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Das neunte Haus von Leigh Bardugo
Galaxy Stern erwacht im Krankenhaus und bekommt ein Angebot,
dass sie nicht abschlagen kann. Eine neue Chance, ein neues Leben, um ihr
eigenes Leben in den Griff zu bekommen. Galaxys Welt ist nicht nur von Menschen
bevölkert, sondern auch von Grauen. Den Geistern, die gewöhnliche Menschen
nicht sehen können. Doch Galaxy – Alex – hat diese Gabe und ist für die Häuser
an der Universität somit Gold wert. Denn ihr fällt es leicht, aufzupassen, ob
die Geister keine Unruhe stiften, während die betuchten Mitglieder der verschiedenen
Häuser ihre Rituale oder Vorhersagen durchführen – bis ein Mord geschieht …
„Das Neunte Haus“ ist der erste Roman von Leigh Bardugo ganz
abseits des Grishaverses – und vorweg genommen: Es ist super coole dunkle Urban
Fantasy vom Feinsten. Ich ging recht skeptisch an ihr neustes Werk heran, da
mich „King of Scars“ nicht wirklich packen und überzeugen konnte, obwohl ich
die Charaktere wirklich mochte. Aber beim „Neunten Haus“ stimmt einfach alles –
beginnend bei den Charakteren bis hin zur düsteren Collegeatmosphäre. „Das
neunte Haus“ ist übrigens der Beginn einer mindestens zweibändigen Reihe. Die
Ankündigung des zweiten Bandes findet ihr schon auf goodreads.com – leider noch
ohne Erscheinungsdatum. Doch, dass ich mich auf mehr freuen kann, erhellt mein
Bardugo-Fanherz.
Der Anfang macht schon einmal sehr neugierig – und er macht
deutlich, dass wir es hier nicht mit einer College-Romance-Story mit leichtem
Phantastik-Glamour zu tun haben. Schließlich wäscht sich Alex nicht umsonst das
hartnäckige Blut aus ihrem guten Wollmantel. Die Kapitel sind immer mit
Jahreszeiten überschrieben. Herbst, Winter, Vorfrühling, Frühling – die
Zeitangaben sind bedeutsam, folgt die Erzählung doch nicht einer strengen
Linie, sondern springt des Öfteren mal in der Zeit umher – was ich sehr
angenehm finde, verleiht diese Asymmetrie dem Buch noch einen Spritzer
Komplexität. Ich fand mich jedenfalls sehr schnell zurecht.
Man müsste schon die Gene eines Maulwurfes besitzen, um
nicht von Beginn an zu merken, dass Alex viel durchgemacht hat. Ihre Geschichte
wird im Laufe des Buches aufgerollt und erläutert – und ich konnte ihre Wut,
ihre Zurückhaltung und ihre Furcht im Bezug auf Menschen nur zu gut verstehen.
Und doch ist sie nicht auf den Mund gefallen, kann sich durchsetzen und ich
empfand ihren Charakter nicht ein einziges Mal nervig, was ja bei mir sehr
schnell mit weiblichen Protagonisten geschehen kann. Derjenige, dem der zweite
Point of View gehört, ist Darlington – ein Angehöriger von Lethe – dem Neunten
Haus. Er ist Alex‘ „Mentor“ – und zu Beginn nicht sehr amüsiert, dass seine
Meinung bei der Auswahl des „Dante“ – Alex‘ Position – nicht berücksichtigt
wurde. Armer Kerl, er kann einem leid tun
Ich mochte Darlington sehr, er weiß was er will, ist treu
und klug und er bewohnt ein schickes altes Haus, das er vor dem Verfall
bewahren will – und ist tief verstrickt in die Tätigkeiten der Häuser. Mein
Herz gehört aber wie eigentlich fast immer den Nebencharakteren, Dawes und
Detective Turner. Ich will an dieser Stelle noch nicht zu viel Preisgeben, aber
mir sind sie während der Lektüre sehr ans Herz gewachsen. Mit Turner hatte ich
auch das ein oder andere Mal ein bisschen Mitleid. Die Yaleschen Umtriebe
können einen schon zur Verzweiflung treiben.
Wie ist nun die Magie mit eingeflochten? Ganz einfach: Sie
ist da – sie fällt nicht aus dem Rahmen, springt dich nicht an, sondern
entfaltet sich von Seite zu Seite ein bisschen mehr, Zunächst nimmt man nur die
Geister wahr, dann kommt immer mehr dazu und plötzlich ist man verzaubert,
obwohl man sich doch eigentlich mit Alex durch den Collegealltag schlägt. Die
acht Häuser mit dem neunten – Lethe – als Wächter sind klug erdacht und
spezifiziert, doch ihre Beschreibung wirkt nie oberlehrerhaft. Und ich hatte
immer das kitzelnde Gefühl, dass sich hinter den Häusern noch eine Schicht mehr
verbergen könnte. Bardugo hat diesen Aspekt der Geschichte einfach nur
großartig in Szene gesetzt.
Das I-Tüpfelchen war für mich der Kriminalfall, der sich wie
eine zweite Haut über die Handlung legt und sie von Seite zu Seite mehr
bestimmt. Alex ermittelt heimlich, da sie der Mord nicht loslässt. Und Ich
liebe Phantastik mit Krimielementen, die nicht zu starr in der Handlung
erscheinen. Das trieb mich heute dazu, den Tag lesend und nägelkauend im Sessel
zu verbringen, weil sich Puzzleteil um Puzzleteil für mich zu einem Ganzen
fügte.
Doch seid gewarnt, das Buch ist ebenso blutig wie
fantastisch – Der Mensch ist ebenso monströs wie die Monster selbst. Von mir
erhält das Buch fünf Sterne – Danke, Bardugo für dieses fantastische
tiefgreifende Werk.