Beiträge von Ruby Tuesday

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    (OT: "Bodies of Light")


    Das Buch:
    Alethea, genannt Ally, und ihre jüngere Schwester May Moberley wachsen Mitte des 19.Jahrhunderts in einem eher unkonventionellen Haushalt auf:
    Ihr Vater hat sich als Maler und Innenarchitekt einen Namen gemacht, während ihre Mutter Elizabeth sich unermüdlich für in Not geratene Frauen einsetzt, über die Bedürfnisse ihrer eigenen Töchter hingegen rigide hinweggeht.
    Ally arbeitet hart für ihr Ziel, eine der ersten als Ärztin zugelassenen Frauen ihrer Zeit zu werden, doch eigentlich ringt sie damit vor allem um die Anerkennung ihrer Mutter - ein aussichtsloser Kampf.
    Wird Ally ihr eigenes Lebensglück den überzogenen Erwartungen ihrer Mutter opfern oder gelingt es den neuen Freundinnen von der Universität und Tante Mary mit ihrer liebevoll-turbulenten Familie, Ally zu zeigen, dass man anderen auch helfen kann, ohne dabei ein Leben voller Verzicht und Selbstverleugnung führen zu müssen?


    Meine Meinung:
    Sarah Moss nimmt den Leser mit auf eine faszinierende Zeitreise, die uns heute unfassbar erscheinende Einschränkungen vor Augen führt, unter denen die weibliche Bevölkerung damals zu leiden hatte. Elizabeth Moberley bekommt die Auswirkungen durch ihre ehrenamtlichen Einsatz für die mittellosen und ausgestoßenen Frauen in Manchesters Armenvierteln unmittelbar zu spüren und impft ihrer Tochter Ally von Kindesbeinen an ein, dass es für Frauen nur einen Weg aus der drohenden Fremdbestimmung und lebenslangen Abhängigkeit gibt: Bildung und das Ergreifen eines eigenen Berufes.
    So bewundernswert ich Elizabeths klaren Blick auf die Nöte der Frauen und die Verantwortlichkeit der Männer dafür fand, desto erschreckender ist es, wie sie durch ihren Erziehungsstil geradezu verhindert, dass sich ihre Töchter zu selbstbewussten, klar denkenden und verantwortlich handelnden Heranwachsenden entwickeln können. Dies ist umso erschütternder, da der Leser im ersten Teil des Buches Elizabeth als junge Frau kennenlernt, die ebenfalls zeitlebens unter ihrer strengen, asketischen Mutter leidet und um deren Anerkennung kämpft.
    Im Klappentext wird Elizabeth als "streng christlich" beschrieben, was mir schwer im Magen liegt. Zwar leistet sie Großartiges für die "gefallenen" Frauen in ihrem Umfeld und setzt sich unermüdlich dafür ein, dass ihren Töchtern eine bessere berufliche Zukunft und neuartige Freiheiten offen stehen, doch ihr Umgang mit anderen ist nicht geprägt vom Gedanken der christlichen Nächstenliebe. So unerbittlich und hart wie sie mit sich selbst umgeht, drillt sie auch ihre Töchter zu Höchstleistungen. Während May erkennt, dass die Forderungen ihrer Mutter nicht zu erfüllen sind, reibt sich Ally zwischen Hausarbeit, Schule und Ehrenamt auf und enttäuscht ihre Mutter dennoch ständig durch ihre angeblichen "Nachlässigkeiten" und "hysterischen Anfälle".
    Ich fand es sehr beklemmend zu verfolgen, wie sehr Ally die Maxime ihrer Mutter verinnerlicht hat, so dass sie selbst als Studentin fern vom Elternhaus bestrebt ist, möglichst alles so zu machen, wie es ihrer Mutter gefallen würde - einer Mutter, die keinerlei Interesse zeigt am Leben ihrer Kinder, außer, um sie zu demütigen und auf ihre Fehler hinzuweisen.


    Zwischen den einzelnen Kapiteln finden Zeitsprünge statt, so dass man Elizabeth als jungverheiratete Frau, unglückliche Mutter sowie Allys Werdegang als Schülerin und Studentin gut verfolgen kann. Unvorhergesehene Entwicklungen und Verluste treffen den Leser auf diese Weise besonders überraschend, da er sie lediglich im Rückblick erfährt und sich erst allmählich ein Bild machen kann, was in der Zwischenzeit passiert ist.
    Auch Sarah Moss' Figuren überzeugen ausnahmslos; hier gibt es keine klischeehaften Darstellungen oder Schwarz-Weiß-Malerei. Sie verzichtet auf Bösewichte und übermenschlich starke Frauenfiguren; stattdessen haben die Individuen in Sarah Moss' Universum allesamt ihre Stärken und Schwächen, kämpfen nicht selten selbst als Erwachsene noch gegen die Dämonen der eigenen Kindheit an und können sich durchaus ambivalent verhalten - wie im echten Leben.
    Sarah Moss schafft es, dass der Leser die handelnden Personen nicht sofort in eine Schublade einsortiert, sondern zu verstehen versucht, warum sie sich so verhalten.


    Ich habe Allys beschwerlichen Weg voller Anteilnahme verfolgt und dabei viel über die unvorstellbaren Repressalien erfahren, denen Frauen zur damaligen Zeit ausgesetzt waren. Dies macht umso aufmerksamer in Bezug auf heutige Zustände, so dass wir dankbar und froh sein können über das Erreichte, aber auch wachsam, wo erkämpfte Freiheiten und Chancen bedroht sind oder wo es immer noch Ungerechtigkeiten gibt.
    Gerne hätte ich noch mehr erfahren über Allys Tätigkeit als Ärztin - in der Arbeit mit sogenannten "Wahnsinnigen" und "Geistesgestörten" liegt ihr großes Interesse, und Elizabeths Tätigkeit in der Frauenbewegung lässt Ally kritisch die Umstände hinterfragen, die diese Frauen ins Asyl gebracht haben. Leider endet "Wo Licht ist" kurz nach Allys Abschluss an der Universität, doch zu meiner Freude habe ich festgestellt, dass es einen Folgeband gibt, "Signs for lost children".
    Auch Allys lebhafte und selbstbewusste Schwester May, von der ich gerne mehr gelesen hätte, spielt in einem anderen Buch der Autorin eine Rolle, "Schlaflos" (OT: "Night Waking").


    Fazit:
    "Wo Licht ist" kann ich allen empfehlen, die Interesse haben an Entwicklungsgeschichten und psychologisch stimmig gezeichneten Figuren vor dem Hintergrund der Frauenbewegung im England des 19.Jahrhunderts.
    Ich vergebe
    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    In den letzten Tagen war ich durch meinen Rundumschlag im Garten kaum im Forum und hab erst jetzt gesehen, dass ich unter den Glücklichen bin, die sich über ein Freiexemplar freuen dürfen. Vielen Dank!! Ich freu mich riesig und bestätige gern meine Teilnahme. Ob die Runde zum anfänglich geplanten Zeitpunkt startet oder früher macht für mich keinen Unterschied; ich nehme es, wie es kommt. :winken:

    Vielleicht nimmt der Autor ja an der Kinopremiere in Marburg teil... Dann würde ich meine halb autistischen, bequemlichen Gewohnheiten für einen Abend über Bord werfen, mich ins Auto setzen, zu meinen Eltern fahren und daran teilnehmen.
    Oh Mann, allein die Vorstellung strengt mich schon an :zwinker: Ich hab ja noch ein bisschen Zeit, mich seelisch darauf vorzubereiten und meine Schwester, die in Marburg wohnt, dazu zu motivieren, mich 1. zu begleiten und mir 2. einen Schlafplatz anzubieten. Aber ich fürchte, sie ist zu traumatisiert, um jemals noch einmal eine Buchverfilmung mit mir gemeinsam anzuschauen... :redface: Traumatisiert von meinen Kommentaren, nicht von den Verfilmungen.

    @Holden: Das glaube ich sofort :breitgrins: Vergiss nicht, eine Mängelliste anzulegen, die wir dann hier diskutieren können. Loben darf man aber auch, deshalb möchte ich hier mal erwähnen, dass der "Michael"-Darsteller die Bilder in meinem Kopf bei weitem übertrifft. Den hatte ich mir immer nett und völlig unspektakulär vorgestellt, aber in der Verfilmung ist es ja schon ein lecker Kerlchen, muss ich schon sagen! :eis:

    Neben den Rückblenden (da muss ich spontan an die Beerdigung des Professors denken) sollen auch einige Nebenfiguren fehlen. :sauer: Klar, aber gerade Phils unvoreingenommene kindliche Begegnungen mit Annie, Herrn Tröht usw. haben für mich einen Großteil des Zaubers ausgemacht.
    Ich glaube, wir wären Zuschauer, die kein Kinobesucher in seiner Nähe haben will: "Oh nein, sie haben xxx weggelassen...Das war im Buch aber ganz anders...Den hätte ich mir aber ganz anders vorgestellt..." :breitgrins: Also lieber daheim gucken und jammern.

    Nachdem mich HoldenCaulfield gestern darauf gebracht hat, dass mit "Die Mitte der Welt" eins der für mich wichtigsten Bücher verfilmt wurde, sehe ich hier großen Diskussionsbedarf, zumindest bei mir :zwinker:. Damit wir den bereits bestehenden Buchthread nicht damit vollstopfen, habe ich hier mal was Entsprechendes eröffnet.


    Infos über den Film, der am 10.November 2016 in den deutschen Kinos anlaufen soll, findet man z.B. auf "News from Visible", dem Blog des Autors Andreas Steinhöfel.News from Visible und auf der Facebook-Seite des Films hier.


    War ja klar, dass meine Neugier am Ende sieht und ich mir doch ein paar Bilder dazu anschauen musste. Es sind namhafte Schauspieler an dem Projekt beteiligt, aber ich kann mir nicht helfen, DIE SEHEN ALLE SO JUNG AUS.... :wegrenn: Ich habe "Die Mitte der Welt" zum ersten Mal gelesen, als ich fünfzehn oder sechzehn war (muss 15 gewesen sein. Ich erinnere mich, dass es Silvester war und ich mir mit Faschingsschminke "2000" ins Gesicht geschrieben und neonbunt gefärbte Haare hatte....), und seitdem ist das "Personal" für mich kontinuierlich mitgewachsen. In meinem Kopf sehen die halt nicht so jugendlich aus; das hat mich erst mal irritiert :redface:.


    Nichtsdestotrotz gehört "Die Mitte der Welt" mitsamt den damit verbundenen Erinnerungen ja nicht nur mir allein. Vielleicht wird ja durch den Film jemand neugierig auf das Buch, von dem er oder sie bisher noch nie etwas gehört hatte, und daher kann ich auch ganz gut mit der Verfilmung leben. Nur anschauen werde ich ihn mir vermutlich erst mal nicht. Schon beim Gedanken daran, mir den Trailer anzusehen, kreischt bei mir eine schrille Stimme im Kopf "Dasgehtnichtdasgehtnichtdasgehtnicht!!!", also vorerst lieber nicht. :zwinker:
    Andererseits sind Milky Chance auf dem Soundtrack vertreten...

    :entsetzt: Oh nein, das ist ja ein Sakrileg für mich!! Ich weiß gar nicht, ob ich mir überhaupt Bilder davon anschauen soll, denn dann bekomme ich die vermutlich nie wieder aus dem Kopf. Aber ich fürchte, die Neugier wird siegen... Zumindest werde ich mir die Namen der Schauspieler durchlesen und dann entscheiden.
    Wir haben im Wohnzimmer daheim ein Puzzle an der Wand hängen, das ich gemacht habe und das für mich immer "Visible" dargestellt hat. Da kommt so schnell kein reales Gebäude mit!

    Wenn nicht schon ein Thread vorhanden gewesen wäre, hätte ich es vermutlich unter "Gegenwartsliteratur" einsortiert. Abgesehen davon, dass es - wie schon im Klappentext enthüllt - einen ungeklärten Todesfall gibt, geht es stärker um moralische Fragen wie "Wie weit darf die Medizin gehen? Sollte alles, was technisch machbar ist, auch erlaubt sein?" .
    Der Todesfall hat auch seine Rolle in der Geschichte, ist aber nur ein Puzzlestück unter vielen anderen. Für mich stand der Doktor mit seiner Biografie stärker im Vordergrund als alles andere. :winken:

    Ich war zunächst etwas verdutzt, "Der Engelmacher" in der Rubrik "Krimis und Thriller" wiederzufinden, denn meiner Ansicht nach könnte diese Zuordnung falsche Erwartungen wecken.
    Auch der Klappentext ist etwas irreführend, denn neben dem Handlungsstrang um Dr.Victor Hoppes Rückkehr nach Wolfheim sind immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit eingeflochten, die Victors freud- und lieblose Kindheit näher beleuchten.
    Hineingeboren in ein religiöses, restriktives Umfeld wird Victor infolge von seinen äußeren Auffälligkeiten (Gaumenspalte, rötliche Haare) und seiner Weigerung zu sprechen für debil und "vom Bösen besessen" erklärt. Von den eigenen Eltern wird er in eine von Klarissen geführte Heilanstalt abgeschoben, wo er täglich neuen Demütigungen ausgesetzt ist.
    Erst eine junge Schwester erkennt Victors Fähigkeiten - heute würde bei ihm wohl Asperger-Autismus diagnostiziert werden - und übt anhand der Bibel heimlich Lesen und Schreiben mit ihm, wobei er schnell für sein Alter erstaunliche Fortschritte macht. Schwester Marthes Bemühungen werden allerdings von der Vorsteherin der Anstalt entdeckt und unterbunden, weshalb Schwester Marthe Kontakt mit Victors Vater aufnimmt und ihm klarmacht, dass Victor keineswegs geistesschwach ist. Tatsächlich holt Victors Vater den Jungen zurück zu sich, allerdings ist es der Beginn einer ambivalenten, von Schuldgefühlen geprägten Beziehung.


    Durch Victors ganzes Leben zieht sich ein erschreckendes, verzerrtes Gottesbild: Gott/Vater als jemand, der ihm das Leben schwer macht und ihn davon abhalten will, seiner Bestimmung zu folgen und Gutes zu tun. Victor identifiziert sich komplett mit Jesus bzw. Jesus, wie er ihn sieht: Unverstanden von den Menschen, denen er Gutes tun will und verraten und verlassen vom eigenen Vater.
    Victor Hoppe ist unfähig, in Beziehung zu seinen Mitmenschen zu treten und Zwischentöne akzeptieren zu können; in seinem leben gibt es lediglich die Unterscheidung in "Gut" und "Böse". Sein Drang, "Gutes zu tun" und gegen die Allmacht Gottes anzutreten führt en erwachsenen Victor schließlich dazu, mit Embryonen - anfänglich von Mäusen, bald aber auch von Menschen - zu experimentieren.


    Im Jahr 1989 kehrt er schließlich in seinen Geburtsort zurück, um die ehemalige Arztpraxis seines verstorbenen Vaters zu übernehmen. Im Schlepptau hat er drei Babys, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen und durch Haarfarbe und Gaumenspalte ihrem Vater gleichen. Das offensichtliche Fehlen einer Mutter sowie das zurückgezogene Leben des Doktors führen schnell zu allerhand Spekulationen im Dorf. Eine ehemalige Lehrerin wird als Kindermädchen eingestellt und bekommt näheren Einblick in den ungewöhnlichen Haushalt. Je näher sie jedoch dem Geheimnis um die Drillinge kommt, desto gefährlicher wird es für sie selbst....


    "Der Engelmacher" ist ein Buch, dessen Spannung sich langsam aufbaut. Der Leser erfährt nach und nach Bruchstücke aus Victor Hoppes Leben mit den Drillingen, aus seiner Kindheit und seinen medizinischen Experimenten, dennoch dauert es recht lange, bis man sich überhaupt ein Bild vom Geschehen machen kann und eine Idee entwickelt, was es mit den seltsamen Kindern auf sich haben könnte. Wie die neugierigen, etwas beschränkt erscheinenden Dorfbewohner verfolgt man gespannt die spärlichen Informationen über den Doktor, der einem als Leser fremd bleibt, obwohl gerade seine verpfuschte Kindheit mich sehr berührt hat.


    Fazit:
    Stefan Brijs' Roman war für mich weniger ein Krimi oder Thriller als vielmehr das faszinierende Psychogramm eines Mannes, der immer stärker den eigenen Wahnideen verfällt und andere Menschen lediglich als Versuchsobjekte ansieht sowie seine medizinische Tätigkeit als Kampf gegen das, was er als "das Böse" identifiziert hat: Gott, den allmächtigen Übervater.
    "Der Engelmacher" zeigt auf beklemmende Weise die Auswirkungen von Fanatismus jeglicher Art: Der religiöse Fanatismus, der dafür verantwortlich ist, dass Victor als Kleinkind in einer Heilanstalt landet sowie Victos eigener fanatischer (Aber-)Glaube. Couragierte Menschen, die dagegen angehen wie Schwester Marthe oder die Kinderfrau der Drillinge bezahlen diesen Einsatz schwer.
    Wer hier keinen "typischen" Krimi erwartet, wird mit einem Buch belohnt, das beim Lesen trotz seiner distanzierten Erzählweise zunehmend erschüttert und noch länger nachwirkt. Anfangs zog mich die etwas morbide und schauerliche Stimmung um Dr.Hoppe und die seltsamen Drillinge in den Bann, später fand ich es faszinierend, dass der Leser hier unweigerlich mit seinen eigenen Vorstellungen über das, was "Gut" und "Böse" ist konfrontiert wird. Dazu gehört für mich zum Beispiel auch die Frage, wie es moralisch zu bewerten ist, wenn gute Absichten zu schlimmen Ergebnissen führen. Auf jeden Fall ein Buch, das viel Diskussionsstoff birgt!
    Ich vergebe
    4ratten

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    Titel: Carry On
    Autorin: Rainbow Rowell



    Das Buch:
    Einer alten Prophezeiung zufolge ist der 18-jährige Simon Snow der Auserwählte, der die Welt der Magier vor dem Untergang retten wird. Mit dieser Aufgabe fühlt sich Simon gelinde gesagt leicht überfordert, denn obwohl er über unglaubliche magische Kräfte verfügt, kann er diese nicht kontrollieren und ist ständig damit beschäftigt, nichts in Brand zu setzen.
    Auch sonst beginnt sein Abschlussjahr in der "Watford Scholl of Magicks" eher suboptimal: Seine Freundin macht Schluss mit ihm, sein Zimmergenosse und Erzrivale ist ein machthungriger Vampir, der anscheinend gerade versucht, eine Rebellion gegen den führenden Magier anzuzetteln und dann ist da draußen auch noch ein Monster, das aussieht wie Simon im Alter von 11 Jahren und tote, magielose Löcher in die Atmosphäre reißt. Und das ist erst der Anfang...


    Meine Meinung:
    "Carry on" ist mein erstes Buch von Rainbow Rowell, und ich habe es von der ersten Seite an geliebt. Man muss nicht vorher "Fangirl" gelesen haben, in der das Simon-Snow-Universum ebenfalls eine Schlüsselrolle spielt; "Carry on" ist eine eigenständige Erzählung. Anfangs bestand der Reiz für mich darin, die beabsichtigten Parallelen zu "Harry Potter" zu finden (Simon ist Vollwaise; die Schule für Zauberei; das Nebeneinander von Magiern und "Normalen"....), aber schnell war ich so gefesselt von den liebenswerten Figuren und kreativen Einfällen der Autorin, dass ich bald gar nicht mehr darüber nachdachte und vollkommen in Simon Snows Welt eintauchen konnte.
    Obwohl das Buch für die Zielgruppe der 13-19jährigen gekennzeichnet ist, hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, "zu erwachsen" dafür zu sein. "Carry on" spricht alle Altersgruppen an, vorausgesetzt, sie bringen Humor und Ausdauer mit und wissen besondere Figuren mit Hang zum Exzentrischen, liebevolle Details und intelligente Dialoge zu schätzen.


    Anfangs stand ich den häufigen Perspektivwechseln kritisch gegenüber, doch hier erfüllen sie durchaus ihren Zweck, denn nicht jeder in Simons Umgebung ist das, was er zu sein scheint. Neben Simon, seinem Zimmergenossen und Rivalen Baz (der mit vollem Namen "Tyrannus Basilton Grimm-Pitch" heißt, was für ein Schicksal!) sowie Simons bester Freundin Penny kommen auch Personen zu Wort, deren Rolle in der Geschichte der Leser erst nach und nach auf die Spur kommt.


    Man braucht schon etwas Geduld, um den roten Faden in der Geschichte erkennen zu können, denn anfangs rückt der Kampf der Magier gegen den Widersacher, genannt "The Insidious Humdrum", oft in den Hintergrund angesichts der kleineren und größeren Katastrophen, in die Simon immer wieder mit vollem Anlauf hineinstolpert. Gut, dass er dabei die patente Penelope, genannt Penny an seiner Seite hat.
    Penny ist für mich neben der Ziegenhirtin Ebeneza alias "Ebb" eine der großartigsten Figuren in "Carry on":
    Aus einer exzentrischen, gebildeten Familie mit indischen Wurzeln stammend, ist Penny so unglaublich klug, witzig, emanzipiert, abenteuerlustig, begabt mit magischen Kräften und besorgt um Simons Wohlergehen (und damit das genaue Gegenteil zu Simons perfekter, etwas farbloser Dauerbeziehung Agatha), dass man sie einfach lieben muss.
    Wie kann man auch eine Figur wie Penny nicht anbeten, die das zur Schuluniform gehörende Cape so gerne trägt, weil sie sich darin fühlt wie Stevie Nicks (die Frontfrau von "Fleetwood Mac")? Oder die Agatha beim Verzieren der Pfefferkuchen kritisch fragt, warum die Pfefferkuchenfrauen unbedingt rosa sein müssen?


    So wie Penny hat Rainbow Rowell jeder Figur eine unverwechselbare Persönlichkeit verpasst. Simon Snow ist der perfekte Antiheld, der täglich an sich selbst und den Erwartungen seiner Umwelt verzweifelt. Ich wusste beim Lesen oft nicht, ob ich ihn lieber in den Arm nehmen und ihm etwas leckeres zum Essen machen oder ihn schlagen möchte, weil er oft so atemberaubend naiv und unbedacht handelt, dass es kaum auszuhalten ist.
    Über Baz, den mutmaßlichen Vampir (nein, er glitzert nicht) aus einer der führenden konservativen Magierfamilien fange ich erst gar nicht an zu schreiben, sonst wird diese Rezension nie mehr ein Ende finden....


    Man kann natürlich darüber diskutieren, ob die ganzen Referenzen an Pop- und Rockmusik sowie Zeitkolorit vergangener Jahrzehnte zu 18jährigen Protagonisten passen, aber ich habe diese kleinen Juwelen sehr genossen. So trägt etwa der Zauberspruch, den Simon im Duell gegen seinen mächtigen Gegner benutzt, deutlich Anleihen von Queens epochalem Song "Bohemian Rhapsody". :flirt: Allein das Repertoire an Zaubersprüchen müsste man in Ruhe googeln, um wirklich alle Referenzen verstehen zu können.


    Dass ich dieses grandiose Buch erst jetzt komplett durchgelesen habe, liegt daran, dass ich immer wieder Kapitel übersprungen habe, um schneller zu erfahren, wie es nun mit der ambivalenten Situation zwischen Simon und Baz weitergeht. Dies war für mich der spannendste Handlungsstrang von "Carry on", aber auch die vorher ausgelassenen Kapitel um die Suche nach dem wahren Mörder von Baz' Mutter und den Kampf der gegensätzlichen magischen Familien untereinander fügen sich nahtlos in die Geschichte ein, wenn man ihnen genügend Aufmerksamkeit gönnt. :redface:


    Es gibt Bücher, in deren Universen man so intensiv eingetaucht ist, dass es einem danach sehr schwer fällt, sich auf andere Lektüre einzulassen und überlegt, ob man das Buch nicht einfach gleich noch mal lesen sollte - "Carry on" gehört definitiv dazu!
    Leider ist "Carry on" noch nicht übersetzt worden, aber wer "Harry Potter" mitsamt magischen Wesen und Fachbegriffen gemeistert hat, für den sollte "Carry on" mit seiner doch sehr am "normalen" Leben orientierten Welt nicht schwer zu verstehen sein.
    Ich vergebe begeisterte
    4ratten plus :marypipeshalbeprivatmaus:
    und überlege ernsthaft, das Buch gleich im Anschluss noch mal zu lesen....


    amazonlink ergänzt Lg Holden


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    Ich auch ;) Und schlagt mich für alles, was ich vorher erzählt habe, aber hier liegt schon das nächste Buch von Kate Morton bereit, "The Secret Keeper". Ich hatte es letztes Jahr gekauft und es war irgendwie im Regal in die Abteilung mit den schon gelesenen Büchern gerutscht... :redface: Na ja, jetzt wo es halt da ist, muss ich es wohl auch lesen :breitgrins:


    Eleanor war wirklich sehr großzügig, sie in das exklusive Altenheim zu stecken, sogar mit Meeresrauschen..bis ans Ende ihre Tage..
    Ich bin nicht gerne schadenfreudig, aber, wenn ich mir so vorstelle, dass sie das Meer hasste..


    :breitgrins: Ich finde auch, dass ist die perfekte Strafe für sie. Vor allem, weil Eleanor als dermaßen großzügige Tochter in den Augen der Öffentlichkeit sicher viel Anerkennung dafür bekommt. Doppelte Strafe!

    Ich hätte Kate Morton auch ohne Weiteres noch weitere Wendungen abgenommen. Kurze Zeit hatte ich die Vermutung (also bis ich zu der betreffenden Stelle kam), dass sich Constanze wirklich mit Llewellyn versöhnen will und ihn aber durch einen blöden Zufall unwillentlich vergiftet (ok, da hätte sich die Autorin schon gewaltig anstrengen müssen, um das plausibel zu erklären :breitgrins:).
    Der arme Mr.Llewellyn, er war das ganze Buch über einer meiner Lieblingscharaktere. Andererseits schläft er am Flussufer ein, nachdem er den mit Schlafmittel versetzten Champagner getrunken hat... Es gibt definitiv hässlichere Todesarten.

    Das Buch:
    Cornwall, 1933. Auf dem Anwesen der Familie Edevane laufen die Vorbereitungen für das jährliche Mittsommerfest auf Hochtouren. Doch das glanzvolle Fest endet tragisch: Theo, der jüngste Sohn der Familie Edevane, ist am nächsten Morgen scheinbar spurlos verschwunden. Auch die großangelegte Suche der Polizei bleibt ohne Ergebnis und der Junge wird nie gefunden. Doch es gibt einige Menschen im Umfeld der Edevanes, die mehr wissen, als sie zugeben...


    Im Jahr 2003 verschlägt es die junge Polizistin Sadie Sparrow in die Nähe des damaligen Anwesens. Offiziell besucht sie ihren Großvater, inoffiziell soll sie sich nach einem Fehlverhalten im Dienst eine gewisse Zeit lang aus der Schusslinie entfernen, bis sich die Aufregung gelegt hat. Um sich von ihrem aktuellen Fall und vor allem den schmerzhaften Erinnerungen abzulenken, die der Fall bei Sadie wieder geweckt hat, stürzt sie sich voll Eifer auf den lange zurückliegenden Kriminalfall um das Verschwinden von Theo Edevane.
    Bald macht Sadie die ersten Personen ausfindig, die damals vor Ort waren und alles miterlebt haben. Allerdings merkt sie schnell, dass sie vor ihren eigenen Lebensthemen nicht davonlaufen kann und dass ihre Spurensuche im Fall Edevane Auswirkungen auf ihre eigene Gegenwart hat...


    Meine Meinung:
    "Das Seehaus" ist nach "Der verborgene Garten" mein zweites Buch von Kate Morton. Auch hier wird der Leser wieder auf eine atmosphärische und knifflige Schnitzeljagd geschickt, die sich auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen um das Leben der Familie Edevane und das ungelöste Verschwinden ihres jüngsten Sohnes dreht.
    Kate Morton hat ihre handelnden Personen gut entwickelt und nimmt sich die Zeit, sie dem Leser mit allen Ecken und kanten vorzustellen. Durch geschickte Perspektivwechsel gelingt es ihr ein ums andere Mal, den Leser zu verblüffen und ihn seine bereits gefassten Ansichten oder Theorien über bereits bekannte Personen noch einmal zu überdenken.
    Anders als in "Der verborgene Garten" verzichtet Kate Morton hier zum Glück auch auf Personen, die so abgrundtief böse sind, dass es schon wieder überzeichnet wirkt. In "Das Seehaus" ist ein ganzes Potpourri von unterschiedlichen Persönlichkeiten versammelt, denen das Leben mitunter hart mitgespielt hat:
    Da gibt es unerfüllte Liebe und unerfüllte Kinderwünsche, schwierige Mutter-Tochter-Beziehungen, Kriegstraumata, berufliches Scheitern...
    Diese Lebensgeschichten, die Kate Morton für jede ihrer Personen entwickelt hat, sind glaubhaft in die jeweilige Zeit, Schicht und Umgebung eingebettet.
    Auch die Beschreibungen der Landschaft und Natur, von Sadies Streifzügen im Wald bis hin zu dem verzaubert wirkenden Anwesen der Familie Edevane haben mich überzeugt und wirken nie klischeehaft.
    Besonders gut gefallen hat mir, dass sich die märchenhaft anmutenden Motive aus einer "Geschichte in der Geschichte" wie böse Mütter, verschwundene Kinder oder ein trauriger alter Mann in der "Realität" auf beiden Zeitebenen wiederfinden. Ganz zauberhaft!


    Leider war ich sehr enttäuscht von der Auflösung der Geschichte. Hier wurde mir einfach zu viel konstruiert und alles so nahtlos aufgeklärt, dass am Ende kaum Raum für eigene Interpretationen bleibt. Schade, dadurch ging für mich ein Großteil des Zaubers verloren, den die Geschichte bis dahin besessen hat.
    Auch hätte ich mir gewünscht, noch mehr über eine sehr negative Person zu erfahren. Hier war noch ungenutztes Potenzial vorhanden und es hätte mich persönlich nicht gestört, wenn das Buch dadurch noch weitere 100 Seiten dicker geworden wäre. :breitgrins:


    Insgesamt habe ich das Buch und die dazugehörige Leserunde sehr genossen, auch wenn ich nicht glücklich über das Ende bin. Wer ebenfalls das berüchtigte letzte Kapitel von "Harry Potter" zu kitschig fand, wird mich verstehen.
    Aber sicher gibt es auch genug Leser, die mit dieser Art von Ende sehr zufrieden sind und sich freuen, dass alles gut aufgelöst ist und kaum offene Fragen zurückbleiben. Daher möchte ich noch einmal betonen, dass das Ende lediglich meinem eigenen Geschmack nicht entsprach; handwerklich ist alles einwandfrei und überzeugend gemacht.


    Kate Morton ist für mich eine der wenigen Autorinnen, die in ihren Büchern zwei unterschiedliche Zeitebenen überzeugend darstellen kann, ohne dass man sich beim Lesen über historische Ungenauigkeiten, unpassende Sprache, klischeehafte Protagonisten und schicksalhafte Zufälle ärgern muss.
    Wer bei solchen Geschichten hingegen Wert auf Spannung legt, die sich schnell entwickelt, sowie eine einfach zu durchschauende Handlung, der sollte lieber etwas anderes lesen. Kate Morton lässt sich viel Zeit, ihre Personen langsam zu entwickeln - deshalb wirken sie so lebensnah und sind nicht einfach zu durchschauen. Dies erfordert allerdings ein Mindestmaß an Konzentration und Interesse beim Leser, das man schon mitbringen sollte, um die sich über 600 Seiten entwickelnde Geschichte richtig würdigen zu können.
    Ich vergebe
    3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:. Mit einem etwas offeneren Ende wären es vier Ratten geworden.

    Danke, Dani79 :winken: Langsam dachte ich schon, ich hätte mir die Stelle nur eingebildet. Einen kurzen Moment lang sieht es ja so aus, als wolle Constanze ihren Hass endlich begraben und sich mit Mr.Llewellyn vertragen, aber letztendlich wird das nur durch die geschickte Wortwahl Kate Mortons dem Leser suggeriert und Constanzes wahre Absicht ist eine ganz andere...Richtig fies! Und ich bin mal wieder voll drauf reingefallen :zwinker:

    Ich finde die Stelle leider nicht mehr, es muss gegen Ende hin gewesen sein. Hier wird angedeutet, dass Mr.Llewellyn mehr als freundschaftliche Gefühle für Constanzes Mann hegte, dies aber immer für sich behalten und seinen Freund "aus der Ferne geliebt" habe.
    Das wäre für mich eine weitere Erklärung, warum er nicht fortgegangen ist. Ich fand es sehr angenehm, dass die Autorin diesen Gedanken so stehen lässt und nicht noch weitere Verwicklungen daraus strickt. Obwohl, eigentlich hätte ich es super gefunden, wenn die alte Krabbe Constance mit einem ihrer Liebhaber zurück in die Stadt gegangen wäre und die beiden Männer hätten Eleanor alleine aufgezogen. :klatschen: Das hätte mir viel besser gefallen als die tatsächliche Variante, schon allein für Eleanor.