John Williams ~ Butcher's Crossing
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Originaltitel: Butcher's Crossing
Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
Seiten: 368 (gebunden)
William Andrews, ein junger Harvard Absolvent, macht sich im Jahr 1870 auf den Weg nach Kansas und landet in Butcher's Crossing, einer kleinen sich rasch entwicklenden Stadt im "Wilden Westen". Er sucht das Abenteuer, die Wildnis, Hauptsache raus aus der Stadt und etwas erleben, das er nie mehr vergessen wird. "Ich bin hergekommen, weil ich so viel wie möglich vom Land sehen möchte [...] Ich will es kennenlernen. Ich muss das einfach tun." Getrieben von der Entdeckerlust, schließt er sich drei erfahrenen Männern an, die das Land kennen und Büffel jagen. Die kleine Expedition zieht im Sommer los nach Colorado und will noch vor Einbruch des Winters zurück sein, voll gepackt mit Büffelfellen, die schnelles und gutes Geld versprechen. Sie erreichen ein entlegenes Tal in den Colorado Rockies von paradiesischer Schönheit, wo eine riesige Büffelherde nur auf sie zu warten scheint. Doch die menschliche Gier ist größer als Respekt und Ehrfurcht vor der Natur - und so nimmt das Schicksal seinen Lauf. "Ob es denn in jedem sei", fragt sich William später, "ohne die Worte dafür zu finden. Lauerte es in jedem verborgen?"
Zeitlich und örtlich angesiedelt wie die meisten Westerngeschichten, hat dieses Buch wenig mit den altbekannten Klischees gemein. Keine wilden Schießereien, markigen Sprüche und indianischen Ureinwohner. Dafür unendlich schöne Naturbeschreibungen, interessante, nicht immer leicht zu durchschauende Persönlichkeiten und eine ruhige aber tiefgründige Darstellung der menschlichen Abgründe.
William Andrews ist ein junger, unschuldiger Mann, der außer der Universität noch nichts von der weiten Welt gesehen hat. In Butcher's Crossing lernt er die Prostituierte Francine kennen und empfindet sofort etwas für sie. Francine kennt die Männer, sie weiß genau, wie sich William entwickeln wird. "Dein Gesicht wird rau von Wind und Sonne sein, und auch deine Hände sind dann nicht mehr so weich". Und sie wird recht behalten, William wird als ein anderer Mensch zurückkehren. Bis dahin wird er so einige Entbehrungen auf sich nehmen, die Grenzen der Natur und seine eigenen Grenzen erfahren, er wird Tiere töten und Menschen sterben sehen. Und er wird die Liebe erleben.
John Williams schafft in gewohnt lakonischer, aber keineswegs emotionsloser Art und Weise eine dichte und gespannte Atmosphäre, was mir schon bei "Stoner" ausgesprochen gut gefallen hat. Er schafft starke eindrucksvolle Bilder, die noch lange nachklingen - mehr als einmal habe ich beim Lesen gedacht, dass dieses Buch eine Verfilmung wert wäre. Das Fortkommen der Männer bei der Büffeljagd wird detailliert beschrieben, ohne jedoch zu langweilen. Gespannt und mit angehaltenem Atem habe ich die dramatischen Wendungen gelesen. Es schwingt jede Menge Zeitgeist mit - das Leben damals war sehr schnelllebig und wechselhaft - was heute wichtig ist, kann morgen schon vergessen und wertlos sein. Diese bittere Erfahrung müssen auch die vier Männer machen. Nicht jedem fällt es leicht das zu akzeptieren, sich anzupassen und weiterzumachen.
Als besonders angenehm empfand ich John Williams' unaufdringliche Art, das Geschehen sehr anschaulich zu schildern, ohne jedoch zu werten und zu urteilen. Er drängt dem Leser auch kein moralisches Urteil über das Verhalten der Protagonisten auf. Eine stille, aber eindringliche Schilderung eines einfachen Lebens.