Beiträge von Hafermilch

    Das Buch entwickelt eine Sogwirkung, man inhaliert es fast weg. Die Handlung ist spannend, die Sprache leicht und flüssig zu lesen, so fliegt man regelrecht durch die Seiten. Der Roman ist in kurze Kapitel eingeteilt, das jeweils aus der Sicht einer der Protagonisten erzählt, was das Buch sehr angenehm und leicht lesbar macht. Allerdings fand ich die Handlung manchmal etwas konstruiert und die Dialoge hin und wieder gekünstelt. Auch gab es ein Kapitel, wo ich nicht zuordnen konnte, ob die Protagonistin gerade in der Gegenwart oder in der vergangenen Handlung steckt. Probleme hatte ich auch mit der Figur der Mara. Sie wirkt für mich so "konstruiert" dass es zur Geschichte passt.


    Fazit:

    Gut lesbar, bereitet nette Stunden, aber mit einigen Abstrichen.


    3ratten+:marypipeshalbeprivatmaus:

    Ein Roman, der eigentlich aus 5 Kurzgeschichten besteht. 5 ganz unterschiedliche Frauen, 5 ganz unterschiedliche Lebensgeschichten - mehr oder weniger eng miteinander verwoben. Kriens Roman besticht durch eine klare Sprache, oftmals nüchtern, nicht wertend, dennoch entstehen sehr gut gezeichnete Charaktere. Mit manchen Frauen fühlt man sich mehr, mit anderen weniger verbunden, aber dennoch schafft es Krien, dass man sich in alle Frauen einfühlen kann. Jede kämpft auf ihre Weise im Leben um ihren Platz. Es ist kein Gute-Laune-Roman, aber auch kein Roman, der bedrückt. Es könnten die Geschichten von tausenden Frauen sein und dennoch ist das Buch nie langweilig. Im Gegenteil, man kommt in einen Fluss und möchte weiterlesen. So ein wenig sehe ich Parallelen zu Elizabeth Strouts Roman "Mit Blick aufs Meer", welcher auch lose miteinander verwobenen Kurzgeschichten versammelt, wobei Krien "ihre" Frauen länger begleitet. Und dennoch lassen die Geschichten durch ihre offenen Enden viel Raum für die eigene Gedanken - oft, wie im richtigen Leben.



    Das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen. Im Nachwort erzählt Krien, dass die Vorliebe ihrer Tochter Clara für Happyends nicht ohne Einfluss geblieben ist. Dafür bin ich an dieser Stelle sehr dankbar. Auch wenn keine Geschichte wirklich mit einem Happyend endet, haben sie dennoch versöhnliche Anklänge.


    4ratten

    Es ist das dritte Buch in der Oberinspektor Chen-Reihe. Auch wenn ich die Vorgänger besser fand, war es dennoch ein guter, solider Krimi. Xiaolongs Krimis sind immer auch politisch, sie zeigen unverblümt die Situation in China auf. Nicht umsonst lebt Xiaolong in den USA im Exil. Die beiden vorigen Bände der Reihe fand ich - auch wenn sie schon ein paar Jahre her sind, dass ich sie gelesen habe - zugänglicher. "Schwarz auf Rot" empfand ich teilweise etwas holprig. Nichtsdestotrotz werde ich mir die Folgeromane noch besorgen und lesen. Für Krimifans, die mehr über China erfahren wollen, auf jeden Fall empfehlenswert!


    3ratten+:marypipeshalbeprivatmaus:

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    Klappentext:


    Der Bienenzüchter Sergej lebt im Donbass, wo ukrainische Kämpfer und prorussische Separatisten Tag für Tag aufeinander schießen. Er überlebt nach dem Motto: Nichts hören, nichts sehen - sich raushalten. Ihn interessiert nur das Wohlergehen seiner Bienen. Denn während der Mensch für Zerstörung sorgt, herrscht bei ihnen eine weise Ordnung. Eines Frühlings bricht er auf: Er will die Bienen dorthin bringen, wo sie in Ruhe Nektar sammeln können.


    Meine Meinung:


    Der Roman ist tiefgründig und ruhig, aber nicht leise. Das Buch verleiht den Menschen eine Stimme, die in dem fast vergessenen, aber immer noch schwelenden Konflikt in der Ostukraine leben. Menschen, die zwischen die Fronten geraten. Menschen, die nur ihr Leben leben wollen. Menschen, die der Willkür der Behörden ausgesetzt sind. Menschen, die Angst haben.

    Kurkows Sprache ist flüssig und gut zu lesen, dennoch zeichnet er gekonnt atmosphärische Bilder. Gut gefallen mir auch seine kleinen "Schlenker", die Handlung geht nicht immer einen geraden Weg, ganz so wie im wirklichen Leben.


    4ratten

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    Kann es sein, dass dieses wunderbare, großartige Buch noch keine eigene Besprechung hat? Das möchte ich gerne - jetzt, wo das Buch endlich als Taschenbuch erschienen ist - nachholen. Der Roman hat es mehr als verdient.


    Klappentext:


    Ingwer Feddersen erkennt das Dorf, in dem er aufgewachsen ist, nicht wieder: keine Schule mehr, kein Bäcker und kein Kaufmann. Keine Störche auf dem Dach der Kirche, auf den Feldern keine Kühe, nur noch Mais und Wind. Als wäre eine ganze Welt versunken. Aber im Gasthof steht noch immer Sönke Feddersen, de Ole, stur wie ein Findling hinter seinem Tresen. Und Ingwer, de Jung, vor Jahrzehnten weggezogen, kehrt zurück. Er hat in diesem Dorf noch etwas gutzumachen.


    Was bleibt uns, wenn alles was wir kannten, untergeht?


    Meine Meinung:


    Das Buch ist jetzt schon eines meiner Jahreshighlights. Ich kann meine Begeisterung kaum in Worte fassen. Diese Sprachgewalt, diese unglaublichen Sprachbilder, diese geschliffene, aber nie gekünstelte Sprache. Was Dörte Hansen macht, ist sprachliche Kunst. Es gibt kaum ein Buch, bei dem ich die Sprache so sehr genossen habe, die aber dennoch so eingängig war und den Lesefluss nie gestört hat. Dörte Hansen hat ein gut lesbares, aber nie seichtes Buch mit sprachlicher Kunst verknüpft und dazu über eine längst vergangene Welt berichtet. Das hat sie mit so viel Feingefühl gemacht und dabei nie gewertet oder verurteilt. Ein Buch, das noch mindestens 1000 Seiten mehr haben sollte, ein Buch, das man nie zuklappen möchte. Absolute Leseempfehlung!


    Eines der 10 Bücher, die ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde.


    5ratten:tipp:

    Bis zur Hälfte war das Buch eine nette, kurzweilige Lektüre, dann aber hat mich das Buch richtig gepackt und mich wirklich begeistert. Die Atmosphäre des Buches hat mich abgeholt, es hat so ein bisschen "Endzeitstimmung", durch die Beschreibungen des "sterbenden" Dorfes, die Schönheit, aber auch Kargheit der Natur, die mal wellenschlagende, mal stille, aber vor allem kalte See. Dazu schafft Schmidt es, Kalmann einfühlsam zu beschreiben und nie der Lächerlichkeit preis zu geben, was für mich die größte Stärke des Buches ist.


    5ratten

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    Zum Inhalt:


    Tomura ist in einem abgelegenen Bergdorf aufgewachsen. Als ihn zum Ende seiner Schulzeit die Arbeit eines Klavierstimmers nachhaltig beeindruckt, beschließt er, diesen Beruf zu erlernen. Nach Beendigung der Ausbildung findet er eine Anstellung in einem Unternehmen und lernt dadurch die Zwillinge Kazune und Yuni kennen, deren Klavier regelmäßig gestimmt werden muss. Vor allem Kazunes Klavierspiel hinterlässt so einen nachhaltigen Eindruck bei ihm, dass er sich zum Ziel setzt, den perfekten Klang zu finden.


    Meine Meinung:


    Leider konnte mich das Buch - ein Bestseller in Japan - nicht überzeugen. Handlungsarmut und unzugängliche Charaktere zeichneten für mich den Roman aus. Die auf dem Cover angekündigte Poesie konnte ich leider nicht finden. Wenn man von Kazuo Ishiguro absieht, war das mein erster "richtiger" japanischer Roman. Mir war bewusst, dass ich keinen gefühlsbeladenen Roman bei einem japanischen Buch erwarten kann (was ja generell auch nicht mein Genre ist), aber die Protagonisten blieben mir dann doch zu farblos und ungreifbar. Neben der Haupthandlung - dem Erlernen und Stimmen von Klavieren - gab es leider kaum Rahmenhandlung. Obwohl ich gerne ruhige und auch nüchterne Romane lese, war mir dass dann doch zu wenig. Das erschwert dem Leser, am Ball zu bleiben.


    Beschäftigt hat mich die Frage, warum dieses Buch in Japan so ein Erfolg war. Ich habe mich als Teenager mehrere Jahre durch Akkordeon-Unterricht quälen müssen und konnte - vielleicht gerade deswegen? - nicht so recht Zugang zum Roman finden. Daher denke ich, dass dieser Roman sicherlich einem größeren Lesepublikum, das keine musikalischen Grundvoraussetzungen hat, verschlossen bleiben dürfte. Ob in Japan das Klavier so einen großen Stellenwert hat, dass es so eine große Leserschaft gewinnen konnte?


    2ratten

    Das Buch ist weniger ein Roman als eine Sammlung von Kurzgeschichten. Einziger roter Faden durchs Buch ist Olive Kitteridge, die man in verschiedenen Lebensabschnitten antrifft. In manchen Geschichten nimmt sie einen großen Teil ein, in anderen wird sie nur in 1-2 Sätzen erwähnt.

    Die Gemeinsamkeit aller Geschichten ist, dass es um Menschen geht, die an einem Punkt ankommen, an dem ihr Leben eine Wendung nimmt - entweder durch einen Schicksalsschlag oder durch eine bewusste oder unbewusste Handlung. Viele Geschichten sind sehr anrührend, zart und berührend erzählt, und immer mit einer kleineren oder größeren Portion Melancholie.

    Vor allem die ersten 3-4 Geschichten und die letzte waren sehr berührend. Gerade diese hätte ich mir sehr als fortführenden Roman gewünscht.

    Strout kann unglaublich gut erzählen und Charaktere und Emotionen sehr zart und dennoch kräftig zeichnen. Das Ende der Kurzgeschichten lässt immer noch sehr viel Raum für die Fantasie des Lesers.

    4ratten

    Marian, eine erfolgreiche Designerin, hatte alles: luxuriöse Wohnung, teure Kleidung, Atelier, Angestellte, einen Verlobten, Therapeut. Sie ließ sich regelmäßig ihren Körper durchkneten, peelen, Fältchen aufspritzen und Haare stylen und färben. Dann geht erst ihre Beziehung in die Brüche, sie gerät an den falschen Mann und an einen windigen Unternehmensberater, der sie zu schwindelerregenden Investitionen ermutigt. Die Wirtschaftskrise 2009 tut ihr übriges und sie verliert alles und sogar noch mehr als das. Alles weg, dazu noch Schulden. Nach dem gesellschaftlichen Abstieg zieht sie sich in das von der Großtante geerbte alte Haus auf dem Land zurück. Der erste Winter lässt sie fast verhungern und erfrieren, sie findet nicht nur einmal Zuflucht in dem tröstlichen Gedanken, ihrem Leben ein Ende zu machen. Nur der Selbstgebrannte vom Onkel und die vielen Vorräte, die ihre Tante zu Lebzeiten in Weckgläsern angelegt hat, halten sie am Überleben, zerhackte Möbel nähren das kleine Feuerchen im Herd, welches wenigstens ein wenig Wärme spendet. Und dann lernt sie Franz kennen, der ihr unter die Arme greift.


    Ich hab das Buch sehr gern gelesen. Eine Frau, die fast alles verliert und plötzlich nur noch das wesentlichste besitzt. Man lernt Marian kennen, in Rückschauen die alte und in der Gegenwart die neue. Früher schneiderte und entwarf sie Kleider, heute baut sie Gemüse an, sammelt Obst und kocht es ein, sie stiehlt auch mal ein Huhn beim Nachbar und sie angelt. Sie lernt, sich selbst zu versorgen und mit dem wenigen, das sie noch hat, zu leben.


    Vielleicht, weil ich selbst ein Möchtegern-Selbstversorger bin, hat mir das Buch so gut gefallen. Die Geschichte entwickelte einen Sog, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte. Auch sprachlich fand ich das Buch absolut gelungen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Ich habe mittlerweile die ersten drei Kurzgeschichten gelesen. Ich war auch erstaunt, als ich hier gelesen habe, dass es sich um Kurzgeschichten handelt. Wie so oft habe ich bei Kurzgeschichten das Problem, dass sie für mich recht abrupt und "unfertig" enden. Auch wenn Oz die Charaktere gut beschreibt, würde ich mir wünschen, mehr in den Alltag eines Kibuz eintauchen können.


    Ich kenne mich viel zu wenig (eigentlich fast gar nicht) mit der Geshichte Israels aus, geschweige denn habe ich Ahnung vom Leben in einem Kibbuz. Ich vergleiche es für mich ein wenig mit einer ökologischen Gemeinschaft/ Kommune, in denen es ja auch immer wieder Diskussionen und Probleme und auch Fragen der Ausrichtung gibt. Und sicherlich auch Einsamkeit/ Ausgrenzung.


    Sehr verwundert hat mich schon in der Geschichte "unter Freunden", dass die Kinder als "Gemeinschaftseigentum" angesehen werden. Das liest sich für mich, als Mutter von zwei Kindern, schrecklich. Es ist doch das eigene Kind, das man beschützen, lieben und großziehen möchte. Auch für die Kinder stelle ich mir das nicht einfach vor - die Geborgenheit in einer Familie fällt weg, der Bezug zu den Eltern.


    Über die erste Geschichte "Der König von Norwegen" steht ja im Klappentext, dass es Zvi, abgelenkt durch seine tägliche Portion Pessimismus entgeht, dass die Lehrerin Luna um ihn wirbt. Ich bin mir da gar nicht so ganz sicher, dass das wirklich so ist. Ich glaube sehr wohl, dass er das bemerkt hat, aber hoffte, dass dieser Zustand nicht in Körperlichkeiten übergeht, da er diese nicht zulassen/ ertragen kann. Auf seine Weise bringt er - vor allem im Nachgang - sehr zum Ausdruck, wie wichtig ihm die Freundschaft zu Luna ist, indem er sich nach ihrem Weggang um ihre Blumen auf dem Balkon kümmert.

    Ich habe das Buch letztes oder vorletztes Jahr gelesen. Ich fand das Ende absolut schonungslos, depremierend und unversöhnlich. Zwar lese ich keine Rosarote-Wolken-Romane und "Die Buchhandlung" hat mich gut unterhalten, aber das Ende fand ich einfach nur niederschmetternd. Ich kannte nur die Vorschau zum Film und nachdem ich recherchiert habe, konnte ich in Erfahrung bringen, dass sich der Film nah an der Romanvorlage bewegt, aber ein versöhnlicheres, nicht so niederschmetterndes Ende hat, ohne auf happy End zu machen.

    Tut mir leid, ich habe auch noch nicht begonnen *schäm* Ich hatte die letzten Tage so sehr eingespannt wegen der Orga zum Saatgut-Festival, dass ich abends einfach zu platt war und mich auf nichts mehr konzentrieren konnte.

    Morgen gehts los! Hänge immer noch an meinem Buch fest, das werde ich jetzt beiseite legen erstmal. Bin schon wieder so mit Garten, Saatgutbörsen etc. beschäftigt, dass ich in einer Leseflaute mal wieder stecke. Ich denke, da wird mir die Leserunde helfen, da drüber weg zu kommen.