Beiträge von Cait

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Verlag: Arena
    ISBN: 978-3-4010-6066-8
    Seiten: 428
    Ausgabe: Hardcover
    ET: 08.2007
    Preis: € 16,95

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Verlag: Arena
    ISBN: 978-3-401-50110-9
    Seiten: 427
    Ausgabe: Taschenbuch
    ET: 01.2009
    Preis: € 8,50


    Klappentext


    England, 1582


    Zwei Königinnen streiten um die Macht im Land, nur eine kann siegen. Zwei Spione arbeiten gegen die Zeit, einer von ihnen ist noch ein Kind. Der Waisenjunge Nicholas Christchurch hätte sich nie träumen lassen, dass er eines Tages als Gehilfe im Haus des berühmten Magiers von Mortlake Aufnahme finden würde, geschweige denn, dass er dort zum Spion ausgebildet werden würde. Zum Spion im Dienste der Königin. Und seine Aufgabe ist keine leichte: Kann ein Kind die Krone retten?


    Meine Meinung


    Gelegentlich lese ich zwar ein Jugendbuch, aber meist mit Protagonisten, die mindestens sechzehn sind und das Thema noch nicht in einem Roman für Erwachsene verarbeitet wurde. Weder Nicholas mit seinen dreizehn Jahren, noch das Thema Elizabeth I. passten somit in mein Beuteschema. Über Elizabeth I. lese ich unheimlich gerne, aber hierzu ist die Auswahl an historischen Romanen recht groß, so dass ich vermutlich unter „normalen“ Umständen kein Jugendbuch darüber gelesen hätte. Aber der Name Nicole C. Vosseler verspricht Spannung, sehr gute Recherchearbeit und hohe Qualität, außerdem hatte ich ihre anderen Romane bereits mit großer Begeisterung verschlungen. Also blieb mir ja gar keine andere Wahl, als es mit „Das Haus der Spione“ aufzunehmen. Und Nicole C. Vosseler hat mich nicht enttäuscht, im Gegenteil, meine Erwartungen wurden bei weitem übertroffen.


    Sprachlich ist der Roman angenehm leicht und flüssig geschrieben. Hin und wieder deutet die Sprache durch ihre Schlichtheit und gelegentliche Modernität auf einen Jugendroman hin, wirkt dabei aber nicht oberflächlich oder trivial. Mich hat Nicole C. Vosseler mit ihrem Ton angesprochen und problemlos in die Zeit Elizabeths I. versetzt. Ich kann mir gut vorstellen, dass es Jugendlichen genauso ergeht. Die Seiten lesen sich quasi von alleine und ich musste mich jeden Abend zwingen, das Buch nicht in einem Rutsch zu beenden, sondern nochmal auf den Nachttisch zu legen.


    Spionageromane, die in der Zeit von Elizabeth I. handeln, gibt es mittlerweile einige. Nicole C. Vosseler hat es geschafft, sich von diesen allein schon dadurch abzuheben, dass sie sich einer weniger bekannten, aber nicht weniger bedrohlichen Verschwörung zugewandt hat und diese dem Leser phantastisch spannend und verständlich näher gebracht hat. Selbst die kniffeligsten Ereignisse und Zusammenhänge wurden leicht nachvollziehbar erzählt. Ihre fiktiven Figuren, allen voran ihren Protagonisten Nicholas, hat sie grandios mit den historischen Persönlichkeiten und den historisch belegten Ereignissen verwoben. Ihre Handlung passt sich problemlos, nahtlos und vor allem glaubwürdig in den historischen Hintergrund ein und wirkt nie störend oder unplausibel. Die Geschichte ist äußerst spannend und mit viel Humor erzählt, dabei großartig recherchiert und versetzt den Leser in einer aufregende Zeit, in die man problemlos eintauchen kann. Die Ereignisse zogen so an mir vorüber, als wäre ich selbst mit dabei gewesen und ich konnte mir jede Kleinigkeit glasklar vorstellen. Vor allem John Dees Haus hat mich verzaubert und nicht mehr losgelassen. Hier hat Nicole C. Vosseler eine wunderbar mystische und geheimnisvolle Atmosphäre aufgebaut, in der ich mich verlieren konnte.


    Obwohl noch Kinder, hat die Autorin mit Nicholas und Leonore zwei wunderbare Charaktere geschaffen, die laut danach schreien nicht vergessen zu werden und die - wie ich - sicherlich auf eine Fortsetzung hoffen. Es wäre zu schade, diese Figuren nicht weiterleben zu lassen. Ehrlich gesagt, ich hätte nicht damit gerechnet, dass mich Nicholas so in seinen Bann schlagen würde. Aber mit seinem jugendlichen Charme und Charisma hatte er letztendlich leichtes Spiel mit mir. Für ein Kind ist er recht vielschichtig und oftmals nicht so leicht in seinen Beweggründen zu durchschauen, dabei eifrig, wissbegierig und fürchterlich neugierig und nicht zu vergessen, einfach sympathisch und liebenswert.
    Aber nicht nur die fiktiven Figuren konnten mich für sich einnehmen, sondern auch - oder gerade - die historischen Persönlichkeiten haben mich äußerst beeindruckt. Nicole C. Vosseler hat Großes geleistet, als sie z. B. Walsingham, Elizabeth I. und Dee erneut Leben eingehaucht hat. Sie waren greifbar nahe, realistisch, facettenreich und unglaublich lebendig, so als stünden sie direkt vor mir, als könnte ich sie berühren, mit ihnen sprechen. Gerade Dee hat es mir neben Nicholas am meisten angetan.


    Das ausführliche Nachwort der Autorin erklärt die historischen Hintergründe noch tief gehender, als es die Handlung des Romans zugelassen hätte und lässt damit wirklich keinerlei Fragen unbeantwortet. Ich habe es mir großem Genuss gelesen und konnte daraus sogar noch Neues für mich heraus lesen und einiges hat mich regelrecht überrascht. Nach dem Nachwort muss man die Handlung noch einmal mehr bewundern, die sich Nicole C. Vosseler ausgedacht und derart gekonnt und plausibel mit den bekannten Begebenheiten kombiniert hat. Unglaublich, was die Autorin hier geleistet hat.


    Fazit


    „Das Haus der Spione“ (im Januar 2009 unter dem Titel „Der jüngste Spion der Königin“ als Taschenbuch erschienen) ist ein historischer Jugendroman, der den Vergleich mit Erwachsenenliteratur wirklich nicht zu scheuen braucht. Auch für jeden Erwachsenen ist das Buch absolut lesenswert und ein wunderbares Lesevergnügen. Von der ersten bis zu letzten Seite konnte mich „Das Haus der Spione“ restlos begeistern. Und dank dieses Romans und des Nachwortes habe ich in Bezug auf einige historische Persönlichkeiten noch etwas dazu gelernt. Nicole C. Vosseler beweist auch mit „Das Haus der Spione“ ihr großes schriftstellerisches Talent und meiner Meinung nach zählt es neben „Südwinde“ zu ihren bisher besten Büchern.


    Meine Bewertung


    5ratten

    Besser spät als nie. Hier ist endlich meine Rezension zu Charlies Buch (ich habe es bereits im November 2008 gelesen). Eigentlich habe ich befürchtet, ich würde keine vernünftige Rezi mehr zusammen bekommen, aber das Gegenteil ist eingetreten. Ich musste mich ausbremsen, denn eigentlich hätte ich noch doppelt so viel schreiben können. :redface:


    Meine Meinung


    Im Herbst 2008 ist „Das Haus Gottes“ als Club-Premiere im Bücherclub erschienen und ich hatte das große Vergnügen, den Roman in einer äußerst lebendigen Leserunde gemeinsam mit der Autorin Charlotte Lyne zu lesen. Zuvor hatte ich bereits mit großer Begeisterung ihre beiden anderen historischen Romane - „Die zwölfte Nacht“ und „Die Glocken von Vineta“ - gelesen und ging daher auch mit großen Erwartungen an ihren neuesten Roman heran. So groß meine Erwartungen auch waren, sie wurden noch übertroffen. In meinen Augen ist „Das Haus Gottes“ das bisher beste Buch der Autorin. Damit zählt Charlotte Lyne für mich zu den vielversprechendsten Neuentdeckungen in 2008 und ich bin unheimlich gespannt auf ihre noch kommenden Werke – im Februar 2009 wird „Alles über Shakespeare“ erscheinen, das erste Sachbuch der Autorin.


    „Das Haus Gottes“ erzählt aus der Sicht der Familie Fletcher einen Teil der bewegenden Geschichte der Stadt Portsmouth. Nicht nur das Schicksal der Stadt hat Charlotte Lyne bewegend widergespiegelt, sondern auch die Auswirkungen von Wirtschaft, Krieg und Pest auf das Leben der Bürger in Portsmouth sind eindringlich, erschreckend und berührend beschrieben. Die Autorin hat sich in meinen Augen mit ihrer Geschichte viel vorgenommen und es war zu befürchten, dass irgendein Aspekt - z. B.die Stadtgeschichte, menschlichen Einzelschicksale - auf der Strecke bleiben würde. Aber Charlotte Lyne zeigt nach nur wenigen Seiten ihr wahres Potential Geschichten zu erzählen und hat einen raumgreifenden, tief gehenden Roman geschaffen, der Geschichte und Fiktion (ihre Protagonisten sind erfunden) auf eine Art und Weise verbindet, dass sich ein lückenloses, bis ins kleinste Detail gestochen scharfes Bild ergibt, das keine Wünsche und Ansprüche offen lässt.


    Sprachlich hat mich Charlotte Lyne überrascht. Einerseits schreibt sie auf hohem Niveau, vor allem beim Prolog brauchte ich ein wenig Zeit, um mich einzufinden, scheut aber nicht vor einer etwas derberen Ausdrucksweise zurück, die sich wunderbar in den Kontext einpasst. Mir gefiel dieser Stil ausgesprochen gut und er passt einfach perfekt zu der Geschichte, die mich kaum mehr loslassen wollte und mich nachhaltig beschäftigt hat. Die Seiten flogen nur so dahin und ich hab gar nicht gemerkt, wie viel ich letztendlich schon gelesen hatte.


    Charlotte Lyne hat sich viel Mühe mit der Handlung gegeben und eine interessante und spannende, wenn auch bedrückende und tragische Geschichte geschrieben. So erzählt sie nicht nur anhand einer fiktiven Familie – den Fletchers -, wie das Leben in Portsmouth vor und während der großen Pest gewesen sein könnte, sondern verlässt mit Hilfe ihres männlichen Protagonisten Aimery Fletcher den eigentlichen Schauplatz, um den Leser einen Blick auf die Schlacht um Sluis werfen zu lassen. Besonders gut hat mir gefallen, dass sich Charlotte Lyne auch an die Schlacht bei Crécy gewagt hat und dabei wählt sie einen ganz besonderen Weg, um davon zu erzählen. Anhand des Berichtes einer Figur, die Aimery sehr nahe steht, erfährt der Leser, was sich in dieser Schlacht zugetragen hat. Und Charlotte Lyne ist es tatsächlich gelungen, dadurch einen unglaublich intensiven und bewegenden Blick auf die Ereignisse zu schaffen. Die Schilderungen sind unsagbar lebendig und haben mich bis ins Innerste erreicht. Ich hatte stets das Gefühl, selbst mit dabei gewesen zu sein. Die Schlacht bei Crécy ist zutiefst berührend, aufrüttelnd und verstörend geschildert! So mancher Autor hat sich an diesem Thema versucht und nur wenigen ist es gelungen, mich zu überzeugen, mich mitzureißen und mir ein klares Bild davon zu vermitteln. Charlotte Lyne zählt zu diesen wenigen Autoren, die das richtige Gespür, das nötige Handwerkszeug und das rechte Maß an Sensibilität mitbringen, um von solch bedeutenden Ereignissen zu berichten. Mich konnte sie restlos überzeugen.


    Charlotte Lyne erzählt aber nicht nur mutig und realistisch von Krieg und Schlachten, sondern auch äußerst informativ und gut verständlich vom Schiffbau und vor allem von der großen Pest, die nicht nur Portsmouth überrollte, sondern ganz Europa. Dabei geht sie absolut schonungslos mit dieser Epidemie um, nimmt kein Blatt vor den Mund, schont den Leser nicht mit ihren ausführlichen, manchmal widerwärtigen Beschreibungen und scheut auch nicht davor zurück, wichtige und sympathische Figuren an der Pest sterben zu lassen, was dem Roman viel Authentizität verleiht. Ich finde es großartig, dass die Autorin den Mut hatte, wirklich alle Facetten der Pest aufzuzeigen und sich nirgends zurück genommen hat. Dabei hat sie eine erschreckende und bewegende Atmosphäre aus Panik, Tod, Siechtum, Sühne und Schuldzuweisung aufgebaut, die mir nicht nur einmal eine ordentliche Gänsehaut beschert hat. Um jede Figur, die der Pest zum Opfer gefallen ist, habe ich getrauert und für deren Angehörige tiefes Mitleid empfunden.


    Charlotte Lyne erzählt alle Aspekte ihrer Geschichte eindringlich und äußerst tief gehend, dabei mitreißend und so real, als wäre man selbst mit dabei, würde selbst um sein Leben zittern, hoffen, beten, aber auch vor Glück taumeln, hoffen, lieben. Oftmals befürchtete ich schon, mich selbst in diesem Roman zu verlieren. Mit wenigen Worten schafft die Autorin dichte Atmosphären, denen man sich unmöglich entziehen kann, denen man hoffnungslos ausgeliefert ist und die einen so tief in den Roman eintauchen lassen wie es nur wenige Autoren schaffen.


    Das Ende ist äußerst ereignisreich, rasant und vor allem bewegend. Hier liegt alles derart dicht beieinander, dass die Grenzen verwischen. Wut, Hass, Freude, Liebe, Leid, Glück, Leben und Tod, Erkennen, Missverstehen, Erlösung, Verdammnis, Verlieren, Gewinnen, Hoffnung, Enttäuschung... Mir hat es sehr gut gefallen und ich bin mit einem zufriedenen Gefühl aus dem Roman heraus gegangen. „Das Haus Gottes“ hat unheimlich lange nachgehallt und mich noch eine ganze Weile beschäftigt und nur schwer konnte und wollte ich mich von der Geschichte lösen.


    Für den historischen Hintergrund hat Charlotte Lyne ausgiebig und gründlich recherchiert. Die historisch belegten Begebenheiten wurden unverfälscht in die Handlung integriert, so dass ein erklärendes Nachwort überflüssig wurde; dementsprechend hat die Autorin auch darauf verzichtet.
    Aber um das bibliophile Herz höher schlagen zu lassen, gibt es ein ausführliches Glossar. Eine Karte sucht man in der Club-Ausgabe leider vergeblich, vielleicht ändert sich das ja mit der Taschenbuchausgabe, die im Mai 2009 beim Rowohlt Verlag erscheint.


    Wären die Handlung und der Erzählstil der Autorin nicht schon großartig genug, würden die wunderbaren, einzigartigen Charaktere den Roman um einiges aufwerten, was er allerdings überhaupt nicht nötig hat. Ich vergöttere die Figuren Charlotte Lynes, habe sie schon in ihren anderen historischen Romanen bewundert, aber in „Das Haus Gottes“ ist der Autorin mit ihren Charakteren der ganz große Wurf gelungen! Sie sind unglaublich lebendig, selten auf den ersten Blick durchschaubar und so vielschichtig, dass sie unbestritten reale Personen gewesen sein könnten. Sie wachsen oder zerbrechen an ihren Erlebnissen und dabei nachvollziehbar und glaubhaft. Manchmal hat sich mir die Frage gestellt, ob sich die Autorin weitergehend mit Psychologie beschäftigt habe, da man im Prinzip von jedem einzelnen Charakter ein glaubwürdiges psychologisches Profil erstellen könnte. Eindeutig, die Autorin hat sich auf jede Figur eingelassen, jeden Charakter hinterfragt und zu ergründen versucht. Sie sind grandios, unterschiedlich, voller Abgründe, aber auch herzensguter Seiten. Und nicht eine Figur ist nur schlecht, oder nur gut. Wie jeder reale Mensch stellen sie sich durch die unterschiedlichsten Facetten und Motivationen dar. Den Stab endgültig über eine der Figuren zu brechen ist nahezu unmöglich, denn eigentlich sind alle einfach nur menschlich. Im Laufe der Handlung wird auch aus einer weniger sympathischen Figur ein Mensch, der z.B. Opfer seiner Erziehung ist und man lernt selbst diesen Charakter zu verstehen und auf seine Art seine Taten zu schätzen, oder sie doch noch zu verdammen. Einen strahlenden Held oder Heldin ohne Fehl und Tadel sucht man vergebens.

    Fazit


    In "Die zwölfte Nacht" fehlte mir etwas, das ich nicht genau benennen konnte, um es mit voller Punktzahl zu bewerten und genau dieses gewisse "etwas mehr" habe ich mit "Das Haus Gottes" bekommen. Charlotte Lyne ist ein wirklich wunderbarer, lebendiger, berührender, aber auch bedrückender Roman, voller Liebe, Sehnsucht, Angst, Leben, Hass und Tod (und so vielem mehr) gelungen, der von seinen einprägsamen, facettenreichen und realistischen Figuren lebt, die mich alle im Innersten berühren konnten, gleich ob sie Zuneigung, Sympathie, Abscheu oder sogar Hass in mir weckten. Vielen Dank, Charlotte Lyne für einen historischen Roman, der wirklich zu den Spitzenromanen des Genre zählt.

    Meine Bewertung


    5ratten

    Meine Meinung


    „Lady Helenas Geheimnis“ ist der erste Roman, den ich von der Autorin gelesen habe, und vermutlich auch der letzte, obwohl das Buch insgesamt gesehen doch recht schön war. Aber ich hatte die erste Hälfte wirklich Probleme am Ball zu bleiben, habe sogar ein anderes Buch dazwischen geschoben. Die zweite, äußerst starke Hälfte hat mich ein wenig entschädigt und den Roman deutlich aufgewertet.


    Sprachlich ist das Buch schön und schnell zu lesen. Allerdings habe ich mich sehr lange mit dem Aufbau äußerst schwer getan und kam mit dem Roman einfach nicht zurecht. Gerade zu Beginn widmet die Autorin ihren unzähligen Figuren je ein eigenes Kapitel und nachdem alle vorgestellt worden sind, geht es im Prinzip wieder von vorne los: neues Kapitel, neue Perspektive. Namen konnte ich mir auf dem ersten Drittel ganz schlecht merken und, die vielen Figuren auseinander zu halten und dann auch noch die verwandtschaftlichen Beziehungen nachzuvollziehen, war mir oft nicht möglich. Ungefähr nach der Hälfte des Romans hatte ich mich mit diesem Aufbau arrangiert und konnte von da an das Buch auch genießen.


    Eigentlich ist die Handlung schon spannend und interessant (wenn auch manchmal vorhersehbar), allerdings konnte ich mich gerade zu Beginn aufgrund der schnellen Perspektivenwechsel nicht so recht in die Geschichte einfinden. Ständig wurde ich aus der Handlung heraus gerissen, da meist ein neues Kapitel, nicht nur einen neuen Blickwinkel bedeutete, sondern auch oft einen kompletten Szenenwechsel nach sich zog.
    Auch die vielen Andeutungen und Geheimniskrämereien, die wohl Spannung erzeugen sollten, waren mir einfach zu viel. Anstatt mich zum Lesen zu animieren und mich neugierig zu machen, haben mich all die Geheimnisse oft frustriert. Erst als die Autorin beginnt, Stück für Stück Licht ins Dunkel zu bringen, konnte ich mich vollends auf die Geschichte einlassen und war von da an auch sehr angetan von dem Roman. Gerade die Handlung der zweiten Hälfte hat mich nicht mehr losgelassen und ich war wirklich gefesselt von den Ereignissen.


    Bei den Figuren verhält es sich ähnlich wie bei der Handlung. Die erste Hälfte hatte ich nicht nur Probleme sie alle auseinander zu halten, sondern auch, mir ein Bild von ihnen zu machen. Da fehlte es mir doch sehr an Personenbeschreibungen und Charakterisierungen. Und die vielen, zügigen Perspektivenwechsel rissen mich jedes Mal zurück, wenn ich langsam anfing, mich einer Figur auch emotional zu nähern. Dass um alles ein Geheimnis gemacht wird, machte es für mich nicht leichter, Beziehungen aufzubauen. Aber auch das gab sich mit der letzten Hälfte des Romans. Mit der spannenderen und packenderen Handlung, entwickelten sich auch die Figuren, wurden greifbarer, facettenreicher und lebendiger und endlich bekam ich auch richtigen Zugang zu ihnen. Und das wunderbare daran, sie konnten mich berühren.


    Das Buch hinterlässt einen sehr gemischten Eindruck bei mir. Ich denke, Leser, die gerne eine Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt bekommen, kommen auch mit dem Anfang des Romans gut zurecht. Für mich hingegen war es doch ein Kampf, das Buch nicht vorzeitig abzubrechen. Zum Glück habe ich durchgehalten, denn das Buch wird letztendlich doch noch zu einem wirklich wunderbaren Roman.


    Bewertung


    4ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Verlag: Goldmann
    ISBN: 978-3-442-46503-3
    Seiten: 416
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 8,95
    ET: 02.2008


    Kurzbeschreibung


    Emily hat die Nase voll von Männern, die entweder inakzeptabel sind, Angst vor Beziehungen haben oder noch bei Mama wohnen. Dabei will sie doch nur einen netten, gut aussehenden Mann mit Charme und Manieren. Ist das denn so schwer zu finden? Im wahren Leben anscheinend schon. In der Phantasie jedoch hat Emily ihren Traummann längst gefunden: Mr. Darcy aus Jane Austens Roman „Stolz und Vorurteil“. Verglichen mit dem Journalisten, den Emily auf einer Englandreise kennen lernt, ist Darcy einfach perfekt. Aber ist die Phantasie wirklich besser als die Wirklichkeit?


    Meine Meinung


    Als großer „Stolz und Vorurteil“-Fan konnte ich letztendlich nicht an diesem Roman vorbei gehen, obwohl er nicht zu meinen bevorzugten Genres zählt. Nachdem ich mit einem anderen Roman nicht so recht warm werden wollte, schob ich kurzerhand „Ein Mann wie Mr. Darcy“ dazwischen, und musste schnell feststellen, dass auch meine Alternativ-Lektüre nicht gerade berauschend ist.


    Ich hatte leider deutlich mehr von diesem Roman erwartet. Vor allem inhaltlich, aber auch sprachlich. Es liest sich wirklich gut und flüssig weg, und es gibt auch keine Durststrecken, das muss ich dem Buch positiv anrechnen. Man wird leicht, oberflächlich, aber nett unterhalten. Zwar habe ich gerade zu Beginn reichlich und herzlich gelacht, in vielen Details konnte ich mich wiederfinden, aber diese anfängliche Begeisterung ließ nach etwa siebzig Seiten schlagartig nach. Der Roman wurde platt, vorhersehbar und dann auch noch magisch-mysteriös, so dass die Handlung letztendlich wenig überzeugend und vor allem unglaubwürdig wurde.
    Hin und wieder kann man zwar heraus lesen, dass Alexandra Potter in diesem Roman versucht hat, die gleiche Entwicklung der Figuren und der Ereignisse aus „Stolz und Vorurteil“ auf ihre Protagonisten und Handlung zu projizieren, aber wirklich gelungen ist es ihr nicht. In so manchen Szenen hatte ich leider sogar das Gefühl, dass die Autorin Jane Austens Roman durch den Kakao zieht.
    Das Ende war unsagbar dick und unglaubwürdig aufgetragen. Die vermeintlich witzige und originelle Überraschung des Finales hätte mich das Buch beinahe in die Ecke pfeffern lassen. Glück für die Autorin, dass es eh zu Ende war, ansonsten hätte ich bei diesen phantastischen Übertreibungen das Buch spätestens abgebrochen.


    Die Figuren sind leider recht eindimensional. Em ist in ihren Handlungen meistens absolut vorhersehbar und die netten alten Damen hätten faszinieren können, hätte sich die Autorin sich die Mühe gemacht, ihnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Begeistern konnten mich die vielen flachen Charaktere leider nicht.


    Da ich "Stolz und Vorurteil" liebe, profitiert „Ein Mann wie Mr. Darcy“ am Ende davon und bekommt noch eine recht hohe (eher unverdiente) Bewertung.


    Bewertung


    3ratten

    Meine Meinung


    „Die Glocken von Vineta“ ist der Debütroman von Charlotte Lyne und nach „Die zwölfte Nacht“ der zweite, den ich von dieser viel versprechenden Autorin gelesen habe. Zwar konnte das Debüt nicht ganz an „Die zwölfte Nacht“ heran reichen, ist allerdings immer noch ein wirklich gutes, spannendes und bewegendes Buch.


    Sprachlich hat mir dieser Roman äußerst gut gefallen. Er ist wirklich schön geschrieben und es ist schwierig, sich von diesem Buch zu lösen. Der Prolog beginnt schon äußerst viel versprechend und macht neugierig auf die weitere Handlung. Und, ich wurde keineswegs enttäuscht.


    Ich hatte keinerlei Vorkenntnisse vom historischen Vineta, aber Charlotte Lyne hat für mich eine Geschichte gewoben, die sich tatsächlich so zugetragen haben könnte. Das hat mich wirklich beeindruckt und mich stark an das Buch gefesselt. Die wunderbare Sprache, zusammen mit den großartigen, bildhaften Beschreibungen, konnten mich ohne Schwierigkeiten an die Ostsee des 12. Jahrhunderts versetzen. Dabei lief der Roman wie ein Film vor meinem geistigen Auge ab, gestochen scharf, realistisch und tief bewegend. Die Handlung ist spannend aufgebaut und mit wirklich überraschenden Ereignissen gespickt. Mehr als einmal wurde ich von den Wendungen eiskalt und unvorbereitet erwischt und sie ließen mich oft erschüttert und grübelnd zurück.
    Allerdings war ich mit dem Ende nicht ganz zufrieden und dabei geht es nicht darum, wie der Roman endet, denn damit konnte ich wirklich gut leben, sondern vielmehr darum, dass es mir zu unvermittelt und zu kurz war. Ich hätte mir den Schluss einfach etwas detaillierter, ausführlicher gewünscht, auch wenn ich mir vorstellen kann, warum die Autorin gerade dieses schnelle Finale gewählt hat.


    Die Figuren sind äußerst facettenreich, interessant, lebendig und absolut glaubwürdig. Charlotte Lyne beweist schon in ihrem Debutroman, dass sie ein glückliches Händchen bei der Ausgestaltung ihrer Figuren besitzt. Keiner der Pro- und Antagonisten wurde nach Schema F zusammen gestückelt, jeder Charakter ist einzigartig und etwas Besonderes. Mit Liebe zum Detail und auch mit viel Mut, schafft die Autorin Figuren, die sowohl Sympathien, als auch starke Abneigungen hervor rufen. Aber ganz gleich wie sie sich charakterlich darstellen, ihr Handeln konnte ich zumindest (dank der großartigen Charakterisierungen) immer nachvollziehen. Und als wäre das noch nicht ausreichend, gibt Charlotte Lyne ihren Figuren ausreichend Raum, um sich weiter zu entwickeln, sich zu verändern, sei es nun zum Guten oder zum Schlechten. Vor allem Bole, der so krasse Veränderungen durchmacht, hat mich als Charakter tief beeindruckt. Warti, für mich die tragischste Figur, und die beeindruckende, undurchsichtige, aber liebenswerte Natalia mochte ich auf Anhieb und es war sehr bewegend und auch ab und an tränenreich, sie durch ihr Leben zu begleiten. Nur in einer einzigen Szene konnte ich mit der plötzlichen Entwicklung Natalias nicht besonders gut leben. Sie kam zu plötzlich und war für mich bis zum Schluss leider nicht nachvollziehbar. Hier fehlte mir ein wenig mehr Tiefgründigkeit, mehr Psychologie und vor allem Natalias Gedanken- und Gefühlswelt. Aber ansonsten habe ich Natalia auf ihrem Lebensweg mit großer Anteilnahme begleitet und Charlotte Lyne hat es geschafft, mir die Protagonisten so nahe zu bringen, dass ich am Ende nicht von ihr lassen wollte.


    Ich kann dieses Buch jedem Freund historischer Romane wärmstens empfehlen. Durch die Unvorhersehbarkeit und die mutige Handlung, die die Autorin geschaffen hat, und dank ihrer wunderbaren Figuren, ist „Die Glocken von Vineta“ etwas wirklich Besonderes. Hier und da hat es vielleicht einige kleine Schwächen, aber die verzeiht man Charlotte Lyne gerne. Karten, Glossar, Übersetzung der lateinischen Sätze, sowie ein ausführliches Nachwort der Autorin runden das Buch wunderbar ab.


    Bewertung


    4ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Verlag: Goldmann
    ISBN: 978-3-442-46557-6
    Seiten: 640
    Ausgabe: Taschenbuch
    ET: 11.2007
    Preis: € 9,95


    Afghanistan, Mitte des 19. Jahrhunderts


    Brennend verzehrt sich die junge Daryâ nach Freiheit, aber die archaischen Regeln ihrer kleinen Welt verlangen von ihr Demut und Gehorsam. Als sie dagegen aufbegehrt, ächtet ihre Familie sie mit einem tödlichen Fluch. Eine abenteuerliche Flucht beginnt, die Daryâ von den kargen Hügeln ihres Heimatdorfes in das betörende Bombay und schließlich nach London führt. Und trotz aller Widerstände, auf die sie während ihrer Odyssee stößt, hält Daryâ unbeirrbar an ihrem Willen zur Freiheit fest – und an einer Liebe, die jeden Fluch zu bannen weiß …


    Meine Meinung


    Obwohl in „Das Mondamulett“ Figuren aus „Smaragdvogel“ einen Platz gefunden haben, muss man letzteres nicht zwingend gelesen haben, um „Das Mondamulett“ zu verstehen. Beide lassen sich gut getrennt von einander lesen.


    Stilistisch und sprachlich hat mir der Roman gut gefallen. Er lässt sich leicht und flüssig lesen und die Seiten fliegen nur so dahin. Der Prolog hat mich vom Stil her allerdings sehr an den von "Smaragdvogel" erinnert, aber vielleicht ist das einfach die Art der Autorin eine Geschichte zu beginnen. Auch wenn ich dadurch zuerst befürchtet habe, nur einen Abklatsch von „Smaragdvogel“ in der Hand zu halten, Thematik und Handlung sind in „Das Mondamulett“ doch ganz anders.


    Linda Holeman erzählt fesselnd, selbst der Alltag ist packend beschrieben und gerade die Zeit in Afghanistan ist hoch interessant. Sehr gut gefallen hat mir, dass man äußerst viel über den Islam, seine Sitten, Gebräuche und Gesetze erfährt. Linda Holeman hat dies wunderbar in ihrem Roman untergebracht, es war faszinierend, lehrreich und dabei nie langweilig.
    Die Handlung ist gerade zu Beginn nicht immer rasant, die Autorin verweilt auch gerne eine Weile im Alltag, was mir persönlich gut gefallen hat, zumal man so die Figuren sehr gut kennen lernen konnte. Mit Daryâs Heirat gewinnt die Geschichte an Tempo, als Leser lernt man immer mehr Kulturen und Lebensarten kennen, zieht durch verschiedene Länder. Mir hat Daryâs Reise gefallen, wenn sie auch nicht immer unbedingt realistisch war. Ab und an war die Handlung vielleicht etwas vorhersehbar, aber es gab auch wirklich überraschende Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Auch wenn Daryâs Erfahrungen oft wirklich traurig, teilweise sogar tragisch waren, konnten sie mich leider nicht tief berühren und bewegen. Obwohl ich nahe am Wasser gebaut habe, konnte ich bei diesem Roman auf Taschentücher verzichten. Das Ende des Romans hat mir leider überhaupt nicht gefallen. Es kam zu plötzlich, wenn auch spektakulär, dabei auch leider viel zu übertrieben. Auf den letzten 30 Seiten überschlagen sich die Ereignisse und finden viel zu abrupt ein Ende. Ich habe den Roman nicht mit einem zufriedenen Gefühl, sondern mit unzähligen unbeantworteten Fragen (die allein durch das Finale auf kamen) in mein Regal zurück gestellt.


    Aber mit der Ausarbeitung der Figuren war ich äußerst zufrieden. Linda Holeman hat sich viel Mühe gemacht und ihre Charaktere mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet. Gerade Daryâ ist unglaublich vielschichtig. Meint man sie zu kennen, zeigt sie plötzlich Seiten, die man noch nicht an ihr kannte. Aber auch die anderen Protagonisten glänzen durch Facettenreichtum und Lebendigkeit. Hier habe ich wirklich nichts zu kritisieren, außer vielleicht Daryâs Unnahbarkeit, die ich aber aufgrund ihrer Religion und Erziehung durchaus nachvollziehen kann.


    Insgesamt hat mir „Das Mondamulett“ wirklich gut gefallen. Allerdings konnte mich „Smaragdvogel“ noch mehr bezaubern und in eine andere Zeit und Welt versetzen. Nicht zuletzt lag es daran, dass ich mich mit Daryâ nicht so identifizieren konnte wie mit Linny und dass das Ende einfach nicht rund war.


    Bewertung


    4ratten

    Erstaunlich, dass eine so begabte und mit der Materie vertraue Erzählerin offenbar kein vernünftiges Sachbuch schreiben kann...


    Ich glaube, das war auch gar nicht ihr Anspruch (oder der des Verlags ??), was ja schon der Untertitel andeutet: Eine kurzweilige, aber nützliche Geschichte des englischen Mittelalters
    Allerdings hatte ich dann doch mit etwas mehr Sachlichkeit gerechnet, zu der sie ja auch ab und an findet, nur leider zu selten. Da sind ihre Romane sachlicher...
    Ich hatte schon überlegt, ob sie schon immer diese Art Buch schreiben wollte und sich damit einfach einen persönlichen Traum erfüllt hat, aber im Nachwort wird erwähnt, dass die Idee zu diesem "Sachbuch" gar nicht von ihr stammt.
    Dass sie das Thema drauf hat, merkt man schon, aber wie gesagt, ihre Romane sind informativer, lehrreicher und ausführlicher und eigentlich finde ich das erschreckend in Bezug auf dieses Buch hier.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Verlag: Ehrenwirth
    ISBN: 978-3-431-03755-5
    Seiten: 237
    Ausgabe: Hardcover
    ET: 08.2008
    Preis: € 19,95


    Inhaltsangabe


    Schluss mit dem Mythos über die düstere Zeit willkürlicher Kriege, blutrünstiger Hexenverfolgungen und hygienischer Katastrophen - her mit dem Mittelalter, wie es auch war. In ihrem ersten Sachbuch erzählt uns die Bestsellerautorin Rebecca Gablé die Geschichte des englischen Mittelalters neu: kompetent und informativ, herrlich farbenprächtig und mitreißend wie ein Roman - und immer mit einem Schmunzeln. Lesen Sie, wie die Wikinger in Ermangelung anderer Hobbys England eroberten - unabsichtlich unterstützt vom englischen König Æthelred, dessen Ruf seitdem ruiniert ist. Erleben Sie mit, wie Jahrhunderte später Eleanor von Aquitanien die Bühne betritt, eine der "unterhaltsamsten und wunderbarsten Skandalnudeln, die je auf Englands Thron gesessen haben". Und erfahren Sie, warum Thomas Becket, Sohn eines Einwanderers, der es zum steinreichen Immobilienspekulanten gebracht hatte, unter der erlesenen Garderobe stets ein Gewand aus kratzigem Ziegenhaar trug…


    Meine Meinung


    Ich bin ein eingefleischter Rebecca Gablé-Fan und kann von ihren historischen Romanen nicht genug bekommen. Klar, dass ich das ein oder andere Buch bereits mehrmals gelesen habe und klar, dass ich auch an diesem unterhaltsamen Sachbuch nicht vorbei gehen konnte.


    Ich habe „Von Ratlosen und Löwenherzen“ mit gemischten Gefühlen gelesen. Einerseits konnte ich mich ab und an über die lockere Sprache amüsieren, aber andererseits hat diese gar nichts mit Rebecca Gablés sonstigem Schreibstil gemein und viel zu oft ist sie mir deutlich zu flapsig, so als müsse man die Geschichte belächeln, sie nicht wirklich ernst nehmen. Daran habe ich mich sehr gestört. Denn auch wenn die Ereignisse Jahrhunderte her sind, es haben „wirkliche“ Menschen gelebt, wurden umgebracht, geblendet und überfallen. Kriege, Willkür und Gräuel so lapidar darzustellen empfand ich als absolut unpassend. Auch hat mir die Autorin zu oft ihre ganz persönliche Meinung mit eingebracht. Sicherlich ist es fast unmöglich, einen König in zwei Sätzen so objektiv zu charakterisieren, dass man sich als Leser selbst ein deutliches Bild machen kann, aber dennoch haben subjektive Beschreibungen einen schalen Nachgeschmack. Hin und wieder fühlte ich mich dadurch doch ein wenig bevormundet, bekam ich das Gefühl, das mir eigenständiges Denken nicht zugetraut wird. Zwischendurch normalisieren sich die Sprache und auch die persönliche Wertigkeit der Autorin immer mal wieder. Über lange Strecken wird der Stil nahezu ernsthaft und die Erzählung objektiv; ich hätte mir gewünscht, dass sich Ernsthaftigkeit und Objektivität durch das gesamte Buch gezogen hätten, auch wenn das Buch dadurch länger geraten wäre.


    Die vereinfachte Darstellung der historischen Ereignisse ist gut nachvollziehbar und verständlich, auch wenn sie mir immer deutlich zu kurz war. 237 Seiten für 1000 Jahre englischer Geschichte reichen einfach nicht aus und daher kommt bei mir leider ein Beigeschmack von Oberflächlichkeit auf. Das meiste in diesem Buch war mir bekannt, nur einige Kleinigkeiten waren für mich neu bzw. so gut zusammen gefasst, dass ich bestimmte politische Prozesse endlich verstanden habe. Schön fand ich die Anekdoten, die Rebecca Gablé hat einfließen lassen, z. B. wie das englische Wort für Spanner entstanden sein soll. Leider gab es von ihnen deutlich zu wenige. Mehr davon hätten das Buch sicherlich bereichert und ihm noch etwas besonderes verliehen. Um einem englische Geschichte näher zu bringe, eignet sich das Buch leider nicht. Dafür ist die Geschichte Englands eindeutig zu kurz, oberflächlich und leider auch zu subjektiv geschildert. Als Appetithappen lasse ich das Buch gelten, denn ich kann mir gut vorstellen, dass man durch dieses Buch richtig Lust bekommt, mehr über die englische Geschichte zu erfahren. Auch für Schüler mag es sich eignen, um überhaupt Interesse an Geschichte zu wecken, zu zeigen, das Geschichte abenteuerlich und interessant ist und keineswegs nur langweilig. Nun, es ist wie es ist und daher leider nicht annähernd so gut wie die historischen Romane Rebecca Gablés. In denen habe ich deutlich mehr „gelernt“ und erfahren als in diesem „Sachbuch“.


    Für eingefleischte Rebecca Gablé-Fans ist das Buch zwar nicht zwingend empfehlenswert, aber auch kein Fehlkauf. Ich denke, ich werde es durchaus nochmal aus dem Regal ziehen, um mal eine Passage nachzulesen, denn um einen groben Überblick zu bekommen, eignet sich das Buch zumindest. Allerdings kann man getrost auf eine Taschenbuchausgabe warten, denn der doch recht hohe Preis ist für diese dünne gebundene Ausgabe meines Erachtens nicht gerechtfertigt. Zwar hat sich der Verlag bemüht, mit Lesebändchen, (sehr vereinfachtem) Stammbaum der Könige im Schutzumschlag, zwei Karten, Zeittafel und einer Übersicht der englischen Könige, sowie einigen Abbildungen, das Buch aufzuwerten, aber um mich persönlich dahin gehend zufrieden zu stellen, hätten zumindest die Abbildungen farbig, der Stammbaum ausführlicher (also auch mit Nebenlinien versehen) und die Übersicht der Könige plausibler und ausführlicher sein müssen.
    Lesern, die noch nichts von Rebecca Gablé gelesen haben, möchte ich dringend davon abraten, „Von Ratlosen und Löwenherzen“ als Einstieg zu nutzen. Ihre Romane sind großartig, ihr Sachbuch leider nicht. Daher freue ich mich umso mehr, dass voraussichtlich im Herbst 2009 ihr neuer historischer Roman erscheinen wird.


    Meine Bewertung


    2ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Verlag: Edition Lübbe
    ISBN: 978-3-7857-1619-9
    Seiten: 446
    Ausgabe: Hardcover
    ET: 09.2008
    Preis: € 19,95


    Kurzbeschreibung


    Deutschland in der Bronzezeit


    Ein Dorf in den Wäldern des Gorr, ein Dorf in den Intrigen völligen Umbruchs. Der alte Fürst ist tot, der neue Fürst ist ein gefährlicher Mann. Unheilvolle Zeichen stehen über diesem kältesten aller Winter. Die Götter senden Botschaften, die keiner mehr verstehen kann. Die Alten sterben, die Menschen schweigen, zwischen Vergessen und Furcht wächst eine drohende Unruhe. Da werden eines Morgens fünfzehn tote Männer vor dem Dorftor gefunden: Sie sind mit Eis überzogen und haben keine Augen mehr. Das Dorf gerät in tödliche Aufruhr. Angeblich um weiteres Unheil abzuwenden, schickt man den ungeliebten Hayso, einen Außenseiter, zur heiligen Quelle bei den Steinen des Gorr, einer Opferstätte, von der noch nie jemand lebend zurückkam. Denn in den Steinen wird ein Geheimnis aufbewahrt: Das „Geheimnis des Himmels“. Von diesem Geheimnis wissen nur die Wenigsten. Aber fast alle diese Wenigen wollen es für sich und ihre weitreichenden Machtbestrebungen gewinnen.
    Ahnungslos taumelt Hayso auf der Flucht vor dem aufgebrachten Dorfvolk in das größte Abenteuer seines Lebens hinein. Denn die Reise zu den Steinen des Gorr ist erst der Auftakt zu einem gefährlichen Kampf gegen das Böse.
    Aber bald hat Hayso keine Wahl mehr, denn es scheint, dass es eine sonderbare Verbindung gibt zwischen ihm und dem "Geheimnis des Himmels". Eine Verbindung, die er auf der Flucht vor mächtigen Verfolgern entschlüsseln muss, wenn er am Leben bleiben will ...


    Meine Meinung


    „Die Steine des Gorr“ ist der gelungene Auftakt zu der „Der Himmel aus Bronze“-Trilogie. Zum Glück soll der zweite Teil bereits im Herbst 2009 erscheinen und der letzte 2010. Die übrigen Romane von Viola Alvarez habe ich bereits mit großer Begeisterung gelesen und war gespannt, was mich mit diesem Roman erwartet.


    „Die Steine des Gorr“ ist sprachlich und stilistisch nicht so anspruchsvoll und poetisch, wie man Viola Alvarez bisher kannte, was aber nicht heißen soll, dass es platt, anspruchslos oder oberflächlich ist. Das ist der Roman nun absolut gar nicht, weder inhaltlich, noch stilistisch. Sprache, Aufbau und Handlung passen einfach perfekt zusammen, wirken bewusst aufeinander abgestimmt und transportieren dabei ein wunderbares Flair, eine grandiose Atmosphäre und das Lesen ist einfach nur ein Genuss. Gleich von Anfang an war ich gefesselt, fasziniert und hingerissen von der Geschichte und habe die ersten hundert Seiten in einem Rutsch verschlungen. Und auch die übrigen Seiten konnte ich nur im Gros lesen. Es war einfach nicht möglich, das Buch nur für ein paar Minuten zur Hand zu nehmen, es wurden immer Stunden daraus.


    Der Roman ist gerade zu Beginn sehr geheimnisvoll, mit merkwürdigen, für uns nicht nachvollziehbaren Riten, Gesetzen und Tabus, die mich unglaublich faszinierten und in ihren Bann zogen. Im Laufe des Romans werden die meisten rätselhaften Ereignisse aufgelöst, die, die auch noch am Ende mysteriös bleiben, werden sicherlich im Laufe der Trilogie gelüftet werden. Die Handlung ist den ganzen Roman über spannend, fesselnd, nie voraussehbar und zum Ende so überraschend, dass ich es kaum erwarten kann im Herbst 2009 die Fortsetzung zu lesen. Mit diesem Ende hätte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Viola Alvarez hat mich in eine fremde Welt entführt, die mich einfach nicht losgelassen hat. Erst nach der letzten Seite konnte ich mich langsam daraus lösen, muss aber zugeben, dass ich noch häufig an Hayso und seine Gefährten denken musste. Die Geschichte hat mich schaudern, mitfiebern und trauern lassen, hat mich willkommen geheißen und mich an Haysos Abenteuer teilhaben lassen, als wäre ich selbst dabei gewesen. Ein zauberhafter Roman, anders als die bisherigen Romane der Autorin, aber nicht weniger wundervoll, einprägsam und betörend und nicht weniger liebevoll geschrieben. „Die Steine des Gorr“ wirkt als wäre der Roman aus einem einzigen Guss. Nie hat man das Gefühl, eine Szene wurde von der Autorin nur so geschrieben, damit die Handlung voran schreitet. Meisterhaft, kann ich nur sagen!


    Die Figuren sind unglaublich vielschichtig und präsent, greifbar und vor Leben sprühend, sind liebevoll und natürlich ausgearbeitet. Hayso und seine Gefährten sind bis auf eine Ausnahme eigentlich nichts besonderes und passen auf dem ersten Blick überhaupt nicht zusammen. Und genau das macht sie so unheimlich sympathisch und liebenswert. Das die Gruppe keine harmonische Einheit wird bilden können, scheint von Anfang an auf der Hand zu liegen, für die Figuren und für den Leser. Aber den Charakteren bleibt nichts anderes übrig, als sich kennen zu lernen, zusammen zu arbeiten, wenn sie ihre Aufgabe nicht nur bestehen, sondern auch überleben wollen. Und sie lernen sich kennen, Schwächen und Stärken der anderen; vertrauen einander, um sich dann gleich wieder zu misstrauen, hadern, zögern, sind impulsiv, dann lethargisch. Aber alle haben eines gemeinsam, auch wenn einige von ihnen es vielleicht nicht wahrhaben wollen: Sie alle hungern nach dem Leben und nach Anerkennung. Und alle wollen ihre Aufgabe meistern, sie gut und gewissenhaft bestehen, und dabei am besten keinen ihrer Gefährten verlieren. Erst in der Not erkennen sie, was sie vermögen, wie eng sie sich eigentlich verbunden fühlen. Mir haben die Entwicklungen der Figuren unglaublich gut gefallen, sie waren schlüssig, nachvollziehbar, greifbar, emotional und bewegend.


    Ich möchte mich vor der Autorin verneigen, Respekt! Trotz einer gänzlich anderen Thematik und eines anderen Stils, als man sie von ihren bisherigen Romanen kennt, konnte sie mich auch mit „Die Steine des Gorr“ restlos überzeugen und meinen unheimlich hohen Erwartungen gerecht werden. Und dabei zeigt Viola Alvarez nicht nur das, was sie kann, sondern auch noch eine andere schriftstellerische Facette, die mich absolut überzeugen und begeistern konnte.


    Meine Bewertung


    5ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Verlag: Lübbe
    ISBN: 978-3-404-15987-1
    Seiten: 560
    Ausgabe: Taschenbuch
    ET: 04.2009
    Preis: € 8,95




    Das Buch erschien bereits im
    September 2008 als HC im Bücherclub


    Kurzbeschreibung


    England 1184


    Der zwölfjährige William wünscht sich nichts sehnlicher, als Falkner zu werden. Doch Standesschranken und der Wunsch der Mutter sprechen dagegen: William soll dereinst die elterliche Schmiede übernehmen. Aber dann kommt der Tag, an dem der Falke des Königs auf der Jagd ausreißt, und William bietet sich die Chance seines Lebens...


    Meine Meinung


    „Der Silberne Falke“ ist die direkte Fortsetzung von „Das Kupferne Zeichen“ und somit der zweite Teil der von Katia Fox angelegten Trilogie. Auch wenn man den ersten Teil keineswegs gelesen haben muss, um die Fortsetzung zu verstehen, würde ich doch dazu raten mit „Das Kupferne Zeichen“ zu beginnen. Danach kann man einfach mit einem völlig anderen Verständnis und Hintergrundwissen an „Der Silberne Falke“ heran gehen.


    Von der ersten Seite an liest sich das Buch zwar gut und auch interessant, aber leider zunächst nicht so richtig flüssig. Zum Glück gibt sich das im Laufe der Handlung und man kann in einen runden, sprachlich schönen Schreibstil abtauchen und letztendlich das Buch auch nicht mehr aus der Hand legen.


    Auch war ich zu Beginn etwas skeptisch, ob ich mit einer männlichen Hauptfigur und dem Thema Falknerei zurecht kommen würde. Aber die Skepsis verflog schnell, da es Katia Fox gelungen ist, mit William einen glaubwürdigen und äußerst lebendigen Protagonisten zu schaffen, der mit seiner Leidenschaft für die Falknerei sogar mich anstecken konnte. Die Handlung ist zwar nicht immer hundert prozentig glaubwürdig, aber die Autorin bemüht sich, die Ereignisse zum Großteil realistisch darzustellen. Was mir sehr gut gefallen hat, Katia Fox schont den Leser nicht. Oft muss man sich von lieb gewonnen Figuren überraschend verabschieden und mehr als einmal hatte ich doch einen recht dicken Kloß im Hals. Aber genau das macht diesen Roman glaubwürdig.
    Der historische Hintergrund ist verständlich eingebunden, allerdings nicht sehr stark ausgeprägt. Als Leser erfährt man nur das über politische Entwicklungen und Ereignisse, was auch der einfache Mann zu der damaligen Zeit vermutlich hätte aufschnappen können. Zwar hätte ich gerne intensiver über die historischen Ereignisse des 12. Jahrhunderts gelesen, aber ich kann nachvollziehen und akzeptieren, dass sich die Autorin für diesen Weg entschieden hat. Auf jeden Fall gewinnt der Roman so deutlich an Authentizität.
    Leidenschaftlich und lebendig erzählt die Autorin ihre Geschichte. Spannend, manchmal etwas vorhersehbar, aber oft auch überraschend entwickelt sich die Handlung. Das Ende ist rund und hat mich zufrieden zurück gelassen. „Der Silberne Falke“ konnte mich immer fesseln, mich zutiefst bewegen und berühren, und das deutlich häufiger und intensiver als „Das Kupferne Zeichen“, weswegen mir „Der Silberne Falke“ letztendlich auch besser gefallen hat. Ich war hier emotional äußerst stark involviert und musste an einer bestimmten Stelle nicht nur weinen, sondern regelrecht Rotz und Wasser heulen. Wer also nah am Wasser gebaut hat, sollte Taschentücher bereit legen.


    William ist ein sehr menschlicher und authentischer Charakter. Katia Fox schreibt ihm nicht nur Stärken zu, sondern auch viele Schwächen, was ihn unheimlich sympathisch und greifbar macht. William ist bei weitem kein Superheld, auch nicht nur gut, liebevoll, hilfsbereit und großmütig. Er kann kleinlich und nachtragend, engstirnig und rachsüchtig sein, dennoch hat er sich mit Leichtigkeit in mein Herz gespielt.
    Auch die übrigen Figuren haben mich meistens überzeugen und verzaubern können. Katia Fox hat sich viel Mühe gemacht, ihnen realistisches Leben einzuhauchen. William Marshal (hier: Guillaume le Maréchal ) hat mich ganz besonders fasziniert. Dank „Das Kupferne Zeichen“ habe ich ein Faible für diesen Ritter entwickelt. Leider kam er in diesem Roman - im Gegensatz zum ersten Teil - ein wenig zu kurz, aber laut Autorin wird er im letzten Teil der Trilogie die Hauptrolle einnehmen, was mich natürlich unglaublich freut.
    Allerdings ist der Bösewicht leider einer der ganz typischen und überzogenen Gattung. Gerade ihn empfand ich viel zu eindimensional, mehr Facetten hätten ihm und sicherlich auch der Handlung gut getan. Sobald er auf der Bildfläche erschien, waren die kommenden Ereignisse meist voraus zu ahnen. Schade!


    Ein kleines Manko ist das fehlende Glossar. Gerade zu Beginn wirft die Autorin mit Fachbegriffen aus der Falknerei nur so um sich. Zwar werden diese (beim ersten Erwähnen) erklärt, aber ich konnte sie mir beim besten Willen nicht alle auf Anhieb merken. Hier hätte ich gerne eine Möglichkeit zum Nachschlagen gehabt. Aber ein ausführliches und aufschlussreiches Nachwort der Autorin und eine Karte von England konnten mich ein wenig entschädigen.


    Meine Bewertung


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    EDIT: Betreff leicht geändert. LG, Saltanah

    Nun auch

    Meine Meinung


    „Das Haus in den Wolken“ ist mittlerweile der vierte Roman, den ich von Judith Lennox gelesen habe und er hat mir insgesamt gut gefallen, auch wenn er in meinen Augen nicht zu den besten der Autorin zählt.


    Stilistisch und sprachlich konnte mich Judith Lennox ohne die geringsten Schwierigkeiten in eine andere Zeit und an andere Orte versetzen. Zwar stolperte ich zu Beginn gelegentlich über zu kurze Sätze, aber das gab sich schnell. Ich mag die oft recht ausführlichen Beschreibungen der Autorin, vor allem der Landschaften (aber auch vieler Kleinigkeiten), sehr. Judith Lennox hat ein Talent, wunderbare und greifbare Atmosphären zu schaffen, das mich immer wieder beeindruckt. Trotz der oft bedrückenden Atmosphären, die von den Weltkriegen ausgehen, ist es für mich immer wieder ein Genuss, in Judith Lennox' Welten einzutauchen.


    Vor dem Hintergrund der beiden Weltkriege erzählt Judith Lennox die Geschichte eine Londoner Familie. Der Anfang, den ich aufgrund einer Leseprobe unheimlich viel versprechend fand, ist absolut spannend und interessant gemacht und verspricht sehr viel Potential. Nur leider geht die Autorin hier ein wenig zu rasant vor und drosselt vor allem in der ersten Hälfte des Romans das Tempo nur selten, so dass meine hohen Erwartungen nicht ganz erfüllt wurden. Auch wirkt die Handlung hier und da etwas oberflächlich. Ein wenig mehr Ausführlichkeit hätte ich mir gerade auf den ersten hundert Seiten gewünscht.
    Die zweite Hälfte des Romans konnte mich voll und ganz überzeugen (einzig das Ende fand ich etwas unglücklich gelöst) und gefiel mir weitaus besser als die erste. Judith Lennox lässt sich beim Erzählen deutlich mehr Zeit, geht mehr in die Tiefe und schenkt dem Leser eine wunderbar spannende und aufregende Geschichte, bei der die Seiten nur so dahin fliegen und es schwer fällt, das Buch aus der Hand zu legen.


    Judith Lennox hat ein Händchen für packende Familiendramen, mit all ihren Entwicklungen und Überraschungen und webt ihre Geschichten in ein ebenso packendes Umfeld, in eine Zeit des Umbruchs, der Neuorientierung. Dabei versucht sie, all ihren Protagonisten ausreichend Raum zu geben und sie alle zu Wort kommen zu lassen, was ihr zwar gut, aber auch nicht immer gelingt. Einige der Finborough-Kinder stehen für mein Gefühl zu sehr im Abseits. Gerade Philip und Theo bleiben mir leider zu stark im Hintergrund, wobei ich gerade deren Leben unheimlich spannend gefunden hätte. Die Geschichten der Familie sind ansonsten wunderbar ergreifend und ereignisreich erzählt. Nie wird es langweilig, ganz gleich wen der Finboroughs der Leser begleitet. Dadurch dass Judith Lennox das Leben vieler Figuren beleuchtet, gewinnt der Roman durch die nötigen Perspektivenwechsel einiges an Tempo und Abwechslung, kratzt aber auch bedauerlicherweise manchmal nur an der Oberfläche.


    Alle Figuren sind wieder einmal wunderbar. Ich mag die Charaktere der Autorin einfach sehr, da sie sich viel Mühe gibt, sie lebendig und realistisch zu gestalten, mit all ihren Stärken und Schwächen. Und mit Schwächen spart die Autorin nicht. Judith Lennox gelingt es einfach immer wieder großartige, facettenreiche Figuren zu schaffen, denen ich mich nicht entziehen kann. In ihren Romanen findet man keine Superhelden, sondern Menschen wie du und ich und gerade das liebe ich so an ihren Büchern. Allerdings fehlte mir dieses Mal meine persönliche Lieblingsfigur. Ich habe über alle Protagonisten gerne gelesen, kann aber nicht behaupten, dass ich eine bevorzugt hätte. Auch gingen mir die Erlebnisse und Schicksalsschläge der Charaktere dieses Mal nicht besonders nahe. Ich blieb zwar nicht unberührt, aber Tränen sind keine geflossen. Nun, das muss ja auch nicht immer zwingend sein. Genossen habe ich das Buch dennoch.


    Insgesamt ist „Das Haus in den Wolken“ eine runde, wunderschöne Familiensaga, die gerade für verregnete Herbsttage die richtige Lektüre ist. Zu Beginn muss man vielleicht kleine Abstriche machen, aber das trübt das Lesevergnügen nicht, solange man sich auf die bezaubernde Geschichte einlassen kann.


    Meine Bewertung


    4ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Verlag: Lübbe
    ISBN: 978-3-785-72330-2
    Seiten: 588
    Ausgabe: Hardcover
    ET: 08.2008
    Preis: € 18,95


    Kurzbeschreibung


    Oxford, 1853


    Maya Greenwood träumt von einem Leben in der Ferne. Als ihr Bruder Jonathan, der in der britischen Armee in Indien dient, zum Heimaturlaub kommt, ist Maya wie gebannt von seinen Geschichten über die geheimnisvolle fremde Welt. Beim Abendessen mit einer Reisebekanntschaft ihres Bruders, dem Unteroffizier Ralph Garrett, verliebt sie sich auf den ersten Blick in den attraktiven Mann. Ihre Familie ist gegen die Verbindung, und so brennt Maya kurzentschlossen mit Ralph durch. Die Armee schickt Ralph allerdings nicht nach Indien zurück, sondern ins südwestliche Arabien. Als Maya in die Hände von Beduinen gerät, erlebt sie das wahre Arabien - und sie muss sich eingestehen, dass der Anführer der Wüstenkrieger, der charismatische Rashad al-Shaheen, auch ihr Herz gefangen hält ...


    Meine Meinung


    „Unter dem Safranmond“ ist ein bezaubernder Roman über die Liebe, den Wunsch und die Suche nach Freiheit, über faszinierende Welten, unermessliche Abenteuerlust, über das Schicksal und traumatische Schicksalsschläge. Nicole C. Vosseler hat mich für ein paar Tage in eine wunderbare Welt voller Emotionen und Sinneseindrücke entführt.


    Stilistisch und sprachlich kann ich einfach nichts aussetzen. Zeit zum Einlesen brauchte ich keine, sofort war ich in der Geschichte um Maya gefangen und habe die ersten hundertachtzig Seiten in einem Rutsch verschlungen. Es war einfach nicht möglich, das Buch vorher aus der Hand zu legen, zu sehr habe ich mitgefiebert und gehofft. Die Autorin schafft mit ihrer Sprache einfach wunderschöne Bilder und Atmosphären, die einem vorgaukeln, die exotischen Gerüche wirklich wahrzunehmen, Hitze und Sand zu spüren, die Handlungsorte selbst zu bereisen.
    Einzig in Aden konnte mich Nicole C. Vosseler nicht erreichen. Aden und seine Bewohner wollten sich mir leider nicht so recht erschließen. Alle anderen Schauplätze konnten mich hingegen verzaubern und berauschen.


    Die Handlung ist spannend aufgebaut, Zeit zum Durchatmen bleibt eigentlich keine, außer vielleicht kurz in Aden, wo mich auch der einzige kleine Hänger im Griff hatte. Dadurch dass Nicole C. Vosseler auch historische Persönlichkeiten, allen voran Richard Francis Burton, reichlich und geschickt mit einbezogen hat, gewinnt der Roman unglaublich an Authentizität und so war ich oft versucht zu vergessen, dass Maya und Rashad fiktive Figuren sind. Neben der eigentlich Handlung - Mayas Suche und Weg nach Freiheit und Abenteuern, nach Wissen und Liebe - vergisst die Autorin nicht, dem Leser auch ein wenig die jeweiligen Landes- und Lokalgeschichte, sowie die unterschiedlichen Kulturen mit ihren Bräuchen, Sitten und Riten näher zu bringen.
    Das Ende des Romans ist rundherum gelungen und hat mich äußerst zufrieden zurück gelassen. Der Epilog überrascht positiv und rundet das Finale einfach perfekt ab.


    Die Figuren haben mich ausnahmslos zutiefst berührt und ich kann nicht behaupten, dass ich über eine oder sogar mehrere nicht gerne gelesen hätte. Selbst über die etwas unnahbare und strenge Martha Greenwood, Mayas Mutter, habe ich mit Vergnügen gelesen.
    Erstaunlich facettenreich hat die Autorin ihre Charaktere geschaffen, selbst die Nebenfiguren schillern in den unterschiedlichsten Farben und versprühen jede Menge Lebensfreude. Äußerst interessant, glaubwürdig und beeindruckend fand ich die Entwicklung der Figuren im Laufe der fast fünfzig Jahre, die die Handlung umfasst. Und dabei lässt die Autoren nicht nur ihre Protagonisten am Leben wachsen und sich verändern, sondern auch die weniger präsenten Charaktere, wie zum Beispiel Mayas Schwester Angelina. Die Schicksalsschläge, die die Familie Greenwood, dabei vor allem Maya, überstehen müssen, haben mich ebenso erschüttert wie die Figuren und haben mich mehr als einmal mit den Ereignissen hadern lassen. Zutiefst bewegt, mit Kloß im Hals, Tränen in den Augen habe ich Maya auf ihren schwersten Wegen begleitet. Aber ich habe auch mit ihr gelacht, mich mit ihr gefreut und auch mit ihr geliebt.


    Abgerundet wird dieser Roman durch reichlich Kartenmaterial, was mein Karten-Liebhaber-Herz hat höher schlagen lassen und durch ein Nachwort, das mir eine Gänsehaut beschert hat. Der Titel des Romans passt einfach perfekt zur Handlung, ein anderer Titel wäre dem Roman niemals gerecht geworden.


    Nicole C. Vosseler hat einen eindrucksvollen, gefühlvollen und faszinierenden Roman geschrieben, der mir unglaublich schöne Lesestunden beschert hat, mit Figuren und Ereignissen, die mich lange bewegt haben. Nur „Südwinde“ konnte mich noch nachhaltiger beschäftigen.


    Bewertung


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Ich hab das Buch vor ein paar Jahren gelesen und hab Euch jetzt extra noch meine kurze Meinung dazu raus gesucht. :zwinker:


    „Gemma" fängt recht vielversprechend an, ist von der ersten Seite an interessant und auch ereignisreich. Die Handlung selbst ist schlicht, aber schön. Allerdings findet man keine erwähnenswerte historische Elemente auch wenn der Roman im 19. Jahrhundert spielt, einmal abgesehen von den Beschreibungen der Kleidung, Schiffe, Häuser und der Sitten; darüber kann ich aber gut hinweg sehen.
    Ganz besonders störten mich aber an diesem Roman die viel zu lang gezogenen erotischen Liebesspiele der beiden Hauptcharaktere, die sich ab einem bestimmten Punkt immerzu wiederholten, so dass ich bald recht genervt war. Hier wäre weniger wirklich mehr gewesen.
    Als anspruchsvolle Literatur kann man dieses Werk nicht bezeichnen, aber es eignet sich immerhin als leichte Koste für laue Sommerabende.


    Meine Bewertung seinerzeit


    3ratten


    Heute würde ich sie wohl niedriger ansetzen. :breitgrins:

    Hallo earnshaw,


    ja, mir kommt das auch merkwürdig vor, denn auch die deutsche TB-Ausgabe ist nun nicht gerade winzig gedruckt worden. Zu "Südwinde" kann ich Dir nur sagen, mich hat diese Liebesgeschichte auch abgeschreckt, ABER in meinen Augen spielt sie sich nicht in den Vordergrund, sondern zeichnet ein wunderbares Bild von Cooks erster Entdeckungsfahrt. Die Figuren haben mich allesamt umgehauen. Versuch es einfach mal. :zwinker:


    LG
    Cait

    Hallo earnshaw!


    Ich glaube, hätte ich nicht ausgerechnet "Südwinde" vorher gelesen, wäre ich ähnlich begeistert gewesen wie Du. Vielleicht hätte ich ein wenig Zeit verstreichen lassen sollen zwischen den Büchern, aber ich musste unbedingt beim Thema bleiben. Interessant, dass die Originalausgabe ein ausführliches Nachwort hat und die deutsche nicht. Schon sehr ärgerlich. Ein Nachwort hätte bei mir wieder vieles rausgeholt. Und wieso hat Deine Ausgabe 100 Seiten mehr? Normalerweise ist das doch anders herum, oder irre ich mich? Scheint, als wäre da tatsächlich gekürzt worden. So erklärt sich auch, warum für mich die Geschichte nicht ganz rund war. Welche Ausgabe hast Du denn gelesen? magst Du sie noch verlinken?


    LG
    Cait

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Verlag: Goldmann
    ISBN: 978-3-442-46550-7
    Seiten: 316
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 7,95
    ET: 11.2007


    England 1772


    Für den Naturforscher Joseph Banks ist die Pflanzenmalerin Mary Burnett seine große Liebe, aber ihre Beziehung ist nicht standesgemäß. Daher verlässt die schwangere Mary ihren Geliebten, um ihrem Kind diese Schande zu ersparen. Zum Abschied schenkt Joseph ihr den geheimnisvollen Vogel von Ulieta, den er von einer Forschungsreise mit Captain Cook mitgebracht hat. Seitdem gilt der Vogel als verschollen. Erst 200 Jahre später macht sich ein Wissenschaftler auf, den Vogel zu finden, und enthüllt damit die Geschichte dieser tragischen Liebe …


    Meine Meinung


    Nachdem ich von „Südwinde“ von Nicole C. Vosseler uneingeschränkt und restlos begeistert war und ich nicht vom Thema James Cook und Joseph Banks los kam, habe ich gleich im Anschluss „Die Pflanzenmalerin“ begonnen. Einerseits war es eine wirklich gute Idee, da ich noch ein wenig mehr über Joseph Banks erfahren habe, andererseits hatte das Buch natürlich einen recht schweren Stand und konnte letztendlich nicht an „Südwinde“ heran reichen. Dafür war das Buch einfach zu kurz. Denn Martin Davies erzählt auf 317 Seiten insgesamt drei Geschichten und das ist in meinen Augen auf so wenig Seiten nicht optimal machbar, obwohl die Idee an sich wirklich gut ist.


    Davies erzählt die Geschichte des Tierpräparators Fitzgerald, der sich auf die Suche nach dem verschollen Vogel von Ulieta macht, den Joseph Banks über 200 Jahre zuvor geschenkt bekommen hat. Darin eingewoben ist die Liebesgeschichte zwischen Banks und seiner Geliebten Miss Mary Burnett, die mal aus Banks Perspektive und mal aus Marys Sicht erzählt wird. Als wäre das noch nicht mehr als ausreichend Stoff für einen Roman, hat sich der Autor noch einer dritten Geschichte gewidmet und erzählt, wenn auch nur am Rande, aus dem Leben von Fitzgeralds Großvater.


    Der Aufbau hat mir gut gefallen, vor allem dass die Passagen über Fitzgerald nicht überwiegen, sondern sich mit denen über Banks und Miss Burnett gut die Waage halten. Das Buch liest sich gut und flüssig, wobei mich allerdings ab und an gestört hat, dass spezielle Fachbegriffe und historische Persönlichkeiten als bekannt vorausgesetzt werden. Wenn man keinerlei Vorkenntnisse über Cook und Banks besitzt, könnten sich dadurch viele Verständnisfragen ergeben. Leider haben sich auch ein paar Logik- und Sinnfehler eingeschlichen, die sich nicht so leicht überlesen ließen, sondern mich doch etwas verwirrt und aus dem Lesefluss gerissen haben.


    Die Geschichten sind gut und solide erzählt, ich konnte mich durchaus mitreißen lassen und fand sowohl Gegenwart als auch Vergangenheit meist spannend erzählt. Allerdings kratzt mir der Roman viel zu sehr an der Oberfläche und wirkt am Ende etwas unvollständig und gehetzt. Tiefgründig und lehrreich ist er leider nicht, allerdings hat er mich gut und kurzweilig unterhalten und ich konnte noch eine Weile bei Joseph Banks verweilen. In wieweit die Affäre und der Vogel von Ulieta historisch fundiert sind, lässt der Autor den Leser leider nicht wissen, da er auf ein erklärendes Nachwort verzichtet hat.


    Die Figuren konnten mich leider nicht verzaubern. Von Banks hatte ich zum Glück schon ein Bild im Kopf, so dass ich das für diesen Roman wenigstens übernehmen konnte. Alle Figuren blieben recht blass und oberflächlich, wenn auch Mary Burnett noch die meiste Ausstrahlung besaß. Ich konnte nicht mit ihnen leiden, mich nicht mit ihnen identifizieren oder eine Beziehung zu einer von ihnen aufbauen, so dass mir selbst die tragischsten Ereignisse und gelüfteten Geheimnisse nicht nah kamen. Richtig berühren konnten mich leider weder die Charaktere noch die Handlung.


    Fazit: Ein kurzweiliger Unterhaltungsroman, der sich gut lesen lässt, aber sicherlich nicht zu meinen Lesehighlights zählen wird.


    Meine Bewertung


    3ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Verlag: Fischer
    ISBN: 978-3-596-17465-2
    Seiten: 480
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 8,95
    ET: 06.2007


    1764 geht in einem Orkan das britische Handelsschiff Seagull unter. Einzige Überlebende ist Brittany Addison, die junge Tochter des Kapitäns. Sie kann sich auf einer Seemannskiste an die Gestade Tahitis retten. Dort wächst sie unter der Obhut der Medizinfrau Ratanea auf und wird deren Nachfolgerin. Bis sie nach sechs Jahren Inseldasein zum ersten Mal wieder Landsleute sieht: James Cooks Forschungsschiff legt auf der Insel an. Brittany schließt sich der abenteuerlichen Expedition an. Sie verliebt sich in den geheimnisvollen Zachary Hicks, den Ersten Offizier der Endeavour, und Tupia der Schamane belegt sie mit einem Fluch. Beides wird Brittany auf ihrer Reise begleiten...


    Meine Meinung


    „Südwinde“ ist nach „Der Himmel über Darjeeling“ der zweite Roman, den ich von Nicole C. Vosseler gelesen habe und ich bin restlos begeistert von diesem wunderbaren, bewegenden Roman.


    Nicole C. Vosseler erzählt in einem flüssigen, leichten, aber nicht oberflächlichen oder anspruchslosen Stil. Der Roman liest sich ungemein flüssig und es ist schwer, nahezu unmöglich, das Buch zur Seite zu legen. Die Autorin schreibt unheimlich farbenprächtig und lebendig, verschafft ihren Handlungsorten dabei unsagbar viel Flair und Atmosphäre, so dass man sich gar nicht dem Zauber entziehen kann, den das Buch auf den Leser ausübt.


    Der Klappentext ist etwas ungünstig gewählt, vermittelt er doch den Eindruck, dass in diesem Roman eine Liebesgeschichte im Vordergrund steht und die Entdeckungsreise James Cooks nur den Hintergrund bildet. Aber weit gefehlt. In meinen Augen ist die erste Expedition Cooks auf der „Endeavour“ keineswegs die Basis, sondern der Schwerpunkt des Romans, was mir ausnehmend gut gefallen hat. Brittanys (fiktive) Geschichte wird darin eingewoben und die Autorin ist dabei äußerst bemüht, den Reiz und die Gefahr dieser Forschungsreise nicht aus den Augen zu verlieren und dabei auf historischen Spuren zu wandeln. Ich bin zwar kein Experte auf diesem Gebiet, hatte aber den Eindruck, dass sich die Autorin äußerst nah an die historischen Fakten gehalten hat. Spannend, bewegend und zutiefst berührend erzählt Nicole C. Vosseler die aufregende und gefahrvolle Reise der „Endeavour“ und ihrer Mannschaft. Leider hat es der Verlag versäumt, eine Karte in das Buch einzubinden, aber wozu gibt es Atlanten. Über lange Teile des Romans lag ein Atlas neben mir, damit ich auch genau die Reiseroute begleiten und nachvollziehen konnte und hatte dabei das Gefühl, selbst mit an Bord zu sein und mich haben das Fernweh und die Abenteuerlust gepackt, die so viele Seeleute an Bord eines Schiffes getrieben haben müssen. Sehr gelungen finde ich die eingebundenen Auszüge aus den verschiedenen Tagebüchern und dem Logbuch Cooks. Dadurch wurde man immer wieder daran erinnert, dass diese Menschen tatsächlich gelebt und diese Reise unternommen haben.


    Die Autorin nimmt sich viel Zeit für ihre Figuren, beschreibt ihr Äußeres wie ihr Innerstes, ihre Ängste und Sorgen, aber ich auch ihre Hoffnungen und Sehnsüchte und erzählt zu fast jeder Figur, egal ob Protagonist oder Nebenfigur, auch eine Vorgeschichte. Dadurch wirken die Charaktere nicht nur facettenreich, sondern unglaublich lebendig. Man meint sie berühren, hören und auch riechen zu können, sie zu verstehen und man fühlt unglaublich mit ihnen, ganz gleich, ob die Figur von eher schlechtem Charakter oder voller Liebenswürdigkeit ist. Alle handelnden Figuren haben einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen und mich emotional zutiefst berührt und ich musste gerade zum Ende hin sehr gegen meine Tränen ankämpfen. Dank des Epilogs, in dem die Autorin kurz zusammenfasst, was aus ihren Charakteren nach der Reise geworden ist, bekommt der Roman nicht nur einen runden Abschluss, sondern auch ein herzergreifendes Ende, vor allem, wenn man bedenkt, dass bis auf Brittany alle Figuren historisch belegt sind. Ich werde noch eine ganze Weile auf diese wunderbaren Figuren zurück blicken und an sie denken.


    Fazit: Ein großartiges, perfektes Debüt der Autorin! Ein Roman, der nicht besser hätte sein können und mich nachhaltig bewegt hat. Ich würde mich freuen, wenn sich die Autorin vielleicht auch an die zweite und dritte Entdeckungsreise Cooks heran wagen würde, zumal ich mich dann auf ein Wiedersehen mit so mancher lieb gewonnen Figur freuen könnte.


    Meine Bewertung


    5ratten:tipp: