[Nigeria] Olu Ibukun – The Return

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    Inhalt: Ebun Odanogun kehrt nach einigen Jahren im Ausland in sein Heimatdorf Ofe zurück, wo er mit großem Zeremoniell empfangen wird. Schließlich war sein Großvater als chief warrior schon einer der wichtigsten Männer im Dorf, sein Vater war einer der ersten Christen und hat die örtliche Kirche mit aufgebaut. Rückblickend wird Ebuns Leben erzählt. Mit dem Tod des Großvaters beginnt der Stern der Familie zu sinken. Eigentlich wäre Agidi, Ebuns Vaters, dessen Nachfolger geworden, aber als Christ legte er wegen der mit dem Posten verbundenen traditionellen Rituale keinen Wert darauf. So wird Agidis Halbbruder Are zum Nachfolger bestimmt. Aber die Autorität seines Vaters kann Are nicht aufbauen, zumal er auch noch früh stirbt. Immer noch lehnt Agidi seine familiären „Pflichten“ ab, trotzdem hat Ares Tod große Auswirkungen. Gemäß den alten Sitten „erbt“ Agidi nämlich eine von Ares Frauen, und damit verändert sich die Atmosphäre im Haus. Die neue Frau schafft es, Ebuns Mutter Iyabo aus dem Haus zu ekeln. Und da das Orakel Iyabo auch den Kontakt mit ihrem Sohn untersagt hat, soll der Junge nicht sterben, bleibt Ebun allein mit seinem desinteressierten Vater und einer unwilligen Stiefmutter zurück.


    Trost findet er in der Schule, wo er als sehr guter Schüler auffällt. Problematisch ist allenfalls, daß er hier immer der Jüngste und Kleinste ist. Bei einer Jahresabschlußprüfung gewinnt er das von dem Missionsleiter ausgelobte Stipendium, das er nach dem Tod seines Vaters fast verfallen läßt, holte ihn der Direktor der Schule nicht persönlich aus dem Haus seines Onkels. Für die weiterführende Schule würde sein Onkel allerdings kein Geld locker machen, daher ist es Ebuns Glück, daß er ein weiteres Stipendium für die sechs Jahre gewinnt. In dieser Zeit nimmt er auch wieder Kontakt mit seiner Mutter auf und geht anschließend noch zum Studium nach England, um von dort als Lehrer zurückzukehren.



    Meine Meinung: Hier bin ich etwas unentschlossen. Der Konflikt zwischen Christentum und traditionellem Glauben und Gebräuchen selbst in einzelnen Personen wie Agidi oder auch Ebun hätte viel Stoff geboten. Das wird zwar auch, gerade an Agidi, immer wieder thematisiert, aber es bleibt mir zu sehr an der Oberfläche und zu sporadisch. Die Konversion bedeutet nämlich für praktisch keinen der Dorfbewohner eine völlige Abkehr vom alten Glauben. Nach wie vor behält das Ifa-Orakel auch für sie seine Bedeutung, vor allem, wenn es um die Abwehr von Unheil geht. Und ganz selbstverständlich nehmen auch die Christen an Ritualen teil, die gegen den Einfluß von Hexen gerichtet sind. Dieses Spannungsfeld auszuloten gelingt Ibukun nur teilweise.


    Stattdessen verliert sich Ibukun mehr als einmal in minutiösen Beschreibungen von Ebuns Schulalltag oder reiht ein paar Episoden aneinander, die im Gesamtkontext zwar nicht überflüssig, aber nicht wirklich gut in den Erzählbogen integriert sind und daher wie Fremdkörper wirken, z. B. Ebuns Zusammentreffen mit dem Diener des Distriktkommissars, der ihn um sein Six-Pence-Stück prellt. Auch hätte ich gerne mal erfahren, wie alt Ebun zwischenzeitlich geworden war, denn nach seiner Beschreibung könnte man meinen, er sei am Ende seiner Schulausbildung kaum zehn Jahre alt gewesen, so klein und schwächlich wird er immer noch porträtiert.


    Sprachlich stellt der Roman an sich keine Herausforderungen, aber es gibt eine ganze Reihe Unterhaltungen die in Pidgin English geführt werden. Diese sind zwar nicht unverständlich, aber manche Bedeutungen lassen sich bestenfalls aus dem Zusammenhang erahnen, die tatsächlichen englischen Wörter sind nicht unbedingt zu erkennen. Aber das sorgt zumindest für ein schönes Lokalkolorit, ein paar Yoruba-Wörter wären auch noch nett gewesen.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen