Fatos Kongoli – Die albanische Braut

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    Inhalt: Thesar Lumi will Anfang 1991 wie seine Freunde eigentlich aus Albanien nach Italien fliehen, verläßt aber im letzten Moment das Schiff und kehrt nach Hause zu seinen alten Eltern zurück. Um zu erklären, was ihn zum Bleiben bewegt, erzählt er rückblickend seine Geschichte. Aufgewachsen in der Kleinstadt nahe Tirana leidet er in der Schule zunächst unter einem tyrannischen und prügelverliebten Schulleiter. Um sich an diesem zu rächen, vergiftet er mit Hilfe eines „Zigeunerjungen“ den Hund der Tochter des Schulleiters. Überraschenderweise wird ihm aber vom Bürgermeister doch ein Studienplatz in der Hauptstadt vermittelt. Dort freundet er sich mit Ladi an (oder besser: dieser sich mit dem Erzähler). Ladis Vater ist ein einflußreicher Kader und die Freundschaft hat auch für Thesar einige Vorteile. Schwierig wird es, als er sich in Ladis Cousine Sonja verliebt, hinter der – zu Sonjas Leidwesen – ein Sicherheitsbeamter her ist. Als Ladis Familie aus unbekannten Gründen in Ungnade fällt, kehrt Thesar in seine Heimatstadt zurück und arbeitet dort in der Zementfabrik, wo er auf alte Probleme trifft: die Tochter des Schulleiters, ihren eifersüchtigen Verehrer und den sie scharf bewachenden Vater. Und auch der Sicherheitsbeamte hat noch eine Rechnung mit ihm offen.



    Meine Meinung: Was Kongoli ganz gut eingefangen hat, sind die Unterdrückungsmechanismen, die in einem abgeschotteten, von Staatsterror und Bespitzelung durchdrungenen Land herrschen. Die dadurch ausgelöste Angst dringt weit in das Privatleben ein und verlangt entweder eine besondere Vorsicht bei jedem Schritt, um sich nicht in unliebsamen Kontakt mit den nicht zimperlichen Sicherheitsdiensten zu bringen, oder ein hohes Maß an Risikobereitschaft, die dann aber mit Leidensfähigkeit einhergehen sollte. Der Blick auf diese Verhältnisse ist alles andere als angenehm, wenn auch – wie ich vermuten würde – nicht gerade spezifisch albanisch.


    Extem störend fand ich den Charakter des Erzählers. Ich kann damit leben, daß er sich nicht zum Helden aufspielt, das tun unter solchen Bedingungen wohl die wenigsten. Aber er trampelt einfach dämlich von einer Falle in die nächste und umgeht nur die ganz offensichtlichen (vielleicht zwei in der ganzen Erzählung). Das ist für jemanden, der unter einem solchen Regime groß wird, eher unglaubwürdig, jeder auch nur halbwegs vernünftige Mensch bildet doch Schutzmechanismen aus. Thesar aber schwankt nur zwischen Dummheit und Fatalismus. Letzteres wird noch unterstützt durch einen beträchtlichen Alkoholkonsum, den er auch völlig in Ordnung findet und rechtfertigt. Die starke Betonung von Alkohol als Mittel zur Lösung von tatsächlichen oder vermeintlichen Problemen hinterläßt bei mir aus persönlichen Erfahrungen heraus immer ein ein starkes Unbehagen – ich mag so etwas nicht lesen. Und da es Kongoli auch nicht gelungen ist, mich mit seinem Stil besonders zu fesseln, das ist solides Handwerk, aber nicht mehr, gibt es dafür insgesamt nur


    2ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen