Yusuf Yeşilöz - Der Imam und die Eselin

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Kurzbeschreibung
    Die Dörfler freuen sich nicht wirklich über die blaue Moschee, die ihnen ein großzügiger Emigrant gestiftet hat: Nun müssen sie jeden Tag fünf Mal zum Beten in die Moschee statt wie bisher nur freitags zum Mittagsgebet ins Nachbardorf. Besonders verärgert ist der alte Imam des Dorfs, dem man mit dem Neubau einen jungen, türkischen Imam vor die Nase gesetzt hat. Um den Grünschnabel wieder loszuwerden, werden Haci Memed und seine Freunde bei der ersten Gelegenheit in der Kreisstadt beim Mufti vorstellig. Das kurdische Dorf sollte doch besser zu einer Wasserleitung kommen - die es viel dringender braucht als eine Moschee.


    Meine Eindrücke
    Haci Memed und Ali Ole beobachten den Imam bei sträflichem Tun mit einer Eselin und beschließen, den ohnehin nicht allzu beliebten Imam gleich in der Kreisstadt anzuschwärzen. Sie hoffen darauf, dass der Mann ordentlich bestraft wird. Doch die Mission geht gründlich schief und damit sie im Dorf nicht das Gesicht verlieren, erfinden sie statt der Anklage ein Gespräch über eine neue Wasserleitung. Die Aktion gerät außer Kontrolle; aus Freude über die neue Wasserleitung werden Feste gefeiert, Toiletten mit Betonfußböden geschaffen und auch das Nachbardorf beginnt, für eine Wasserleitung zu kämpfen. Doch wie sollen die neuen Dorfhelden Haci Memed und Ali Ole für eine Wasserleitung sorgen, über die sie in der Kreisstadt niemals auch nur einen Piep getan haben?


    Yeşilöz nimmt uns mit in die anatolischen Dörfer, die leben wie eh und je und wo Neuerungen sehr kräftig einschlagen. Von der Wasserleitung träumen plötzlich alle und jeder will sie haben, die Alten, um zufrieden sterben zu können, die anderen, weil sie sich bessere Toiletten und bessere Viehversorgung versprechen. Die Frauen des einen Dorfs beginnen sogar hinter dem Rücken ihrer Männer mit dem Toilettenbau. Die Vorfreude mobilisiert zahllose Kräfte und einige bemühen sich enorm darum, die Wasserleitungen und Toiletten als ihren Verdienst anzupreisen. Die Ehefrau des einzigen Traktorbesitzers im Dorf zum Beispiel beansprucht den Verdienst, weil ohne eine moderne Fahrtmöglichkeit das zielführende Gespräch nie möglich gewesen wäre. Alles in Vorfreude auf eine Wasserleitung, die eigentlich gar nicht vereinbart ist.


    Die Wasserleitung wird schon kommen, aber es braucht Zeit und ist am Ende Verdienst eines ganz anderen Mannes. In kurzen Episoden schildert Yeşilöz den weiten Weg bis zum ersten Tropfen fließenden Wassers und geht in jeder davon ein bisschen auf das Leben auf dem Land ein. Auf Hochzeitsbräuche, Dorfhierarchien und Geschwätz und mit einem klitzekleinen Einblick in die unterschiedlichen Welten von Kurden und Türken.
    Ein wenig spielen die Episoden mit der Erwartungshaltung der europäischen Leser, wenn sich zum Beispiel bei der Heuernte Pärchen bilden oder wenn gleich zu Beginn des Buchs die Anklage so grandios scheitert.


    2ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa