[Nigeria] Daniel O. Fagunwa – Forest of a Thousand Daemons

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    Autor: Daniel O. Fagunwa
    Titel: Forest of a Thousand Daemons
    Originaltitel, Jahr: Ogboju Ode Ninu Igbo Irunmale, 1938
    Übersetzung aus dem Yoruba: Wole Soyinka
    Verlag: Random House Inc.
    ISBN: 978-0-394-53411-4
    Ausgabe: Hardcover
    Seiten: 140


    Inhalt: Eines Tages taucht ein Mann, der sich Akara-ogun nennt, bei dem Erzähler auf und verlangt von diesem sich mit Schreibzeug zu bewaffnen, weil er ihm seine Geschichte erzählen will, die nicht verloren gehen solle. Akara-oguns Vater war ein großer Jäger und seine Mutter eine Zauberin. Leider führte diese Kombination zu einem frühen Tod der Mitfrauen und Akara-oguns acht Geschwistern. Die Eltern überleben diese Familientragödie aber auch nicht besonders lange. Als Akara-ogun selbst schon ein bedeutender Jäger ist, beschließt er, sich in den Irunmale, den Wald der tausend Unholde, zu begeben. Das erste Zusammentreffen mit den dort lebenden Ghommids (eine variantenreiche Gruppe von nicht-menschlichen, nicht-tierischen Wesen, die aber auch nicht göttlich sind) erschreckt ihn so, daß er sich durch Zauberkraft wieder nach Hause versetzen läßt. Dort angekommen schämt er sich seiner Feigheit und kehrt zurück. Kurz darauf trifft er den Agbako, ein merkwürdiges Wesen, das unbedingt mit ihm kämpfen will, wobei aber keiner die Oberhand behält. Schließlich versinken beide in der Erde und Akara-ogun findet sich deformiert in einem Haus mit sich bewegenden Wänden wieder, aus dem er mit Mühe entkommt. Bei seinem zweiten Besuch im Irunmale gerät Akara-ogun in die Gefangenschaft eines Wesens, das ihn als Reittier mißbraucht. Wiederum gelingt ihm die Befreiung, aber bevor er endgültig heimkehren kann, erwarten ihn noch einige Abenteuer in einer Ghommid-Stadt als Berater des dortigen Königs. Die dritte Reise durch den Irunmale unternimmt Akara-ogun zusammen mit einer Gruppe weiterer Jäger auf Befehl seines Königs. Sie sollen ihm in der Stadt Mount Langbodo etwas holen. Die Reise dorthin ist wiederum von vielen Abenteuern geprägt, in der Stadt selbst werden sie freundlich aufgenommen. Man vertreibt sich die Zeit mit Gesprächen und gutem Essen, bis die Rückkehr angetreten wird. Heimkehren tun nur wenige der ursprünglichen Gruppe.



    Meine Meinung: Bis Mount Langbodo war das ganze durchaus vergnüglich zu lesen. Fagunwa mischt hier Elemente aus traditionellen Erzählungen, der Yoruba-Götter- und -Geisterwelt mit christlichem Gedankengut und europäischen Märchenmotiven. Das ergibt streckenweise einen recht merkwürdigen, manchmal aber auch erstaunlich gut passenden Synkretismus. Daß man im voraus weiß, daß Akara-ogun nichts ernsthaftes zustoßen kann, weil er ja schließlich seine Geschichte selbst erzählt, stört dabei überhaupt nicht.


    Leider verliert Fagunwa diese Linie völlig in Mount Langbodo, und so hatte ich auf den letzten 40 Seiten das Gefühl, in einem völlig anderen Buch gelandet zu sein. Die wichtigsten der Jäger werden vom König der Stadt bei einem gewissen Iragbeje einquartiert, dessen besonderes Merkmal seine Unsterblichkeit ist. Und dieser Iragbeje hat es sich zum Ziel gesetzt, die Jäger über wichtige Dinge zu belehren. So vergeht der erste Tag in seinem Haus mit einem Vortrag darüber, wie man Kinder erziehen soll und was es mit Ajantala-Kindern auf sich hat (Ajantala ist ein kleines Ungeheuer, das von Geburt an sehr stark, sehr aggressiv und sehr gemein ist, und nur Freude hat, wenn es andere demütigen, prügeln oder sonstwie fertigmachen kann). Am zweiten Tag dreht sich der Vortrag darum, wie man mit Erwachsenen umgeht, die maßlos sind. Und es geht darum, daß alles Wenn-ich-gewußt-hätte nun einmal nicht vor Fehlern bewahrt. Das alles wird zwar auch mit Gleichnissen berichtet und verdeutlicht, aber Iragbeje gibt auch viele direkte Handlungsanweisungen, bei denen der moralische Zeigerfinger derart unübersehbar ist, daß er auf mich extrem störend wirkte (und was mindestens eine halbe Ratte in der Bewertung kostet). Zum Glück beläßt es Fagunwa bei diesen zwei Tagen, am siebten reist die Gruppe ab, die Tage dazwischen bleiben dem Leser erspart.


    Auf Grund dieser offensichtlichen Zweiteilung frage ich mich, welcher Teil so besonders einflußreich für nigerianische (und darüber hinaus) Literatur gewesen sein mag, denn auf diesen Einfluß wird in verschiedenen Veröffentlichungen immer wieder hingewiesen. Ich hoffe ja sehr auf den ersten. Allerdings muß ich sagen, daß es sich wirklich gut und rhythmisch liest, sicher ein Verdienst von Soyinkas Übersetzung. Dieser weist in seinem Vorwort darauf hin, daß er manches Mal keine wortgenaue Übertragung sondern Äquivalente gewählt hat, um genau einen solchen Sprachfluß zu erreichen, das scheint dem Roman nicht geschadet zu haben. Außerdem gibt es noch ein kleines Glossar zu den Yoruba-Begriffen, in dem auch die Ghommid-„Familie“ vorgestellt wird, so daß man sich ein annäherndes Bild von diesen Wesen machen kann, ein schönes Extra.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß
    Aldawen