Die Hochzeit der Chani Kaufmann
von Eve Harris
Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
2013 erschienen unter dem Titel "The Marrying of Chani Kaufmann"
übersetzt aus dem englischen von Kathrin Bielfeldt
463 Seiten
Klappentext:
Sie haben sich dreimal gesehen, sie haben sich noch nie berührt, aber sie werden heiraten: die neunzehnjährige Chani Kaufman und der angehende Rabbiner Baruch Levy. Doch wie geht Ehe, wie geht Glück? Eine fast unmögliche Liebesgeschichte in einer Welt voller Regeln und Rituale.
Meine Meinung:
Erzählt wird nicht vorrangig die Geschichte von Chani und Baruch, diese bildet eher einer Rahmen, um einen Blick in die, mir zumindest, weitgehend unbekannte Welt der chassidischen Glaubensgemeinschaft in "Golders Green", einem Stadtteil von London zu werfen. Mehrmals mußte ich mich beim Lesen versichern, daß die Ereignisse wirklich in "unserer Zeit" spielen und ja Chani und Baruch wollen im Jahr 2008 heiraten.
In Rückblenden und Erinnerungen werden aber auch die Lebensgeschichten von Chanis Eltern und anderen Mitgliedern der Kehillo wie sich die jüdische Gemeinde nennt, erzählt.
Während des Lesens hab ich unglaublich viel über die Sitten und Gebräuche der streng gläubigen Juden gelernt, eingebettet in eine sehr menschliche, berührende Geschichte, die thematisiert was es heißen kann in so eine abgeschottete Gemeinschaft hineingeboren zu werden. Erstaunlicherweise liest sich das Buch leicht und flüssig, es gibt auch durchaus humorvolle Momente, allerdings (wie bei dem Thema fast zu erwarten) auch Augenblicke die mich sehr berührten, sogar zu Tränen rührten und sehr viele Passagen die zum Reflektieren und Nachdenken anregen.
Das Buch erzählt Geschichten von jungen Menschen und Paaren, ihren Mühen die Welt in die sie hineingeboren wurden mit der äußeren Welt zu vereinen; sie erzählt aber auch von älteren Paaren, die ihre festgelegte Rolle in der Gemeinschaft spielen, manchmal aber nicht mehr wissen wer sie sind oder waren; die nicht mehr erkennen, wie sehr sie in ihren selbst gewählten Wegen erstarren, wie sehr sie sich im Laufe der Lebensjahre doch verändert habe, ohne es selbst zu merken und wie sehr die Liebe sich in manchen Fällen den Überzeugungen beugen muß und verblasst. Die Überzeugungen sind in diesem Fall religiöse, die Mechanismen die dahinterstehen sind aber universell, wobei das Korsett der Regeln in so einer traditionellen Glaubensgemeinschaft allerdings schon besonders eng ist.
Sehr bemerkenswert und angenehm empfinde ich das nicht verurteilt wird, sondern erzählt, es wird von allen Seiten beleuchtet und dies auf eine sehr lesenwerte und fließende Art. Den wirklich starken, detailliert ausgearbeiteten Charakteren und den verschiedenen Lebensarten wird auf ruhige, selbstverständliche Art Raum gegeben, es wird nicht doziert, keine Meinung aufgezwungen. Die Lebensgeschichten sprechen für sich, die Protagonisten und ihre Entscheidungen werden respektiert, die inneren Nöte gesehen, zu bewerten und für sich einzuordnen wird überwiegend dem Leser selbst überlassen.
Ein Glossar am Ende des Buches rundet das Ganze perfekt ab, da viele Begriffe aus der jüdischen Glaubenswelt verwendet werden die man nicht selbstverständlich kennt.
Wird wohl eins meiner Jahreshighlights werden 
