Eine absolut bewegende Geschichte
In ihrem neuen Buch erzählt Felicitas Fuchs (Carla Berling) die Geschichte zweier mutiger, großartiger Frauen und ihrem Kampf für die Rechte der Frau.
Im August 1963 ist Katja Schilling 14 Jahre alt und im Gegensatz zu ihrer 8-jährigen Schwester Heidi weiß sie genau, was sie will: Ärztin werden. Und sie setzt diesen Wunsch gegen ihre Eltern mit aller Vehemenz durch. Nur ihr Großvater, den alle wegen einer Leidenschaft nur Opa Dom nennen, glaubt an sie und ihre Träume. Bis Opa Dom von einem auf den anderen Tag verschwindet und nicht wieder auftaucht. Fragen nach ihm werden von der Familie abgeblockt. Er existiert nicht mehr. Jahre später kommt Katja durch einen Zufall dahinter, was ihrem Großvater passiert ist und was sich hinter seinem damaligen Verschwinden verbirgt.
Im April 1936 bekommt Mathilde Schneeweiß von ihrem jüdischen Arbeitgeber, der sich mit seine Familie nach Amerika absetzen will, die Kündigung. Gleichzeitig bekommt sie ein Empfehlungsschreiben an den Gynäkologen Dr. Wigald Bönisch, wo sie als Sprechstundenhilfe anfangen kann. Ganz langsam verlieben sich die Beiden. Dr. Bönisch, einer der ganz wenigen Ärzte, die Frauen bei ungewollter Schwangerschaft „beistehen“, zieht Mathilde immer mehr in diese Arbeit mit rein. Auch als Mathilde ins Visier der Gestapo gerät, gibt sie ihren Kampf um die Rechte der Frau nicht auf. Auch wenn sie damit ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt.
Mit dieser Geschichte schafft es Felicitas Fuchs mich durch ein sehr dunkles Kapitel unserer Geschichte zu führen, dass ich mich fühle, als wäre ich mit dabei gewesen. Sie bringt mir die persönlichen Schicksale der beiden Frauen so nahe, dass ich mit beiden in ihren jeweiligen Situationen richtig mit gelitten und mit gefiebert habe. Aber nicht nur sie haben mich berührt. Auch Opa Dom hat mit seinem Handeln bewiesen, dass nicht alle immer mit dem Strom geschwommen sind, sich etwas getraut haben um anderen aus misslichen Situationen zu helfen. Und dabei nicht an sich selbst gedacht haben.
Den Erzählstil empfinde ich als sehr einfühlsam und klar. Es wird aus den einzelnen Geschichten kein Drama gemacht. Mich hat sie eher zum Nachdenken angeregt.
Die Menschen, die ich hier kennenlerne, sowohl zur Nazizeit als auch später, kommen mir in ihrem Handeln, ihrem Kampf um Gerechtigkeit, ihrem Mut und ihrer Stärke sehe nahe. Aber auch das Zagen und Zaudern der Familie Schilling kann ich sehr gut nachvollziehen, als sie sich den Taten ihres Opa Dom stellen müssen.
Eine Geschichte zweier starker Frauen, die sich nicht in eine vorgeschriebene Rolle pressen lassen. Die Geschichte einer Familie, die durch viel Leid wieder zusammen findet. Eine Geschichte, die mich berührt, fasziniert und nachdenklich gemacht hat. Ein Buch, das ich sehr gerne weiter empfehle.