Beiträge von Ruby Tuesday

    Dass "Aron und der König der Kinder" kein Buch ist, das man einfach mal schnell nebenher liest, liegt nicht nur am Thema.
    Fehlende Kapiteleinteilungen, jüdische Ausdrücke, die nicht erklärt werden sowie die distanzierte, nüchterne Erzählweise machen es dem Leser nicht leicht, in der Geschichte um den Waisenjungen Aron und den berühmten Arzt und Pädagogen Janusz Korczak anzukommen.
    Dennoch lohnt sich die Mühe: Aus Arons Perspektive erfahren wir viel über seine dysfunktionale Familie und die immer schlimmer werdende Situation der jüdischen Bevölkerung in Warschau. Mit dem Einmauern der Bevölkerung in einem Ghetto hat der Schrecken gerade mal begonnen; bis zum Ende sind die Menschen, die dort leben, immer schlimmeren Schikanen und lebensunwürdigen Bedingungen ausgesetzt.


    Aron bekommt von seiner Familie oft zu hören, dass er nur an sich selbst denke und ihnen ständig Ärger mache - etwas, wofür ich im Buch eigentlich keine Hinweise finden konnte. Mir tat Aron eher leid; dass er selbst ein negatives Bild von sich selbst hat und den immerwährenden Vorwürfen seiner Umwelt glaubt, ist kein Wunder. Dabei tut er sein Möglichstes, um unter Lebensgefahr die nötigen Dinge zum Überleben für seine Familie zu besorgen, notfalls auch durch Schmuggeln und Stehlen.
    Mehrmals kreuzt Aron den Weg des damals schon berühmten "Alten Doktors" Janusz Korczak, der seine Popularität gezielt nutzt, um den Kindern in seinem Waisenhaus das Überleben zu sichern. Später wird er bei ihm im Waisenhaus leben und die täglichen Bemühungen Korczaks entgegen der immer stärker werdenden Bedrohung durch die Nazis hautnah miterleben.

    Trotz einiger Kritikpunkte (fehlendes Glossar, fehlende Kapiteleinteilung) halte ich "Aron und der König der Kinder" für ein wichtiges Buch, weil es Janusz Korczak und seine Mitstreiterin Madame Stefa nicht so darstellt, als wären sie von Geburt an zum Heldentum bestimmt und hätten keine Sekunde an ihrem Auftrag gezweifelt. Jim Shepard schildert die beiden als ganz normale Menschen:
    Mit Hoffnungen, Enttäuschungen, Schwächen und ihren eigenen inneren Dämonen wie im Falle von Korczak die Geisteskrankheit seines Vaters oder bei Madame Stefa die Überzeugung, hässlich zu sein.


    Anfangs war ich etwas enttäuscht, weil ich mit Aron, obwohl ich ihn sympathisch fand, nicht so mitfiebern konnte wie etwa mit den Protagonisten aus "Ein Stück Himmel" oder "Die Bücherdiebin"; im Rückblick fand ich es sehr wohltuend, dass der Autor hier nicht unnötig auf die Tränendrüse drückt. Die Ereignisse sind auch so schon traurig genug und man spürt förmlich die Hoffnungslosigkeit der Menschen. Gerade durch die nüchterne Erzählweise und dadurch, dass man oft genug zwischen den Zeilen lesen muss, wirkt die Geschichte um so eindrücklicher nach.
    Manche Leser werden jetzt fragen, ob es wirklich nötig ist, noch ein weiteres Buch über den Holocaust zu schreiben, wo es doch schon so viele davon gibt. Ich finde: Ja, unbedingt. Dass dieses traurige Thema auch heute noch die Menschen so sehr beschäftigt, dass Autoren Bücher darüber schreiben und Leser Bücher darüber lesen wollen, finde ich sehr wichtig.
    3ratten


    Ich hatte beim Lesen auch den Eindruck, dass der Mutter die jüngeren Kinder deutlich näher stehen. Vielleicht, weil sie sich selbst als hilflos empfindet und bei den Jüngeren eher das Gefühl hat, dass sie sie brauchen? :gruebel: Da sich Aron stark an seiner Mutter orientiert, finde ich es verständlich, dass er zu ihr und Gustav eine engere Beziehung hat als zum Vater und den älteren Brüdern. Das liegt für mich aber nicht nur am Altersunterschied, sondern auch daran, dass seine Mutter selbst die Brüder eher in eine Schublade mit dem Vater zu stecken scheint, während sie, Aron und Gustav auf der anderen Seite stehen.

    Arons Botschaft an Zofia fand ich so toll! Eigentlich ein nachahmenswerter Gedanke. Statt den Hauptaugenmerk auf das Geschenk zu legen und noch einen austauschbaren Geburtstagsspruch beizulegen, hätte der Beschenkte viel mehr von einer Karte, wie Zofia sie bekommen hat und auf der steht, was die anderen an einem schätzen. Gerade so etwas bekommt man im Alltag leider viel zu selten zu hören. :redface:
    Ich gelobe Besserung und werde in Zukunft auch persönlichere Karten schreiben; wer weiß, wie oft man die Gelegenheit dazu hat, dem anderen etwas positives mitzuteilen.


    Ich frage mich, warum sich Aron dauernd anhören muss er denke nur an sich selbst. Eigentlich finde ich in seinem Verhalten keine Hinweise dafür. Vielleicht ist das auch ein gängiger Spruch, den sich viele Menschen an den Kopf werfen, aber Aron glaubt es sofort, weil er es sich von Kindheit an anhören musste und mittlerweile selbst fürchtet, dass es stimmt :gruebel:.
    In einer Fortbildung mussten wir mal erzählen, was das Schlimmste war, was wir uns in der Schule von unseren Lehrern anhören mussten - unfassbar, was dabei herauskam, und vor allem ist es so erschütternd, dass es viele Menschen bis ins Erwachsenenalter geprägt hat, nur weil da so ein Depp vielleicht einen schlechten tag hatte und seine Laune unreflektiert an einem Kind ausgelassen hat :grmpf:.

    Ich bin heute auch mit dem Buch fertig geworden; allerdings muss ich zugeben, dass mich nicht die Neugier voran getrieben hat, sondern der Wunsch, es endlich hinter mich zu bringen.
    Arons Schmugglergeschichten fand ich mehr verwirrend als spannend; bis zum Ende musste ich mich stark konzentrieren, wer nun mit wem zusammenarbeitete oder wer hinter der gelben und blauen Polizei steckte, aber letztendlich war es ohnehin egal - jeder von Arons Kontakten suchte nur seinen eigenen Vorteil und verriet wenn nötig auch seine ehemaligen Verbündeten.
    Nicht verwunderlich in einer solchen Zeit, aber es machte für mich persönlich das Überlegen, wer nun auf welcher Seite stand, ziemlich überflüssig.



    Die Geschichte nimmt ein böses Ende, aber gibt es im Ernst noch jemanden, der das nicht erwartet hätte? Eine solche ausweglose Sache kann gar nicht gut enden, zumal uns allen das Schicksal von Janusz Korczak bekannt ist. Es ist wirklich sehr eindringlich, wie Shephard seinen Einsatz für die Kinder darstellt: gerade durch die Beiläufigkeit, wie das alles seinen Anfang nimmt, wie Aron auf die Idee kommt, die offenbar schon zig andere vor ihm hatten: Korczak zu schonen, den Mann, der gar nicht geschont werden will, oder wenn, dann zumindest nicht alleine!


    Obwohl ich mich schon vorher mit seinem Leben beschäftigt habe, fiel mir heute auf, dass ich Korczaks Ende beim Lesen irgendwie ausgeblendet hatte. Vielleicht hatte ich gehofft, dass das Buch vorher enden würde, mit Schwerpunkt auf der Begegnung zwischen Aron und Korczak. Als mir wieder bewusst wurde, dass Janusz Korczak und Madame Stefa zusammen mit den Waisenkindern in den Tod gegangen sind, war ich erst mal etwas niedergeschlagen.
    Bis Korczak überhaupt in der Geschichte auftaucht, dauert es etwas, aber dem Autor gelingt es meiner Meinung nach gut, Korczaks Persönlichkeit, seine Verzweiflung und das Gefühl, nicht genug tun zu können, glaubhaft darzustellen.



    Madame Stefa fühlte sich Korczak sehr verbunden, ich fast den Eindruck, dass sie sich das auch von ihm erhoffte. Ich stellte mir die Frage, ob nicht die Krankheit seines Vaters von vornherein für ihn jede Beziehung unmöglich machte und er sich daher voll und ganz auf die Kinder konzentrierte.


    Ich hatte auch beim Lesen den Eindruck, dass die Geisteskrankheit des Vaters, verbunden mit dessen Vorwürfen, Korczak sei ein Taugenichts, ein Thema ist, dass ihn nicht loslässt und das möglicherweise auch den Antrieb für seinen unermüdlichen Einsatz bildet.



    Aron ist ein guter Junge, das hat Zofia bereits gesagt. Wie er sich um die anderen Kinder kümmert, besonders das Mädchen, das nachts so weint, und eben auch um Korczak, der den Respekt, den er den Kindern entgegenbringt, auf diese Weise zurückbekommt, auch wenn er das nicht will.
    Korczak könnte das Ghetto gar nicht verlassen. Er würde seinen Lebensinhalt zurücklassen. Das habe all jene, die ihn dort heraushaben wollten einfach nicht begriffen. Er lebte durch die Kinder. Ohne sie wäre er nur noch eine leere, kranke Hülle gewesen. Mit unendlichen Schuldgefühlen beladen.


    Meiner Meinung nach gibt es hier sogar eine Gemeinsamkeit zwischen Aron und Korczak, denn auch dieser bekam von seiner Familie ja oft Vorwürfe gemacht, dass er nichts zustande bringe. Ich fand auch dass sich Aron gegenüber den Menschen um ihn herum sehr umsichtig verhalten und überhaupt nicht immer nur an sich gedacht hat, wie ihm oft vorgeworfen wurde. Schon allein den Brief, den er Zofia zum Geburtstag geschrieben hat, fand ich sehr rührend.
    Apropos Zofia: Ich bin sehr froh darüber, dass man am Ende nicht erfährt, wie er ihr ergangen ist. So kann ich wenigstens die Illusion aufrecht erhalten und mir vorstellen, sie wäre wie durch ein Wunder entkommen und hätte die Schrecken der Naziherrschaft überlebt.



    Die bis zu einem gewissen Grade vorhandene Emotionslosigkeit macht das unfassbare Grauen eine Spur erträglicher und hilft dem Jungen bis zum Schluss zum Überleben. Ein Mensch muss in so einer Umgebung abstumpfen, um weiter machen zu können und sich trotzdem einen Rest Meschlichkeit zu behalten.


    Daher sind Lichtgestalten wie Korczak und Madame Stefa umso bewunderungswürdiger. Die Kinder waren für beide ihr Lebensinhalt, die sie bis ans bittere Ende nicht alleine lassen wollten und konnten. Die Bild der singenden Kinder am Weg zum Bahnhof wird mich lange nicht mehr los lassen.


    Mir geht es genauso. Ich fand es sehr wohltuend, dass der Autor hier nicht unnötig auf die Tränendrüse drückt; die Ereignisse sind auch so schon traurig genug und man spürt förmlich die Hoffnungslosigkeit der Menschen.
    Trotz einiger Kritikpunkte (fehlendes Glossar, fehlende Kapiteleinteilung) halte ich "Aron und der König der Kinder" für ein wichtiges Buch, weil es Janusz Korczak und Madame Stefa nicht so darstellt, als wären sie von Geburt an zum Heldentum bestimmt und hätten keine Sekunde an ihrem Auftrag gezweifelt. Jim Shepard stellt die beiden als ganz normale Menschen da: Mit Hoffnungen, Enttäuschungen, Schwächen und ihren eigenen inneren Dämonen wie im Falle von Korczak die Geisteskrankheit seines Vaters oder bei Madame Stefa die Überzeugung, hässlich zu sein. Selbst beim Schreiben merke ich, dass mich der Gedanke daran traurig macht, welche unsichtbare Last andere Menschen mit sich herumschleppen können, obwohl man selbst sie sehr bewundert und schätzt. :sauer:


    Ich bin froh, dass Buch in der Leserunde gelesen zu haben, auch wenn sich meine Eindrücke erst mal etwas setzen müssen. Anfangs war ich etwas enttäuscht, weil ich mit Aron, obwohl ich ihn sympathisch fand, nicht so mitfiebern konnte wie etwa mit den Protagonisten aus "Ein Stück Himmel" oder "Die Bücherdiebin"; nichtsdestotrotz hat auch "Aron und der König der Kinder" eine wichtige Rolle in der Riege der Holocaust-Literatur.


    Erwähnen muss ich auch noch mal das gelungene Cover, für das ein Foto des amerikanischen Fotografen Lewis Hine benutzt wurde, der mit seinen Fotos auf soziale Missstände hinweisen wollte, zum Beispiel Kinderarbeit in den Fabriken. Das Foto stammt aus dem Jahr 1909 und zeigt Jungen, die tatsächlich gelebt haben, vermutlich unter schwierigen Lebensbedingungen. Dieser Gedanke fasziniert mich und ich finde es toll, dass ein Foto nach über 100 Jahren immer noch Aussagekraft hat und für die Covergestaltung ausgewählt wurde, anstatt heute lebende Jungen dafür posieren zu lassen. Kompliment an den Verlag!


    Irgendwie ist die ganze Gesellschaft total verwahrlost, man hat gar keine andere Möglichkeit, als nur an sich zu denken. Außer Korczak - der tickt komplett anders und ist schon dadurch unheimlich - weil er einfach tut, was er für richtig stellt - ob das der Mut der Verzweiflung ist? Ich glaube nicht, ich glaube, er ist so ein Fatalist, der davon beseelt ist, das richtige, wirklich Wichtige zu tun- also den Kindern zu helfen - und ihm ist vollkommen schnurz, was mit ihm selbst passiert. Das Theaterstück, was sie aufgeführt haben, fand ich sehr mutig, zumal Hitler darin dargestellt wird.


    Ich glaube auch, dass Korczak von der festen Überzeugung angetrieben wurde, das Richtige zu tun - das war das, woran er geglaubt hat und was ihm die Kraft gab, täglich gegen das ganze Elend anzukämpfen. Fatalistisch ist er auf jeden Fall in dem Sinne, wie es zum Beispiel auch die Widerstandskämpfer waren. Aber anders geht es auch nicht; sobald man nicht mehr frei ist in seinen Entscheidungen, weil man sich zu sehr um das eigene Leben oder das der Angehörigen sorgt, geht man Kompromisse ein und tut Dinge, die eigentlich gegen die persönliche Überzeugung verstoßen, so wie Aron, als er sich nicht traut, seinem Vater zu Hilfe zu kommen.


    Obwohl es ja eigentlich absehbar war, dass Aron seine Familie verlieren wird, hat es mich doch traurig gemacht. Der Tod des kleinen Bruders und der Mutter haben mich allerdings stärker berührt als das Schicksal der anderen Familienmitglieder. Vor allem Arons Brüder blieben für mich sehr blass und ich konnte mir nicht mal Bilder zu ihnen machen. Dass sie einfach "verschwinden", war daher ganz passend.



    Was empfindet Aron? Anfangs fand ich ihn recht abgestumpft. Er musste sich ständig behaupten, wenn er nur etwas Anerkennung wollte. Für den Vater und die älteren Brüder, ja sogar für den Onkel, war er ein Dummkopf. Auch die Mutter hielt ihn nicht für sonderlich schlau. Seine Bande gab ihm zu verstehen, dass ihn keiner mag. Welche Bindung hat so ein Mensch überhaupt zu anderen? Seine Mutter liebte er - aber wie ist/war es mit den anderen? Familie ist Familie, also in seinem Fall Schutz und wenn es nur vor dem Alleinsein ist. Lutek dagegen war sicher sein einziger Freund. Bei Zofia bin ich mir nicht ganz sicher. Auch wenn sie ihn immer so anfuhr, glaube ich, dass sie ihn mochte.


    Aron hat mir in diesen Abschnitten sehr leid getan. Er hat niemanden, der ihm sagt, dass er ihn so mag, wie er ist; folglich kann sich Aron auch selbst nicht akzeptieren und hat das Gefühl, niemals den Erwartungen der Anderen gerecht zu werden. Das muss furchtbar sein, so ganz ohne inneren Halt. Kein Wunder, dass sich Aron in Dinge verwickeln lässt, die er lieber hätte lassen sollen, wie seine dubiosen Kontakte. Ich fürchte, das wird nicht gut ausgehen.


    Ich glaube auch, dass Zofia entgegen ihrer Aussagen Aron mag, aber in solchen Zeiten ist es gefährlich, sich zu sehr an jemand anderen zu hängen - die Menschen sterben wie die Fliegen, ob durch Krankheit oder Gewalt, und auch wer anderen zu sehr vertraut macht sich verletzbar. Er kann verraten werden, weil die meisten nur an den eigenen Vorteil denken.
    Vielleicht übt Janusz Korczak auch deshalb eine Faszination auf Aron aus, weil er das genaue Gegenteil von ihm ist: Ein guter Mensch, der sich selbstlos für andere einsetzt, ohne auf die Gefahren für sich selbst zu achten. Es scheint Aron ja schon zu treffen, wenn er sich immer wider von anderen anhören muss, dass er nur an sich selbst denkt - wäre er davon selbst überzeugt oder fände es sogar richtig so, würde er anders reagieren. So scheint er mir trotz seiner harten Fassade immer ein bisschen betroffen zu sein, wenn andere ihm sagen, dass er nur an sich selbst denkt oder dass ihn keiner leiden könne. Vielleicht hat er den Wunsch, mehr wie Janusz Korczak zu sein.


    Ich verfolge die Ereignisse gespannt und habe auch immer mal wieder Mitleid mit Aron, aber ich kann nicht behaupten, dass ich mit ihm mitleiden würde. Vor Jahren habe ich "Ein Stück Himmel" von Janina David gelesen, was mich wirklich gefesselt hat und wo ich mit der Protagonistin mitgebangt und mitgelitten habe. Vielleicht liegt es daran, dass Aron so wenig mit sich selbst im Reinen ist und man daher kein klares Bild von ihm bekommt.

    So geht es mir auch. Allerdings brauche ich die Pausen auch, weil ich merke, dass ich beim Lesen nach einiger Zeit abschalte und mich nur schwer an das Gelesen erinnern kann. Ich muss immer wieder zurückblättern, um mir in Erinnerung zu rufen, was alles in diesem Abschnitt vorkam.


    Ich musste in den letzten Tagen arbeitsbedingt immer mal Lesepausen einlegen, insofern hat es für mich ganz gut gepasst. Ich merke, dass mich das Verhältnis von Aron zu seiner Mutter beschäftigt. Neben Aron, seiner Mutter und dem verstorbenen Bruder bleiben die restlichen Familienmitglieder für mich relativ blass. Spannend finde ich, dass teilweise Aron das Gefühl hat, auf seine Mutter aufpassen oder sie aufmuntern zu müssen, indem er ihr bei der Hausarbeit hilft.
    Ich kann mir schon vorstellen, dass ein Kind in dieser Familie nicht unbedingt das Gefühl vermittelt bekommt, gut aufgehoben zu sein und sich auf die Erwachsenen verlassen zu können. :sauer: Andererseits wird ihm diese Selbstständigkeit sicher später zugute kommen, um überleben zu können.
    Im Vergleich zu Aron wirkt Zofia, so gern ich sie auch mag, doch ein bisschen hilflos und verhätschelt, besonders wenn sie sich so davor fürchtet, Läuse zu bekommen.

    Ich bin schnell in die Geschichte reingekommen - die 1.Person als Erzählerstimme hat mir immer schon am besten gefallen beim Lesen - und finde die etwas wirre, unstrukturierte Erzählweise ganz passend für den Roman, der ja aus der Perspektive von Aron geschildert sein soll. Mir ist es schon häufiger negativ aufgefallen, wenn Kinder in Romanen nicht ihrem Alter entsprechend reden und handeln, so dass sie fast schon erwachsener wirken als die Erwachsenen. Dies ist hier definitiv nicht der Fall und es passt auch zum Charakter des Aron.
    Ob er mir sympathisch ist oder nicht, kann ich noch gar nicht sagen; ich finde ihn jedenfalls überzeugend dargestellt. Jemand hat die Vermutung geäußert, dass Aron entweder hochbegabt oder leicht autistisch sein könnte, was ich für eine spannende Überlegung halte. Von den Verhaltensweisen her ist das ja tatsächlich nicht immer so leicht voneinander zu unterscheiden; man hat nur den Eindruck, dass Aron anders ist als andere Kinder. Da es ihm aber selbst bewusst ist, würde ich eher auf Hochbegabung tippen. Asperger-Autisten neigen eher dazu, den Rest der Welt für seltsam zu halten.



    Mir gefällt Jim Shepards Stil, die Geschichte zu erzählen. Aron ist ein traumatisierter Junge, der von den Ereignissen überrollt wird. Genauso liest sich seine Erzählung. Es ist die Sichtweise eines Kindes, das in einer dysfunktionalen Familie aufwächst und nie gelernt hat, über seine Gefühle zu reden oder sie überhaupt benennen zu können. Gegenseitige Zuneigung gibt es, sie ist aber unter den schwierigen Lebensverhältnissen (auch schon vor den Nazis) so verschüttet, dass sie nur vereinzelt aufblitzt und wahrgenommen wird.
    Damit meine ich zum Beispiel den Gasthausbesuch mit seinem Vater oder die Geschäftspartnerschaft mit seiner Mutter. Das sind klare Zeichen einer empfundenen Liebe von Menschen, die selbst nicht gelernt haben, diese zu zeigen oder zu empfangen.


    Das stimmt. Ich mag es ja generell beim lesen gerne, wenn man nicht alles auf dem Serviertablett vorgesetzt und jede einzelne Gefühlsregung erklärt bekommt, sondern sich selbst Gedanken machen muss, wie man das alles nun deuten kann. Gerade das macht es für mich spannend beim Lesen, denn ein anderer Leser mit anderen Erfahrungen wird das gleiche Verhalten vielleicht ganz anders deuten.


    Da ich seit Jugend an viele Bücher mit dem Hintergrund des 3.Reiches und der Judenverfolgung gelesen habe, fiel es mir nicht schwer, der Geschichte zu folgen. Ein Glossar für die jüdischen Ausdrücke hätte ich aber auch besser gefunden.
    Ich bin gespannt, wann Janusz Korczak seinen ersten Auftritt im Buch haben wird. Ich habe vor einigen Jahren für ein Pädagogik-Seminar eine Hausarbeit über ihn geschrieben und bin neugierig, welche Themen ich in "Aron und der König der Kinder" wiederfinden werde. Ich erinnere mich vage daran, dass Korczak wie jeder andere Mensch auch mit seinen eigenen Schwächen zu kämpfen hatte und nicht von morgens bis abends ein vollkommener, geduldiger Pädagoge aus dem Lehrbuch war. Mehr weiß ich leider nicht mehr :redface:. Aber so, wie Jim Shepard Aron schildert, kann ich mir gut vorstellen, dass er auch Janusz Korczak seine Ecken und Kanten verleiht und ihn gerade dadurch als Persönlichkeit erlebbar macht.

    Das Buch:
    Eine richtige Kindheit hat Lucia Esposito, die mit ihrer alleinstehenden Mutter Teresa Anfang des 20.Jahrhunderts in Neapel lebt, nie kennengelernt:
    Immer schon war sie diejenige, die ihre Mutter aufheitern, ihre überraschenden Stimmungsschwankungen aushalten und Missverständnisse zwischen Teresa und der Außenwelt bereinigen musste. Bisher hat die Arbeitgeberin ihrer Mutter, Gräfin Elisabetta, trotz aller Schwierigkeiten eine schützende Hand über Lucia und deren Mutter gehalten, doch ein tätlicher Angriff Teresas auf einen dubiosen Nervenarzt führt dazu, dass Mutter und Tochter aus Italien und der Reichweite des Grafen fliehen müssen. Amerika lautet das Ziel der beiden, doch hier müssen sie schnell erkennen, dass ihre Aufstiegschancen im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" mittellosen Einwanderern - dazu noch alleinstehende Frauen - sehr begrenzt sind.


    Die meisten ihrer Altersgenossinnen werden für minimale Löhne in Fabriken ausgebeutet oder träumen davon, möglichst schnell eine eigene Familie zu gründen. Lucia ist anders: Sie träumt von einer guten Schulbildung und davon, die beschwerlichen Lebensbedingungen der arbeitenden Bevölkerung zu verbessern. Mit ihrer Zielstrebigkeit und ihrem echten Interesse an ihren Mitmenschen knüpft Lucia schnell Kontakte zu anderen jungen Einwanderern und kann anderen in Notlagen weiterhelfen.
    In der Schule fällt Lucia ebenfalls schnell durch ihren Arbeitseifer und ihren wachen Verstand auf, so dass ihr Traum, eine Highschool zu besuchen und später studieren zu können, gar nicht so abwegig erscheint - wenn da nicht Teresa wäre, deren Verhalten immer unberechenbarer wird. Kann Lucia ihre Träume von einer besseren Zukunft für sich und die Menschen in ihrem Umfeld verwirklichen oder wird sie ihre eigenen Ziele begraben müssen, um sich um ihre Mutter und deren sich rapide verschlechternde psychische Verfassung zu kümmern?


    Meine Meinung:
    "Die Tochter der Nachtigall" war mein erstes Buch über die Lage der Einwanderer in Amerika Anfang des 20.Jahrhunderts. Anhand von Lucias und Teresas Schicksal zeigt die Autorin die erschreckenden Lebens- und Arbeitsbedingungen im "Land der Unbegrenzten Möglichkeiten" auf: Wer alleinstehend und mittellos ist, ist den Schikanen der Fabrikbesitzer hilflos ausgeliefert und hat oft keine andere Wahl, als die Ausbeuterlöhne und lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen zu akzeptieren, um seine Familie über Wasser zu halten. Lucia hat erkannt, dass der einzige nachhaltige Ausweg aus der Abhängigkeit in Bildung und Aufklärung besteht, doch trotz ihrer Intelligenz werden ihr als mittelloser italienischer Einwanderin Steine in den Weg gelegt.


    Lucia ist mir schnell ans Herz gewachsen; sie ist intelligent, mitfühlend, engagiert und kreist trotz ihrer schwierigen Lage nicht ständig mit den Gedanken um sich selbst (wie ihre Mutter, deren Verhalten mich oft wütend gemacht hat). Immer wieder scheint es, als würde Lucia alles verwehrt bleiben, was sie sich vom Leben erhofft: Eine gute Schulbildung, bessere Möglichkeiten für die Menschen in ihrem Umfeld und die Zuneigung des jüdischen Jungen Henryk, dessen Eltern eine andere Verbindung für ihn ins Auge gefasst haben...
    Dabei will Lucia gar nicht zu viel vom Leben - wie eine Freundin zu bedenken gibt - ; sie will nur nicht den Weg der anderen Einwanderer in Abhängigkeit und Fremdbestimmung gehen!


    Überzeugend geschildert fand ich auch den teil der Geschichte, der sich mit Teresas labiler psychischer Verfassung beschäftigt. Während es für die oberen Schichten Sanatorien und private Kliniken gab, in denen ihre psychisch kranken Angehörigen zwar nicht geheilt, aber wenigstens mit allem erdenklichen Komfort untergebracht werden konnten, glichen die öffentlichen "Nervenheilanstalten" der Hölle auf Erden. Die Insassen waren dem Sadismus, den Gewalttaten und der Willkür der Mitarbeiter hilflos ausgeliefert. Kein Wunder, dass Lucia alles versucht, um ihre Mutter trotz aller Schwierigkeiten möglichst außerhalb dieser Anstalten zu behalten.
    Ich habe stark mit Lucia und ihren Freunden mitgefiebert und war entsetzt über die hilflose Lage gerade der mittellosen Frauen und Kinder. Systematisch hetzen die Fabrikbesitzer die unterschiedlichen Nationalitäten gegeneinander auf, damit die Arbeiter bloß nicht auf die Idee kommen, sich zu solidarisieren und gegen die Fabrikbesitzer zu verbünden. Die enttäuschten Hoffnungen und gescheiterten Träume der Einwanderer haben mich sehr betroffen gestimmt. Inmitten von Ungerechtigkeit und Rückschlägen bildet Lucia eine Lichtfigur für die Menschen in ihrem Umfeld und auch den Leser; sie macht Mut, dass es sich es sich trotz aller Schwierigkeiten lohnt, sich für eine bessere Zukunft einzusetzen, für das Wohl seiner Mitmenschen und auch für die eigenen Träume.
    Trotz der ernsten und traurigen Themen ein Buch, das Hoffnung gibt und aufmuntert, ohne je kitschig oder unrealistisch zu werden.
    Ich vergebe 4ratten für eine sehr gelungene Geschichtsstunde mit einer sympathischen, überzeugenden Protagonistin.

    BEi Elisabetta sind es Schuldgefühle, aber ich glaube, dass da noch mehr ist. Ihr Vater war ein freundlicher und angenehmer Mensch und ich denken, dass sie auch seine Gene hat. Also wird wohl beides eine Rolle spielen.


    Stimmt, Elisabettas Vater hatte ich ganz vergessen, aber es passt ins Bild. Gerade, weil ihr Vater ihr einen ganz anderen Umgang mit Menschen vorgelebt hat, ist Elisabetta vom Verhalten ihres Ehemanns um so entsetzter. Ich kann mir gut ihren Schock vorstellen, als sie erkennen muss, dass nicht alle Männer automatisch so anständig sind wie ihr Vater :sauer:. Gut, dass sie Paolo getroffen und erfahren hat, dass aber zum Glück auch nicht alle so sind wie der elendige Graf!

    Ich habe das Buch auch in einem Rutsch fertig gelesen. Bevor es für Lucia tatsächlich ein Happy End gibt, hat sie noch einige Hürden zu überwinden. Dass sie sich in ihrer Not mit einem Brief an die Gräfin gewandt hat, zahlt sich jetzt doch noch aus, auch wenn Lucia erst mal irritiert ist angesichts der ausbleibenden Antwort - sie weiß nicht, dass sich Elisabetta und Paolo auf den Weg zu ihr gemacht haben.
    Dabei hat sich mir auch die Frage beantwortet, warum Elisabetta so nachsichtig mit Teresa war, als diese noch für sie gearbeitet hat. Ich dachte anfangs, Lucia ist so etwas wie ein Tochterersatz für Elisabetta und sie will sie nicht gehen lassen, daher sieht sie über die Schwierigkeiten mit Teresa hinweg. In Wirklichkeit aber hat Elisabetta Schuldgefühle, weil der geheimnisvolle Mann mit der Maske der Graf gewesen sein könnte! Dass ihn das gleichzeitig auch zu Lucias Vater macht, ist mir erst später gedämmert... :redface:
    Ob er es nun war oder nicht lässt sich nicht mehr feststellen, führt aber dazu, dass sich Elisabetta für Teresas Schicksal verantwortlich fühlt und sie mit zurück nimmt nach Italien. Mit dieser Lösung hätte ich nun wirklich nicht gerechnet (ich hatte irgendwie die Vorstellung im Kopf, dass Teresa sich am Ende das Leben nimmt), aber für alle Beteiligten ist es gut so. Lucia kann endlich ohne schlechtes Gewissen ihr eigenes Leben leben. Mit Henryk, dem Kind und ihrem Einsatz für die Arbeiterbewegung hat sie ja auch gut zu tun. Mir gefällt es, dass sie ihren Einsatz für die Gewerkschaft auch nach der Hochzeit weiterführt. Es war für sie nicht nur eine Art Hobby, um eine Leere auszufüllen, sondern ein wirkliches Anliegen. Ich denke mal, gerade jetzt, wo sie ein Kind erwartet, wird es ihr besonders wichtig sein, für eine bessere Zukunft zu kämpfen.
    Ich habe mit Lucia sehr mitgefiebert, weil sie so ein aufrichtiger, mutiger und loyaler Charakter ist, dem man nur das Beste wünscht. Stattdessen musste sie immer wieder damit fertig werden dass sie ihre Pläne nicht so verwirklichen konnte, wie sie es sich vorgestellt hat. Dabei hat sie aber auch gelernt, weiterzukämpfen und Umwege in Kauf zu nehmen. Dass sich für Lucia am Ende alles zum Besten gewendet hat, freut mich.
    Zu Teresa hatte ich nicht so eine starke Beziehung; gerade anfangs, als ihre Erkrankung noch nicht so deutlich war, habe ich mich oft über ihre unberechenbare und teilweise auch egoistische Art geärgert. Nach ihrem psychischen Niedergang tat sie mir allerdings nur noch leid und ich war froh, dass sie nicht umnachtet in einer dieser schrecklichen Irrenanstalten enden musste oder sich das Leben nahm. In Italien bei Elisabetta und Paolo hat sie sicher die größte Chance, ein Zuhause zu finden und wieder etwas Ruhe und Glück erleben zu dürfen.


    "Die Tochter der Nachtigall" war für mich eine spannende Zeitreise, bei der ich viel über die aus heutiger Sicht haarsträubenden Lebens- und Arbeitsbedingungen der Immigranten nach Amerika erfahren habe. Gut gefallen hat mir, dass hier nicht die Liebesgeschichte im Vordergrund steht und der historische Hintergrund eigentlich nur zweitrangig ist. Der Autorin ist es gelungen, wirklich die Person Lucia mit ihrem Kampf um Anerkennung, persönliches Glück und eine bessere Zukunft für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Mittelpunkt zu stellen.


    Lucia hat es immer noch nicht leicht und nach dem Vorfall im Sanatorium wird es sicher noch schlimmer. Aber Lulas Bemerkung "Lucia wolle zu viel!" kann ich nicht zustimmen. Gut sie hat viele Wünsche, aber wer hat das nicht? Und im Gegensatz zu den Wünschen anderer, gehen ihre nicht in Erfüllung! Sie konnte nicht auf die Universität und Henryk ist auch vergeben.


    Ich finde auch nicht, dass Lucia "zu viel" will. Sie hat halt andere Wünsche als viele ihrer Altersgenossinnen, die schon längst verheiratet sind und Familie haben, aber gerade das macht Lucia in meinen Augen so sympathisch: Sie tut das, wovon sie selbst überzeugt ist anstatt etwas nur zu machen, weil alle anderen in ihrem Umfeld es auch tun. Und das in Zeiten, in denen Individualität und persönliche Freiheit noch nicht so groß geschrieben wurden wie heute.

    Nun ist es gekommen, wie ich esa die ganze Zeit schon befürchtet hatte: Zwar findet Lucia einen anonymen Förderer, der ihr die Möglichkeit gibt, die Universität besuchen zu können, aber dann wird sie nach Hause zurückgerufen, weil es ihrer Mutter nach dem Rauswurf im Variete immer schlechter geht.
    Die Episode an der Universität hat für meinen Geschmack viel zu kurz gedauert; Lucia war ja kaum angekommen, als sie ihre Studien schon wieder unterbrechen musste, um sich um ihre Mutter zu kümmern :sauer:. Gut fand ich allerdings, dass Lucia ihre Ausbildung erst mal nur "unterbricht", sie hat also die Hoffnung, dass sich die Lage irgendwann wieder bessern wird. Vielleicht nicht unbedingt Teresas Zustand, aber Lucias Möglichkeiten, sie irgendwo unterzubringen, wo sie gut versorgt werden kann. In die Instituionen, die es damals gab, möchte man ja nun wirklich niemanden geben, der einem am Herzen liegt :entsetzt:, und für eine Unterbringung in einem privaten Sanatorium fehlt Lucia das Geld.


    Gleichzeitig ist sie auch sehr wachsam, was die bedrückende Lage der Fabrikarbeiterinnen betrifft. Mich hat es erschreckt, wie gut es den Fabrikbesitzern gelungen ist, die Arbeiter gegeneinander auszuspielen, zum Beispiel indem die Böhmen als Sündenböcke dargestellt werden. Natürlich ist ja den oberen Herren gerade daran gelegen, dass sich die Arbeiter NICHT miteinander verbünden und dann gegen die Fabrikbesitzer und die Zustände in den Fabriken rebellieren.
    Toll, dass sich Lucia hier so engagiert, obwohl sie mit ihrer Mutter und ihrer Arbeit eigentlich genug zu tun hat. Was ihr dabei zugute kommt, ist einerseits ihr scharfer Verstand, mit dem sie die bestehenden Missstände durchschauen kann und zweitens, dass sie finanziell vergleichsweise gut dasteht. Wer eine ganze Familie zu ernähren hat, der lehnt sich nicht so schnell gegen seinen Vorgesetzten auf, sondern wird alles tun, um seinen Job zu behalten. Lucia hat hier als Alleinstehende doch größeren Spielraum und auch den Mut, etwas zu riskieren.



    Warum hört sich für dich die Diagnose merkwürdig an?



    Ja das stimmt, die Veränderung von Mrs Miller ist schon etwas erschrecken, dass sie sich nicht mal in ihrem eigenen Haus frei bewegen und reden kann. Allerdings zu ihrer Verteidigung hängt ihre massive Verhaltensänderung nur indirekt mit der Ehe zusammen, da es ja vielmehr am Schwiegervater liegt.


    ...bzw.am Geld des Schwiegervaters. Man will ja möglichst nicht sein Erbe gefährden, also lieber ruhig sein und Kopf einziehen - schon schlimm, wie sich Leute des Geldes wegen manipulieren lassen, nur, um den gewohnten Lebensstandard nicht zu gefährden. Selbst die wohlhabenderen Schichten sind also nicht unbedingt freier in ihren Entscheidungen als andere.



    Sie hält immer noch Distanz zu Henryk, dabei glaube ich nicht, dass der wirklich Interesse an Miriam hat.


    Ja das Gefühl hatte ich auch, ich denke, dass die Verbindung auch in erster Linie durch die Eltern gefördert wird.
    [/quote]


    Ich finde es toll von Lucia, dass sie von sich aus Abstand hält und sich stattdessen auf andere "Baustellen" konzentriert. Vielleicht zahlt es sich ja am Ende doch aus, dass sie nicht versucht, Henryk von Miriam abzubringen, und er entscheidet sich doch für sie.

    Teresas Art nervt mich auch total. Ich glaube aber nicht, dass es nur Egozentrik ist. Da steckt bestimmt mehr dahinter. Dennoch kann ich mit sowas schlecht umgehen.


    Ich hab mich wohl ein bisschen unglücklich ausgedrückt. Die Egozentrik ist das, was mich an Teresas Verhalten am meisten nervt. Ich glaube auch, dass hinter ihrem Verhalten mehr steckt. "Borderline" ist ja leider eine sehr schwammige Diagnose, aber wenn man sich mal die Symptome anschaut, die damit verbunden sein können, trifft es meiner Meinung nach schon ziemlich zu.
    Ich hatte beruflich schon mit Menschen mit ähnlichen Krankheitsbildern zu tun, und ihnen gemeinsam war u.a. auch impulsives Verhalten, extreme Stimmungsschwankungen, "schwarz-weiß-Denken", Missbrauchserfahrungen, gestörte Selbstwahrnehmung, Gefühlsausbrüche, Paranoia.... Passt alles auch bei Teresa.


    Was meinst du mit nicht der Typ? Für eine Dreiecksbeziehung oder generell interessiert an Lucia? :zwinker:


    Ich finde schon, dass Henryk und Lucia eigentlich ganz gut zusammenpassen, gerade weil er so ein anständiger Schwiegermutter-Traum ist und Lucia dagegen es wagt, Dinge offen zu kritisieren, die ihr nicht gefallen. Das gäbe eine gute Mischung ab, aber ich fürchte, Henryks Eltern haben sich ihre Schwiegertochter schon ausgesucht und für Henryk ist es selbstverständlich, ihrem Wunsch zu gehorchen :sauer: Miriam scheint ja als gute Partie zu gelten, aber im Vergleich zu Lucia bleibt sie arg blass. Im Vergleich dazu sammelt Charlie doch deutlich Pluspunkte. Dass er trotz der offensichtlich geringen Zustimmung seiner Eltern fest zu Yolanda steht, hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Ich dachte, er lässt sie mit dem Kind sitzen.



    Allerdings verbaut sie sich alles auch immer selbst und Manie mehr oder weniger der Grund ist warum nicht nur sie sondern auch Lucia es schwer haben. Das hört sich jetzt vielleicht etwas extrem an, aber ich finde, dass sie keine sehr gute Mutter ist und mir ist sie auch nicht sonderlich sympathisch.


    Gut, dass es nicht nur mir so geht. Ich habe mich schon gefragt, ob ich nicht zu wenig Mitgefühl für Teresas Lage aufbringe, aber es macht mich total wütend, wie sie ihrer Tochter mit ihren Eskapaden das Leben schwer macht. Ich seh es schon kommen, am Ende scheitert die Geschichte mit dem Varieté, Lucia kann ihren Schulabschluss doch nicht machen und muss in einer Fabrik arbeiten :grmpf:.
    Mein Ärger gilt hier weniger der Tatsache, dass Lucia ihre eigenen Wünsche hintenan stellen würde, um ihrer Mutter zu helfen - was mich nervt ist die Tatsache, dass sich Teresa für eine Mutter viel zu verantwortungslos und egozentrisch benimmt. So wie ich sie einschätze, wäre sie Lucia vermutlich nicht mal dankbar, sondern würde es als selbstverständlich betrachten, nach allem, was sie aus ihrer Sicht selbst für ihre Tochter getan hat. So etwas ärgert mich ohne Ende... Aber vielleicht werde ich ja auch noch positiv überrascht und Lucia kämpft für ihre Träume.



    Ich finde es eigentlich gut, dass Lucia und Teresa nun Distanz haben. So kann Lucia sich besser entwickeln, ohne dass Teresa dauernd dazwischen funkt. Ich befürchte nur, die finazielle Unterstützung wird nicht so regelmässig auftauchen.


    Geht mir genauso. Am Ende muss Lucia vermutlich eher noch ihrer Mutter Geld schicken, um ihr aus irgendwelchen Schwierigkeiten herauszuhelfen. :sauer: