Beiträge von Bina

    "Das wilde Kind" ist eine sehr kurzweilige Novelle über ein Kind, das von seiner Mutter im Wald ausgesetzt wird. Sie schneidet ihm die Kehle durch, damit es stirbt und lässt es zum Verbluten zurück. Aber das Kind überlebt und schafft es, in der brutalen Wildnis des Waldes im 18. Jahrhundert zurechtzukommen.

    Victor kam mir dann vor wie ein Vogel im Käfig, der nicht mehr fliegen mag. Sein Lebensraum war der Wald, aber er war dort allein. Die Welt ist ihm fremd geblieben, er hat keine Sprachfähigkeiten und keine Nähe zu Menschen entwickelt. Dennoch ist er ein Mensch. Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass Kinder, wenn sie in einem bestimmten Alter sind und keine fünfzig Wörter sprechen können, ihr Leben lang nicht richtig werden sprechen können. Dies scheint auf Victor zuzutreffen.

    So intensiv, wie T.C. Boyle mit der Erzählung über Victors Leben beginnt, so abrupt endet die kurze Geschichte über den Einzelgänger Victor. Er ist einzigartig, aber ich empfinde ihn als einsam und verlassen, auch wenn er irgendwann an Menschen geraten mag, die sich um ihn kümmern.

    In mir haben sich viele Gefühle geregt, als ich "Das wilde Kind" gelesen habe. Oft frage ich mich, was in Tieren vorgeht, wenn sie in beengtester Gefangenschaft gelebt haben und dann in eine größere Umwelt gelassen werden. Und ich habe immer angezweifelt, dass es einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Tieren und Menschen gibt. T.C. Boyles Novelle bestätigt diese Idee, die von vielen Menschen als Unsinn abgetan wird.

    Ich bin sehr froh, dass ich "Das wilde Kind" gelesen habe, das war eine spannende Reise.


    5ratten

    Ja, aber eine fremde Zivilisation kann ja auch fremde wissenschaftliche Erkenntnisse haben und dann fremde Technologien entwickeln. Im Grunde könnte Liu also sagen: Obwohl die Menschen noch keine Technik für diese Sache entwickelt haben, sind die Außerirdischen dazu in der Lage.

    Man muss ihm absolut zugute halten, dass er das nicht viel öfter in seinem Roman ausnutzt. Das tun ja sehr, sehr viele andere Sci Fi-Autoren.

    Jessie Burton - Das Geheinis der Muse


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    Inspiriert von den vielen positiven Rezensionen zu dem Buch (hauptsächlich bei Amazon) habe ich mir das Buch zu einem der letzten Forenwichtel gewünscht und bekommen. Danke noch mal an meine liebe Wichtelmama! <3


    Es geht um ein Gemälde, das im Jahr 1967 in London von einem jungen Mann bei der Durchsicht des Nachlasses seiner kürzlich verstorbenen Mutter entdeckt wird.

    Erzählt wird die Geschichte des Gemäldes in zwei wechselnden Plots: In Spanien 1936 treffen verschiedene jüngere Leute aufeinander. Eine von ihnen malt total gerne und wird immer besser, als sie sich verliebt. In London 1967 lernt die Ich-Erzählerin Odelle nicht nur den Kulturschock einhergehend mit ihrer Einwanderung ins britische Mutterland zu verarbeiten. Die junge Frau aus Trinidad und Tobago schuftet sich als Schuhverkäuferin durch, obwohl sie eine studierte Kunstwissenschaftlerin ist. Sie erträgt die rassistischen Erniedrigungen und lernt auf einer Feier den attraktiven und charmanten Lawrie Scott kennen, irgendwann bekommt sie eine Anstellung als Empfangsdame im Sekretariat eines Museums. Sie verliebt sich in Lawrie, der versucht etwas über das Gemälde herauszufinden, das er geerbt hat.


    Ich finde die londoner Szenen immer viel interessanter, während mich die Personenvielfalt in Andalusien überfordern. Es gibt in Andalusien eine Teresa und eine Olive, einen Isaac, Sarah und Harold. Es sind zwar nur vier Leute dort, und in London gibt es auch noch mehr Personen, aber die Geschichte in London hat mich direkt mehr gefesselt.


    In London wird Odelle als Frau mit dunkler Haut von vielen Menschen schlecht behandelt. Sie erlebt täglich Erniedrigungen. Was mir besonders gut an Jessie Burtons Roman gefallen hat, war die Selbstverständlichkeit, mit der sie mit Odelles Hautfarbe umgeht. Am Anfang wusste ich als Leserin nicht, dass sie anders aussieht, als die restlichen Londoner. Das wurde mir erst mit der Zeit beim Lesen klar, als Odelle es beschrieben hat. Dass eine dunkle Haut zu haben für Odelle alltäglich ist und sie nun optisch auffällt, weil sie sich von den anderen Leuten durch diesen Aspekt unterscheidet und sie deswegen diskriminiert wird, ist etwas, das mir lange im Kopf geblieben ist. Zwar weiß ich, dass es Diskriminierung und Rassismus gibt und dass es ein sehr großes Problem auch in der Zeit war, als das britische Empire noch eine Weltmacht war. Aber ich habe es noch nie so nachfühlbar für eine von Diskriminierung betroffene Person gelesen. Häufig liest man in Romanen immer wiederkehrende Hinweise auf das Aussehen der Figuren. Darauf verzichtet Jessie Burton, stattdessen fällt es einem beim Lesen auf, so ähnlich als würde eine Romanfigur einen verlorenen Gegenstand wiederfinden. An einer Stelle schreibt sie, dass "ich" mit dem Make-Up, das es in der Drogerie um die Ecke zu kaufen gibt, aussieht wie eine Marzipanverzierung. Sie schreibt aber nicht, dass die hellen Make-Up-Töne nicht zur dunkleren Haut passen, dass das Rouge, das hellhäutigen Frauen Farbe und permanente Errötung auf die Wangen zaubern soll bei ihr aufgrund der Hautfarbe unpassend ist, dass sie dunklere Nuancen benötigt oder irgendwas in der Richtung. Jessie Burton erklärt nicht, warum Odelle das Make-Up nicht mag. Sie setzt voraus, dass ich als Leserin nachempfinde, wieso "ich" als Odelle mit dem Make-Up unzufrieden bin. Wieso das für mich ein Fehlkauf ist und wieso das ärgerlich ist, bei dem bisschen Geld, das "ich" als Odelle in meinem Verkäuferinnenjob verdiene. Sie schreibt nicht: "Meine schokobraune Haut" oder sowas, sondern sie schreibt nur, dass das Make-Up falsch ist. Das finde ich erfrischend und wundervoll. Denn Odelle sieht sich nicht als "schokobraun" oder anders an, sie empfindet ihre Umgebung als andersartig. Weil sie als hochgebildete Frau aus einem Land kommt, in dem ich als Bina (also Leserin) optisch auffallen würde.

    Sogar in Romanen, die in Ghana oder anderen Ländern spielen, in denen die Mehrheit der Bevölkerung eine andere Hautfarbe als London-hell hat, wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Figur A dunklere Haut hat als Figur B, das nimmt man als Leserin immer wieder so hin. Aber erst durch Jessie Burtons selbstverständliche Darstellung der Wahrnehmung ihrer Hauptfigur Odelle habe ich bemerkt, was mich beim Lesen von Büchern mit Rassismusthemen (und sei es als Unterton oder in der Nebenhandlung) oft gestört hat: Dass das Herausstellen von optischen Merkmalen wie der Hautfarbe selbst bereits rassistische Züge haben kann. Das hat es bei Jessie Burton nicht. Sie beschreibt absolut genau und beim Lesen verletzend für mich, als mitfühlende Leserin, die Odelle total sympathisch findet, wie Odelle im Alltag immer wieder erniedrigt wird. Dennoch verzichtet sie selbst darauf Odelle zu erniedrigen, indem sie sie nicht als anders hinstellt, sondern nur als das was sie ist: Eine Figur in ihrem Roman.

    Es gibt einige Seiten weiter eine Party, auf der Odelle und andere Leute mit dunkler Haut sind. Wie selbstverständlich sind dort auch hellhäutige Gäste, unter anderem die ebenfalls wichtige Figur Lawrie Scott. Auch hier beschreibt Jessie Burton die verschiedenen Hautfarben nicht weiter.


    Was mir an "Das Geheimnis der Muse" momentan überhaupt nicht gefällt ist, dass es sich elendig hinzieht. Eigentlich passieren spannende Dinge: Teresa und Olive und ihr Verhältnis zu Isaac, im anderen Buchteil Odelle und ihre Erlebnisse.

    Aber ich muss mich echt aufraffen, um weiterzulesen. Eigentlich ist mir die Geschichte noch nicht so richtig eingängig. Vor allem das Leben auf dem andalusischen Landgut, auf dem Olive und Teresa sind und das besagte Gemälde entstehen könnte, gehen mir nicht so richtig nah.

    Zur Rechtfertigung von Liu, der tatsächlich einige physikalische und mathematische Prinzipien korrekt hingekriegt hat:


    aber man kriegt es nicht hin zu berechnen, wie lang der nächste trisolare Zeitraum noch entfernt ist und eine Wissensweitergabe an die folgenden Generationen ist auch irgendwie nur über altertümliche Erzählweisen gebräuchlich.

    Das zu berechnen, ist eine mathematische Unmöglichkeit. Das macht der Roman eigentlich auch klar. Das hat nichts mit irgendwelchen Fortschritten in Physik und Technik zu tun. Es geht einfach nicht, bzw. nur annäherungsweise.


    Das habe ich dann im Hörbuch nicht mitbekommen. Es fiel mir zugegeben manchmal auch schwer dem ganzen "Geplapper" immer gleichermaßen aufmerksam zu folgen. Für mich war das Buch eher was für nebenbei, aber ganz sicher kein packender Weltraumroman mit irgendeinem Nervenkitzel.

    Dieses Dehydrieren hat mich auch ein bisschen angeekelt, als ich versucht habe es mir vorzustellen, wie das mit organischen Substanzen die danach weiterleben funktionieren soll.

    Dass die ganzen Gesellschaften immer wieder auf gleiche Weise monarchische Hierarchien herausbilden, bevor sich weitere Regierungsformen ausbilden, fand ich sehr "chinesisch". In China gab es ja auch sehr lange eine kaiserliche Dynastie nach der nächsten, bevor sich eine Diktatur entwickelte, die heute als Volksrepublik verstanden wird (was sie nur nach eigenen Maßstäben ist).

    Um zu beamen musst du wissen WAS du WO hintun willst. Das kannst du aber nur, wenn du Ort und Zeit eines Teilchen kennst - geht nicht denken wir heute, aber mit dem Heisenbergkompensator geht es

    So etwas ist physikalischer Unsinn, und ich für meinen Teil würde das nicht als 'logisch' bezeichnen. Die Star-Trek-Autoren brauchten so etwas, damit die Story nicht ständig davon aufgehalten wurde, dass man Transportschiffe zu besteigen hätte. Liu ist, bei aller Kritik, physikalisch korrekter als Star Trek.

    Naja, darüber könnten wir uns streiten. Ich finde es eher logisch, einen Teil physikalischer Gesetzmäßigkeiten mithilfe einer kompensierenden Maschine zu übergehen, als einfach zu sagen: Wir wissen heute nicht, wie das gehen soll, also geht es nicht. Es ist ja auch Science Fiction und nicht Science Science.

    Ich bin aber eben auch von einer anderen Leserart, denke ich. Ich erwarte keine exakten mathematischen Berechnungen, die irgendwelchen bekannten Annahmen zugrundeliegen, die ich nicht nachvollziehen kann, ich erwarte aber eine Erklärung für Phänomene, die einem interessierten Fan bekannt sind. Meine physikalische Bildung ist ja auch nur auf Schulniveau.

    Was mich bei vielen Science Fiction Romanen stört ist zum Beispiel, dass sie zugunsten der Möglichkeit ihrer Geschichte die Relativitätstheorie ignorieren. Einstein sagte ja verkürzt ausgedrückt, dass Menschen, die hoher Gravitation ausgesetzt sind schneller altern müssten, als Menschen, die einer niedrigen Gravitation ausgesetzt sind. Für Reisen im Weltall bedeutet das, dass Menschen im Raumschiff bedeutend weniger schnell altern, als Menschen auf der Erde oder auf anderen Planeten mit noch höherer Gravitation.

    Was mir als Physiklaie zum Verständnis genüg, ist wie in Star Trek ein auf Raumschiffen standardisiert installiertes Gravitationsgitter, das Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit für die Passagiere ungefährlich macht und das gleichzeitig die Relativitätstheorie bedient, indem die Leute an Bord nicht schneller altern, als auf einem Planeten. Da gibt es eine kompensierende Maschine, deren Technologie wird erforderlich sein für humanoide Raumfahrt, es ist Science Fiction und der Autor hat die Technologie in seine Erzählung eingebaut.


    Da muss ich Liu allerdings loben: Er geht davon aus, dass die Personen auf dem Raumschiff, das vom Dreisternsystem zur Erde fliegen, mehrere Generationen lang unterwegs sein werden. Zwar sagt er nichts über die künstliche Schwerkraft aus, die vorherrschen könnte, aber immerhin geht er nicht von einer Überlichtgeschwindigkeit aus. Das wäre mir dann auch zu viel, denn Überlichtgeschwindigkeit erreichen die Star Trek-Raumschiffe nur durch die autorisch erfundene Weltraumebene "Subraum", also einer Art Schicht, die erfunden wurde, damit man sie krümmen kann und damit die Warp-Theorie angewendet werden kann, die ohne die Subraumerklärung bei der Star Trek-Urserie unter Captain Kirk einfach eingeführt wurde. Ziemlich viele Sci Fi-Autoren ignorieren einfach, dass man irgendwas erklären müsste, damit Raumschiffe schnell von A nach B gelangen und setzen das einfach als möglich voraus. Das tut Liu nicht und das finde ich ganz gut.

    gagamaus

    Danke dass du nachfragst!
    Ich bin sicher dabei, aber ich kann mir das Buch auch gern kaufen. Ich gehe demnächst zu einer Lesung des Autors und erfahrungsgemäß bin ich nach solchen Lesungen sehr begeistert und lasse mir das Buch signieren.

    Aber wenn es genug Freiexemplare gibt, würde ich ein Print nehmen. Bin da völlig offen für beide Möglichkeiten :)

    HoldenCaulfield - ja, so zentrale Feuerwerke find ich auch toll. Ich glaube, in manchen Städten der Niederlande wird das wegen der Umweltverschmutzung auch so praktiziert.

    Ich weiß auch echt nicht, was so toll an Feuerwerken ist. Ja klar, so eine Rakete sieht toll aus. Aber Knaller? Was ist daran toll? Hab ich nie verstanden. Hier legen irgendwelche Vollidioten grade richtig los, es ist ja nicht einmal achtzehn Uhr. Haben bei den Wellis Licht an, zur Not machen wir noch Radio an, falls meine kleine Amy (die Junghenne) größere Angst hat und das Gezwitscher sie nicht ausreichend beruhigt...

    Feuerwerk stehe ich mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber. Schön anzuschauen ist es ja, aber alles drumherum spricht dagegen. Die Gefahren, der eklige Rauch, der Lärm, der Müll. Für Tiere und Umwelt ist das einfach der Horror. Wir haben nie selbst Feuerwerk gemacht, sondern schauen nur bei anderen.

    Hier knallt es schon seit Tagen. Mein Schwarm leidet fürchterlich.

    Wir haben im August vier Tierheim-Wellis aufgenommen, davon eine Junghenne, die noch nichts im Leben kennt und vermutlich nur schlechte Erfahrungen gemacht hat bis sie zu uns kam.

    Sie ist ein reines Nervenbündel. Wenn sie gestresst ist, schlägt sie zum Stressabbau mit den Flügeln. Das ist eine normale Übersprungshandlung. Allerdings nachts, wenn die nachtblinden Vögel schlafen sollten, ist es gefährlich. Dann erschrecken sich weitere Vögel und können sich böse verletzen. Darum haben wir die letzten Nächte oft nachts ein Nachtlicht leuchten. Zum Glück ist die Brutphase wieder vorüber (Wellensittiche balzen und brüten hormonell bedingt im Spätherbst). Künstlich verlängerte Tage durch Lampen begünstigt Brutigkeit. Aber wir wissen ja, was auf uns zukommt und passen das Futter an und regulieren die Hormone dadurch runter.
    Da wir das Vogelzimmer dick einstreuen, sind auch Bruchpiloten bisher ohne Verletzungen davongekommen.


    Diese bescheuerten Jugendlichen, die draußen auf den Wegen mit Böllern werfen, sollten mir allerdings nicht zu nahe kommen. Herr Bina passt immer gut auf, die Hunde dürfen seit Tagen auch nicht mehr ohne Leine laufen, das ziehen wir auch noch bis Mitte Januar durch, bis wirklich nicht mehr geböllert wird.


    Es stinkt total ekelhaft. Morgen werden wir wieder den halben Tag nicht lüften können.


    Wenn ich einen Weihnachtswunsch hätte?

    Regen und Sturm zu Silvester. Das wär so geil. Aber heute ist es windstill und trocken. Naaaja, ich hab ja auch andere Geschenke gehabt, dann ist's ja ausgeglichen 8o



    Meinen Roman "Antonias Tochter" von Nora Elias hab ich ausgelesen. Wundervoll, ich fand das Buch richtig toll.

    Sitze schon am nächsten: "Bob der Streuner" von James Bowen, hab ich auch fast durch. Ist ja so eins von den Büchern, das irgendwie jeder mal gelesen hat...:)

    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs liegt auch die Großstadt Köln in Trümmern. Zahllose Menschen suchen nach allem, was ihnen nützlich erscheint, Unterkunft, Lebensmittel, Brennmaterial, Tauschwaren für den Schwarzmarkt. Diese Menschen stammen von überall, aus Preußen, Köln, dem Umland oder ganz anderen Teilen des besiegten Nazideutschlands.

    Auch Antonia musste aus dem preußischen Landsitz fliehen, der seit Generationen der Familie ihres Mannes gehörte. Ihr Mann wird seit dem Krieg vermisst, er gilt als verschollen. Ungewiss, ob er noch lebt oder gefangen genommen wurde, erreicht Antonia mit ihrer kleinen Tochter Marie das ehemals prächtige Stadthaus ihres Mannes in Köln. Vom Haus ist das meiste erhalten, wenngleich es mehrmals geplündert wurde und die Angestellten über alle Berge sind.

    Mit ihrem gewaltbereiten Schwager Richard beginnt Antonia, die möblierten Zimmer des Hauses an alleinstehende Erwachsene zu vermieten. Krankenschwester Katharina zieht ein, ebenso die erfolglose Schauspielerin und Bauerntochter Elisabeth und Gynäkologe Georg.

    Freundschaften entstehen aus der ungewöhnlichen WG und das gemeinsame Dach über dem Kopf schweißt zusammen. Als das Haus eines Tages von zwei Dieben heimgesucht wird, greifen Richard und Georg zusammen durch und gemeinsam übersteht man auch die anschließende Untersuchungshaft. Jede der Romanfiguren ist ein gänzlich eigener Charakter, der durch eigene Stärke und Zusammenhalt in der Gruppe genügend Stoff für eigene Geschichten bieten würde.

    Da Nora Elias aber darauf verzichtet die einzelnen Schicksale zu sehr auszuschlachten und stattdessen in kurzen, teilweise atemlosen und emotionalen Episoden von den Erlebnissen aus dem Jetzt des Romans und den Erinnerungen der Figuren ein gemeinsames Bild zeichnet, liest sich Antonias Tochter schnell und einfach. Die ersten Kapitel kamen auch mir eher langatmig und belanglos vor, obwohl die Beschreibungen über die Not der Menschen jener Zeit sehr bildhaft sind. Erst die zweite Hälfte des Romans kann man wirklich spannend nennen und vor allem im letzten Drittel konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen, sondern wollte es unbedingt zuende lesen.


    Selten hat mich ein Roman so überrascht. Ich hatte damals von der Leserunde im Forum erfahren, mir das Buch aber lieber selbst gekauft und es stand viele Monate im Regal, bis ich es endlich gelesen habe. Dieses Buch wird mir noch lange in Erinnerung bleiben und ich habe es bereits anderen Leseratten empfohlen, weil es einfach toll ist. Sogar all die Wendungen in der Geschichte wirken durchdacht. An manchen Stellen fragte ich mich beim Lesen: Geht denn das? Oder: Gab es das damals schon? Und eine kurze Google-Recherche später wusste ich, dass Nora Elias wirklich supergut recherchiert hat. Weiter noch, sie hat mich mitgenommen in eine Zeit, in der meine älteren Verwandten jung waren und aus der ich nur Familiengeschichten kenne, kurz und zusammenfassend erzählt. Jetzt habe ich ein viel besseres Bild von dem, was die Leute damals durchgemacht habe und saß nach den letzten Seiten noch lange in Gedanken hängend, voller Bewunderung wie stark viele Menschen damals gewesen sind und wie sie es schaffen konnten, wie Antonia im Buch, ihre kleinen Kinder durch die Hungers- und Wohnungsnot nach dem Krieg zu bringen.

    Ein wirklich toller Roman.


    5ratten

    Ich bin auch nicht sonderlich religiös. Aber ich find es einfach albern zu erwarten, dass man Kindern dicke Geschenke macht, vor allem nicht grundlos - und wem Weihnachten nur aus materiellen Gründen wichtig ist und damit die Kinder bespaßt werden, da kann ich halt nicht mitfühlen. Und mehr wollte ich die ganze Zeit auch nicht sagen.

    Aber zum Werte vermitteln und zur Tradition gehört meiner Meinung nach auch, dass Kinder in der Lage sind sich einen Plan zu machen und sich auf einen Termin vorzubereiten. Ab einem gewissen Alter kann ein Kind sowas auch locker alleine schaffen. Und wenn so ein Termin es erfordert sich die Schultasche zu packen, dann sollen sie das tun. Und wenn so ein Termin es erfordert, sich Gedanken über ein Geschenk zu machen, dann sollen sie das eben auch machen. Ich hab das jedenfalls so vermittelt bekommen und finde das auch schön, wenn sich andere über meine Geschenke freuen.

    Nur Kinder mit Materialschlachten zuzuschütten, damit sie nicht leiden, wie oben beschrieben, ist einfach absurd.


    Einen Tannenbaum hatten wir hier bisher nie, weil immer was dazwischenkam oder weil wir Weihnachten nicht zuhause verbracht haben. Das ändert sich mit Babybina sicherlich und darauf freue ich mich auch schon. Die anderen Weihnachtstraditionen sind mir aber auch wichtig.


    Zank

    Die "Rabenmutter" bezog sich eher darauf, dass die liebe Hafermilch mich mal wieder in einem ihrer liebreizenden Beiträge angezickt hat und ich mir dann durchlesen durfte, wie sehr ich Kinder leiden lasse ;)

    Von mir aus, dann sind mein Rabenküken und wir, die Rabeneltern, halt die einzigen, die allesamt Gedanken übereinander gemacht haben und die sich dann gegenseitig auch was schenken. Ich glaube, dass wir das alle ganz schön finden werden.


    Hanni

    Wir haben hier auch noch nie die Kirche aufgesucht. Wir spielen auch keine Flötenlieder und Gedichte sagt auch keiner auf. Aber es gibt sehr schöne Weihnachtstraditionen, die jeder für sich festlegen sollte und die einem guttun und gefallen.

    Meine Rezi bezieht sich auf die Gesamtausgabe des ersten Bandes als Print, sprich auf die Kapitel 1-5.


    Die Menschen in Silo leben nicht frei beweglich, sie sind in Arbeitseinheiten und Gruppen eingeteilt und wohnen, arbeiten und verbringen ihr gesamtes Leben in einem unterirdischen Bau, der Silo genannt wird. Das Silo ist riesig und es sind hunderte Menschen. Wie viele genau bleibt unklar, aber es muss mindestens Kleinstadtformat haben. Geburten, Hochzeiten und Beziehungen sind genauso reglementiert wie der berufliche Werdegang der einzelnen Menschen. Dabei gibt es strenge Hierarchien: Jede ausgebildete Person hat einen Schatten, also eine Person, die sich als Lehrling oder Hilfskraft ein Bild von der bevorstehenden Arbeit machen wird.

    Lebensmittel, Rohstoffe, Bedarfsgüter - alles wird im Silo hergestellt und es scheint keinen Kontakt zur Außenwelt zu geben. Außerhalb des Silos herrschen menschenunwürdige Bedingungen. Aus einem unbekannten Grund, möglicherweise einem Krieg, gibt es außerhalb des Silos giftige Luft oder giftige Strahlung. Nach draußen gehen heißt sterben, aber nicht jeder Sterbende wird nach draußen geschickt. Rausgeschickt zu werden ist gleichzusetzen mit der Todesstrafe, denn es gibt offiziell keinen ausreichenden Schutz.


    In den ersten beiden Teilen des fünfbändigen Werks Silo erlebt man den Auf- und Abstieg der Ordnungshütenden in der Gemeinschaft mit. Die Exekutive wird geleitet vom Sheriff, der oder die weitreichende Einblicke und Bewegungsfreiheiten genießt. Dabei stoßen die Personen immer wieder auf heikle Informationen, denn längst nicht alle Gedanken dürfen in der Gemeinschaft offen besprochen werden. Die Gründe für die Verseuchung der Umgebung des unterirdischen Gebäudes etwa sind nicht zu diskutieren, es gibt auch nur wenige legale Bücher, da bereits das Naturstudium Sehnsüchte nach Freiheit wecken kann. Private und berufliche Kommunikation werden auf Verdacht überwacht. Herrschende Klasse im Silo ist die sogenannte "IT", also diejenigen, die die Computer bedienen und für die Luftregulierung im Silo sorgen. Sie werden angeführt vom Bürgermeister, der sein umfassendes Wissen nicht mit den anderen Mitgliedern der Gemeinschaft teilt und selbst ebenfalls an strenge Regeln gebunden ist.

    So leben die Menschen schon seit Generationen. Die in der Mechanik beschäftigten sind dabei eine der größten Gruppen, aber gleichzeitig auch welche, die nur für ihren Fachbereich ausgebildet werden.


    Es ist nun schwierig den Inhalt wiederzugeben, ohne zuviel zu verraten.

    Wer sich aber durch die eher zähen und großteils nicht nachvollziehbaren Zwänge der Figuren auf den ersten 200 Seiten geblättert hat, den erwartet ab Teil drei ein fulminantes und an Spannung kontinuierlich zunehmendes Spektakel aus Ereignissen. Die lange Einführung ist dabei sehr wichtig, wurde mir beim Lesen klar, um später nachzuvollziehen was in den Figuren vor sich geht und auch um die kommenden Kettenreaktionen und Folgen mitzuerleben.


    Mit leichter Sprache, angenehmem Satzbau und nur wenig Cowboy-haftem Getue der Figuren zu Anfang konnte ich Hugh Howeys Silo trotz des langweiligen Einstiegs eine Chance geben. Am Ende mutierte das Buch zu einem Pageturner, aber dennoch zu keinem, den man unbedingt gelesen haben muss.

    Was mir als Technikfreundin wieder einmal gefehlt hat ist die Ausgereiftheit der Technologien. Wie ist es möglich, dass ein geschlossenes Gebäude, wie ein Silo, unterirdisch ausreichend Strom durch Ölverbrennung erzeugt, um Sauerstoff zu recyclen, Vieh zu züchten, um sauberes Wasser von Abfällen zu trennen, um Lebensmittel zu garen und Metalle zu verarbeiten, während die Umgebungstemperatur für Menschen erträglich bleibt. Mir fehlen auch Hinweise darauf, woher benötigte nicht recyclebare Rohstoffe kommen, auch wenn an einer Stelle von Ölbohrungen die Rede ist. Aber auch solche Bohrungen erzeugen massive Hitze und ich halte es für unwahrscheinlich, dass so eine Hitze ohne Abluftsysteme in der Nähe vom Wohnsilo möglich ist.

    Was mir beim Lesen außerdem in den Sinn kam, war die Unmöglichkeit mehrere Dutzend Silos zu bauen, die alle nichts miteinander zu tun haben dürfen. Sicherlich vermeidet man auf diese Weise die Weitergabe von Konflikten, sollte es in einem der Silos zum Aufstand kommen. Dennoch wäre doch ein Netzwerk sehr nützlich, vor allem weil nicht alle die selben Ausgangssituationen haben dürften. Die Umstände zu Bau und Logistik bleiben bis zum Ende unklar.

    Auf mich wirkten die Menschen im Silo wie Ameisen in einem Ameisenstaat, wobei die Königin das Regelwerk rund um das Leben im Silo ist. Der Einzelne mit seinen Träumen, Gedanken und Mühen ist nur ein Rädchen im Getriebe der Gemeinschaft. Wer frei und kritisch denkt, wird in der Reinigung ("Rausgehen") aussortiert. Vielleicht ist es das, was die Menschheit vor der Umweltverseuchung retten soll: Lange genug abgewartet hat die Natur im Freien die Gifte abgebaut und die Menschen können wieder aus ihren Silos kommen. So weit sind die Personen im Buch aber noch nicht. Sie leben in ihren Gruppen. Aber wenn es zu einem Bürgerkrieg kommt, dann sind die schützenden Wände des Silos genauso Begrenzung für Fliehende, wie sie auch sonst in ihrem Leben die Freiheit der Menschlichkeit begrenzen.

    Wenn Siloeine Kritik an Umweltverschmutzung und Warnung vor einem Extremfall, etwa einem nuklearen Kollaps, sein soll, dann fehlt mir am Ende noch die Frage in welchem Fall wir als Spezies weiterexistieren müssen. Ist das Leben noch ein Leben, wenn wir uns selbst in große Gruppenkäfige sperren, uns in Hierarchien und Aufgaben kategorisieren und unsere freien Gedanken, den freien Willen, aufgeben, um die Spezies am Leben zu erhalten? Sind wir verpflichtet für Nachkommen und Überleben das aufzugeben, das wir zu Lebzeiten des Autors als größtmögliche Freude und Lebenslust kennen?

    Diese Fragen stellt Hugh Howey nicht. Stattdessen erfahren wir, wie es ist fast zu ertrinken, wie es für uns ist fast von Strahlung und vor Einsamkeit umzukommen. Wir erfahren, wie lesen uns zum kritischen Denken anregt, aber kritische Fragen bezogen auf des Lesers Leben werden auch indirekt nicht gestellt. Wer aber nach den letzten Seiten ins Grübeln kommt, der fragt sich: "Würde ich dort unterirdisch leben wollen?"

    Und noch ein keiner Veganerwitz am Ende: "Wie supplementieren die da eigentlich die Vitamine B und D ohne Sonnenlicht?" ;)


    3ratten+:marypipeshalbeprivatmaus:

    Zank

    Ach, dann bin ich hier halt die gefühlskalte, habgierige Rabenmutter. Aber ich find eben, dass entweder alle was kriegen, oder keiner. Aber wenn die Erwartung von vornherein klar ist, dann fällt es ja allgemein auch leichter sich daran zu halten. Wer nichts schenkt, aber auch sonst kein aktiver Christ ist, braucht mit mir zu Weihnachten auch nicht zu rechnen. Ich finde das scheinheilig. Dann kann man sich ja auch sonst jederzeit treffen.

    Mit Freunden schenken wir auch schon viele Jahre: Dieses Jahr haben wir alle nicht so den Bedarf an Dingen. Darum schenken wir uns gemeinsame Zeit, das haben wir so vereinbart. Mit der künftigen Patentante geh ich Kaffee trinken und wir bezahlen einander Getränk & Kuchenstück. Gleichzeitig wird uns das auch mal wieder in eins unserer Lieblingscafés führen.

    Eine andere Freundin kommt in den nächsten Tagen vorbei. Für die habe ich dieses Jahr nix, aber das macht nix. Da plane ich ein aufwendigeres Päckchen (so ungefähr vom Umfang unserer Wichtelpäckchen), das nach den Feiertagen (und nach ihrem Skiurlaub) bei ihr eintrudeln wird. Von ihr bekommen wir meistens Brettspiele, die wir am selben Abend zusammen ausprobieren. So schenkt man sich im Grunde auch gemeinsame Zeit.

    Und so weiter.


    Ich hab heute richtig viel geschafft, aber gar nix gelesen. Wir haben damit begonnen das Babyzimmer zu gestalten. Dafür müssen wir erstmal die gesamte Wohnung umräumen. Donnerstag fahren wir los und kaufen Babyzimmertapete. Wir hoffen irgendwas zu finden, das nicht allzu bunt und nicht allzu irre ist. So lauter Clowns oder Elefanten mit Herzchenballons wollten wir nicht nehmen, aber vielleicht wird es auch was Neutrales plus einer schönen Fototapete mit unaufdringlichem Waldmotiv. Unser Baby wird ja viel im Wald sein, da mag es das ja vielleicht.


    Und ich habe meinen SLW in ein Regal geräumt, schön sortiert und jetzt bin ich total grantig mit dem Kalender, weil ich noch sechs Tage warten muss, bis ich loslesen darf. Im Gegensatz zum letzten Jahr habe ich dieses Jahr nur Bücher ausgewählt, die ich sofort gerne lesen würde. Hoffentlich motiviert mich das und ich schaffe mal ein bisschen mehr. Denn ehrlich gesagt sind hier in der Wohnung zu viele Bücher für die Regalflächen und ich muss dringend aussortieren, um dem Baby seine Kinderbuchbibliothek einzurichten.


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    In Nora Elias' Antonias Tochter bin ich gestern Abend noch rund 30 Seiten vorangekommen. Die Geschichte ist ziemlich öde, sofern man Action erwartet. Gut, mittlerweile gab es Todesfälle, aber auch das lief irgendwie unspektakulär ab. Auch wenn die Figuren nachvollziehbarerweise sehr aufgeregt sind über die Tode.

    Manchmal mag ich Familiengeschichten und Dramen, aber meistens eher nicht. Ich versuche es trotzdem immer wieder, weil ich schon sehr positiv überrascht wurde.

    Besonders tolle Bücher aus der Kategorie Drama bzw. Familiengeschichte waren für mich


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    Über weitere Beispiele müsste ich erstmal nachdenken. Erst fiel mir Das Hotel New Hampshire von John Irving ein, aber das ist ja eigentlich kein Drama in dem Sinne. Aber ich hab es unfassbar gerne gelesen.

    Danach haben wir Spiele gespielt und und was erzählt, und als es dunkel wurde mussten die Kinder nach oben, und wir haben die Geschenke unter den Baum gelegt. Dann war am späten Nachmittag Bescherung. Die Kinder haben sich über alles gefreut, selbst "langweilige" Dinge, die ich selber als Kind zu Weihnachten immer eher doof fand. Unterhosen zum Beispiel. Aber mein Neffe gleich: "Kuckt mal, da sind Dinos drauf!!!!" Weihnachtslieder wurden auch gesungen, und die Kinder waren total aus dem Häuschen, dass wir Großen auch noch die Texte zu den Rolf Zuckowski Liedern kannten, die sie gerade in der Grundschule gelernt haben.

    Das klingt absolut zauberhaft!

    Ich glaube an solche schönen Abende erinnert man sich noch das ganze Leben. Toll :)