Beiträge von mondpilz


    Aber diese Aussagen stehen doch alle in einem eindeutigen Kontext: Robb darf nicht mit einem richtigen Schwert trainieren, aber er hat gelernt, worauf es in den Augen seiner Familie ankommt: eine Armee zu führen, seinen Gefolgsleuten ein Beispiel sein etc. Joffrey dagegen darf natürlich alles, auch mit einem scharfen Schwert trainieren, aber gerade das zeigt ihn als verwöhntes Balg, das ohne einen Ratgeber wie Tyrion aufgeschmissen wäre. Und Jaime wird ja geradezu dadurch charakterisiert, dass er sehr jung in eine hohe Position gelangt ist und die Menschen ein entsprechend festgefahrenes Bild von ihm haben.


    Meiner Ansicht nach legt die Geschichte überhaupt nicht nahe, dass die Altersvorstellungen denen unserer Welt ähnlich sind. Die Adelsfamilien erwarten ständig von ihren Kindern, dass sie sich sehr früh wie Erwachsene verhalten, und geben ihnen auch sehr früh Befehlsgewalt über andere Menschen. Erscheinen Kinder zu sorglos, werden sie als »Sommerkinder« bezeichnet und vor dem kommenden Winter gewarnt. Joffrey und Lysas Sohn können andererseits als Beispiele dafür gelten, welche negativen Folgen es hat, wenn selbstsüchtigen Kindern Autorität über andere verliehen wird. Catelyn missbilligt, dass ihre Schwester ihren Sohn nicht richtig auf seine zukünftige Aufgabe vorbereitet. Für mich stellt sich die Sache eher so dar: Kinder westerosischer Adelsfamilien werden in sehr jungem Alter in Erwachsenenrollen gedrängt, auch dann, wenn sie nicht über die entsprechende Reife und Erfahrung verfügen. Dieses System scheint in Westeros niemand zu hinterfragen, und wenn es nicht funktioniert, wird dies dem Individuum angelastet.


    Na ja, nur weil Robb gelernt hat, wie er sich verhalten soll, heißt das noch lange nicht, dass seine Meinungen auch ernst genommen werden können oder sollen. Die Tatsache, dass er einige Zeit zuvor noch nicht mit einem Schwert trainieren durfte, zeigt aber doch, dass er nicht als vollwertiger Mann anerkannt wurde. Nicht nur weil er nicht mit dem richtigen Schwert kämpfen darf, sondern auch weil das nicht seine Entscheidung ist. Natürlich verändert sich seine Verantwortungslage, dennoch erscheint das in meinen Augen weit hergeholt, dass er plötzlich den Respekt einer Armee hat.


    Wenn ich sage, dass die Altersvorstellungen unserer Welt ähnlich sind, meine ich viel weniger die Altersrollen oder -aufgaben (natürlich ist man in unserer Welt mit elf nicht alt genug für eine Verlobung!), sondern wann eine Person Kinder- oder Erwachsenenstatus hat. Jon beispielsweise wird andauernd als 'grün' bezeichnet, bis er sich den nötigen Respekt erarbeitet hat. Genauso würden wir einen Fünfzehnjährigen auch zunächst als jung und unerfahren annehmen, bis er eben seine Reife bewiesen hat. Robert will ja auch erst mal Ned zum Herrscher machen, weil Joffrey noch zu jung sei. Nur weil die Kinder in Rollen gedrängt werden und Macht haben, heißt das ja nicht, dass sie von den anderen Bewohnern dieser Welt als Erwachsene empfunden werden!



    Okay, jetzt verstehe ich besser. Martin verwendet halt durchgehend das Prinzip »Show, don't tell«, also ein aus den visuellen Medien übernommenes Verfahren. Ich vermute, dass gerade deshalb so viele von A Song of Ice and Fire fasziniert sind. Die Möglichkeiten zur Charakterzeichnung und zum Vermitteln von Hintergrundinformationen schränkt es natürlich ein, und dem Format Fernsehserie nähern sich die Bücher dadurch eher an, als sich von ihm abzusetzen. Nähere Informationen über irgendeinen Ort in Westeros erhält man in der Regel erst, wenn POV-Charaktere sich dort hinbegeben. Und die Komplexität der Figuren zeigt sich eher darin, dass es oft zu überraschenden Perspektivwechseln auf sie kommt: Jaime z.B. wirkt in seinen POV-Kapiteln völlig anders als in der Sicht, die andere POV-Charaktere auf ihn haben.


    Ich würde sagen: Innerhalb der Begrenzungen seines Erzählprinzips nutzt Martin seine Möglichkeiten optimal, aber das hebt natürlich die Begrenzungen nicht auf. Letztlich ist das ja die große Frage: Wird Martin es schaffen, die sich immer weiter ausfächernde Handlung mit »Show, don't tell« darzustellen, oder wird er sich darin verhaspeln, dass er immer neue POV-Charaktere braucht und das Werk dadurch immer mehr ausufert, ohne zum Ende zu kommen?


    Da bin ich anderer Meinung. Ich denke nicht, dass die Leser deswegen fasziniert sind, weil er den discours vernachlässigt; vielmehr verzeiht man ihm diese Vernachlässigung durch die hervorragene histoire. Du siehst das als optimale Ausnutzung seiner Möglichkeiten, ich als klare Missachtung seiner Möglichkeiten. Natürlich ist es eine faszinierende Geschichte, aber ist es auch literarisch wertvoll?
    Danke für das Beispiel mit Jaime ([size=5pt]entschuldige übrigens die vorherige Falschschreibung[/size]) - im ersten Buch gibt es diese Kapitel nicht und genau so etwas hat mir gefehlt! Vielleicht muss ich doch weiterlesen, um zu sehen, ob es besser wird. :zwinker:


    Hm, ich habe in den Büchern schon noch einiges mehr gefunden als das, was die Serie bietet.


    Was denn? (Ist nicht polemisch gemeint; das interessiert mich wirklich!)



    Na ja, it's fantasy. Warum sollten da die gleichen Regeln wie in unserer Wirklichkeit gelten, ab wann jemand erwachsen ist? Im Laufe der Reihe wird immer deutlicher, dass die westerosischen Adelsfamilien größten Wert darauf legen, ihre Kinder möglichst früh zum „Erwachsensein“ zu erziehen. Warum sollten Personen, die in einer solchen Welt leben, das nicht ernst nehmen?


    Grundsätzlich hast du natürlich recht, dass in einer fiktiven Welt andere Regeln gelten (können). Aber zunächst einmal legt der Anfang der Geschichte nahe, dass die Altersvorstellung denen der unseren Welt schon zumindest ähnlich sind. Nehmen wir einmal Robb als Beispiel: Erst darf er nicht einmal mit einem Schwert mit einer richtigen Klinge trainieren. Und kurze Zeit später führt er einen Krieg an? Das steht einfach nicht im Verhältnis. Davon abgesehen ist das Alter an sich (wie auch in der wirklichen Welt) ja weniger relevant als der Erfahrungssschatz. Allerdings hatte man, wenn man jung ist, einfach noch nicht besonders viel Zeit, den anzusammeln. Da nehme ich als Beispiel Jamie. Selbst wenn wir behaupten, dass er schon mit 14 ein richtiges Schwert benutzen durfte - heißt das, dass er mit 17 schon genug Erfahrung hat, in der Elitegarde des Königs zu dienen?



    Was wären denn Vorzüge bzw. Charakteristika des Mediums Buch? :gruebel: Dass es in Büchern keine Kostüme, Musik und Kulissen gibt, versteht sich ja von selbst.


    Charakteristika des Medium Buchs im Vergleich zum Film sind Elemente wie sprachlicher Stil, Beschreibungen, Fülle an Hintergrundinformationen und vor allem auch die Innensicht von Charakteren. Natürlich besitzt das Buch all diese Elemente; meiner Ansicht nach werden sie jedoch nicht genügend genutzt. Gerade Innesicht kann der Film zwar durchaus auch darstellen, ist in dem allerdings beschränkter als eine Erzählung. Ein extremer Vergleich wäre The Sound and the Fury von Faulkner. Würde man diese Innensichten filmisch darstellen, würde einem vieles verloren gehen. Bei A Game of Thrones habe ich diesen Eindruck leider nicht.



    Ich finde jedenfalls eher, dass die Qualität der Serie auch für das Buch spricht. Immerhin ist die erste Staffel sehr buchgetreu verfilmt und ohne diesen Roman könnte es die Serie ja gar nicht geben. Wenn sich die Serie also ihrer filmischen Stilmittel bedient, dann ist das natürlich auch ein Qualitätskriterium der Serie, aber die Grundlage, auf der alles aufgebaut wird, liefert nun mal das Buch. Das sehe ich persönlich zumindest so :zwinker:


    Ja, da stimme ich dir zu! Nur bietet für mich persönlich die Serie ein deutliches 'Mehr' im Vergleich zum Buch. Ich finde das Buch gut, die Serie aber besser. :smile:


    Was meiner Ansicht nach aber für das Buch spricht, immerhin haben sie es in der Serie so toll umgesetzt, dass man gerade in Band 1 wirklich fast mitreden kann.


    Finde ich nicht. Wenn das Buch im Vergleich zur Verfilmung keinen Mehrwert besitzt, wurden die Vorzüge des Mediums Buch meiner Meinung nach nicht ausreichend genutzt. Im Gegenteil spricht es für die Serie, die sich wiederum der Charakteristika ihres Mediums durchaus bedient hat. Neben der wirklich sehr wörtlichen Umsetzung der Handlung bietet sie solche Sache wie Kostüme, Musik, Kulisse usw. Für mich stellt sich die Frage, warum ich ein Buch lesen sollte, wenn mir die Verfilmung mehr bietet?

    Hallöchen!


    Zunächst einmal muss ich eingestehen, dass ich die Serie zuerst gesehen habe. Da sie mich unglaublich begeistert hat, wollte ich unbedingt auch die Bücher dazu lesen. Leider muss ich sagen, dass ich ein bisschen enttäuscht bin. Zuerst zum Positiven:
    - Ohne jeden Zweifel sind die dargestellte Welt und die komplexe Handlung sehr vielschichtig, interessant und überzeugend. Unstimmigkeiten sind mir bisher nicht aufgefallen. Obwohl sich die Geschichte - wie auch manche Charaktere - unerwartet entwickeln, passt dies dennoch immer in den Gesamtkontext.
    - Bei den Charakteren bietet sich eine unerwartete Vielfalt: Keine Figur ist nur eindimensional dargestellt, oder beschränken sich auf einen für die Geschichte wesentlichen Charakterzug. Durch eine recht ausgewogene Darstellung ihrer Schwächen und Stärken, erscheinen alle Charaktere wie 'echte' Menschen, mit denen man sich gut identifizieren kann. Unterstützt wird das zudem durch die wechselnde Perspektive in jedem Kapitel.
    - Obwohl die dargestellte Welt sehr groß ist, werden bestimmte Teile wie beispielsweise die Existenz von Magie und Drachen oder auch das Leben im Norden zunächst nur angedeutet. Dadurch kann man sich etwas leichter in die Welt einfinden, als wenn man von Anfang an damit konfrontiert würde. Zudem bleibt man gespannt auf das Erkunden und Entdecken dieser Bereiche.


    Nun jedoch auch zu den Aspekten, die mir nicht so gut gefallen haben:
    - Grundsätzlich hatte ich erwartet, durch das Lesen der Bücher eine große Menge an zusätzlichem Hintergrundwissen und ein besseres Verständnis der Charaktere zu erhalten. Das war keineswegs der Fall. Es mag sein, dass mir manche Zusammenhänge klarer geworden sind, aber das wäre durch ein erneutes Ansehen der Serie wohl auch der Fall gewesen. Gerade bei der Darstellung der Charaktere bin ich ziemlich enttäuscht. Es hätte mich ehrlich gesagt nicht gewundert, wenn ich festgestellt hätte, das 'Buch zur Serie' zu lesen.
    - Der Stil an sich ist keinesfalls schlecht; er hält sich weitgehend von klischeehaften Formulierungen und ähnlichem fern. Das Buch liest sich im Grunde sehr leicht. Allerdings kann es mich überhaupt nicht fesseln (und das liegt nicht daran, dass ich die Handlung schon kenne). Die dargestellten Kämpfe zum Beispiel finde ich unglaublich langweilig. Mir erscheint es eher wie das Lesen eines Protokolls. Gerade auch bei der Innensicht der Charaktere finde ich das sehr auffällig. Ich sehe bisher keinen Unterschied in den Beschreibungen des Buches und dem Zusehen der Schauspieler. Außerdem wird auch stilistisch überhaupt nicht zwischen der Perspektive eines Siebenjährigen und anderen, deutlich älteren Figuren unterschieden. Als Ausnahme fällt mir beispielsweise das Kapitel ein, in dem Arya die Katzen fängt. So etwas hätte ich mir deutlich mehr gewünscht.
    - Was mich auch noch stört und was bestimmt durch die Serie verstärkt wird, ist das Alter der Figuren. Wie kann ich (oder irgendwer) Robb mit seinen 15 Jahren ernst nehmen? Jamie war mit 17 schon Teil der Kingsguard und wird zum Kingslayer? Daenerys ist 13, als ihre Geschichte beginnt? Die Eltern Stark und wohl auch König Robert sind etwa Mitte 30?


    Ich denke nicht, dass ich die übrigen Bücher lesen werde. Höchstens die Bände, die die Serie noch nicht abgedeckt hat, falls mich meine Neugier dazu zwingt. Insgesamt gefällt mir die Serie deutlich besser, was mich selbst überrascht. Die Handlung erscheint mir lebendiger und die Charaktere schillernder.


    Viele Grüße,
    mondpilz


    Ich bin nicht sicher, ob das jetzt provozieren ist, oder Ernst gemeint ist.


    Beides. Zum einen kann man nicht von anderen Beweise erwarten und selbst mit "Das ist nämlich wirklich nicht wahr." argumentieren. Und zum anderen zeigen deine Beispiele, dass Zweig bedeutend war, was ich auch nie bezweifelt habe. Aber einem Vergleich mit Thomas Mann hält er trotzdem nicht Stand.
    Das ist als würde ich sagen: "Der K2 ist hoch, aber der Mount Everest ist höher.", was nicht gleichbedeutend ist mit: "Der Mount Everest ist hoch und der K2 ist ein Hügel."


    lg,


    mondpilz


    1.) Wer behauptet das? Wo steht das? Wer stellte die Behauptung auf?
    (das Mann bedeutender sei)
    2.)Da gehört schon etwas mehr dazu.... was denn, Deiner Meinung nach? Das wär jetzt interessant. Schlagen wir nicht Bücher auf um der Zeilen wegen?


    Beispielsweise wirst du in der Germanistik mit Sicherheit immer Veranstaltungen über Thomas Mann, aber nicht unbedingt über Stefan Zweig finden. Seine Werke lassen weniger Interpretationsspielraum zu, er hat nicht gerade etwas Neues in der Literatur geschaffen. Thomas Mann hat den Literaturnobelpreis bekommen (okay, nicht unbedingt das beste Argument).
    Eine Vorliebe für Zweig spielt sich m.E. eben hauptsächlich auf der Geschmacksebene ab. Er hatte - zumindest meines Wissens - keinen großartigen Einfluss auf die Literatur. Daher halte ich Mann für objektiv bedeutender, auch wenn ich Zweig auf der Geschmacksebene bevorzuge.



    Nur, ich bin halt grantig geworden, als die Bemerkung fiel, dass Zweig nicht so sehr bedeutend sei. Das ist nämlich wirklich nicht wahr.


    Und worauf bitte stützt du nun diese Behauptung?



    lg,


    mondpilz

    Hallo cori,



    natürlich ist das geschmacksache! wohl! doch, zu sagen... der ist gut und der nicht, finde ich nicht richtig. ich glaube, mein angesprochener kompromiss ist objektiv betrachtet richtig. alles liebe cori


    Du urteilst über Mann doch auch, also wieso beschwerst du dich?



    Ich würde als Kompromiss sagen:
    Mann war der Große in Deutschland und Zweig in Österreich. Gleiche Stufe. Muss sein. Das geht gar nicht anders. Er war vorallem ein großer Essayist. Fakt.
    Was ich meinte mit den Werken... 90 % davon ist phantastisch. Das muss einer nachmachen. lg cori


    Und ich finde, dein Vorschlag hat überhaupt nichts mit einem Kompromiss zu tun. Solche Aussagen wie "Muss sein." und "Fakt." sind weder eine ausreichende Begründung noch besonders einsichtig.


    Versteh mich nicht falsch - ich schätze Zweig sehr und mit Mann kann ich auch nichts anfangen. Trotzdem weiß ich, dass Mann literarisch bedeutender ist als Zweig. Nur die Tatsache, schön schreiben zu können, macht einen noch zu keinem "ganz Großen". Da gehört schon etwas mehr dazu.


    lg,


    mondpilz

    Huhu,


    Palahniuk frustriert mich irgendwie. Letztes Jahr schon mit Das Kainsmal und dieses Jahr mit Das letzte Protokoll.
    Ich finde, er hat wirklich außergewöhnliche Geschichten, einen wiedererkennbaren Schreibstil und wirklich gute Ideen. Er schafft es auch, die Spannung und den Spaß am Lesen lange aufrecht zu erhalten; aber - seine Auflösungen... :rollen:
    Er kann es einfach nicht mit einer normalen Lösung gut sein lassen. Die Sachen, die Misty angetan wurden, wären auch ohne einen derart weit hergeholten historischen Hintergrund schlimm genug.


    Ich finde es einfach schade, wie Palahniuk seine Romane durch die letzten Kapitel immer wieder selbst zerstört. Zumindest habe ich persönlich diesen Eindruck und daher bin ich frustriert. :sauer: Während des Lesens habe ich immer ein Fünf-Ratten-Gefühl, das durch den Schluss dann immer auf zwei-drei abgeschwächt wird. Das ist so schade!


    lg,


    mondpilz

    [size=13pt]Thomas Bernhard - Holzfällen. Eine Erregung[/size]


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt
    Auf der Beerdigung einer alten Freundin begegnet dem Ich-Erzähler das Ehepaar Auersberger, das ihn prompt zu ihrem künstlerischen Abendessen einlädt, zu dem auch ein Burgschauspieler erwartet wird. Überrumpelt und entgegen jeder Überzeugung nimmt er die Einladung an, obwohl er mit gerade dieser Gesellschaft seit Jahrzehnten aus Abscheu keinen Umgang mehr pflegt. In einem einzigen langen, nicht von Absätzen oder Kapiteln unterbrochenen Monolog schildert er die Erregung, die er an diesem Abend durchlebt und gibt nach und nach immer mehr auch von sich preis.


    Meine Meinung
    Erregung - Der Titel ist Programm. Man kann tatsächlich die Stimme des Erzählers in seinem Kopf hören, wie sie ununterbrochen schimpft, sich aufregt und vor sich hin zetert. Diese Stimme machte das Lesen zu einem äußerst amüsanten Vergnügen. Sie wird auch der Grund sein, warum mich die seitenlangen Sätze und die andauernden Wiederholungen kein bisschen gestört, sondern den Lesegenuss noch verstärkt haben.
    Holzfällen war mein erstes Buch von Bernhard und ich hatte etwas vollkommen anderes - sehr viel zynischeres - erwartet. Aber ich wurde von der Komik und dem Humor des Stils überrascht.
    Besonders gut hat mir auch gefallen, wie man mit jeder Wiederholung ein kleines Detail mehr aus der Vergangenheit des Erzählers und der ihm ungebenden Personen erfährt, bis man am Ende erkennt, wie wenig er sich doch von den anderen unterscheidet.


    Alles in allem ein wirklich empfehlenswertes Buch und bestimmt nicht mein letztes von Bernhard!



    Liebe Grüße,
    mondpilz

    [size=11pt]Banana Yoshimoto - Tsugumi
    [/size]

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Inhalt:

    Die Ich-Erzählerin Maria wächst mit ihrer Mutter bei Verwandten in einer kleinen Küstenstadt auf. Ihre Cousine und beste Freundin Tsugumi ist zwar von schwacher Gesundheit, hat aber einen außergewöhnlich starken Charakter. Nachdem Maria zum Studium nach Tōkyō zieht, verbringt sie einen letzten unvergesslichen Sommer an der Küste.


    Meine Meinung:
    Ich bin leider nicht so begeistert, wie ich gehofft hatte. Meine Kritik konzentriert sich im Wesentlichen an zwei Punkten:
    1. Der Stil. Mag sein, dass es auch an der Übersetzung liegt, aber ich fand den Stil etwas zu jugendlich. Zu wenig elegant, zu viel Umgangssprache.
    2. Tsugumi. Ich fand die Figur der Tsugumi nicht unbedingt sehr glaubwürdig; ich verstehe nicht, wie man für so eine Person Zuneigung empfinden soll. Zum anderen hat es mich irritiert, dass die Autorin im Nachwort sagt, sie sei natürlich Tsugumi. Das wirkt im Hinblick auf die Beschreibungen etwas narzisstisch.
    Ansonsten war die Geschichte zwar ganz nett, aber meines Erachtens auch nichts Besonderes.
    Es ist eher unwahrscheinlich, dass ich in nächster Zeit noch ein Buch von Banana Yoshimoto in die Hand nehmen werde.


    lg,


    mondpilz

    Huhu,


    ich hatte auch wieder einiges nachzuholen:


    Neunte Geschichte des ersten Tages:
    Aus dem schwachen König von Zypern wird durch den Spott einer Edeldame aus der Gascogne ein entschlossener Herrscher.


    Zehnte Geschichte des ersten Tages:
    Meister Alberto von Bologna beschämt auf feine Weise eine Dame, die ihn wegen seiner Liebe zu ihr beschämen wollte.


    Erste Geschichte des zweiten Tages:
    Martellino stellt sich lahm und gibt vor, durch den Leichnam des heiligen Heinrich geheilt zu werden. Sein Betrug wird entdeckt, er wird geprügelt und eingekerkert und schwebt in Gefahr, gehenkt zu werden, kommt aber endlich los.

    Zweite Geschichte des zweiten Tages:
    Rinaldo von Asti kommt, von Räubern ausgeplündert, nach Castel Guiglielmo, wo er von einer Witwe beherbergt und für seinen Unfall schadlos gehalten wird, und dann unversehrt nach Hause zurückkehrt.


    Also mir gehen die Geschichten mittlerweile schon ziemlich auf den Geist. Am ersten Tag wird andauernd jemand beschämt und ändert sein ganzes Wesen durch die feine List eines anderen.
    Bei den beiden Geschichten des zweiten Tages, die ich bisher gelesen habe, weiß ich noch nicht so recht, was durch sie ausgesagt werden soll.


    Allgemein finde ich die Idee, dass ein einziger Autor einhundert Geschichten in einem Buch erzählt, immer merkwürdiger und irgendwie auch immer schwachsinniger. Da muss man sich ja zwangsläufig wiederholen!
    Ich habe noch keinerlei Sekundärliteratur zum Decamerone gelesen, kann aber bisher nicht erkennen, was es zu einem bedeutenden Stück Weltliteratur macht. Ich hoffe, das wird mir im Verlauf des Werks noch klarer...


    lg,


    mondpilz

    Huhu,


    auch, wenn ich eigentlich lieber normale Bücher lese, könnte ich mich mit so einem Reader schon auch anfreunden.



    Die Chance des e-books könnte tatsächlich darin liegen, die Studentenschaft zu erobern, wenn Fachbücher entsprechend günstig und auch als Einzelkapitel angeboten werden.


    Das ist ein sehr gutes Argument für E-Books; ich musste mir diese Woche beispielsweise wieder ein Fachbuch für 50 Euro (was bei Fachbüchern ja nicht unbedingt ein hoher Preis ist) zulegen, wobei ich nicht weiß, wie viel ich von den 800 Seiten in meinem Studium tatsächlich lesen werde. Einmal abgesehen davon, dass das Buch extrem schwer ist und man es daher eigentlich auch nur zu Hause lesen kann. :grmpf:


    Man benötigte dann allerdings die Möglichkeit, Stellen zu markieren und evtl sogar Anmerkungen an den Rand zu schreiben, was mit Touchscreen allerdings auch nicht so undenkbar ist.


    Ich habe erst letzte Woche einen Artikel zu diesem Thema in der Zeit Wissen (?) gelesen, in dem jemand aus der Musikbranche interviewt wurde, der die Umstellung auf das mp3-Format vor 15 Jahren auch noch als vollkommen undenkbar miterlebt hat. Er meinte, die Umstellung auf E-Books wäre eine ganz natürliche, nicht aufzuhaltende Entwicklung und es liege jetzt an den Verlagen, die Fehler der Musikbranche nicht zu wiederholen (z.B. geschützte, unhandliche Formate; zu hoher Preis; etc.).


    lg,


    mondpilz


    Der Jude Melchsidech wendet mit der Geschichte von den drei Ringen eine große Gefahr von sich ab, die ihm von Saladin drohte.


    Die bekannteste Geschichte aus dem "Dekameron", die vermutlich auch die meisten Leute kennen.


    Ist das wirklich die Bekannteste? Ich dachte, das sei die Falkennovelle?


    Nachdem ich von den ewigen Religionsgeschichten schon etwas genervt war, versprach die fünfte Geschichte des ersten Tages endlich einen Themenwechsel:


    Die Marktgräfin von Montferrat weist die törichte Liebe des Königs von Frankreich durch ein Hühnergericht und ein paar hübsche Worte zurück.


    Allerdings hat mich diese Geschichte nicht sonderlich beeindruckt; ich fand sie eher belanglos.


    Ich habe mich nur im Nachhinein gefragt, ob das wirklich die Überzeugung der Damen ist, oder vielmehr eine geschickte Rechtfertigung dafür, die mit drei der Damen verbandelten Männer mitzunehmen, ohne den Anschein der Sittsamkeit zu verlieren? Wäre das möglich?


    Natürlich ist das möglich. Ich hatte es nur nicht in Betracht gezogen, weil die drei Männer erst eine Seite später auftreten.


    Nun zur zweiten Geschichte des ersten Tages:


    Der Jude Abraham geht auf Antrieb des Jeannot von Sevigné nach Rom und kehrt, als er die Schlechtigkeit der Geistlichen dort kennengelernt hat, nach Paris zurück, um Christ zu werden.


    Das ist ja wirklich eine nette Geschichte. Ich verstehe allerdings nicht so recht, wieso Jeannot selbst Christ bleibt, wenn er denkt, dass Abraham das Christentum wegen der Schlechtigkeit der Geistlichen ablehnen würde. Die Gedanken Abrahams klingen logisch, wenn sie auch nicht nachvollziehbar sind. Welchen Grund hat aber Jeannot, Christ zu sein?


    lg,


    mondpilz

    Guten Abend,


    ich hab die Einleitung und die erste Geschichte des ersten Tages nun gelesen. Ich lese die Fischer-Ausgabe in der Übersetzung von Karl Witte.


    In der Einleitung hat mich ein Satz schon einmal etwas entsetzt:
    Filomena sagt:
    "Wir [Frauen] sind unbeständig, eigensinnig, argwöhnisch, kleinmütig und furchtsam, ..."
    Natürlich ist das eine andere Zeit, aber dass er die Figuren, mit denen Boccaccio sein Buch beginnt, gleich in solch einem schlechten Licht darstellt, finde ich doch etwas eigenartig.


    Herr Ciappelletto führt durch eine falsche Beichte einen frommen Vater an der Nase herum. Und obwohl er in seinem Leben ein Erzhalunke gewesen, so wird er doch nach seinem Tode für einen Heiligen gehalten und Sankt Ciappelletto genannt.


    Hier wird schon sehr deutlich, wie abwertend die Haltung gegenüber der Kirche (aber nicht unbedingt der Religion) ist. Ich finde interessant, dass der Erzähler Panfilo selbst die Möglichkeit in Betracht zieht, dass Chapelet in den letzten Augenblicken seines Lebens doch noch aufrichtige Reue empfunden hat. Ob so etwas möglich ist? Ein niederträchtiges Leben zu führen und doch noch zu bereuen? Ist die Seele dann nicht vollkommen abgestumpft?


    lg,


    mondpilz

    Huhu,


    irgendwie hatte ich vergessen, euch meine Erfahrung mitzuteilen. Entschuldigt bitte!


    Also - wie gesagt - hatte ich mir den Teil Thomas Mann ausgeliehen. Im Gesamten fand ich es sehr gut aufgebaut und meist auch verständlich geschrieben. Hinderlich für ein allumfassendes Verständnis ist aber leider, dass die Autoren wohl von der Kenntnis aller Mann-Werke ausgehen. Ich habe nur das Kapitel über den Zauberberg gelesen und konnte einigen Gedanken leider nicht vollends folgen, weil immer wieder auf andere Werke angespielt und die Biografie Manns vorausgesetzt wird. Hat man sich also mit einem Autor oder dem Thema eines Bandes schon tiefgreifend auseinandergesetzt, handelt es sich bestimmt um eine bereichernde Lektüre. Wenn man diese Voraussetzungen allerdings nicht erfüllt, ist man mit einer Biografie oder einer Sekundärliteratur speziell zu einem Werk wohl besser beraten.


    Liebe Grüße,


    mondpilz


    Danke für die Infos. Was hat das mit BigBens im Ausgangsthread geschilderter Edition des Erich Schmidt Verlags zu tun? :confused:


    Hat damit zu tun, dass die Reihe als Fachliteratur für Germanistik & Komparatistik eingeordnet ist.


    mondpilz


    Bei uns in Frankfurt heißt es Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaften, was bedeutet Literaturwissenschaft von deutschen, englischen, französischen und lateinischen Werken. Manchmal auch Spanisch, aber die Frankfurter Uni hat sich auf Französisch festgelegt (also wir müssen Englisch, Französisch und ein kleines Latinum nachweisen).
    Wir machen im Prinzip das, was Germanisten und so auch machen,...nur eben ein breiteres Spektrum, weil mehr Sprachen und deshalb auch mehr Werke


    An anderen Unis heißt es auch Komparistik und in Tübingen kann man zum Beispiel 2 moderne Fremdsprachen machen, von denen eine Englisch oder Französisch sein muss.


    Hier in München heißt es Komparatistik. Wir müssen auch das Latinum (oder eine andere alte Sprache; man kann also auch gerne Griechisch oder Sanskrit nehmen) und neben Englisch noch eine weitere moderne Fremdsprache nachweisen (das Spektrum ist da wirklich sehr groß). Hier gibt es auch keine Festlegung auf eine bestimmte Literatur oder ähnliches. Das fände ich auch irgendwie etwas eigenartig. Komparatistik bezieht sich auch sehr stark auf andere Medien, wie z.B. Film, was das Studium sehr flexibel und weitreichend macht. Also ich find es toll :klatschen:


    lg,


    mondpilz


    Mein Fazit: Bestenfalls für ein Auffrischen der Ereignisse ganz brauchbar, aber für Albenmark-Neulinge total ungeeignet. Investiert lieber etwas mehr Zeit und verbringt tragisch-schöne Stunden mit dem Buch.


    Huhu,


    ich gehöre zu diesen Neulingen und habe das Hörbuch vor über eineinhalb Jahren gehört - und es hat sich kein Bedürfnis eingestellt, das Buch zu lesen. Das mag wohl v.a. an der stark gekürzten Fassung liegen. Die Zusammenhänge und Handlungsstränge versteht man eigentlich schon, aber - genau wie du gesagt hast - baut sich keine Bindung auf. Immer wieder werden Inhaltsangaben von Kriegen oder mehreren Jahrzehnten vorgelesen, die man nicht miterlebt. Dadurch wirkt alles etwas sehr fern und "kalt, gefühllos". Ich fand das sehr schade, weil die Geschichte an sich sehr viel mehr vermuten lässt. Ich verstehe wirklich nicht, warum hier so stark gekürzt wurde. Ärgerlich...


    lg,


    mondpilz


    Ich habe die Frage gleich mal an den Verlag geschickt. :winken:


    Sehr schön.


    In der Uni-Bibliothek München gibt es alle Bände. Ich habe mir jetzt mal Thomas Mann vorgemerkt, um beurteilen zu können, wie gut ich die Reihe finden soll. Das kann ich ja dann auch in diesem Thread festhalten.


    lg,


    mondpilz