Bei jedem Lesen/Hören finde ich etwas Neues in diesem Roman. Details, Sichtweisen, Anregungen. Ich müsste mir meine Rezension noch einmal ansehen, aber ich glaube, beim ersten Lesen stand für mich das Thema Grenzen im Mittelpunkt. Grenzen, die man überschreitet oder eben nicht. Grenzen der Welt und deren Durchlässigkeit.
Heute empfinde ich das Buch als eines über Einsamkeit. Piranesi ist in Dem Haus allein und sehr einsam. Als er in die reale Welt zurückgeholt wird, ist er immer noch einsam, wenn auch nicht mehr allein.
Sehr spannend.
Für mich spielt beides, Grenzen und Einsamkeit, eine Rolle, auf jeden Fall. Aber ich bin mir noch nicht so ganz schlüssig, was für mich "das" Thema des Buches ist, und ob es für mich überhaupt ein dominantes Thema gibt.
Was ich für mich ergänzen möchte, wäre "Wahrnehmung". Wie nimmt man sich selbst wahr, wie nimmt man sein Leben wahr, wie nimmt man andere Menschen wahr und die Beziehungen, die man zu sich hat.
Denn z.B. bin ich unsicher, ob Piranesi im Haus für mich tatsächlich einsam ist. Ja, er möchte, dass seine Beziehung zu The Other eine freundschaftliche ist, aber hängt das nicht vielleicht nur damit zusammen, das The Other da ist und er mit ihm interagieren muss?
In den Zeiten, in denen The Other nicht da ist, scheint Piranesi doch irgendwie auch glücklich zu sein, mit seinem Leben dort, wie er es führt, mit den Statuen und den Toten, die er ja mit einbezieht. Klar, das klingt einsam, aber fühlt er sich so? Er liebt es, das Haus zu erforschen, hat seine "Lieblings"-Statuen, zu denen er immer wieder zurückkehrt, ...
Dazu eben auch der Satz (Im Original: "The Beauty of the House is immeasurable; its Kindness infinite", wunderschön, man möchte es sich laut vorlesen!)
Dass dieser Satz am Ende noch mal kommt, habe ich erst als Hinweis darauf verstanden, dass er langfristig eher in das Haus zurückkehren wird, als in der realen Welt zu bleiben, aber inzwischen bin ich da nicht mehr so sicher.
Ich glaube nicht, dass er die reale Welt so sieht, ich hatte nicht den Eindruck, dass er diese schön und gütig findet. Vielleicht ist ihm dieser Satz, dieses Wissen ein Anker, dass ihm in der realen Welt hilft?
Ich kenne mich mit Tarot nicht wirklich aus, daher kann ich da leider nichts dazu sagen (außer, dass ich es immer mehr schade finde, dass mein Buch den Anhang nicht hat, man übersieht so leider doch vieles), genauso wenig wie zu John Fowles, den ich als Namen kenne, aber nicht gelesen habe.
Aber interessant, wenn Clarke ihn für überbewertet hält, aber dann trotzdem ihre Charaktere so viele Gemeinsamkeiten mit seinen besitzen. Dann scheint es ja doch so, als hätte er sie zumindest inspiriert.
Insgesamt ist meine Leseliste seit Beginn der Leserunde ziemlich gewachsen.
Was ist denn durch Buch und Leserunde noch dazu gekommen?