dass inzwischen so einiges die beiden Zwillinge trennt und sie ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Leben entwickelt haben. Es ist also bei weitem nicht alles eitel Sonnenschein.


    Faszinierend ist, wie die politischen Gegebenheiten und der Machtkampf der Ost- und Westregierung das Leben der Schwestern beeinflussen und mit ihren Wünschen und Träumen aber auch mit dem Schicksal ihrer Freunde verstrickt sind. Dabei befinden wir uns phasenweise mitten drin im Geflecht feindlicher Spionageorganisationen, erfahren über die Pläne der DDR, sich auch Westberlin einzuverleiben oder im Ernstfall total gegen den Westen abzuriegeln, und die Wünsche der BRD, dass ein friedliches Nebeneinander auch die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung sein könnte. Und die Russen und die Amerikaner wollen unbedingt auch noch ein Wörtchen mitreden. Mit allen Mitteln. Claire Winter schafft es mühelos auf verschiedenen Ebenen die Leserinnen zu fesseln. Emma hofft auf ein Glück mit einem ostdeutschen Wissenschaftler, Alice schwankt zwischen der Liebe zu ihrer Schwester und dem Pflichtbewusstsein für die DDR-Regierung, welche sie immer mehr unter Druck setzt, ihre Treue für ihr Land auch zu beweisen. Die Lage spitzt sich mehr und mehr zu und der Leser weiß, dass der tatsächliche Mauerbau alles zunichte machen und die Schwestern für viele Jahrzehnte wieder trennen könnte.


    Ich bin rundrum begeistert von "Kinder der Zeit". Die Geschichte ist wahnsinnig spannend und dabei so voll von den kleinen und großen historischen Infos, die ich an einem guten historischen Roman so schätze. Dieses Mal bleibt die Autorin Schritt für Schritt an der Seite ihrer Protagonistinnen und führt uns ohne Rückblicke durch die ersten Jahre der DDR. Das war genau nach meinem Geschmack und ich habe am Ende ziemlich mitgefiebert, ob alles gut ausgeht.


    Mein Fazit: Ich finde, Claire Winter hat sich mal wieder selbst übertroffen. Für mich gehört sie zur Riege der deutschen Autorinnen, deren Bücher man lesen muss, wenn man sich für die Vergangenheit interssiert und dabei dennoch auch eine unterhaltsame und bewegende Geschichte lesen möchte. Als besonderes Zuckerl durfte ich das Buch in einer Leserunde mit der Autorin genießen und habe noch viel mehr Hintergrundfakten und Rechercheergebnisse erfahren. Ein Jahreshighlight für mich. Vielen Dank dafür.


    5ratten:tipp:

    Ich glaube das ist so ein Generationsding. Mein Mann und ich sind sehr kontaktfreudig und machen keine Unterschiede. Aber uns ist es auch schon so einige Male aufgefallen, wie manche immernoch Distanz zu Menschen aus den alten Bundesländern halten. Wie so eine eingeschworene Gemeinschaft. Wirklich schade.

    Wobei ich denke, dass es dieses Ost-West-Ding in irgendeiner Form schon immer gab. Früher war es vor allem das Nord-Süd-Ding. Die Preußen und die Bayern mochte sich doch ewig nicht und so etwas ist in jeder Kultur zu finden. Auch in Österreich mögen z.B. viele die Wiener nicht oder es gibt andere Landstriche, die sich nicht immer schätzen. Der Mensch ist einfach ein Rudeltier. Und jedes andere Rudel wird erst mal schräg beäugt. ^^

    Mir fällt dazu übrigens gerade ein, dass es von Hitler auch den Befehl gab, die Stadt Paris im letzten Moment noch komplett zu zerstören und dass sich der deutsche Kommandant, General von Choltitz diesem Befehl glücklicherweise widersetzt hat. Das hat mich immer beeindruckt.

    Darüber habe ich erst kürzlich gelesen.

    Ich finde, man sollte solche positiven Handlungen von deutschen Soldaten viel mehr kommunizieren. Es kann nicht schaden, auch solche Beispiele zu haben, wie man sich verhalten sollte.

    Also ich bin da nicht unbedarft, ich zähle mich zu den "jungen Leuten".

    Das sollte nicht negativ rüber kommen. Eigentlich ist es ja schön, wenn man noch keine schlimmen Dinge erlebt hat und noch an das Gute in der Welt glauben kann. Junge Menschen - ich sehe das an meinen Söhnen auch - fühlen sich unverwundbar. Ein tolles Gefühl und ich will ihnen das auch gar nicht nehmen. :)

    Also, in der BRD war es so, dass eine uneheliche Mutter keine juristischen Entscheidungen für ihr Kind fällen konnte, weil das Kind einer Amtsvormundschaft des Jugendamts unterstellt wurde. Hatte das Kind zum Beispiel ein Sparbuch, musste die Mutter diese dem Amtsvormund aushändigen etc. Hintergrund war wohl die Überzeugung, dass es einer Frau, die unehelich schwanger wurde, nicht zuzutrauen war, dass sie fähig sei, Entscheidungen für ein Kind in moralisch richtiger Weise allein zu fällen. Es war damals übrigens auch so, dass ein uneheliches Kind als nicht verwandt mit dem leiblichen Vater galt. Erst 1970 gab es eine Reform dieses Unehelichen-Rechts. Unglaublich, oder?

    Wirklich unglaublich. Aber muss man nicht heute auch die Vaterschaft anerkennen? Ich glaube, das ist aus rechtlicher Sicht immer noch so.

    Ich war total bestürzt, dass nun nahezu alle bis auf Max bei einem Geheimdienst sind

    Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass hier so viel Spionage vorkam. Aber ich fand, es passte gut. Einzig das Feuergefecht zwischen Markov und Sergej das war schon ziemlich viel Showdown-Feeling. 8) Aber immerhin hat Sergej hier wirklich Stellung bezogen und gezeigt, was in ihm steckte. Für Alice war es sicherlich dadurch noch schwerer den Verlust zu ertragen.

    Der Plot und das Romanende sind wirklich fulminant und gingen mir sehr zu Herzen: Genau zum Zeitpunkt des Mauerbaus, des Ausrollens von Stacheldraht und Grenzsperrungen tauschen die Schwestern die Rollen, um Lisa zu holen: Einen besseren Zeitpunkt hätte es nicht geben können (Sarkasmus aus)

    Das war ja wirklich auf die Spitze getrieben mit der Dramatik. :bang: Ich fand es Klasse, dass man hier nochmal lesen konnte, wie es wirklich war an diesem Tag. Mittendrin waren wir. Toll gemacht, liebe Claire.



    Julius möchte Haushofer helfen,

    Das fand ich auch sehr versöhnlich, das Haushofer wohl ausgetauscht wird. Da war Julius' Einsatz nicht umsonst.

    Gestern Abend habe ich die letzten 50 Seiten gelesen. Oder besser inhaliert, weil es so dramatisch war. Beim Lesen hatte ich ja alle möglichen Befürchtungen. Dass jemand von der Stasi verhaftet wird, dass Emma nicht mehr raus kommt, dass die Tochter von Alice zurückbleiben muss, dass Markov allen noch einen Strich durch die Rechnung macht. Ich hab immer nur im Hinterkopf gedacht: Nein, so was tut Claire uns nicht an. 8o Nein, das geht einfach nicht.


    Das Ende war sehr spannend und hatte genau die richtige Dosis glückliche Momente.


    Emma und Julius haben sich wieder. Das er da mit Waffe in Wien vor der Hoteltüre stand, das war schon ein Schock für Emma. Aber endlich kann alles gesagt, alles geklärt werden. Und dann ist es nur noch ein ganz kleiner Schritt dazu, dass sie sich ihre Liebe gestehen. Nein, das war gar nicht kitschig und sehr schön. :love:


    Mein Highlight war ja Max mit seiner kleinen Tochter. Da ist mir das Herz übergegangen, wie er sie sofort um den Finger wickelt. Gut finde ich, dass offen gelassen wird, ober er und Alice doch noch zusammen kommen. Ich weiß nicht, ob ich mir das wünsche. Aber auf jeden Fall wünsche ich Max eine tolle Frau die ihn mit Haut und Haaren glücklich macht. Und bis dahin hat er ja erst mal ein kleines Mädel. Ich frage mich, ob es besser wäre, wenn Alice Berlin verlässt? Sie ist ja doch in den Stasiakten als Informantin. Oder war nur bei den Russen? Auf jeden Fall könnte ich mir denken, dass sie nicht so ganz sicher sein könnte.


    Im Nachwort erwähnst Du, wie sehr Dich das Schicksal der Wolfskinder berührt hat, liebe Claire. Könnte das ein neues Thema für Dich werden? Ich erwähne es auch noch mal, dass ich es sehr genossen habe, dass wir in einer Zeitlinie geblieben sind. Ich fand diese Geschichte war auch deshalb so intensiv, weil sie sich Schritt für Schritt entwickelt hat ohne Ausblicke in die Zukunft. ;)

    Wenn ich zu denen keinen Zugang habe, dann gefällt mir auch meist das Buch nicht so.

    Mir geht es auch so. Wobei die Figuren nicht lieb und nett sein müssen - oder so gut wie Max. Ich hatte auch schon jede Menge Antihelden die fies oder egoistisch waren und die ich trotzdem mochte. Und ich "mag" sogar die Bösewichte, solange sie nur "gut gemacht" sind. Also Markow ist schon furchterregend. :anbet:

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    Ihr Lieben,


    es ist zwar noch eine Weile hin, aber Susanne Goga und ich haben für ihr neues Buch "Das Geheimnis der Themse" eine Leserunde angedacht. Für alle Fans von "Der verbotene Fluss" sei gesagt, es ist eine Fortsetzung. :freu: Mit Charlotte und Tom. Aber sicherlich können auch Quereinsteiger das Buch gut lesen - wie alle Bücher von Susanne. Wer hätte denn Lust mitzumachen? Den Starttermin haben wir noch nicht genau festgelegt, weil wir ja noch etwas Zeit haben. Es erscheint am 8. Februar 2021.


    Aber Vorfreude ist doch auch schön, deshalb wollte ich es hier schon mal kommunizieren.

    Wir bekommen ein paar Freiexemplare gestellt. Bitte gebt an, wofür ihr euch bewerbt. TB oder ebook (mit Format). ;)


    Leserundenstart: 12.02.21


    Heimfinderin

    odenwaldcollies

    Tiara

    nicigirl85

    nirak

    Kessi69

    Sagota

    ysa




    Vielleicht hat von Euch ja jemand Interesse.


    Liebe Grüße

    Claudia


    Teilnehmerliste

    gagamaus (Taschenbuch) 12.2. okay

    Valentine (Taschenbuch) 12.2. okay

    odenwaldcollies

    nirak (Format egal)

    nicigirl85 (Taschenbuch) 12.2.okay

    buchregal123 (Taschenbuch) 12.2. okay

    Das es hier um Menschen ging und diese mit dramatischen Repressalien rechnen konnten, musste ihr aber schon klar sein. Das hat sie wohl verdrängt.

    Ja, in gewisser Weise hat sie schon völlig verdrängt, was ihre Tat zur Folge haben könnte, umso bitterer ist auch später diese Erkenntnis für sie. Ich glaube übrigens, dass wahrscheinlich viele Menschen, die in der Realität als Informanten gearbeitet haben, mit Verdrängung gearbeitet haben.

    Wahrscheinlich nicht nur die sondern allgemein viele Bürger der DDR. Das ist, denke ich, ganz allgemein bei vielen Menschen ein "Überlebenstrick". Ich schließe mich da nicht aus. In schweren Zeiten habe ich die Probleme gerne mal versucht, eine Weile zu verdrängen. Geht natürlich nur eine bestimmte Zeit aber zum Luftholen manchmal nötig. Um nicht zu verzweifeln.

    Na ja eingesperrt nicht, man konnte eben nur in die Länder reisen, die der DDR gewogen waren. Sicher ist das für uns schwer nachvollziehbar, aber wir dürfen als Deutsche nicht vergessen, dass unser Pass uns alle Türen öffnet und wir Länder aller Art bereisen können. Das ist für viele Menschen anderer Nationen nicht so, daher sollten wir das als was Besonderes werten und nicht als Selbstverständlichkeit. Und reisen kann natürlich nur derjenige, der es sich leisten kann. Ich gestehe allerdings, dass ich es sehr genieße überall hin zu dürfen und es tut einem in der Seele weh, dass das wegen Corona gerade nicht geht.

    Ich habe im Laufe der letzten 30 Jahre einige DDR-Bürger kennengelernt (vor allem auf meinen weiteren Reisen) und festgestellt, dass viel richtig exzessiv gereist sind nach der Öffnung. Im Gegensatz zu mir, die ich 20 Jahre lang vor allem in Italien und Frankreich unterwegs war, haben die wirklich die "ganze" Welt bereist, so dass ich nur staunen konnte. In den Gesprächen hatte ich das Gefühl, dass die neue "Freiheit" sie hinaus in die weite Welt getrieben hat, noch mehr als die BRD-Bürger, die das ja immer gedurft haben.


    Ja, natürlich gibt es viele Menschen, die nicht überall hin dürfen. Aber das empfinde ich schon als großen Eingriff in die Freiheit des Menschen.

    Eingesperrt ist vielleicht zu hart aber ich habe es von außen immer so empfunden. Ist natürlich total subjektiv.