Beiträge von Nachttraum

    Emile Zola- Das Werk


    Inhalt:
    Der Maler Claude kommt in einer regnerischen Nacht in sein Atelier in Paris und stolpert über eine junge, gerade nach Paris gekommene Frau, Christine, die durch unglückliche Umstände für die Nacht keine Bleibe hat. Trotz seines Misstrauens überredet er sie um der Sicherheit willen in seiner Wohnung/ seinem Atelier zu übernachten.
    Am nächsten Morgen erkennt er, dass sie die perfekte Vorlage für sein revolutionäres Bild “Im Freien” ist.
    Claude ist Mittelpunkt der sich neu bildenden “Freilichtschule”, die von der etablierten französischen Kunstwelt abgelehnt wird, weshalb er und seine Freunde (darunter der Schriftsteller Sandoz) trotz leidenschaftlicher, anstrengender Arbeit in Armut leben.


    Es entspannt sich eine Geschichte um Kunst, Liebe, Freundschaft, Ruhm, Genie und Versagen.


    (Bei diesen Inhaltsangaben bin ich mir immer sehr unsicher und komme mir wie eine zweitklassige Klappentextverfasserin vor...)[kaufen]



    Meine Meinung:


    Man versicherte mir, dass man diesen Zola, 14. in der Reihe, auch ohne Kenntnis der anderen lesen kann. Das ist der Fall, aber deswegen bleiben mir hier auch keine Einordnungs- und Vergleichsmöglichkeiten.


    Zolas Schreibstil ist mitreißend und – in diesem Zusammenhang scheint der Begriff schon fast albern – bildhaft. Man wird zügig durch die Ereignisse gebracht; der Roman ist zu großen Teilen in Aufruhr, wie die Erneurer der Malerei es selbst sind.
    Ab dem Wendepunkt, der Rückkehr Claudes nach Paris, begleitet der Roman Claude, Christine und Sandoz durch ein schmerzhaftes Hin und Her von Hoffnung, Enttäuschung und Vorausahnung.
    Der Roman, vorher sehr idyllisch – besonders die Erinnerungen an die Kindheit von Sandoz und Claude -, verlegt auch die Handlung in immer “lichtlosere” Räume. Zum Beispiel in der Beschreibung der Trennung der Freunde und deren unterschiedlichen Werdegang, lebt das gesamte Buch von Gegenüberstellungen.
    Die Charakterisierungen sind oft lebhaft, treffend und auch boshaft.
    Wie an anderer Stelle schon erwähnt, konnte mir die ab und zu lieblose Beschreibung der Frauen, mit Sätzen wie: “Sie war nur verlangender Schoß” nicht immer gefallen.
    Sowieso ist Zolas Sprache oft sehr krass – wenn man überlegt, wie manch anderer zur gleichen Zeit geschrieben hat – aber das passt zu dem im Werk dargelegten Thesen, zu Charakteren und Handlung.


    Man kann den ganzen Roman auch aus anderen Perspektiven sehen: so muss erwähnt werden, dass Zola Charakterzüge einige seiner Freunde darin proträtiert haben mag (Cèzanne kündigte ihm deswegen die Freundschaft auf), und in dem zwar symphatischen , aber naiven Sandoz vielleicht sich selber. Das Bild “Im Freien” ist eine direkte Anspielung auf Manet.
    Manche meinen auch, dass Zola hier einen eklatanten Mangel an Kunstverständnis aufzeigt, aber etwas derartiges ist mir als Laie nicht aufgefallen.

    Diesem traurigen, spannenden, boshaften Buch gebe ich


    4ratten


    lg.,
    n.

    Hallo !


    Vielen Dank für den Link, creative; ich habe den Artikel mit viel Interesse gelesen, auch wenn ich dann zu dem Schluß gekommen bin, dass ich "biographisches Lesen" in diesem Fall für nicht unbedingt besser halte. Denn dann bleiben solche Fragen, wie

    Zitat

    [...]Man möchte ihn fragen, was er davon hält, man möchte seine Mutter fragen, was sie davon hält [...]

    taz 18.01.03
    Dabei gibt dieser Roman interessantere auf, nicht wahr?


    Zitat

    Dieser Roman ist [...] aber auch artifiziell und leblos

    taz 18.01.03
    -> Diese Einschätzung habe ich nicht geteilt, und da bin ich, die Einträge hier betrachtend, nicht die Einzige, oder?



    Die "Verfolgungsjagd" quer durch die USA fand ich etwas übertrieben, sie passte so gar nicht in dieses Buch. Überhaupt hatte ich in Teil 3 oft das Gefühl, dass vieles "aufgesetzt" wirkte, vieles einfach nur "untergebracht" werden sollte.


    Mir hat die "Verfolgungsjagd" hingegen gefallen, ich fand es sehr interessant, Leo aus seiner gewohnten Umgebung, seinem Alltag, herausgerissen zu sehen. Kein origineller, aber immer noch ein interessanter "Trick" zur Personendarstellung für mich.


    lg,
    n.

    Hallo Tamlin!



    Das Schlemmen fiel mir bei Leons Büchern weniger auf als vielmehr der Umstand, daß nicht nur der Herr Kommissar nach mitteleuropäischen Begriffen bedenklich zu latentem Alkoholismus neigt. (Ich habe mir vorgenommen, irgendwann einmal die Bände auf diesen Aspekt hin zu lesen, d.h. sozusagen Flaschen und Getränke zu zählen. Die Leutchen sind dauernd am Süffeln.)


    Ja, der Alkoholismus ist mir durchaus auch aufgefallen. Würde also eine längere Liste werden ! :zwinker:


    Die Ansicht, daß moralische Bedenken von Protagonist und Familie in Sachen Ausländerfeindlichkeit und Klimawandel willkürlich eingefügt und darob unglaubwürdig sind, kann ich nicht so ganz teilen. Leon steht vor einem Problem, das sie mit jedem/r Krimiautor(in) teilt, die ihre(n) Helden mit einem einigermaßen glaubhaften Familienleben ausstatten wollen.
    Sie braucht einerseits Themen, die in dem Buch bestimmend sind, muß diese irgendwie mit dem Familienaspekt verknüpfen, braucht aber andererseits auch Themen, die der Familie ein eigenständiges Leben einhauchen. Und das, ohne daß ein Bruch zu dem Familienleben der vorausgehenden Bücher entsteht, doch die Familie muß sich im Lauf der Jahre auch fortentwickeln. Kurzum, Leon jongliert mit vielen Bällen gleichzeitig.


    Dass es überall gewollt wirkt, möchte ich gar nicht sagen, aber an der ein oder anderen Stelle durchaus. Du lieferst dafür die beste Begründung :zwinker:


    Wie schon erwähnt bin ich keine große Krimileserin, aber Leon gehört zu den wenigen: nicht nur aus Gewohnheit, sondern eben auch wegen der Ansprüche, die Du aufzählst- die Gesellschaft und das Familienleben um Brunetti herum betreffend.
    Lee Martin kenne ich leider nicht, aber vielleicht wäre das einen Versuch wert? Welchen Roman würdest Du für den Anfang empfehlen?
    lg,
    n.

    Hallo !
    Ich weiß, dass solche Einträge nicht allzu beliebt sind (weil die Qualität der Einträge wichtiger ist als die Quantität, nicht wahr?), aber:
    Ich kann Dir, Tina, nur zustimmen.
    Damit das mit der Qualität noch was wird:
    Dieses Werk ist kein "Problembuch", sondern intelligent und außergewöhnlich, was sowohl Charaktere als auch die Form angeht. Es ist eindringlich, verwirrend und verzichtet nicht auf Differenziertheit zu Gunsten von erschlagenden Botschaften.
    Hervorragend :smile:
    lg,
    n.

    Hallihallo!


    Ich habe das Buch erst vor kurzem beendet und mir die Freiheit genommen, Eure Eindrücke ein bisschen nachzuverfolgen..


    Ich bin erst auf Seite 50 und kann für mich sagen, dass sich erste Abneigungen oder besser gesagt eine erste Abneigung einstellt. Lucille geht mir einfach nicht nah. Sie scheint eine merkwürdige Person zu sein. Ich bin da mal gespannt, was wir noch von ihr erfahren werden.



    Auch erste Sympathien/Antipathien entstehen bereits. Und ausnahmsweise stehe ich in diesem Fall auf Seite des ehebrecherischen Mannes, denn ich denke, dass es mit Lucille bei Gott nicht einfach ist. Ständige Nörgelei zerstört wohl jede Ehe.


    Ich habe Lucille als eine der spannensten Figuren empfunden, besonders wegen der Antipathie, die man unweigerlich gegen sie hegt. Sie scheint wie ein Fremdkörper in dem Quartett, gibt ihm jedoch etwas besonderes und wird sich noch lange auswirken. Das Trio Lucille- Bill- Violet wirft, wie ich fand, jeweils unterschiedliche Blickwinkel auf die Ehe von Erica und Leo.



    Ansonsten liest sich das Buch recht flüssig, in welche Richtung es letztendlich geht, das hat sich mir noch nicht offenbart.


    Wenn ich so viel verraten darf :zwinker: ist mir das noch sehr lange unklar geblieben. Aber genau deshalb hat es sich trotz allem glaubhaft angefühlt, wie "Leben", um es platt auszudrücken.


    Ich hoffe mein Reinquatschen hat Euch nicht gestört und ich wünsche Euch noch viel Spaß bei der Lektüre :smile:
    lg,
    n.

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    Donna Leon – Blutige Steine


    Inhalt:


    Commissario Brunettis 14. Fall spielt- wie könnte es anders sein- in Venedig. Dieses Mal wird ein afrikanischer, illegaler Einwanderer auf offener Straße erschossen. Das Opfer war ein “vucumpra”, wie die Straßenverkäufer z. B. von gefälschten Markentaschen in Venedig genannt werden. An ihrem Status scheiden sich die Geister: auch in Brunettis Familie. Seine links eingestellte Frau ist entsetzt als die pubertierende Tochter den Mord mit einem “bloß ein vucumpra” beschreibt, und auch in der Questura gibt es Polizisten, die ganz unterschiedlicher Meinung über die Illegalen sind.
    Wie so oft bei Brunetti handelt es sich nicht um einen einfachen Mord aus Leidenschaft: Brunetti findet Diamanten in einem ärmlichen Zimmer. Um die ganze Sache weiterhin zu verkomplizieren wird ihm der Fall entzogen, und das Außen- wie das Innenministerium scheinen alles daran zu setzen, dass Brunetti aufhört, weiterzuermitteln.


    Meine Meinung:


    Ich lese nicht sehr oft Krimis und mein letzter Brunetti liegt schon einige Zeit zurück. Vielleicht war ich deswegen nicht auf Sätze vorbereitet, die meiner Meinung nach jeder gute Lektor hätte herausstreichen müssen: Sätze, in denen Frau Leon noch einmal beschreibt, was die direkte Rede gerade ausgesagt hat- als würde sie ihren eigenen Dialogen misstrauen, was die aber erst eigentlich gefährdet.
    Ein wenig ungeschickt kam an mancher Stelle auch die zwanghaft eingefügten moralischen Bedenken Brunettis oder seiner Umgebung, beispielsweise den Klimawandel betreffend. Diese sind an sich zwar ganz interessant, aber ab und zu unglaubwürdig eingebunden.


    Ab der Mitte gewinnt der Roman jedoch an Zugkraft. Die Auflösung ist zwar nicht vollkommen überraschend, aber gut gemacht und hinterlässt die Leserin (wie bei Brunetti eigentlich stets) mit einem leichten Ohnmachtsgefühl der Empörung. Wer also noch nicht genug hat von dem Lokalkolorit Venedigs und der schlemmenden Familie Brunettis, der wird auch an diesem Krimi seinen Spaß haben. Da meine anderen Leon- Leseerlebnisse jedoch etwas weiter zurückliegen, kann ich nicht beurteilen, wie stark dieser sich in der gesamten Reihe ausmacht.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:
    lg,
    n.

    Hallo!
    Mir ging/ geht es da ähnlich wie caithlin. Was ich allen Plath- Interessierten nur empfehlen kann, sind ihre Erzählungen. Sie sind sehr unterschiedlich, tragen aber doch alle Plaths Stempel. Ich besitze die beiden Bände "Zungen aus Stein" und "Johnny Panic und ...", deren Inhalte sich aber teilweise überschneiden.
    Die Biografie von Linda Wagner Martin hat mir auch ganz gut gefallen, und bei Plath ist es bestimmt nicht falsch, ein bisschen mehr über die Person zu wissen, auch wenn ich reinen Biografismus natürlich ablehne. :zwinker:
    gruß,
    n.

    Hallo !


    Vielen Dank für die Rezi! Seit dem ich "Iris" gesehen, sowie die Bücher von John Bayley "Elegie für Iris" und "Im Hause des Witwers" (beide wundervoll geschrieben!) gelesen habe, suche ich natürlich nach einem schönen Murdoch- Einstieg.
    Vielleicht wird es nach deiner Rezi dieses sein :smile:
    gruß,
    n.

    Hmm. Für die Beantwortung der Frage müsste man zuersteinmal "Gerechtigkeit" definieren, was schon sehr weit führt. Wir halten es bspw. auch für gerecht, wenn eine Räuberbande ihr Diebesgut "gerecht" untereinander aufteilt. In der griechischen Antike wäre das nicht unbedingt der Fall gewesen: "Gerecht" konnte etwas nur sein, wenn es umfassend gerecht war.
    Hier wurde "gerecht" allerdings auch oft mit "legal" gleich gesetzt, was wir heute ja nicht unbedingt tun würden.
    Also gehen wir mal durch:
    legal- nö. Selbstjustiz ist ganz klar illegal.
    Gerecht im antiken Sinne- nein.
    "Gerecht" im unserem Verständnis?
    Auch hier würde ich verneinen, da die Ausgangslage nicht gerecht ist. In beiden Untaten gibt es Machthaber und Opfer. Die ersteren nutzen ihre Mittel um ihr Weltbild aufrecht zu erhalten: von Gemeinschaft oder eben von Gerechtigkeit.
    Wenn Macht also ausgenutzt wird, kann es sich nicht um Gerechtigkeit handeln. Die Vorstellung einer höheren Gerechtigkeit ist mir zu mystisch.


    Im Ggs. zu manch anderem erschien mir Claire im Übrigen nicht als unmenschlich, vll. auch, weil ich sie damals in der Schule gespielt habe.
    Ansonsten würde ich einem meiner Vorredner zustimmen, dass es hier nicht wirklich um "Gerechtigkeit" geht, auch wenn dem Leser/ der Leserin ein lappidares "selbst schuld" durchaus einfallen kann. Vll. geht es viel mehr um die Zerbrechlichkeit der bürgerlichen Vorstellung dieser. Aber um mich hier weiterzuversteigen liegt meine Lektüre definitiv zu lang zurück.


    gruß,
    n.

    By the way: Der Begriff "Sekundärliteratur" ist heute umstritten. Manche sagen: Literarische und literaturwissenschaftliche Texte...
    aber das löst natürlich nicht die Frage, ob ein literaturwissenschaftlicher Text nicht auch in einem gewissen Sinne "literarisch" sein kann... :zwinker:


    Grüße,
    n.

    Hallo alle zusammen!
    Also ich möchte dem Herrn R.- Ranicki dann doch gleich mal danken: denn ohne seinen Kanon wäre ich nicht zu der Lektüre dieser interessanten Diskussion gekommen- ein paar der Bücher, die hier noch als hinzufügenswert erwähnt sind, habe ich mir gleich notiert.
    Aber auch im eigentlichen Sinne ist mir Herr R. sehr symphatisch: Mir gefällt sein ganzes Auftreten, seine Leidenschaft.
    Aber zu den Fragen !




    01. Goethe: Die Leiden des jungen Werthers
    ...habe ich gelesen, und erkenne auch die Rolle dieses Werkes an. Eine Identifikation mit dieser Person war mir jedoch nicht möglich, keine Horizontverschmelzung..


    02. Goethe: Die Wahlverwandtschaften
    ...hat mir bedeutend besser gefallen.


    03. Hoffmann: Die Elixiere des Teufels
    ... kenne ich leider noch nicht, nur: "Lebensansichten des Katers Murr" und das ist absolut köstlich!


    04. Keller: Der grüne Heinrich
    ... nicht gelesen


    05. Fontane: Frau Jenny Treibel
    .... habe ich erst vor Kurzem gelesen, und hat mich sehr gut unterhalten. Es hat ganz andere Stärken als


    06. Fontane: Effi Briest,
    was mir aber doch noch ein wenig besser (auch wenn ich mich da allen Oberschullehrern anschließen mag) gefallen hat.



    07. T. Mann: Buddenbrooks
    ... Mein erster Mann! Bürgerlich, aber wundervoll!


    08. H. Mann: Professor Unrat
    ... hat - Erfolg des Kanons?- mir auf jeden Fall Lust auf mehr von Heinrich Mann gemacht. Nicht bürgerlich im Sinne des Oberen. ;)


    09. Hesse: Unterm Rad
    ... das einzige, was ich von Hesses Prosawerk gelesen und habe. Hat mich nicht vom Stuhl gehauen. (wäre einem so schwächlichen Protagonisten auch rein physisch schwer gefallen :breitgrins:)


    10. Musil: Die Verwirrungen des Zöglings Törleß
    ... nicht gelesen


    11. Kafka: Der Proceß
    ... oh ja! In mir tauchen die Korridore, die stickige Luft, das Warten auf... sehr interessant!


    12. T. Mann: Der Zauberberg
    ... soll ja ein besonderer Beweis gelungener Montage sein. Trotzdem (noch?) nicht gelesen


    13. Döblin: Berlin Alexanderplatz
    ... nicht gelesen, erscheint mir aber interessant.


    14. Roth: Radetzkymarsch
    ... s.o.


    15. Seghers: Das siebte Kreuz
    ... n.g.


    16. von Doderer: Die Strudlhofstiege
    ... n. g.


    17. Koeppen: Tauben im Gras
    .... n. g.


    18. Grass: Die Blechtrommel
    ... habe ich gelesen. Ich bin mir uneins darüber, und das gefällt mir.


    19. Frisch: Montauk
    ... ich bin kein großer Frisch- Fan, diese Alt- Herren- Ästhetik macht mich grausen. "Montauk" hat meines Erachtens nach aber auch sehr lesenswerte Seiten.


    20. Bernhard: Holzfällen
    .... wundervoll!



    Was ich hinzufügen würde?


    Darüber müsste ich ein wenig länger nachdenken. Als Kölnerin müsste ich sagen: Böll! Ich finde Böll herrlich! Aber ob er hierhin gehören würde, weiß ich nicht. Wie gesagt, da muss noch ein bisschen Hirnschmalz die Flüsse runterfließen.
    Oder so ähnlich.


    Liebe Grüße,
    n.

    Jetzt habe ich das Buch doch noch einmal zur Hand genommen und mir fällt auf, dass ich damals nicht viel mehr als die ersten hundert Seiten gelesen hatte. :redface:
    So extrem, wie ich es dargestellt habe, ist der Antisemitismus wohl nicht, auch wenn die ganze Figur des Fagin und die ständige Wiederholung seines Judentums eindeutig gemeint ist.


    Ich werde ihn wohl doch zu Ende lesen, denn ich möchte natürlich auch nicht, dass mir etwas entgeht, wenn Irving über seinen Autor ein Essay schreibt und das mit "Charles Dickens- der König des Romans" betitelt.

    Auch für mich war "die Entdeckung des Himmels"

    Zitat

    wirklich eine Entdeckung

    .
    Der Film hat mich eher mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Ich fand die drei Erwachsenen zwar gut dargestellt, ein paar Aspekte aber dann doch ziemlich frei, wenn ich mich richtig an das Buch erinnere.

    Ist schon ein älteres Thema, aber ich will dann doch mal meinen Senf abgeben:
    Ich habe mit "Oliver Twist" angefangen, aber es ist eins der wenigen Bücher, das ich abgebrochen habe. Nicht wegen des Satzbaus, sondern wegen des Antisemitismus, auf den ich gestoßen bin und der kaum auszuhalten war.
    Ich weiß, dass Dickens zu einer anderen Zeit gelebt hat usw. usf., aber hat euch das nicht auch gestört? Wird das Buch noch so gut, dass man es trotzdem zu Ende lesen sollte?

    Was wir im Deutsch LK an "Nicht- Klassikern" gelesen haben (es war nicht sehr viel) wurde von den Schülern nicht wirklich ernst genommen : diese Romane sollen den Jugendlichen die Identifikation leichter machen, das wird als anbiedernd empfunden.
    Natürlich muss man überlegen, was mit Klassikern gemeint ist, man liest ja nicht nur Goethe, sondern auch Dürrenmatt und Süskind.
    Die Erwartungshaltung Büchern gegenüber, die Pflichtlektüre sind, ist eben groß.
    Zudem sollte man, wie ich finde, schon einen Unterschied zwischen der Lektüre in der Sek 1 und der Lektüre in der Sek 2 machen können.


    Mann, jetzt sind Ferien und ich red' über Schule :schulterzuck:

    Ich glaube, wenn man einen Autor eine Rezension schreiben lässt, dann kommt so etwas dabei heraus: etwas literarisches. Es geht nicht wirklich um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Roman, seinen Stärken und Schwächen, sondern um das persönliche Empfinden.
    Und genau deswegen ist so ein Artikel auch so unterhaltsam zu lesen. Meines Erachtens nach hat der Herr Ardagh das, wie es sich gehört, gekonnt aus dem Ärmel geschüttelt, nicht ohne interessante Ideen (siehe Zitate Nightfever) und mit einer ganzen Portion Ich- Bezogenheit.


    Bei dem von Nightfever angesprochenen zweiten Artikel geht es aber doch um etwas ganz anderes (ja, seltsamer-/ heroischerweise habe ich mal die Links gelesen, auf die sich die Leute immer beziehen!). Bei mir steht für das nächste Schuljahr, zum Abitur, immer noch Shakespeare auf dem Lehrplan und nicht Harry; und ja, ich bin froh darüber. Nicht, weil ich kein Bild von Hagrid malen will, sondern weil ich nicht will, dass ich mich
    gezwungenermaßen mit HP beschäftigen muss: bei solch einem Buch ist das Persönliche doch so wichtig.
    Und ich möchte lesen dürfen, ohne interpretieren zu müssen, wie man in der Oberstufe interpretiert. Da man in der Unterstufe anders "interpretieren muss", halte ich HP nicht für allgemein ungeeignet für den Unterricht: es ist ein Buch, das auch anderen Büchern zu Lesern verhilft und Schülern zum Lesen.
    Ich mag auch Shakespeare, will ich noch sagen, aber an ihm würde ich sogar gerne 'ruminterpretieren.



    Gruß
    Nachttraum

    Deine Rezension beschreibt genau ein Buch nach meinem Geschmack, und es ist prombt auf meine Liste zu besorgender Bücher gerutscht.
    Mir hat zwar "M. Ibrahim..." ganz gut gefallen, aber das du betonst, dass dieses hier anders ist, fand ich sehr wichtig; schließlich will ich, auch wenn ich ein Werk des gleichen Autors lese, nicht das Gefühl haben, dass ich genauso gut das andere nochmal hätte lesen können :rollen:
    Also auch von mir vielen Dank für die Rezension bzw. deine Meinung!


    Nachttraum