Beiträge von Ruby Tuesday

    British_Soul: Weil ich von "Der kalte Hauch des Flieders/Julian's house" so angetan war, hab ich mir noch ein weiteres Buch der Autorin bestellt, "Aus dem Dunkel des Vergessens". Hab es nach den ersten Kapiteln wieder abgebrochen - sprachlich platt, viele Klischees, null Spannung oder Geheimnis... Entweder liegt es wieder auf dem SUB oder ich hab es gleich ins Tauschregal gestellt.


    An "Julian's house" hab ich nach wie vor gute Erinnerungen; gerade die Darstellung der seltsamen Beziehung des Pärchens hat mir dabei gut gefallen. Die beiden haben sich so intensiv auf die Untersuchung der eigenartigen Phänomene gestürzt anstatt auf die Merkwürdigkeiten in der eigenen Beziehung zu schauen und daran zu arbeiten - das fand ich sehr interessant und hab hier auch nicht unbedingt eine Weiterentwicklung oder Lösung erwartet. Deshalb hat mich auch das Ende nicht gestört

    Hier meine Rezensions-Links. Vielen Dank an den Verlag und Literaturschock, dass ich das Buch testlesen durfte :winken:


    weltbild.de---> Frau F. aus Herbstein, 27.6.2016
    [url=http://www.thalia.de/shop/home/suggestartikel/ID44187064.html?sswg=BUCH&sq=Das%20Haus,%20das%20in%20den%20Wellen%20verschwand]thalia.de[/url]---> Kundin aus Herbstein, 27.6.2016


    buecher.de---> carifrue aus Herbstein, 27.6.2016


    [url=http://www.buch.de/shop/home/suggestartikel/ID44187064.html?sswg=BUCH&sq=Das%20Haus,%20das%20in%20den%20Wellen%20verschwand]buch.de[/url] ---> Kundin aus Herbstein, 27.6.2016


    Was liest du?
    https://www.amazon.de/gp/custo…l?ie=UTF8&ASIN=3492060293


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    Das Buch:
    Die junge Malerin Lana hört im Radio die Nachricht, dass eine Segelyacht namens "The Blue" vor der Küste Neuseelands gesunken sein soll. Diese Nachricht erschüttert sie zutiefst, denn bis vor wenigen Monaten war sie selbst Mitglied der bunt zusammengewürfelten Crew, zusammen mit ihrer besten Freundin Kitty.
    Warum ist die Yacht gesunken? Ist Kitty noch am Leben? Und was hat Lana dazu getrieben, der Yacht und ihrer besten Freundin den Rücken zu kehren?


    Meine Meinung:
    Durch geschickte Wechsel zwischen "Damals" und "Jetzt" erfährt der Leser Stück für Stück, wie Lana die dramatische Suche nach den Vermissten verfolgt und dabei von ihren Erinnerungen an ihre eigene Reise mit der Segelyacht und den Bordmitgliedern eingeholt wird. Dabei wird erst allmählich klar, was die beiden jungen Engländerinnen Lana und Kitty dazu bewogen hat, auf solch eine abenteuerliche Reise zu gehen und vor allem, warum Lana die Yacht verlassen und jeden Kontakt zu ihrer ehemals besten Freundin abgebrochen hat.


    Seine Stärken hat das Buch, wenn die Autorin farbenprächtig und detailliert Lanas und Kittys erste Bekanntschaft mit der zunächst fremden Bordbesetzung oder ihre Erlebnisse in fremdartigen, exotischen Orten beschreibt. Durch den Blickwinkel von Lana lernt man die unterschiedlichen Mitglieder der Crew kennen, die durchweg aus jungen Menschen unterschiedlicher Herkunft besteht. Dass man bei einigen nicht so recht weiß, wie man sie einordnen soll, ist bewusst gestaltet und trägt zu der bedrohlichen, allmählich immer stärker von Misstrauen geprägten Atmosphäre bei, in die Lana hineingezogen wird.
    Da sie selbst eine schwierige Beziehung zu ihrem Vater hat, ist sie besonders anfällig dafür, sich besonders zu den Bordmitgliedern hingezogen zu fühlen, die auf der "Blue" einen Ausweg aus ähnlichen familiären Problemen gesucht haben. Dass dabei nicht jeder mit offenen Karten spielt, wird Lana erst allmählich klar.


    Obwohl mir der Schreibstil der Autorin gut gefiel, konnte mich die Geschichte leider nicht so "packen" wie ich es erhofft hatte. Das lag zum einen daran, dass ich viele Entwicklungen (der Grund von Lanas Schwierigkeiten mit ihrem Vater, der Streit mit Kitty, das Zerwürfnis mit der Crew) sehr vorhersehbar fand und ich mir hier mehr unerwartete Wendungen gewünscht hätte; zum anderen, weil ich den Grund von Lanas Schwierigkeiten mit ihrer Umwelt (Vater, Kitty, Denny...) oft nicht nachvollziehen konnte.
    Für meinen Geschmack wurde hier zu oft die Spannung künstlich hochgeschraubt und man fragte sich als Leser, was Lana wohl Schlimmes widerfahren sein musste - nur um dann festzustellen, dass es eigentlich Lana war, die den Menschen um sich herum Unrecht getan hat durch ihr Misstrauen und ihre Unversöhnlichkeit.
    Das Ende wiederum fand ich zu "harmonisch" angesichts der dramatischen Vorfälle, die sich während Lanas Zeit an Bord ereignet hatten. Hier hätte mir ein offeneres Ende besser gefallen, bei dem sich der Leser sein eigenes Bild machen kann, wie es mit Lana und Kitty weitergeht. Auch die Liebesgeschichte zwischen Lana und Denny ließ mich beim Lesen kalt und der Funke sprang nicht über.
    Für die spannende Rahmengeschichte, den außergewöhnlichen Schauplatz und einige Figuren, für die ich echtes Interesse entwickeln konnte und über die ich gerne mehr erfahren hätte (Shell, Lanas Vater, Kitty) vergebe ich
    3ratten.

    Das Buch:
    Das Außergewöhnlichste an Mittdreißigerin Akelei ist ihr Vorname. Ansonsten führt sie ein geordnetes, unaufgeregtes Leben und kann weder ihrem Ehemann, ihrem Job noch ihrem Beruf besondere Begeisterung entgegenbringen. Niemand also, dem man eine abenteuerliche Reise quer durch Deutschland zutrauen würde - bis Akelei in einer Schaufensterscheibe ihren Jugendfreund Fin zu sehen glaubt, der vor 18 Jahren spurlos verschwand. Bevor sie näher darüber nachdenken kann, hat sich Akelei an die Spur des Fremden geheftet, tatkräftig unterstützt von einem Huhn, das eigentlich als Sonntagsbraten enden sollte...


    Zeitgleich steht der junge Engländer Fin Paul Smith, der das norddeutsche Heimatdort seiner Eltern besucht, vor einem Grabstein, der seinen Namen trägt. Der Dorfpfarrer drückt ihm einen Koffer in die Hand, der ein merkwürdiges Sammelsurium an Erinnerungsstücken enthält - und eine Adresse in Berlin. Fin Paul macht sich auf den Weg, um das Geheimnis um Grabstein und Koffer zu lüften, immer verfolgt von einem geheimnisvollen Mann in einem grauen Wollpullover...


    Meine Meinung:
    Die Bücher von Antonia Michaelis leben davon, dass sie in poetischer Sprache nicht ganz alltägliche Geschichten erzählt, moderne Märchen quasi. Wer sich darauf einlassen kann, dass die Grenze zwischen Traum und Realität zeitweise verschwimmt oder dass Hühner auftreten, die den Fernsehhund "Lassie" in den Schatten stellen, der wird auch in "Die Allee der verbotenen Fragen" wieder mit einer außergewöhnlichen Geschichte belohnt, die quer durch Deutschland und zeitweise auch in die jüngere deutsche Geschichte führt, in die Zeiten vor der Wende.
    Man bekommt einen Einblick in Akeleis Kindheit in der Kastanienallee, der titelgebenden "Allee der verbotenen Fragen". Alles hier entspricht den Regeln und ist wohlgeordnet, bis auf Familie Paul, mit denen Akelei keinen Kontakt haben darf. Aber gerade das Verbotene und Chaotische übt einen unwiderstehlichen Reiz auf Akelei aus und so freundet sich das Einzelkind aus dem linientreuen Arzthaushalt natürlich doch mit dem jüngsten Sprössling der "wilden" Familie Paul an.


    Die Zeitsprünge in der Geschichte fordern den Leser auf, selbst mitzurätseln was vor 18 Jahren geschah, warum Fin spurlos verschwand und was es mit dem unheimlichen Grabstein auf sich hat. Die Lösung allerdings ist dann doch eine Überraschung und bietet Diskussionsstoff.
    Besonders gefallen hat mir, dass sich die handelnden Personen nicht sofort in eine Schublade einsortieren lassen. Häufig musste ich im Verlauf des Buches meine gefasste Meinung über einige Nebencharaktere ändern und eigene Vorstellungen hinterfragen, ob nun über Akeleis zunächst farblos erscheinenden Ehemann oder ihre behütende, politisch engagierte Mutter.
    Auch das Huhn spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte und sorgt für einige komödiantische Szenen, unter anderem auf der Reeperbahn :breitgrins:.
    Hier pfeife ich gerne mal auf Realitätsnähe und lasse mich lieber gut unterhalten. Wer spannungsgeladene Geschichten mag, wird vor allem im letzten teil des Buches voll auf seine Kosten kommen.
    Einziges Manko: Das letzte Buch, das ich von Antonia Michaelis gelesen habe, "Paradies für alle", hat mich noch einmal auf einer ganz anderen Ebene berührt. "Die Allee der verbotenen Fragen" ist genauso gut gemacht, ist aber von der Thematik her etwas "leichter verdaulich". Auf jeden Fall habe ich Lust bekommen, demnächst auch "Das Institut der letzten Wünsche" von Antonia Michaelis lesen zu wollen.
    Ich vergebe 4ratten,
    eine davon explizit für das Huhn, in dem mehr steckt als nur ein Sonntagsbraten.


    Ehrlich gesagt hatte ich es bis jetzt gar nicht so empfunden, dass Wilhelm nur Beatrice liebt, ich dachte da eher an eine Affäre, quasi eine Art Abenteuer, um aus dem Alltag auszubrechen. Dass es jetzt so ist, hat mich ebenfalls überrascht.


    Doch, das hat für mich schon Sinn gemacht; auch schon, als der Leser Elsbeths böse Seite noch gar nicht kennengelernt hat :zwinker:. Sie ist die perfekte Vorzeige-Ehefrau für jemanden, der zur damaligen Zeit Karriere machen wollte: Politisch auf der "richtigen" Seite, engagiert, voller Selbstbeherrschung und dabei irgendwie ohne besonders herausragende Charakterzüge. Ich stelle es mir nicht leicht vor, so wie Akeleis Vater hin und hergerissen zu sein zwischen einem leben, das nur Fassade ist und dem, was einen wirklich glücklich machen würde. Aber die Fassade war ihm letztlich doch wichtiger. :sauer:

    Was für ein rasantes Finale! Am Ende treffen alle wichtigen Handlungsträger noch einmal aufeinander für den großen Showdown, und auch hier wird nicht an Feuer und Lebensgefahr gespart. Mir hat gut gefallen, dass das Wiedersehen von Akelei, Fin und Johann dadurch nicht ins Kitschige abglitt, sondern dass alle eher damit beschäftigt waren, ihr Leben zu retten.
    Elsbeth hatte ich bis zuletzt überhaupt nicht in Verdacht, hinter den ganzen Anschlägen zu stecken! Da hat Antonia Michaelis die Leser clever an der Nase herumgeführt :smile:.
    Dass Akelei und Fin Halbgeschwister sind, erklärt natürlich auch, warum Akeleis Vater alles versucht, um den Kontakt zwischen den beiden zu unterbinden. Ich fand es super, dass die Autorin hier nicht zu früh durch zu viele Andeutungen den Überraschungseffekt verdirbt. Zwar wurde der durchdringende Blick des alten Dr.Birkholz mehrmals erwähnt, aber ich denke, wenn dabei seine Augenfarbe genannt worden wäre, hätte jeder sofort den Braten gerochen. So häufig sind türkisfarbene Augen nun auch nicht.



    Wurde eigentlich irgendwo erwähnt, wer d n Koffer bestückt hat? Das würde mich interessieren.


    Auf Seite 319 stellen sich Akelei und Johann dieselbe Frage. Akelei ist überzeugt davon, dass Fin den Koffer für sie hinterlassen hat, damit sie ihn anhand der Adresse auf dem Briefumschlag finden kann.


    Ich war sehr froh, dass Fin überhaupt nicht krebskrank war. In einem anderen Buch wäre das ein arg zurechtgebogenes Ende, aber hier passt alles zusammen. Elsbeth ist wirklich die perfekte Schurkin! Dass man am Ende nicht genau weiß, ob sie den Brand überlebt hat oder nicht, trägt zum Reiz des Buches bei.
    Die Beziehung zwischen Akelei und Fin hat in meinen Augen allerdings doch ein bisschen dadurch gelitten, dass sie Halbgeschwister sind.



    Hermann ist auch zu bewundern. Er liebt Elena wohl noch, lässt sie aber trotzdem ziehen.


    Hermann hatte wirklich am Ende noch mal einen glanzvollen Auftritt, und den hat er sich auch verdient. Er zeigt im Umgang mit Akelei viel Größe; vielleicht hat er sie doch eher wie eine kleine Schwester geliebt und hatte aufgrund der Lügengeschichte, die man ihm erzählt hat, immer das Gefühl, für sie verantwortlich zu sein und gut auf sie aufpassen zu müssen. Keine gute Basis für eine Beziehung, so dass auch für Hermann die Trennung letztendlich besser ist und auch er noch mal die Chance hat, jemanden zu finden, der besser zu ihm passt.


    Gut gefallen hat mir auch, dass sich Johann nach den ganzen Enthüllungen nicht an den Rockzipfel seiner "neuen" Eltern hängt, sondern weiterhin sein eigenes Ding durchzieht und erst mal den Kontakt zu Patricia in Berlin wieder aufnimmt. Und natürlich endet das Huhn nicht in Rotweinsauce, sondern bekommt ebenfalls sein eigenes "Happy End" samt Hahn.
    Insgesamt wieder ein sehr gelungenes, poetisches Buch von Antonia Michaelis, auch wenn mir dabei vielleicht ein bisschen die ganz großen Emotionen gefehlt haben wie bei "Paradies für alle", das mir sehr unter die Haut gegangen ist.
    Ich war mir eigentlich sicher, eine Szene gelesen zu haben, in der Fin Akelei erzählt, dass Akeleis Eltern ihn nach dem Autounfall mehrmals weggeschickt hätten, so dass er dann zu Paula und den anderen auf

    Ich hatte heute morgen noch frei und bin wieder weitergekommen im Buch. Dass es Akelei und Johann jetzt wieder in den Norden verschlagen hat, in diesem Fall Hamburg, gefällt mir sehr gut. Genial war die Szene, als Akelei dem Huhn auf der Reeperbahn Halsband und Leine kauft und ihm eine jugendfreie (oder hühnerfreie) Version erzählt, wofür die ganzen Artikel an dem Stand waren. Handschellen, um Hühnerdieben dingfest zu machen! :breitgrins:



    Und endlich wird das Geheimnis um Paula gelüftet, sie fungierte als Botin, wenn auch auf ziemlich heftige Art. Ich habe zunächst gedacht, dass sie das Äquivalent ist zu Fins Mutter Beatrice, die Elsbeth wehgetan hat und dies dann bei Akelei fortsetzt. Aber das ist in beiden Fällen viel facettenreicher, so mein Eindruck.


    Paula fand ich super, nachdem ich erst mal durchschaut hatte, was da gespielt wird. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet Fin zu schüchtern ist, um gegenüber Akelei den nächsten Schritt zu machen - gut, dass Paula hier vermittelt, denn so viel gemeinsame Zeit haben die beiden ja sowieso leider nicht, da ist jede gemeinsame Minute kostbar.



    Irgendjemand meinte doch dass Johann Akeleis Sohn wäre! ?
    Bin erst auf S.263 und es klingt ja sehr danach! Die Eile der Heirat, die Vorsicht von Hermann,die Ablenkung, dieGedächtnislücken. .. Dann einfach das Baby für tot erklären und abgeben. Ihr Nachsinnen über das unbefruchtete Ei passt auch dazu! Sehr spannend! Der Wollpulli könnte vielleicht der Doktor Vater sein?
    Das fände ich passend.


    Ich glaube auch, dass Akelei von Fin schwanger geworden ist. So wie ich ihre Eltern einschätze, sind sie sicher Amok gelaufen und haben sie entweder zur Abtreibung gezwungen - sie war ja noch minderjährig - oder das Kind zur Adoption freigegeben und ihr erzählt, es wäre bei der Geburt gestorben. Ihr Vater als Arzt hatte da vielleicht die entsprechenden Verbindungen, um solche Mauscheleien unbemerkt durchführen zu können. Immerhin hat er bei Beatrice ja auch den Totenschein ausgefüllt und "Selbstmord durch Erhängen" eingetragen. Eine nähere Untersuchung hätte vermutlich ans Tageslicht gebracht, dass sie unglücklich gestürzt und an einer Gehirnblutung gestorben ist oder so! :grmpf:
    Erst dachte ich ja, die Stasi würde hier eine Rolle spielen, aber bis jetzt habe ich noch keine großen Hinweise darauf gefunden. Vielleicht haben die Geheimnisse, die der Mensch im Wollpullover unbedingt bewahren will, ja doch eher einen persönlichen Hintergrund.
    Akeleis Vater kann ich mir irgendwie nicht als Mann im Wollpullover vorstellen. Die Gefahr ist viel zu groß, dass Akelei ihn entdeckt, und irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass er sich selbst die Hände schmutzig machen würde. Aber vielleicht ist der Mann im Wollpulli von Akeleis Vater angeheuert und schreibt auch auf dessen Anweisung hin die Zettelchen?

    Ich habe ein bisschen in die englische Originalausgabe hereingeschnuppert und mich hat sofort das Bedürfnis gepackt, mit den Protagonistinnen auf Reise zu gehen, während ich selbst auf meinem sicheren Sofa bleiben kann :zwinker:
    Ich möchte mich sehr gerne um ein Testleseexemplar bewerben und würde meine Rezensionen veröffentlichen auf:


    -Literaturschock
    - Was liest du
    - Amazon
    - Thalia
    - Weltbild
    - buecher.de
    - buch.de


    Akeleis Eltern haben in diesem Abschnitt ein wenig gelitten, denn sie wirken an der ein oder anderen Stelle ganz schön verlogen. Einerseits die Tochter überbehüten, so dass ihr Weg mit Hermann schon fast vorgezeichnet scheint (überspitzt formuliert), andererseits sich selbst die angenehmsten Freiheiten heraus nehmen. Vor allem Akeleis Vater! Aber generell finde ich diese Tratschereien und Verdächtigungen in der Kastanienallee wirklich schlimm. Alleine die Überlegung, dass die wilden Pauls irgendwann das Chaos über die komplette Straße bringen könnten... All diese biederen Nachbarn, die natürlich den Schein waren und trotz all der Lästereien auf der Beerdigung von Beatrice Paul erscheinen!


    Echt widerlich, diese Verlogenheit und Heuchelei. Meine Schwester und ich sind in einer kleineren Stadt aufgewachsen, wo es normal war, dass man gar nicht alle Leute gekannt hat, denen man unterwegs begegnete. Was die Freundinnen meiner Schwester, die aus den Dörfern ringsherum kamen so erzählten, hat mich immer entsetzt. Da kam man sich vor wie in die 50er Jahre zurückversetzt, wo man bloß nicht auffallen durfte und jeder Schritt von den Nachbarn beobachtet wurde, oder wo es ganz wichtig war, irgend einen Freund zu haben, nur damit die Leute nicht über einen redeten... :rollen:
    Akelei ist ein gutes Beispiel dafür, was mit einem passieren kann, wenn man so ein "Hauptsache Unauffällig"-Leben führt. Ich hoffe wirklich, sie kehrt am Ende nicht zurück in ihr altes Leben, sondern holt alles nach, was sie bisher verpasst hat!


    Nun kommt also raus, dass Akeleis Vater wirklich eine Liaison hatte wie wir es vermutet hatten. Ich denke nicht, dass ihr Vater Fins Mom wirklich töten wollte, sondern das mehr aus Versehen geschehen ist. Klingt jetzt blöd, aber bei dem Handgemenge kann auch schon mal unglücklich etwas passieren. Na ja und damit er nicht belangt wird, hat er es wie Suizid aussehen lassen, was man bei der Frau offenbar mehr glauben wollte als dass ihr jemand etwas angetan haben könnte.


    Mir wurde schon ganz mulmig zumute, als Fins Mutter die Kamera erwähnte, und tatsächlich geht dieser Schuss nach hinten los. Dabei hatte sich Beatrice erhofft, Akeleis Vater könne seine Beziehungen nutzen, um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Dass Fin und Akelei die ganze Szene heimlich mitansehen müssen, ist ziemlich hart. Wie wird sich das auf ihre Freundschaft auswirken?


    Auf den "Bluff" mit der Vorwahl bin ich nicht hereingefallen; ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass Johann durch die ganzen Erlebnisse der letzten Zeit gerade nicht ganz klar denken kann und dass es eine logische Erklärung dafür geben muss.


    Das Huhn entwickelt sich immer stärker zum komödiantischen Element und scheint Akelei durch seine bloße Anwesenheit mehr Mut zu verleihen - für jemanden, der die letzten 18 Jahre kaum eine eigene Entscheidung getroffen hat, schlägt sie sich ziemlich gut bei ihrer Mission. Ich musste sehr lachen, als Akelei dem Kellner erklärt, sie könne in der Anwesenheit des Huhns kein Omelette essen - das wäre so, als würde sie in der Gegenwart des Kellners ein Baby essen :breitgrins:.
    Indem sie Johanns Gespräch mit Herrn Hegen belauscht, erfährt Akelei neue rätselhafte Informationen über Fin. Wen hat er vor 18 Jahren umgebracht? Erst dachte ich, er meint seinen Vater, aber das passt nicht zu den Worten "Ich habe auch jemanden getötet, den ich geliebt habe. Mehr geliebt als alles andere." Nee, das kann nicht der alte Paul sein, wirklich nicht. Oder meint er seine Mutter, weil er sich Schuld an ihrem Tod gibt? Aber das würde von den Jahresangaben her nicht zusammenpassen :gruebel:.


    Akeleis Reise im Schlafwagen hat mir sämtliche Illussionen über diese Art zu Verreisen geraubt! Ich weiß natürlich, dass es nicht stimmt, aber irgendwie hatte ich beim Wort "Schlafwagen" immer Bilder im Kopf, die mehr an "Mord im Orientexpress" oder die Transsibirische Eisenbahn erinnern :zwinker:. Stattdessen eine popelige Nische mit Einmalbettwäsche der Deutschen Bahn. Wie unromantisch...
    Toll dagegen das Bild, wie Akelei auf dem Bahnhof mit Chips- und Kekstüten jongliert, mit dem Huhn als Publikum. Nicht ganz so spektakulär wie das muntere Leben im Haus der Pauls, aber für Akeleis Verhältnisse schon ein riesiger Schritt. Der anonyme Zettel hat mich extrem geärgert - wer auch immer ihn geschrieben hat, muss Akelei kennen und aus einem ähnlich spießigen Umfeld kommen wie ihre Eltern. Das Leben, "das das Richtige ist" - pffft. :grmpf:Akelei fängt ja gerade erst an zu leben!

    Stimmt, einen Grabstein kann man sich ja nicht einfach so bestellen... :redface: Vielleicht hat "das Regime" den Grabstein aufstellen lassen, weil Akelei glauben sollte, das gemeinsame Kind von ihr und Fin Paul wäre tot? Oder im Gegenteil wollte jemand das Kind in SAicherheit bringen und hat dafür gesorgt, dass es zu anderen Eltern kommt - Johanns Eltern, die später nach England gehen. Irgendwie hab ich es heute mit Verschwörungstheorien...
    Ich bin überzeugt, dass der Pfarrer noch mal eine Rolle spielen wird. Der weiß bestimmt noch mehr!

    Ich finde, Antonia Michaelis hat eine tolle Art, den Leser durch die Kindheitserinnerungen von Akelei auf eine Art Zeitreise zu schicken. Das ganze ist so gelungen in die Handlung eingebunden, dass es nicht konstruiert wirkt. Akelei sieht, hört oder riecht etwas und schon schweifen ihre Gedanken zurück, zum Beispiel zu dem misslungenen Gerburtstagsfest.
    Dass der geheimnisvolle fremde Mann, der Fin Pauls Mutter besucht, Akeleis Vater sein könnte, hat mich komplett schockiert. Für einen Arzt ist es natürlich auch viel besser, wenn man mit einer linientreuen Frau verheiratet ist, die auf den "richtigen" Veranstaltungen und Vorträgen gesehen wird. Sonst bleiben womöglich irgendwann die Patienten aus... :grmpf:


    Danach tun sich weitere Abgründe auf: Fins Bruder unternimmt einen Fluchtversuch; sein Begleiter wird tot aufgefunden. Man erfährt nicht, ob Henner es geschafft hat. Wer Berlin besucht, sollte sich unbedingt das Mauermuseum am Checkpoint Charlie ansehen. Die Atmosphäre dort ist sehr beklemmend; angesichts der ganzen teilweise hochriskanten Fluchtversuche kann man nur erahnen, wie verzweifelt die Menschen damals gewesen sein mussten, um dieses Risiko einzugehen :sauer:


    So langsam laufen meine Theorien mit mir Amok: Was, wenn der 18jährige Johann das leibliche Kind von Akelei und Fin Paul ist? Ich könnte mir vorstellen, dass Fin Paul ebenfalls einen Fluchtversuch unternommen hat und dabei umgekommen ist. Akelei wurde ebenfalls gefasst; ihr wurde das Kind weggenommen und dann kam sie erst mal in Haft. Die ganzen Erlebnisse haben sie so traumatisiert, dass sie diesen Teil ihrer Erinnerungen komplett verdrängt hat. Da ihre Eltern als linientreue DDR-Bürger galten, konnten sie sich für Akelei einsetzen und dafür sorgen, dass sie mit dem Genossen Hermann verheiratet wurde, um nicht noch einmal in die Schusslinie der Stasi zu geraten....
    Andererseits - wenn Fin Paul bis München gekommen ist, muss ihm die Flucht ja doch irgendwie geglückt sein, oder? Vielleicht sollte Akelei nachkommen und es ist ihr nicht gelungen oder sie wurde verraten? :gruebel:


    Sehr eindrücklich fand ich die Szenen mit Katharina und der "geliehenen Trauer". Jemand, der nicht mal eine eigene Traurigkeit oder Trauer besitzt, muss schon ganz arm dran sein, genauso wie jemand, der sich über nichts freuen kann. Wer beides nicht kennt, ist für mich kaum menschlich und lebt irgendwie sein Leben unter einer sicheren Käseglocke. Kein Wunder, dass Katharina selbst eine geborgte Trauer diesem Zustand vorzieht!



    Wer hat damals das Feuer gelegt, bei dem das Haus der Familie Paul niedergebrannt ist? Gibt es da einen Zusammenhang zu dem Brand bei Johann? Zum Glück hat Akelei das Schlimmste verhindert. Aber Johanns Reise in die Vergangenheit scheint jemanden zu stören. Es gibt da wohl Dinge, die nicht ans Tageslicht treten sollen. Hängt das mit der Flucht von Fins Bruder und dem Suizid seiner Mutter zusammen?


    Ich frage mich auch, warum der Mensch im Wollpulli ein Interesse daran hat, dass Vergangenes vergangen bleibt. Sind es persönliche Gründe (womit ich die zwischenmenschlichen Beziehungen meine) oder handelt es sich bei dem mysteriösen Fremden um einen ehemaligen Stasi-Spitzel, der nicht möchte, dass seine eigene Rolle in den damaligen Ereignissen aufgedeckt wird?



    Genau diesen Gedanken hatte ich auch. Obwohl Ronald doch so viel jünger sein muss als Elsbeth, oder?


    Ich fand es auch ein bisschen auffällig, als beschrieben wurde, dass Ronald zu allen Vorträgen des Frauenvereins mitgeht oder dass Akeleis Mutter ihm die Hand tätschelt... Aber ich würde es ihr wirklich gönnen, wenn da etwas gelaufen ist. Immerhin vergnügt sich ihr sauberer Ehemann mit der "Wilden" :grmpf:



    Ich finde Akeleis Mann Hermann auch irgendwie sonderbar. Er wirkt so distanziert. Warum tut er nichts. Für mich ist es, als säße er still zu Hause, lebe sein Leben weiter und wundere sich nur ein wenig. Komisch!


    Es passt irgendwie. Vermutlich hat er 18 Jahre lang in dem Glauben gelebt, dass seine Frau die glücklichste Ehefrau der Welt ist, und jetzt versteht er die Welt nicht mehr. Irgendwie erinnern mich Fin Paul und Hermann in ihrer Gegensätzlichkeit an Werther und Albert in "Die Leiden des jungen Werther" - der eine jemand, den Menschen selbst nach kurzer Bekanntschaft nie wieder vergessen können, der andere so unauffällig, wie man nur sein kann. Hermann scheint mir kein schlechter Mensch zu sein, aber er ist definitiv nicht der Richtige für Akelei.
    Ich bin sehr gespannt, wie sich die Geschichte weiter entwickeln wird und wo die Reise für Johann und Akelei weiter geht. Ich mag München, aber in diesem Buch war es mir ehrlich gesagt schon zu weit weg von der unheimlichen Atmosphäre in Akeleis Heimatdorf. Wenn es nach mir ginge, würden die beiden in verlassenen oder verfallenen Gegenden der ehemaligen DDR weitersuchen. Das scheußliche KDF-Gebäude in Prora (wir waren in der Jugendherberge dort auf Klassenfahrt) würde sich ausgezeichnet als Handlungsschauplatz eignen!

    Mich irritiert immer noch die Jahreszahl auf dem Grabstein. Liegt dort wirklich ein Kind, das nur ein sehr kurzes Leben hatte? Oder steht der Stein symbolisch für ein Kind, das von seinen Eltern getrennt wurde?
    Ab und zu klingt ja schon durch, dass Akelei in der ehemaligen DDR aufgewachsen ist (z.B. die Treffen, zu denen Akeleis Mutter geht oder der Lenin an der Wand), und dabei muss ich sofort an die Kinder denken, die ihren Eltern weggenommen wurden, weil diese dem Regime kritisch gegenüberstanden oder gar einen Fluchtversucvh gewagt hatten. Was, wenn der Grabstein für so ein "verschwundenes" Kind steht?? Ich kann aber auch komplett daneben liegen.


    Bisherige Negativ Personen: die Freunde von Johann in England. :rollen:


    Das stimmt. An ihnen wird aber gut deutlich, dass Johann im Vergleich zu seinen Altersgenossen deutlich reifer und etwas Besonderes ist, während seine Freunde eher mit dem Strom schwimmen.
    Als Negativperson empfinde ich außerdem den Paul-Vater aus Akeleis Erinnerung, der immer so laut rumbrüllt, dass es in der ganzen Kastanienallee zu hören ist. Schlimm, wenn Kinder in so einem gewalttätigen Umfeld aufwachsen müssen :(

    Ich habe gestern abend den ersten Abschnitt beendet und finde, es ist wieder ein typisches Buch von Antonia Michaelis - im besten Sinne. Wortspielereien, poetische Sprache und Vorgänge, die mitunter an ein Märchen erinnern, nicht zu vergessen das Huhn in der Tragetasche, was mich sehr an "Der letzte Regen" erinnert hat. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Huhn trotz Akeleis gegenläufiger Beteuerungen nicht sein Leben lassen muss. :)


    Akelei fand ich, angefangen von ihrem besonderen Vornamen bis hin zu ihrer behüteten Kindheit sofort eine spannende Figur. Wie Dolores Umbridge habe ich sie mir aber überhaupt nicht vorgestellt! Jünger und ein bisschen unscheinbar, aber das wird sich im Lauf des Buches sicher ändern und sie wird mit ihren Erlebnissen an Ausstrahlung gewinnen. Dass sie mit ihrem Huhn spricht und es in einer Tasche durch die Gegend trägt anstatt es zu schlachten spricht schon mal für sie.
    Dass sie so lange mit ihrem Mann zusammenbleibt, den sie nicht liebt, kann ich persönlich nicht ganz nachvollziehen, aber hier spielt sicher das Umfeld eine große Rolle. Und außerdem ist es ja wichtig für den Verlauf der Geschichte, damit Akelei doch noch ihr Happy End bekommen kann.


    Was ich von ihren Eltern halten soll, ist mir noch nicht ganz klar - einerseits nehmen sie sich alle Zeit der Welt für ihre Tochter und versuchen ihr zu vermitteln, dass alle Menschen gleich sind, andererseits wollen sie nicht, dass Akelei Kontakt mit den verrufenen Paul-Kindern hat. So viel zu "Alle Menschen sind gleich"...
    Und wie Weratundrina schon bemerkt hat, hat es mich ebenfalls etwas gestört, dass Akeleis Eltern ihre Tochter nicht dazu ermutigen, mehr aus ihrem Leben zu machen, wenn ihnen ihre Selbstständigkeit so wichtig ist. Nicht unbedingt "mehr" auf der Karriereleiter, sondern etwas, das ihren Fähigkeiten und ihrem Interesse mehr entspricht.


    Parallel dazu verfolgt man als Leser, wie Johann Fin Paul in das norddeutsche Dorf zurückkehrt, in dem seine Eltern gewohnt haben. Ausgehend vom Dorffriedhof, wo er seinen Namen auf einem Grabstein findet - :entsetzt: - beginnt eine wahre Schnitzeljagd, die Johann auf der Suche nach einer Erklärung für die unerklärlichen Erlebnisse und Erinnerungen weiter schickt, immer verfolgt von dem geheimnisvollen Menschen im Wollpullover.



    Auf der anderen Seite könnte natürlich auch der Fin aus Akeleis Kindheit und Jugend Johanns Vater sein.


    Ich frage mich auch die ganze Zeit, wie der junge Mann und der Fin Paul aus Akeleis Erinnerung miteinander zusammenhängen. Die Erklärung von TochterAlice leuchtet mir ein; vielleicht sind es wirklich zwei unterschiedliche Personen, denn auch das, was man von Johann Fin Pauls Familie in England mitbekommt und von den Pauls, wie Akelei sie erlebt hat, scheinen mir das zwei unterschiedliche Familien zu sein - die einen herzlich miteinander verbunden, die anderen vernachlässigt und dysfunktional.
    Aber was ist aus Akeleis Fin Paul geworden, der spurlos verschwunden ist? Ist er tot?
    Antonia Michaelis würde ich auch einen besonderen "übersinnlichen" Clou zutrauen, den man als Leser nicht unbedingt erwartet. Ich bin gespannt, wie sich die Sache weiterentwickelt.
    Bis jetzt geällt mir das Geheimnisvolle und die Personen in der Geschichte sehr gut; man hat nicht das Gefühl, sofort zu wissen wie sich alles entwickeln wird oder das alles schon mal irgendwo gelesen zu haben. Gerade die Personen haben etwas Besonderes, so dass man das Gefühl hat, sie hätten etwas vom Leben verstanden. Ich denke dabei besonders an die Szene, in der die junge Akelei auf ihre Vogelflöte verzichtet und findet, dass sie eigentlich sowieso Fin Paul gehört, weil er darauf spielen und die Flöte zum Leben erwecken kann. Vielleicht ein eher ungewöhnlicher Gedanke in dem Alter, aber ich fand ihn sehr schön und besonders.
    So jemanden wie Akelei hätte ich als Kind auch gerne gekannt. Ich bin dauernd auf Mädels reingefallen, die schon als Kind intrigant oder verwöhnte kleine Prinzesschen waren a la "Wenn du das nicht machst, bin ich nicht mehr deine Freundin" :vogelzeigen: