Beiträge von Zefira

    Ich habe eine Zeitlang immer mal wieder Post von DKZ-Verlagen bekommen, und da waren die Werbemethoden zum Teil auch recht frech. Es ist sehr lange her, aber ich erinnere mich an ein Schreiben eines (m.W. heute noch tätigen) DKZ-Verlegers, der sinngemäß schrieb, bei ihm ein Buch herauszubringen sei natürlich teuer, aber man könne ja dafür auf die nächste Urlaubsreise verzichten, die hätte man sowieso ein paar Wochen später wieder vergessen - etwa so: "... dann ist das Geld weg und die Eindrücke sind meistens auch nicht tiefer als die eines Dackels, den man nach Garmisch mitgenommen hat".
    Phantasievoll formuliert immerhin, aber auf mich wirkte das eher abschreckend.

    Ich muss dazu sagen, dass Hildesheimer ganz offensichtlich etwas gegen die Zauberflöte hat. Er führt etliche Beispiele an, die beweisen sollen, dass Mozart nicht auf der Höhe seiner Kunst war bzw. "nicht ganz bei der Sache". Leider habe ich das Buch wie gesagt nicht bei der Hand, aber sicher ist Hildesheimer in mancher Hinsicht voreingenommen.

    Schöner Thread!
    Wolfgang Hildesheimer, dessen umfassendes Buch "Mozart" m.W. immer noch Gültigkeit hat (ich habe mal Justus Frantz im TV sagen hören, Hildesheimer hätte alles über Mozart gesagt, was es da zu sagen gäbe) ist der gleichen Meinung, dass das Libretto der Zauberflöte seltsam gespalten sei. Ich habe das Buch leider gerade nicht hier (meine Tochter hat es mir abgeluchst), aber wenn ich mich richtig erinnere, schreibt Hildesheimer, dass man bei der Inszenierung der Zauberflöte gut beraten sei, nicht allzusehr nch evtl. darin verborgenen Weisheiten zu suchen, sondern lieber einen guten Schuss Schmierenbühne einsetzen solle.


    Ich habe mir übrigens neulich noch einmal die Inszenierung aus Bregenz 2013 noch einmal angesehen, wo die Zauberflöte sehr schön als Zauberoper gedeutet wurde. Man hatte da am Schluss sehr intensiv den Eindruck, dass Papageno und Papagena die bessere Lebensentscheidung getroffen hatten. (Hier zu sehen ab etwa 2h 20 min: Zauberflöte.)


    Ich bin überzeugt (ohne das musikalisch belegen zu können, mir fehlt die Fachkenntnis), dass Mozart selbst Papageno mehr zugetan war als Tamino, und für Schikaneder könnte durchaus das gleiche gelten. Jedenfalls hat Papageno den weitaus originelleren Text.


    Grüße von Zefira
    (edit, schenkt Herrn Frantz das t im Nachnamen)

    Der Thread ist zwar schon älter, aber ich möchte noch etwas dazu anfügen, weil Anne Ragdes "Neshov"-Trilogie (Neshov ist der Name des Schweinemast-Hofs, um den sich alles dreht) eines meiner großen Leseerlebnisse des letzten Jahres war.
    Ich möchte kurz auf den zweiten Band "Einsiedlerkrebse" eingehen. Der Schweinezüchter und Vater der jungen Torunn, Tor, ist gestorben und Torunn die nächste Erbin. Nun gibt es in Norwegen eine gesetzliche Regelung, wonach, wenn auf einem Erbhof der landwirtschaftliche Betrieb eingestellt wird, der Staat das Vorkaufsrecht an dem Hof hat. Man nennt das "Betriebspflicht". Nach Tors Tod haben seine Brüder Erlend und Margido verschiedene Vorstellungen, wie es mit dem nicht eben rentablen Hof weitergehen soll. Jeder findet ein ländliches Grundstück direkt am Fjord toll, aber niemand will Schweinebauer sein, wie es die Betriebspflicht vorsieht. Torunn bewirtschaftet den Hof zunächst weiter - eher aus Pflichtgefühl als aus Neigung - und sorgt für den Opa, der noch dort lebt. Die Vielfalt der an sie gestellten Ansprüche lässt sie aber immer weiter einknicken.


    Spannend an Anne Ragdes Romanreihe um Neshov ist die Entwicklung der Charaktere. So erscheint der fröhliche Erlend, der in "Das Lügenhaus" einen sehr guten Eindruck gemacht hat, nach und nach in einem ganz anderen Licht. Auch der etwas stoffelig wirkende Margido wird näher beleuchtet und zeigt neue Charakterzüge. Im dritten Band der Reihe, "Hitzewelle", in dem ich überdies eine einzigartig einfühlsame Schilderung depressiver Zustände gefunden habe, gibt es eine Art Kulmination und ein Neuanfang deutet sich an.


    Inzwischen gibt es einen vierten Band, "Sonntags in Trondheim" (der wieder eine ganz neue Richtung einschlägt) und wie mir die Übersetzerin Frau Haefs mitgeteilt hat, kommt im nächsten Jahr noch ein fünfter.