Beiträge von Piranhapudel

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext:
    Über eine halbe Million Menschen leben in dem Flüchtlingscamp in Beirut, das Barbara Abdeni Massaad im Winter 2014/2015 jede Woche besuchte und wo sie für etwa 50 syrische Familien Essen zubereitete. Gegen das Elend, dem sie dort begegnete, wollte sie jedoch noch mehr tun.
    Die Fotografin und Kochbuchautorin bat international bekannte Köche um jeweils eines ihrer Suppenrezepte und ein Statement zur aktuellen Flüchtlingskrise. Aus dem überwältigenden Feedback stellte sie dieses umfassende Kochbuch zusammen. Die Gewinne aus dem Verkauf des Buches gehen zu 100 Prozent an die Flüchtlingshilfe-Organisation »Schams e. V.«, die vor Ort Projekte zugunsten syrischer Kinder initiiert und langfristig betreut.


    - Mit Rezepten von Sarah Wiener, Christian Rach, Nelson Müller, Jacqueline Amirfallah, Mario Kotaska, Ralf Zacherl, Yotam Ottolenghi, Sami Tamimi, Martin Baudrexel, Meta Hiltebrand, Elisabeth Raether, Anthony Bourdain, Johannes King, Alice Waters, Claudia Roden, Alexandro Pape, Christoph Hauser, Greg Malouf und vielen anderen
    - Mit einem ausführlichen Vorwort von Rafik Schami
    - Unterstützt von Slow Food Deutschland
    - #suppenfürsyrien


    [hr]


    Momentan veranstalten wir eine Blogtour zu diesem tollen Projekt, geplant von Bücherkrähe. Falls ihr reinschauen wollt, verlinke ich hier schon mal unsere ersten drei Beiträge:



    [li]Die Bücherkrähe schreibt über den syrischen Bürgerkrieg: https://bookcrow.wordpress.com…er-syrische-buergerkrieg/[/li]
    [li]Elif erzählt von Schams e.V. und wohin überhaupt gespendet wird: http://lost-in-written-words.b…-syrien-wohin-spende.html[/li]
    [li]Und ich habe einen Artikel über die Seenotrettung geschrieben: https://piranhapudel.de/seenotrettung-suppen-fuer-syrien/[/li]


    Außerdem hab ich am Wochenende eine Linsensuppe aus dem Kochbuch gekocht und die war richtig toll. Kann gern in ein paar Tagen Fotos hochladen. :klatschen:

    Bernd Perplies kann Drachen. Nach drei Büchern um und mit Drachen, die ich von ihm gelesen habe, wage ich das gern zu behaupten – für den ersten Teil vom Imperium der Drachen gab es schließlich auch den Deutschen Phantastik Preis 2015 – und ich freue mich gleichzeitig, dass noch weitere Bücher auf mich warten. Bei Fischer TOR erschien nun der Auftakt zur Drachenjäger-Reihe, in dessen Klappentext von Drachen, Flugschiffen, fanatischen Jägern und einem Wolkenmeer die Rede ist. Ich war aufgeregt und zwar, wie sich beim Lesen herausstellte, zurecht.


    Der Rahmen dieser Geschichte ergibt sich aus einem Schicksalsschlag, den Kapitän Adaron vor fast 20 Jahren erlitten hat. Der Urdrache Garganthuan hat Adarons Gefährtin und viele seiner Freunde getötet, nur er selbst und Ialrist, ein Vogelmensch, konnten dem Kampf entkommen. Fast forward zur Gegenwart: Lian lebt in Skargakar, direkt an der Küste zum Wolkenmeer, und muss dringend auf einem Flugschiff anheuern. Natürlich handelt es sich dabei ausgerechnet um Adarons Schiff, die Carryola. Von da an begleiten wir Lian und den Rest der vielfältigen Besatzung durch viele Abenteuer, rasche Gebiets- und Szenenwechsel durch das Wolkenmeer und seine Insel und Völker.


    Das Wolkenmeer befindet sich in einer Welt, die Leser*innen von Bernd Perplies Werken bereits kennen, nur eben in einer bisher unbekannten Ecke. Völlig neue Charaktere und Völker erwarten uns allerdings beim Drachenjäger, Vorkenntnisse aus anderen Büchern sind also nicht erforderlich. Ich denke allerdings, dass es sicher wäre zu warnen: Nach der Lektüre dieser Geschichte werdet ihr noch mehr von dieser Welt lesen wollen.


    Lian ist von Beginn an ein reflektierter Protagonist, der im Laufe der Geschichte immer mehr seine eigene Meinung entwickelt und dadurch stets nachfühlbare Entscheidungen trifft. Nicht nur Lian selbst ist vielschichtig, sondern auch die weiteren Charaktere und insbesondere die Crew der Carryola vermögen zu überzeugen und zu unterhalten. Einige sehr unterschiedliche Nebenfiguren mit den verschiedensten Zielen und Eigenschaften begleiten Lian und den fanatischen Kapitän Adaron (der eben wegen seines Fanatismus zu den interessantesten Charakteren gehört) durch die Geschichte und bilden ein tolles Team auf dem Flugschiff. Überhaupt – die Reise! Wir befinden uns hier zum größten Teil des Buches im Wolkenmeer, um uns herum, wage ich dreist zu behaupten, unendliche Weiten und natürlich Wolken, Wolken, Wolken. Außerdem das ein oder andere Flugschiff, der ein oder andere Drache und die ein oder andere schwebende Insel. Warum sie da schweben und warum die Flugschiffe nicht herunterfallen? Bernd Perplies hat sich dafür übrigens auch eine schöne und neue Möglichkeit einfallen lassen. All diese Gegenden, die wir hier kennenlernen, werden anschaulich beschrieben; durch viele rasche Szenenwechsel musste ich die meisten Gebiete jedoch leider zu schnell wieder verlassen, um sie komplett fühlen zu können. Andererseits entsteht hierdurch eine tolle und schnelle Dynamik, die Leser*innen durch viele unterhaltsame Seiten und unerwartete Wendungen fliegen lässt. Fast im wahrsten Sinne des Wortes.


    4ratten

    Island, Elfen und Abenteuer


    Island scheint ein ganz besonderes Land zu sein, in meinem Kopf ist es das jedenfalls. Ich war noch nie dort und alles was ich davon höre oder lese, macht diese Insel für mich nur noch geheimnisvoller. Relativ kleine Fläche, darauf ziemlich wenige Menschen, ein ganz anderes Leben, als ich es kenne. Oder doch nicht? Nina Blazon hat mit "Silfur – Die Nacht der silbernen Augen" einen Roman für Leser*innen ab 10 Jahren (nach oben gibt’s keine Altersgrenze) geschrieben, der nach Island entführt und phantastische Elemente in Form von Elfen und Widergängern einbaut. Zwei junge Brüder entdecken in den Ferien nicht nur Reykjavík, sondern auch noch die Tochter der Gastfamilie, bei der sie leben, Elín, und mit ihr eine ganz neue Welt.


    Elfen gibt’s doch eh nicht! Das denken sich die Brüder Fabio und Tom garantiert, als sie zusammen mit ihren Eltern nach Island aufbrechen. Sie verbringen ihre Zeit bei Björg und ihrer Tochter Elín, ein richtiger Wirbelwind, die so gar nicht damit einverstanden ist, dass sie ihr Zimmer an die beiden Jungs abtreten muss. Doch ist Elín wirklich so frech und biestig, wie sie rüberkommt? Was steckt hinter ihrem Verhalten? Fabio und Tom begeben sich auf Entdeckungsreisen — und besonders Fabio entdeckt immer wieder Ungewöhnliches, das er sich nicht sofort erklären kann. Was ist dran an den Geschichten über Elfen und Widergängern?


    Nina Blazon hat es gleich mit den ersten Sätzen geschafft, mich nach Island zu entführen. Die Atmosphäre der Insel und auch die bei der Gastfamilie hat sie perfekt eingefangen, durch kleine Details, die das Leben dort so besonders und auch besonders anders machen. Seien es diverse „Köstlichkeiten“, die es dort zu probieren gibt, oder auch nur die Art der Einwohner, ihre Gelassenheit, ihre Selbstverständlichkeit am Leben, am Miteinander. Dies ist nur einer der Höhepunkte, die "Silfur" mir beschert hat.


    Ein weiterer Höhepunkt sind die phantastischen Elemente in dieser Geschichte, auf die ich hier allerdings nicht viel näher eingehen möchte. Es geht um Elfen, so viel sei gesagt. Keine herkömmlichen Eltern, sondern spannende, geheimnisvolle, fiese und liebe, moderne und antiquierte Elfen. Ein toller Mix, der nach und nach enthüllt wird. Als Leser*in wird man zusammen mit den Brüdern Fabio und Tom durch die Geschichte geführt. Die beiden verstehen sich im Grunde ziemlich gut, doch jeder hat so seine eigenen Socken, die nicht immer recht passen wollen. Fabio, der ältere, aber nicht größere der beiden, hat daran zu knabbern, dass er in allem ständig von seinem „kleinen“ Bruder überstrahlt wird. Dieser wiederum möchte es Fabio nicht allzu schwer machen und hält sich, wo es geht, zurück. Das sind nicht gerade die besten Startvoraussetzungen, wenn es um neue Ferienabenteuer auf Island geht. Insgesamt ist "Silfur" damit nicht nur die Geschichte zweier Brüder, die sich auf die Suche nach Elfen machen (oder doch von ihnen heimgesucht werden?), sondern beschäftigt sich auch einfühlsam mit Schwierigkeiten in Familien und Beziehungen.


    Oben habe ich es bereits angedeutet, doch ich finde es so wichtig, dass ich es hier im Fazit gern noch mal wiederhole: "Silfur – Die Nacht der silbernen Augen" wird vom Verlag ab 10 Jahren empfohlen, damit lässt es sich wahrscheinlich eher in die Kategorie Kinderbuch einordnen. Nach oben allerdings hat das Buch für mein Empfinden keine Altersgrenze. Jede*r kann es lesen. Und jede*r sollte es lesen, wenn die Stichworte Island, Elfen und Abenteuer in toller, faszinierender und eindringlicher Atmosphäre auch nur ein wenig ansprechend klingen.


    5ratten :tipp:

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Daniela Knor: Drachenblut - Das Erbe der Samurai


    Klappentext lt. Verlag:
    Nach dem gewaltsamen Tod seiner Eltern wuchs der junge Takeru in Deutschland auf und kehrt nun als Fremder ins geheimnisvolle Japan zurück. Schon bald bedroht der Feind der Familie sein Leben und bedient sich dabei heimtückischer Geister und Zauberei. Als Takeru den Kampf aufnimmt, lernt er die schöne Schwertkämpferin Ayumi kennen und verliebt sich in sie. Gemeinsam kommen sie dem Rätsel um seine Herkunft näher, doch Ayumi hat ein dunkles Geheimnis. Um sie zu retten, muss Takeru das Drachenblut in seinen Adern wecken und sich seinen übermächtigen Feinden stellen.


    Ab 12 Jahren.


    Meine Meinung:


    Ein Abenteuer in Japan mit Drachen, viel Magie und noch mehr Geheimnissen. Genau so klingt der Urban Fantasy-Roman von Daniela Knor und das bietet er auch. Besonders das Setting in Japan hat mich an dieser Geschichte interessiert. Da ich gern Manga lese und das Land allgemein faszinierend finde, ziehen mich Geschichten, bei denen Japan eine Rolle spielt, immer wie magisch an. Auch wenn ich bereits viel darüber gelesen habe, finde ich oft ganz neue Aspekte in solchen Geschichten — so auch in "Drachenblut — Das Erbe der Samurai".


    Takeru wurde in Japan geboren und ist auch dort aufgewachsen, bis seine Eltern gewaltsam umgekommen sind. Seitdem er sechs Jahre alt ist, lebt er mit seinen Adoptiveltern in Deutschland und ist jetzt ein ganz normaler Teenager: Schule, Hobbys, die erste Freundin. Er ist immer gern schwimmen gegangen, bis ihn plötzliche Krämpfe, die er nur im Wasser bekommen hat und die niemand so richtig erklären kann, daran hinderten. Jetzt hätte er Zeit endlich mal zu seinen Wurzeln in Japan zurückzukehren und all das wieder zu sehen, an das er sich nur vage erinnern kann. Eine spontane Reise nach Japan steht an, in der Hoffnung mehr über seine Familie herauszufinden. Und das wird er. Er wird sogar viel mehr entdecken, als er sich je hätte vorstellen können.


    Man muss überhaupt nicht lange warten, um Japans Atmosphäre genießen zu können. Nur ein paar wenige Kapitel lesen — und schwupps, ist man schon da. Zu den kleinen Details aus Japans Kultur und dem Alltag dort, die immer wieder auftauchen, und dem ängstlichen Takeru, der doch äußerlich so offensichtlich Japaner ist, sich aber nicht wie einer verhält, gesellt sich außerdem ein tolles Gefühl der Freiheit. Takeru besucht Japan nämlich wirklich sehr spontan, als Backpacker quasi, ohne viel Planung, wann er wo hinreisen oder übernachten wird. Am Ende verbringt er viele Nächte in einem Hostel und lernt dabei jede Menge Menschen kennen, nicht nur Japaner, sondern auch andere Reisende aus der ganzen Welt. Diese Einblicke in die Urlaubserlebnisse anderer Menschen geben der Geschichte eine weitere, tolle Ebene. Nun aber zum eigentlichen Abenteuer: Takeru macht sich auf die Suche nach seiner Familie, die da noch irgendwo sein muss, bemerkt aber schnell, dass ihm Steine in den Weg gelegt werden. Er lässt sich allerdings nicht von seinem Ziel abbringen, trifft währenddessen vielmehr auf die Schwertkämpferin Ayumi, die viele Fragen aufwirft und ganz nebenbei noch einen ziemlichen Eindruck bei ihm hinterlässt. Während seiner Suche in Japan wird recht schnell deutlich, dass übernatürliche Kräfte am Werk sein müssen. Für die Leser*innen. Takeru dagegen braucht ewig, um auch nur ansatzweise auf den Gedanken zu kommen, dass man nicht immer alles rational erklären kann. Deshalb werden magische Elemente viele Kapitel lang lediglich angedeutet und können erst gegen Ende des Romans ihr volles Potential ausbreiten. Meinetwegen hätte das Abenteuer schon viel früher viel detaillierter mit den phantastischen Elementen angereichert werden können, vor allem da durch den Klappentext schon einiges vorweggenommen wird. Für mich ist "Drachenblut — Das Erbe der Samurai" deshalb vor allem durch das Setting in Japan ein besonderes Buch. Magische Elemente, die komplett unterschiedlichen (Neben-)Charaktere, Spannung und ein bisschen Liebe — das ergibt einen tollen Jugendroman.


    4ratten

    Inquisition, Hexenverbrennung, Aberglaube. Das sind Stichpunkte, die mir ohne jeden Kontext schon eine Gänsehaut bescheren. Verarbeitet in einer Geschichte, deren Charaktere mir mit jeder Seite näher und eindrücklicher erscheinen, sind diese Themen noch mal heftiger, emotional ziemlich aufwühlend und dabei unglaublich spannend. In "Feuerrot" erzählt Nina Blazon eine Episode aus dem Leben zweier junger Frauen: der Kaufmannstochter Elisabeth und ihrer Magd Madda. Die Leben der beiden könnten unterschiedlicher nicht sein, doch Inquisitoren und Aberglaube können Hexen an allen Ecken aufspüren.


    Ende des 15. Jahrhunderts in Ravensburg: Missernten, Unwetter und persönliche Schicksalsschläge. Die Menschen wissen nicht, was sie aus all dem Unglück machen sollen, also treffen der gerade angereiste Inquisitor Kramer und seine Verbreitung von Aberglauben auf fruchtbaren Boden. In dieser Welt leben Elisabeth und Madda, junge Frauen, die sich keinerlei Verfehlungen leisten können, weil alles als Hexerei ausgelegt werden könnte; vor allem natürlich solche Dinge, die sie aktiv nicht mal beeinflussen können, beispielsweise das Interesse eines jungen Mannes. Diesen könnten sie ja auch verhext haben. Ein solches Interesse zeigt der junge Kaufmannssohn aus Italien, Lucio Malaspani, der im Elternhaus von Elisabeth sein Handwerk verbessern soll. Sowohl an Madda als auch an Elisabeth scheint er interessiert zu sein und Zurückweisungen möchte er nicht einfach so akzeptieren.


    Nina Blazon erzählt diese Geschichte aus den Perspektiven von Elisabeth und Madda, den Kapiteln vorangestellt sind außerdem Zitate, die die damalige Gesellschaft und den Aberglauben sehr eindrücklich zeigen, beispielsweise durch die Abschnitte aus dem real existierenden "Hexenhammer — Malleus Maleficarum" des Inquisitors Heinrich Kramer. Aber nicht nur diese Ausschnitte, auch in der Geschichte selbst ist mir der Aberglaube gruselig nahe gekommen. Nach der Logik der Inquisition kann alles — also wirklich alles! — so ausgelegt werden, dass es garantiert das Werk von Hexen war, und mit den zufällig passenden Mitteln sowie Folter kann das dann natürlich auch nachgewiesen werden. Viel Lesezeit habe ich hier also damit verbracht, wütend mit dem Fuß aufzustampfen und „Das ist so unfair! Unfassbar!“ vor mich her zu murmeln. Dies wurde dadurch verstärkt, dass ich mich emotional so stark in die Geschichte hinein fühlen konnte. Das war teils anstrengend, hat sich allerdings gelohnt, denn es ist natürlich eine Wohltat, die Charaktere derart eindrücklich, einfühlsam und nah präsentiert zu bekommen, dass ich mich trotz der heftigen Umstände am liebsten zu ihnen geschlichen hätte, um ihnen beizustehen. "Feuerrot" ist allerdings nicht nur dank der erzeugten Emotionen so spannend, sondern auch durch die Geschichte. Erzählt wird natürlich von der Hexenverfolgung und deren Methoden, aber auch vom Zwischenmenschlichen. Madda und Elisabeth sind zwei junge Frauen, die langsam erkennen, was wirklich wichtig ist und welche Menschen in ihrem Leben sie am liebsten haben. Mit diesen zwei Personen aus unterschiedlichen Ständen zeigt Nina Blazon zudem ganz verschiedene Lebensweisen, zu denen auch die vielseitigsten Nebencharaktere gehören.


    Mit "Feuerrot" hat Nina Blazon einen ganz besonderen historischen Jugendroman geschrieben. Ein Roman, so spannend und emotional, dass er mich in Gedanken ständig beschäftigt und begleitet hat, den ich am liebsten richtig schnell durchgelesen hätte, aber dennoch einige Male für ein paar Tage pausieren musste, damit ich mal zu Atem kommen konnte. Großartig.


    5ratten :tipp:

    Der Klappentext von "Ein Sommer ohne uns" verspricht eine Geschichte über eine offene Beziehung, über ein junges Pärchen, das feststellt, dass sie nicht für immer die einzigen füreinander sein wollen, aber dennoch für immer zusammen bleiben möchten. Mit diesem Hintergrund habe ich mir erhofft, dass ich hier zwei junge Menschen kennenlerne, die zwar nicht immer sofort genau wissen, was sie wollen, sich aber deshalb umso mehr darüber Gedanken machen und vor allem: darüber reden. Über eine alternative Beziehungsform. Das war dann wohl ein klassischer Fall von: Der Klappentext weckt ganz falsche Erwartungen.


    Verena und Tom sind ein Paar, seit sie 13 sind. Jetzt sind sie 18 und schreiben bald ihre Abiturprüfungen. Ihr Leben schien schon immer klar vordefiniert zu sein. Nach dem Abi ziehen sie zusammen, studieren, heiraten? So langsam schleichen sich Unsicherheiten in die Köpfe der beiden. Obwohl sie zu wissen scheinen, dass sie weiterhin zusammen sein möchten, sind sie sich nicht so sicher, ob sie sich nicht ihr Leben lang fragen werden, wie es denn wäre, Erfahrungen mit anderen zu sammeln. An dieser Stelle kommen meine Erwartungen und die Tatsachen ins Spiel: Bis zur Hälfte dieses schmalen Büchleins, das immerhin nur knapp 240 Seiten hat, ist von einer offenen Beziehung noch überhaupt nicht die Rede. Verwirrung und Unsicherheiten gibt es schon, aber eher einzeln in den Köpfen der beiden. Denn das ist der Knackpunkt hier: Eine Kommunikation darüber findet einfach nicht statt. Ich hatte mir vorgestellt, dass sich die beiden Gedanken darüber machen, ob eine offene Beziehung für sie passen könnte. Warum oder warum nicht? Wie geht man danach mit der Eifersucht um? Doch das passiert einfach nicht. Stattdessen schießen sie sich eher auf bestimmte Personen ein, auf die sie neugierig sind, und lügen sich gegenseitig an.


    Sabine Boths Schreibstil ist außergewöhnlich. Man könnte ihn „einfach“ nennen, aber das würde nur an der Oberfläche kratzen. Es soll viel Gefühl vermittelt werden, gleichzeitig aber wirkt es durch die abgehackten Sätze eher distanziert. Insgesamt wirkt die Erzählung dadurch ziemlich nüchtern, das verwendete Vokabular ist oftmals derb. Nach jeweils eher kurzen Abschnitten wechseln die Abschnitte zwischen Tom und Verenas Perspektiven hin und her, erzählt werden Handlungen und Gedanken der beiden aus der dritten Person im Präsens.


    Leider hat "Ein Sommer ohne uns" meine Erwartungen überhaupt nicht erfüllen können. Zu Beginn konnte mich die Geschichte noch überzeugen, vor allem weil es durch den Schreibstil etwas besonderes war. Allerdings fand wider Erwarten überhaupt keine richtige Auseinandersetzung mit dem Thema offene Beziehung statt. Dazu kommt leider auch, dass dieses Buch viel zu kurz war. Tom und Verenas Beziehung ist nämlich nicht das einzige Thema dieser Geschichte, einige interessante Nebencharaktere und die Beziehungsprobleme der Eltern gibt es auch noch. Diese hätten viel Tiefe und eine weitere Dimension hineinbringen können, allerdings war überhaupt nicht genug Zeit und Platz, um all dies zufriedenstellend ausarbeiten zu können.


    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Huhu :winken:
    Ich sitze noch ein paar Stunden in der Bibliothek und arbeite, aber heute Abend werde ich es mir wieder mit Die Traumknüpfer von Carolin Wahl gemütlich machen. Heute Mittag war ich so ungefähr auf Seite 200 und möchte heute Abend noch einiges schaffen, weil mich die Geschichte bisher sehr fasziniert hat. Die Atmosphäre ist unglaublich toll und das Konzept sehr kreativ. Es spielt in einer Welt, in der es vier Kontinente gibt, die den Jahreszeiten zugeordnet sind. Bisher habe ich aber nur Sommer und Winter kennengelernt. Die Protagonisten können in die Träume der Menschen reisen und diese quasi als Kraft für ihre Magie benutzen. Was genau sie dann mit dieser Magie machen können, das erforschen sie gerade noch...


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Der Auftakt zur "Für König und Vaterland"-Reihe von Susanne Gerdom verspricht spannende Urban Fantasy mit einem historischen Setting. "Der Wechselbalg" spielt in London im Jahre 1815 und begleitet den namensgebenden Wechselbalg Idris Hathaway, den Marquess von Auden. Er ist Mitglied des Liederlichen Quartetts, einer Gruppe junger Männer aus der Oberschicht, die Verschwörungen gegen König und Vaterland aufdeckt und vereitelt. Allerdings sind diese vier Männer alles andere als normal: Idris ist der Wechselbalg, der von den Sidhe, den Seelenlosen, anstelle des geraubten Kindes in der Menschenwelt hinterlassen wurde. Dann gibt es noch einen Vampir, der mit seinem Dasein hadert. Einen Werwolf. Und eine Person, auf der ein mysteriöser Fluch lastet.


    Ein personaler Erzähler begleitet uns durch das Leben von Idris. Es hat etwas gedauert, bis ich diesen Mann durchschauen konnte, wodurch seine Person immer spannend geblieben ist. Der Marquess von Auden ist gleichzeitig ein nachdenklicher, impulsiver, frecher und gewitzter Mann, der sich auf Abenteuer einlässt und andere Ereignisse nur wohlüberlegt antritt. Ganz ähnlich sind die anderen Mitglieder des Liederlichen Quartetts, das übrigens so heißt, weil die jungen Männer sich nicht gemäß ihres Standes benehmen. Eine Frau von Stand, die sich in Gesellschaft dieser Herren sehen lässt? Sofort in aller Munde und das natürlich nicht im positiven Sinne. Die Atmosphäre in der gehobenen Gesellschaft ist ein Aspekt, der dieser Geschichte eine gewisse Würze gibt. Susanne Gerdom arbeitet diese glaubwürdig und spannend heraus, obwohl man sich daran vielleicht erst im Verlauf des Buches gewöhnen muss. Eine Eigenart dieser Gesellschaft ist es nämlich, ein und dieselbe Person mit den verschiedensten Namen zu versehen, je nach Beziehung zueinander. So ist Idris nicht immer nur Idris, sondern manchmal Auden oder Marquess; genauso bei den anderen Personen. Das kann zunächst zu Verwirrung führen, ich persönlich habe mich recht bald zurechtgefunden. Die Atmosphäre in der Regency-Zeit wird zudem durch kleine Details und „Fremdwörter“ noch mal greifbarer. Für diese Zeit typische Kleidungsstücke werden beispielsweise im Detail benannt. Nicht alle kannte ich, hatte aber auch nicht das Gefühl, dass das nötig wäre. Mein Vorstellungsvermögen wurde ordentlich gefordert und das war gut so.


    Die Geschichte an sich ist ähnlich atmosphärisch und vielschichtig. Es geht einerseits um das Liederliche Quartett, aber noch um so viel mehr. Persönliche Beziehungen zwischen den jungen Herren, die auch außerhalb ihrer Arbeit Freunde sind und Konflikte bestreiten müssen. Dazu kommen weitere Nebenfiguren, die andere Konflikte mitbringen: die Mätresse von Idris, die Verlobte seines Bruders oder die junge Witwe Isobel, die noch undurchschaubarer erscheint als Idris selbst. Die "Für König und Vaterland"-Reihe ist auf fünf Bände angelegt, die weiteren vier Bände werden die Sichtweisen und Leben anderer Personen beschreiben. Der Fall um Idris ist mit diesem Band abgeschlossen, allerdings bleiben einige Fragen noch unbeantwortet. Stellenweise habe ich einen umfassenden roten Faden und einen übergeordneten Spannungsbogen vermisst, die die verschiedenen Teile der Geschichte in ein Ganzes ordnen. Insgesamt kann der Roman allerdings mit vielen Überraschungen aufwarten und ist mit dem kreativen und neuen Setting eine besondere Geschichte.


    4ratten

    Das war auch mein Gedanke, schließlich ist Sigrid kurz nach ihrem Auszug schwanger geworden.
    Kann mir nicht vorstellen, das Jugendliche das so locker aufnehmen.


    Ich musste hier auch so sehr die Augen verdrehen. Es ist ja schon verständlich, dass die beiden sich eigene Kinder wünschen, wenn sie sich lieben, aber das hier fand ich dann nun übertrieben kitschig. Es ist eine schöne Botschaft, dass es auch nach einer Trennung glücklich weitergehen kann, aber so einfach wird es garantiert in den wenigsten Fällen sein.

    Mein Fazit in allen Bereichen dieser Geschichte ist auch: zu wenige Seiten. So viel Potenzial, so viele Charaktere und Gedanken, die man vertiefen könnte, aber einfach nicht genug Platz dafür. Das ist sehr schade. Ich habe am Ende auch nicht das Gefühl, dass ich einen Roman über eine offene Beziehung gelesen habe. Das waren eher zufällige Umstände, die Verena und Tom dazu gebracht haben, dass sie mit diesen beiden speziellen Personen mehr ausprobieren wollten. Und dann doch nicht so wirklich. Aber der andere macht es doch auch. Dann muss ich ja auch. Und dann schweigen wir uns an und wenn nicht, dann lügen wir. Äh.


    Und Isabelle. So viele Andeutungen, aber mehr auch nicht. Sie war vielleicht mal eine geheimnisvolle Person, über die man bestimmt mehr hätte erfahren können. Am Ende war sie allerdings nur eine klischeehafte Schablone, ein Katalysator für die Gedanken von Verena und Tom über ihre Beziehung. Und das dann noch in einer Weise, die den Leser_innen quasi vorschreibt, dass man sie zu hassen hat.


    Insgesamt hatte ich mir vorher vorgestellt, dass wir hier etwas über eine offene Beziehung lesen können. Dass sich die Charaktere Gedanken darüber machen, ob das für sie passen könnte. Warum oder warum nicht? Aber am Ende kommt doch eher die Botschaft rüber: Klappt eh nicht, ist es nicht wert, weil das nur eine Ausrede ist, um mit "Erlaubnis" fremdgehen zu können und dann fühlen sich beide schlecht. Das ist doch schade. Leser_innen, die sich vorher noch nicht ganz so viele Gedanken über diese Beziehungsform gemacht haben, werden doch wahrscheinlich mit einer eher negativen Meinung darüber aus dieser Geschichte gehen.

    Leistungssport in der nahen Zukunft


    Leistungssport, Training, Wettkämpfe, Olympia. Diese Themen sind mir im Grunde nicht unbekannt, dennoch habe ich mich nie näher damit beschäftigt. Als ich dann zum ersten Mal in der Verlagsvorschau "Freestyler" von Katja Brandis entdeckt habe, dachte ich allerdings sofort: Hey, das könnte genial und genial spannend werden. Eines kann ich schon mal vorwegnehmen: Das war es auch. "Freestyler" ist ein Jugendbuch, das auch für Erwachsene ein Lesegenuss sein kann, weil es so viele Themen in sich vereint: Sport, Disziplin und Leistungsdruck. Wie viel kann ich meinem Körper abverlangen? Wann bin ich gut genug? Reicht gut genug überhaupt? Es geht um eine erste Liebe, um Freundschaft, um Sport mit körperlichen Behinderungen. Und das alles angesiedelt im Jahr 2030, eine nahe Zukunft, die sich auf den ersten Blick sehr von unserer Gegenwart unterscheidet, auf den zweiten allerdings erschreckende Ähnlichkeiten aufzeigt.


    Die Protagonistin Jola ist eine Sprinterin. Jede freie Minute verbringt sie beim Training, stählt und behütet ihre Beine, die das wichtigste für ihren Erfolg sind. Ihr Traum ist es, bei der nächsten Olympiade zu starten, mit ihren ganz normalen Beinen, die sie allein so lange trainiert hat, um die Schnellste zu werden. Von den optimierten Sportlern, die sich freiwillig und ohne Notwendigkeit künstliche Muskeln und andere Körperteile implantieren lassen und in der Freestyle Klasse M antreten, hält sie nicht viel. Eines Nachmittags jedoch sieht sie, wie ein Junge im Rollstuhl das Training beobachtet. Ryan hat seine Beine bei einem Autounfall verloren und seinen Lebenswillen gleich mit, bald jedoch lernt er mit Prothesen zu laufen, fühlt sich wieder besser, und nicht nur das: Er bekommt Carbon-Blades, mit denen er rasend schnell laufen kann. Ryan und Jola trainieren bald gemeinsam und eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden entwickelt sich.


    Ich bin ganz ehrlich: Wenn da nicht Katja Brandis auf dem Cover gestanden hätte, wäre ich mir nicht so sicher, ob ich mich so auf dieses Buch gestürzt hätte. Bei dem ersten Buch, das ich von ihr gelesen habe, "Floaters", waren es die modernen Piraten und das Problem mit dem Plastikmüll, die mich überzeugt haben. Bei "Freestyler" habe ich meine volle Hoffnung auf die Autorin gesetzt, darauf, dass sie wieder ein packendes Jugendbuch geschrieben hat. Ich wurde nicht enttäuscht. Katja Brandis hat es echt geschafft, dass ich mich nach ein paar Seiten voller Begeisterung und Faszination in ein Thema stürzte, für das ich mich vorher kaum interessiert hatte. Und das lag hauptsächlich an zwei Gründen: an der Atmosphäre und an den überspringenden Gefühlen. Kleine Details, technisch fortgeschrittene Geräte, die wie selbstverständlich in die Geschichte eingestreut sind, lassen die nahe Zukunft vor dem inneren Auge Wirklichkeit werden. Dazu gesellt sich noch der personale Erzähler, der Jolas Leben und Alltag begleitet und den Leser darin eintauchen lässt. Von ihrem alltäglichen Training zu berichten mag im ersten Moment nicht besonders spannend klingen und nach dem ersten Wettkampf ist doch bestimmt auch erst mal die Luft raus. Nein, bei "Freestyler" nicht. Manchmal habe ich mich gefühlt, als würde ich selbst durch die Geschichte sprinten, so sehr ist mein Herz gerast. Bei den Wettkämpfen hatte selbst ich weiche Knie, wie konnte Jola es da nur schaffen, so schnell zu rennen?


    "Freestyler" besitzt außerdem einige gesellschaftskritische Elemente. Wie weit muss man gehen, um gut genug zu sein? Können die Menschen in dieser nahen Zukunft ohne körperliche Optimierungen überhaupt gut genug sein? Fehlt ihnen da nicht etwas, das andere Menschen schon längst wie selbstverständlich in ihr Leben — oder vielmehr: in ihre Körper — integriert haben? Jola ist eine nachdenkliche Person, die sich nicht von anderen vorschreiben lässt, was sie zu tun und zu lassen hat. Sie wägt ab, überlegt hin und her. So kommt die Kritik an dieser Gesellschaft und am Leistungssport zustande, die man auch auf die Gegenwart projizieren kann, ganz ohne erhobenen Zeigefinger.


    Zu guter Letzt: Was wäre ein Jugendbuch ohne erste Male? Eine erste Liebe? Erwachsen werden? Unaufdringlich und glaubwürdig werden auch diese Elemente in die Geschichte eingeflochten und geben Freestyler den letzten Schliff. Ich habe gar keine andere Wahl als dieses Buch einfach allen Lesern, die meine Argumentation angesprochen hat, wärmstens zu empfehlen. Es ist spannend, gefühlvoll, überraschend und einfach gut.


    5ratten :tipp:


    Das stimmt schon. Nur war dafür auf 240 Seiten zu wenig Platz, um alternatives Beziehungsmodell versus Betrug ausreichend beleuchten zu können. Bei den Eltern kommt ja erschwerend hinzu, dass es sich eigentlich um doppelten Betrug handelt. Hier betrügt nicht nur der Ehepartner, sondern auch der beste Freund/die beste Freundin. Für Inge und Hannes zerbricht nicht nur die Ehe, sondern auch noch eine Freundschaft.


    Ich muss dir zustimmen. An sich fand ich diese weitere Dimension schon interessant, aber mir nimmt sie auch zu viel Platz ein. Gleichzeitig wurde das mit dem plötzlichen und fast schon heimlichen Auszug der beiden viel zu kurz abgehandelt für meinen Geschmack. Ich wünsche mir an diesem Punkt einfach mehr Seiten, denn das Buch ist leider doch nicht das, was ich erwartet hatte. Wahrscheinlich kann man so ein Thema in so jungen Jahren noch nicht total ruhig und besonnen abklären, aber ein wenig Kommunikation hätte ich schon erwartet. Das klang für mich einfach nach einem Buch, in dem das Pärchen auch über diese Beziehungsform sprechen wird: Warum wäre das gut oder nicht gut für uns? Brauchen wir das wirklich? Schaffen wir das? Wie gehen wir mit Eifersucht um? Das ist leider bisher alles ausgeblieben. Diese Beziehungsform stelle ich mir auch als ehrliche Form vor. Aber Verena und Tom lügen sich vielmehr an. Dass beide schon vorher jemanden im Auge hatten, ist doch eine sehr wichtige Information.


    Ansonsten bin ich hier auch enttäuscht von Isabelle. ich bin nach wie vor der Meinung, dass man sie nicht gleich als Schlampe abstempeln sollte, aber das mit dem Telefonat war echt ziemlich hinterhältig. Das war dann wirklich richtiges Einmischen. Allerdings gehören ja auch zum Flirten immer zwei und Tom ist ihr eindeutig hinterhergelaufen.

    Wir sollten vielleicht beachten, dass ein großer Teil der Beziehung übersprungen wurde. Wir kennen lediglich zwei Extreme: Der erste Kuss voller Verknalltheit und als nächstes kommen die Gedanken a la "Reicht es mir wirklich, nur Tom/nur Verena nähergekommen zu sein?". Die Liebe, die sich entwickelt hat, das Zusammenwachsen, all das haben wir ja gar nicht mitbekommen, sondern ultimativ nur die Zweifel. Kein Wunder, dass man da die tolle Liebe nicht so sehr spüren kann. Mir fällt es also schwer darüber zu urteilen, ob das bei den beiden jetzt wirklich die große Liebe ist oder nicht. Aber offenbar war es erzähltechnisch die falsche Entscheidung, diesen wichtigen Teil der Beziehung wegzulassen.


    Und zur Auszeit/zur offenen Beziehung: Was ist so schlimm daran? Warum muss sofort ein endgültiger Schlussstrich gezogen werden? Warum kann es nicht Liebe sein, wenn jemand sich nach weiteren Erfahrungen sehnt und über ein anderes Beziehungsmodell nachdenkt?


    (Ich will übrigens niemandem was böses, wenn ich diese Fragen stelle. Jeder hat seine Sichtweise und das ist gut so. Ich finde es aber auch gut darüber zu diskutieren.)

    Stimmt, provokant kann man die Szene mit dem Eis wirklich nennen.


    Ich möchte mich selbst auch keinesfalls über alle Zweifel erhaben hier hinstellen, weil ich mir sicher bin, dass ich auch schon einmal Dinge dachte wie "Was für eine Schl**". Allerdings finde ich es wichtig, solche Reaktionen mal bewusst zu überdenken. Warum sollte man ein Verhalten wie das von Isabelle denn gleich so schlimm abstempeln? Wenn sie sich nicht gebunden fühlt, sondern frei, dann kann sie doch genau danach handeln. Eben so, wie sie sich selbst wohlfühlt.


    Tut sie das? Hab ich wohl überlesen. Der Typ kann doch nein sagen. Wo ist das Problem?


    Vielleicht das mit dem Eis, das sie Tom angeboten hat? Aber er ist ja nicht darauf eingegangen, daher sehe ich da auch nichts schlimmes dran.



    Nicht die Autorin bezeichnet sie als Schlampe. Aber sie lässt es die anderen Mädchen tun. Und ich hab auch gezuckt beim Lesen. Weil viele Frauen sehr schnell andere Frauen abstempeln und niedermachen. Eifersucht auf den Erfolg solcher Frauen bei Männern? Neid weil sie selbst sich nicht trauen, so zu sein? In jedem Fall traurig!


    Mit "hier" meinte ich auch tatsächlich eher die Leserunde, aber du hast recht, im Buch selbst wurde sie durch andere Mädchen auch schon abgestempelt. Und das tut mir so weh, weil es wirklich traurig ist. Wenn sie gern Corsagen und hohe Stiefel trägt -schön. Kann man gern erwähnen, weil es ungewöhnlicher ist als Jeans + Shirt, aber ich kann nicht so ganz nachvollziehen, warum man sie so harsch beurteilen muss...

    Nachdem ich ja gestern zu den scheinbar wenigen Lesern mit einem positiven Eindruck gehörte, muss ich heute sagen, dass ich nun leider auch enttäuscht bin. Das Buch ist ja fast schon wieder vorbei und von der offenen Beziehung war ja noch nicht mal die Rede. Dass die beiden nicht miteinander reden, stört mich auch massiv. Der Klappentext kündigt die offene Beziehung so groß an und für mich klang es auch danach, dass sich das Pärchen sehr damit auseinandersetzen wird, aber das ist ja bis auf das betrunkene Minigespräch noch nicht geschehen.


    Die Probleme der Eltern bringen noch eine weitere Dimension in die Geschichte und ich fand es sehr bedrückend zu lesen, wie Rollo und Verena mit der Situation nach dem Essen umgegangen sind. Allerdings frage ich mich, ob in diesem schmalen Büchlein tatsächlich noch genug Platz ist, um diese beiden großen Themen zu besprechen: eine Beziehungsprobleme der Eltern und dann noch die offene Beziehung. Die ja wahrscheinlich noch kommt …?



    Und vor allem, was lief da bitte schief? War der Sex scheiße, hat er keinen hoch gekriegt? Hat das einer verstanden???


    Ich meine, dass sie schon Sex hatten. Tom hat mal erwähnt, dass er dabei wohl an Isabelles Stiefel gedacht hat. Verena war bei ihren Gedanken bestimmt auch woanders. Ich kann mir vorstellen, dass sie was neues ausprobieren wollten und das voll schief gelaufen ist. Aber nach 5 Jahren Beziehung könnte man doch nachher garantiert drüber lachen. Vielleicht war die ganze Stimmung auch einfach nur "awkward"?



    Dann wird sich nach dem geschafften Abi erst einmal getrunken, da war auch so eine typische Klischee-Szene - zu viel Alkohol, ab zu McDonalds und dann auf dem Spielplatz rumhängen. Juhu, was für ein toller Abend.


    Bei dieser Szene habe ich mich sehr geärgert. Dem Alkohol wird so viel Raum gegeben und das war doch ziemlich unnütz. So viel ist dabei auch nicht rumgekommen. Die vielen Seiten, die das gefüllt hat, hätten auch mit der offenen Beziehung gefüllt werden können.


    Das mit der "Triologie" ist echt peinlich …


    Ansonsten muss ich noch sagen, dass es mir wirklich wehtut, wenn Isabelle hier als Nutte bezeichnet wird. Oder eben ihre Kleidung. Soll doch jede_r anziehen, was er_sie möchte. Das heißt doch nicht gleich, dass sie sich (billig) verkauft. Sie ist wahrscheinlich anders als die meisten Leser, sie ist sehr draufgängerisch, offen und ehrlich. Eine Rampensau. So what?

    Guten Abend! Als ich heute morgen gesehen habe, wie viel ihr schon wieder geschrieben habt, hatte ich Angst, dass ich das nie einholen werde. Aber puh, bislang gibt es nur drei Antworten zum zweiten Abschnitt, das schaffe ich gerade noch. Besonders, da es ja auch schon ein paar negative Eindrücke gibt. Ich drücke euch die Daumen, dass es sich für euch bessert!


    Ich muss zugeben, dass mich der Schreibstil zunächst auch gewundert hat. Er ist mir aufgefallen, aber bisher nicht negativ. Ist eben einfach ungewöhnlich, vor allem, da viel Gefühl vermittelt werden soll, es aber gleichzeitig durch die abgehackten Sätze eher distanziert wirkt. Bisher finde ich auch passend zum Inhalt. Es soll ja eh keine erste frische Liebe erzählt werden, in der alle Verliebtheit übersprudelt, sondern der Versuch einer offenen Beziehung. Dass (in diesem Abschnitt noch) Verena erst mal verwirrt und nachdenklich ist, finde ich sehr sympathisch gelöst. Tom dagegen war für mich bisher eher weniger greifbar. Jedes mal, wenn er erwähnt, dass sein Schwanz das und das macht, muss ich stutzen. Ich mag das Wort nicht, das ist ziemlich … hässlich? Seine Perspektive kommt mir noch ziemlich reduziert vor. Mag ja sein, dass er ständig an Sex denkt, aber doch nicht 100%? Ich finde es übrigens immer sehr schwer das Lesealter einzuschätzen, aber beim Schwanz musste ich auch denken: Oha. :D Manche Bücher mit erotischem Hauch (haben Jugendbücher ja häufiger, so angedeutete Sexszenen) erwähnen Geschlechtsteile ja nur sehr kryptisch, da ist das hier ja eher die Holzhammermethode.


    Ansonsten finde ich es interessant, dass die Autorin hier oft mit Gegensätzen arbeitet. Bei den Charakteren und auch auf sprachlicher Ebene. Rollo und Verena. Verena und Isabelle. "Er hätte so etwas nicht sagen dürfen. Er hätte nicht eine Sekunde länger warten können, so etwas zu sagen."



    Als Isabelle auftaucht, dachte ich mir nur, oh mein Gott! :grmpf:
    Erstens verdient sie sicherlich ihr Geld mit Sex und zweitens versucht sie Verena davon zu überzeugen, dass sie sich ausprobieren soll! Keine geeignete Gesellschaft und schon gar nicht in der derzeitigen Situation!


    Ich habe Isabelle eher als ein etwas überspitztes Beispiel gesehen. Sie wird hier eben instrumentalisiert, um Verenas Gedanken einen Schubs in eine bestimmte Richtung zu geben. Das beschleunigt die Gedanken wahrscheinlich auch. Wer weiß, ob Verena von alleine so schnell darüber nachdenken würde. Bisher war sie (nach meinem Gefühl) eher unzufrieden und hatte keinen Lösungsweg im Kopf. Zudem zwingt Isabelle sie zu nichts.



    Gerechnet hatte ich mit einer tiefgründigen Idee und war wirklich neugierig zu erfahren wie die Autorin dieses Thema verpackt.
    Leider hat sie es bisher ziemlich vergeigt.


    Die Idee entwickelt sich in den Köpfen der beiden doch gerade erst. Vielmehr bei Verena, denn ich kann mir vorstellen, dass sie diejenige sein wird, die das ganze anspricht.


    Ja das denke ich auch, aber eher Toms Mutter und Verenas Vater.


    Das Gefühl hatte ich allerdings auch. Ich bin gespannt, wie die Autorin das lösen wird. Affären der Eltern geben dem Thema offene Beziehung für die beiden 18jährigen wahrscheinlich noch mal eine andere Bedeutung. Ich hatte in diesem Abschnitt allerdings noch ziemliche Probleme mit den Namen. Im Prolog wurde ja erwähnt, dass Tom und Rollo als Kinder gern unter dem Tisch gespielt haben, und dass Tom sie öfter mal Füßeln gesehen hat. Waren das da auch schon die "falschen" Füße?